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„Freizeit-Monitor 2019“: Die Deutschen haben immer weniger Sex – Das Smartphone als Liebestöter?

Das Smartphone ist kontraproduktiv für die Zeit, die man sonst mit seinem Partner verbringen würde. Foto: Shutterstock

Es klingt paradox: Die Deutschen hätten gern mehr Freizeit und versuchen deshalb, ihre freie Zeit perfekt zu optimieren. Gleichzeitig nutzen viele Menschen die gewonnene Zeit nicht, um sich zu erholen. Das soll sogar Auswirkungen auf den Sex haben.

Die Deutschen haben verlernt, ihre Freizeit zu genießen – und der Hauptgrund dafür ist das Smartphone: Das geht aus der repräsentativen Studie „Freizeit-Monitor 2019“ hervor, die die Stiftung für Zukunftsfragen veröffentlicht hat.

“Rein wissenschaftlich betrachtet ist das eine Katastrophe. Wir wollen uns mit Dingen beschäftigen, faulenzen, Freunde treffen (…) – aber wir schaffen es nicht, weil wir Angst haben, etwas zu verpassen oder die falschen Entscheidungen zu treffen“, sagte Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der repräsentativen Untersuchung, der Deutschen Presse-Agentur. Freizeit werde immer mehr zur Stresszeit, so der 48-Jährige.

Nur etwa jeder zweite Bundesbürger (52 Prozent) hat laut „Freizeit-Monitor“ wenigstens einmal pro Monat Sex. Foto: Shutterstock

Die sozialen Medien helfen dabei nur begrenzt, im Gegenteil: Die perfekten Bilder der Anderen auf Instagram und Co. würden viele unter Druck setzen. „Sie haben sogar Angst davor, dass andere mehr Spaß haben.“ Die Folge sei der Wunsch, aus allem nur das Beste herauszuholen. „Es gibt einen Trend zur Optimierung, der im ganzen Leben stattfindet. Auf der Arbeit, für den Körper und eben auch in der Freizeit.“ Das schaffe Stress, Freizeitstress.

Der Freizeitstress soll sogar Auswirkungen auf das Liebesleben der Menschen haben. Nur etwa jeder zweite Bundesbürger (52 Prozent) hat laut „Freizeit-Monitor“ wenigstens einmal pro Monat Sex. Vor fünf Jahren seien es noch 56 Prozent gewesen, sagte Reinhardt. Ein Grund dafür sei die ausgeprägtere Smartphone-Nutzung. „Wenn der Partner die ganze Zeit am Telefon ist, ist das nicht gerade eine romantische Stimmung, die da entsteht.“

Die Zweisamkeit gehe mit der zunehmenden Medialisierung zurück. Das Smartphone ist zur attraktiven Freizeitmöglichkeit geworden, die immer und überall möglich ist. „Damit werden auch Pausen in der Freizeit gefüllt. Das Smartphone wird zum Lückenfüller. Das ist kontraproduktiv für die Zeit, die ich sonst mit meiner Partnerin oder meinem Partner verbringen würde.“

Die besten Tricks für weniger Freizeitstress kennen Rentner

Interessanterweise sollen Eltern noch den meisten Sex haben. So hätten 59 Prozent der Eltern in der Altersgruppe der 25- bis 49-Jährigen wenigstens einmal die Woche Sex und 82 Prozent mindestens einmal im Monat. Knapp dahinter folgen laut „Freizeit-Monitor“ die kinderlosen Paare (58 Prozent wöchentlich und 85 Prozent monatlich). Am wenigsten Sex haben der Studie zufolge Singles (27 Prozent wenigstens einmal die Woche Sex, 49 Prozent zumindest einmal im Monat) und Ruheständler (ab 65 Jahre: 7 Prozent mindestens einmal die Woche Sex, 23 Prozent monatlich).

Jeder für sich mit seinem Smartphone. Foto: Shutterstock

Die besten Tricks für weniger Freizeitstress kennen anscheinend Rentner. Sie sind der Studie zufolge am meisten mit ihrer Freizeit zufrieden. Das hat nicht nur etwas damit zu tun, dass sie weniger süchtig nach Smartphones sind. „Sie sind lebenserfahrener und wissen, was ihnen gut tut“, bringt es Reinhardt auf den Punkt. Sie können, müssen und wollen nicht mehr überall dabei sein.

Daraus ließen sich auch die besten Tricks für eine erholsame Freizeit ableiten, so der Zukunftswissenschaftler. „Weniger vergleichen mit anderen, den Moment genießen, Single- statt Multitasking, weniger hinterfragen und vor allem digitales Detoxing.“ Also: das Handy einfach mal für längere Zeit weglegen.

Vor allem dank der mittleren Generation, den 25- bis 49-Jährigen, hat er auch Hoffnung auf bessere (Frei-)Zeiten. „Sie erkennt mittlerweile, dass es schön ist, ein Hotel ohne WLAN zu haben, mehr Zeit mit den Kindern, der Familie zu verbringen und einfach zu lesen und zu entspannen.“ Diese Generation habe wieder mehr Sehnsucht nach sozialer Zeit. „Die Familie erlebe eine Renaissance, aber auch die Nachbarschaft.“ (dpa)

12 Antworten auf “„Freizeit-Monitor 2019“: Die Deutschen haben immer weniger Sex – Das Smartphone als Liebestöter?”

    • Rudi Rammler

      Richtig! Vollkommen richtig! Im Gegensatz zu Deutschland knattert es in unseren belgischen Betten fast täglich. Das macht unsere gute belgische Schokolade, unsere guten Fritten und unser gutes belgisches Bier. Viagra war gestern.

  1. excusemewtf

    Versteh nicht was deine eine mit dem anderen zu tun hat. Wenn meine Freundin wich knattern will zieht sie sich etwas schönes an, benutzt ein gutes parfüm dann ist es mir doch pott wie deckel was da am Handy abgeht..
    Für mich extrem schwer vorstellbar dass das Smartphone ein Liebestöter sein soll

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