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Vor 50 Jahren kam Rainer Gebauer zur AS Eupen – Der „große Blonde“ sorgte für Riesenbegeisterung

Dieses Archivbild zeigt den ehemaligen AS-Spieler Rainer Gebauer am Rheinufer in Bonn. Foto: Gerard Cremer

Vor genau 50 Jahren landete AS-Eupen-Manager Paul Brossel mit der Verpflichtung des Stürmers Rainer Gebauer vom 1. FC Köln seinen größten Transfercoup. Der damals 22-jährige Bundesliga-Profi sorgte beim Eupener Zweitligisten für Riesenbegeisterung und für eine Riesensaison, die beinahe mit dem erstmaligen Aufstieg in die 1. Division gekrönt worden wäre.

Kurz vor seinem Wechsel nach Eupen im Sommer 1973 hatte Rainer Gebauer mit dem 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach das DFB-Pokalfinale bestritten.

Dieses Endspiel ging sogar in die Geschichte ein, weil sich der damalige Gladbach-Star Günter Netzer selbst einwechselte und dann das Siegtor für die Borussia erzielte.

Rainer Gebauer (3.v.links) mit anderen Neuzugängen der AS Eupen vor der Saison 1973-1974. Foto: Jubiläumsbuch „60 Jahre AS Eupen“

Vor jenem Pokalfinale am 23. Juni 1973 zwischen Köln und Mönchengladbach, das die Geißböcke mit 1:2 nach Verlängerung verloren, hatte AS-Manager Brossel seinen Trainer Hubert Vandormael angerufen und ihm gesagt: „Hubert, bei Köln spielt ein gewisser Rainer Gebauer. Der steht zwar nicht in der Anfangsformation, aber es kann gut sein, dass er eingewechselt wird. Schaue ihn dir mal an. Den könnten wir nach Eupen holen.“

Nach 70 Minuten wurde Gebauer tatsächlich eingewechselt. Schon nach dem Ende der regulären Spielzeit hatte sich Vandormael ein ziemlich genaues Bild von dem Spieler machen können. „Die 20 Minuten genügten mir vollauf, um zu sehen, was Gebauer mit dem Ball am Fuß alles machen konnte. Mir gefiel auch sein Zug zum gegnerischen Tor. Ich habe Brossel sofort angerufen und ihm gesagt: Paul, das ist genau der Spieler, den wir brauchen. Diesen Gebauer kannst du ruhigen Gewissens verpflichten“, berichtete Vandormael Jahre später.

Rainer Gebauer (rechts am Boden) bei einem Kopfball im vorletzten Meisterschaftsspiel der AS Eupen gegen Turnhout, das wegen der bereits begonnenen Umbauarbeiten am Kehrweg im Städtischen Stadion an der Judenstraße stattfand. Foto: Jubiläumsbuch „60 Jahre AS Eupen“

Eupens Trainerlegende sollte mit dieser Einschätzung goldrichtig liegen. Gebauer war es, der in der Saison 1973/1974 mit seinen 23 Toren am Eupener Kehrweg eine Riesenbegeisterung auslöste. Kaum ein Spieler der AS hat die Eupener derart begeistert wie der Deutsche.

Obwohl der „große Blonde“ nur eine Saison am Kehrweg spielte, hat er dort einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Fast wäre Eupen sogar direkt in die 1. Division aufgestiegen, denn in jener Saison gab es infolge der Aufstockung der höchsten Spielklasse auf 20 Mannschaften vier Direktaufsteiger. Im letzten Spiel der regulären Meisterschaft musste Eupen in Lokeren beim Mitkonkurrenten im Kampf um den dritten Tabellenplatz antreten. Die AS benötigte einen Sieg, um Lokeren noch vom dritten Rang verdrängen zu können.

Bis 15 Minuten vor Schluss lag Eupen 1:0 in Führung, doch dank eines sehr umstrittenen Handelfmeters gelang Lokeren der Ausgleich. Später mussten die Schwarz-Weißen noch einen zweiten Gegentreffer hinnehmen. Damit waren die Aufstiegsambitionen besiegelt.

Rainer Gebauer kam 1973 vom 1. FC Köln, wurde mit der AS Eupen 1973-1974 Torschützenkönig der 2. Division und verpasste den Aufstieg nur knapp. Foto: Jubiläumsbuch „60 Jahre AS Eupen“

Für die folgende Endrunde, die Eupen wegen umfangreicher Umbauarbeiten im Kehrweg-Stadion im Vervierser Panorama bestreiten musste, war nach der Enttäuschung in Lokeren die Moral dahin. Rainer Gebauer wechselt danach zu Sporting Charleroi, wo er ebenfalls zum Publikumsliebling wurde.

Anlässlich des 60-jährigen Vereinsjubiläums im Jahr 2006 wählten die Eupener Fans Rainer Gebauer zum besten AS-Spieler aller Zeiten. Eine Euphorie wie in der Saison 1973/1974 erlebte Eupen nicht einmal bei den Aufstiegen in die 1. Division 2010 und 2016. So froh und dankbar die AS-Fans heute auch sind, dass ihr Verein in der höchsten Klasse spielt und finanziell auf soliden Füßen steht, die Begeisterung von heute ist nicht zu vergleichen mit der von damals.

Ein wesentlicher Grund dafür war, dass es der AS Eupen in der Saison 1973-1974 gelang, unter Erfolgstrainer Hubert Vandormael mit einem Kader, der sich zu 90 Prozent aus Spielern aus dem Großraum Eupen-Lüttich-Aachen zusammensetzte, eine schlagfertige Truppe zu bilden.

Die AS-Spieler kamen aus Eupen und Umgebung (Günter Brüll, Heinz Weinand, Gottfried Nütten, Armand Taeter, Francis Pomini, Bruno Trevisan), Aachen (Gerd Prokop) und der Lütticher Gegend (Julien Onclin, Robert Bastin, René Andries, José Asencio) sowie der Provinz Limburg (Sigi Ziembicki).

„Selbstverständlich erinnere ich mich gerade in diesen Tagen an die Zeit vor 50 Jahren, als ich mehr oder weniger von heute auf morgen von Köln nach Eupen gegangen bin“, berichtete Rainer Gebauer diese Woche im Gespräch mit „Ostbelgien Direkt“.

Ein Auszug aus dem Grenz-Echo vom 23. Juli 1973, in dem der „sensationelle Transfer“ von Rainer Gebauer vom 1. FC Köln zur AS Eupen angekündigt wurde. Foto: Screenshot GE-Archiv

„Bei der AS war man zu diesem Zeitpunkt nicht ganz so sicher, ob ich wirklich kommen würde. Ich selbst wusste allerdings schon nach dem ersten Kontakt mit Paul Brossel und Heinz Holzweiler, dass ich nur nach Eupen wechseln würde. Damals wie heute kann ich sagen, dass zwischen uns alles gestimmt hat vom allerersten Moment an. Dieser enge menschliche Kontakt hat mir viel bedeutet und auch viel für mein Leben gebracht. Die Oberflächlichkeit beim 1. FC Köln und der unerklärliche Starkult waren überhaupt nichts für mich. Ich kann auch heute nichts damit anfangen, egal um welchen Spieler es geht.“

Gebauer weiter: „In Eupen war alles perfekt. Aus diesem Grund war es auch so leicht für mich, gut zu spielen und das, was ich konnte, zu geben. Für mich war damals jedes Spiel ein kleines Fest, und das hatte vor allem mit unserer Mannschaft zu tun. Für mich ist der Fußball heute einfach nur anders – schneller und athletischer, aber nicht unbedingt besser und bestimmt nicht schöner anzusehen. Ich wünsche der AS viel Erfolg für die neue Saison!“ (cre)

25 Antworten auf “Vor 50 Jahren kam Rainer Gebauer zur AS Eupen – Der „große Blonde“ sorgte für Riesenbegeisterung”

  1. FC-Bayern-Fan

    genau diesen Mut müsste der heutige Vorstand / Manager haben und
    ein oder zwei Top-Spieler kaufen, egal wie teuer.
    Diese könnten dazu beitragen, das Eupen auch mal vorne mitspielt und
    das würde dann zu höheren Einnahmen führen um das ganze zu bezahlen.

    Beispiel: FC-Bayern

  2. Marcopolo

    Merci à Ostbelgiendirekt pour ce très bel article. Je me souviendrai toujours du premier entrainement de Rainer au Kehrweg et de la tête de Hubert Vandormael quand a ont eu lieu les tirs au but et que R. Gebauer a envoyé une patate sur la latte
    Souvenirs, souvenirs…

  3. Rundes Leder

    Herr Cremer, Sie vergessen alle Spieler hier aus der Gegend zu nennen, die doch einige Saisons bei der AS spielten, ich denke da an: René Cremer, Pascal Jost, Gerd lambertz u a welche aus den südlichen Ostkantonen kamen! Kein Vergleich zu heute! Jetzt muss man dafür lange suchen um überhaupt Einen zufinden. Damals oft vor vollen Rängen, wogegen heute? Magerkost!
    Die damalgen Tranfers kamen durch einen talentierten Managertyp zustande, auch hier im Vergleich zu damals: Magerkost.
    Das waren noch Zeiten damals in den 60-70-80ern!?

  4. Ermitler

    Ihr vergesst da noch einige Spieler auswärtige Spieler oder hiesige, uns was Gebauer betrifft hatt nur von den anderen Profetier ,auf den Training sehr faul ,ich war bald bei jeden Training dabei

  5. Ulrich Kallius

    Rainer war für Eupen ein außergewöhnlich guter Spieler. Nur ein Paul Brossel hatte das Gespür, so einen Spieler zu verpflichten. Schade, wenn es nur mehr Paul Brossels gäbe. Seine Klasse zeigte Rainer auch in Charleroi!!
    Rainer, bleib sowie Du bist, alles Gute!!

  6. Gebauer war ein besonderer Spieler und unvergessen für uns ältere AS Fans. Hier von faul zu sprechen finde ich unverschämt. Er hatte den Zug zum Tor und wenn er mal Gas gab, dann war der Ball auch meistens drin. Er wirkte vielleicht manchmal etwas lässig, aber was er machte war sehr effizient. Wir sind sogar mehrmals nach Charleroi zu den Spielen gefahren und auch dort spielte er sehr gut und schoss seine Tore. Für mich war er ein besonderer Spieler, genauso wie Prokop auch ein besonderer Torwart war. Solche besonderen Spieler bleiben einem ewig in Erinnerung. Danke für diese unvergessene Zeit.

  7. Rainer Gebauer hat für viele Fans, darunter ich, eine damals einmalige Saison bei der AS gespielt und war mit Abstand der beste Spieler der zweiten Division. Ein Artist, der alles mit dem Ball konnte und ein Garant für spektakuläre Tore war. Damals gingen viele in unserem Alter inklusive lieber Gerard Cremer am Sonntag Nachmittag ins Stadion. Das Freizeit Angebot war damals wesentlich geringer. Pfadfinder, Tanzkränzchen und Fußball, das war es dann auch meistens schon. Sehr gute bleibende Erinnerungen an eine schöne Zeit.

  8. AS-FAN-KELMIS

    Gebauer und Ole Kallius waren für mich die beiden Ausnahme Knipser die je bei der AS waren. Die einfach wussten wo die Kugel hin musste. Mit Gebauer und Armand Taeter begann meine tolle Zeit bei der AS , auf ewig….

  9. besserwisser

    Die hiesigen regionale Top-fussballer wie Thaeter Armand, Peter Keutgen und Bütz Dany haben damals für Furore in Eupen gesorgt.Guillaume Rox ’s zeiten …. die jugend fördern…..
    Da kamen die Fans gerne schauen es wurde echt was geboten , hoffentlich erleben wir das nochmals mit jungen hiesigen Talenten

  10. rainer gebauer

    Liebe Freunde der Alliance, wenn man 50 Jahre zurück geht, empfindet man so etwas wie Nostalgie. Gerade jedoch im heutigen schnell lebigen Profifußball sind nostalgische Gefühle eher umstritten und nicht so sehr angebracht. Daher beschränke ich mich mehr auf ein Gefühl der Erinnerung, und diese Erinnerung macht mir Freude und macht mich ein wenig stolz, da ich spüre, dass ich noch bei vielen Anhängern der AS im Kopf und auch im Herzen bin. Das ist für mich das wichtigste, das ich aus diesem Jahr in Eupen für mein Leben zurück behalten und auch immer gepflegt habe. Was meine Erinnerung an diese außergewöhnliche Saison 73/74 betrifft, so weiß ich noch genau, dass ich in Eupen in eine wunderbare Mannschaft gekommen bin mit einem hervorragenden Trainer. Im Verein hat damals jeder für jeden alles getan und geholfen, wo es nötig war. Vom Platzwart bis hin in die Vorstandsetage. Dazu kam noch dieses großartige Eupener Publikum, das uns immer unterstützt hat auch bei verlorenen Partien. Wer das alles vergessen hat, war wahrscheinlich damals nicht richtig dabei. „On ne peut pas plaire à tout le monde.“ Das ist aber auch unwichtig für mich. Was zählt, ist diese tolle Saison 73/74, in der viele Menschen in der Grenzregion zufrieden und glücklich bei unseren Spielen dabei waren und dies auch gesagt und gezeigt haben. Das bleibt. Und wie ich feststelle auch noch 50 Jahre danach. Es war mir in all dieser Zeit immer eine Ehre, dieses eine Jahr bei euch in der AS erlebt zu haben. Der Gedanke daran ist auch heute noch fantastisch. Voilà. LG aus Budenheim und ein schönes Fußballwochenende für euch alle. Rainer Gebauer

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