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Ryanair-Chef Michael O’Leary: Ein knallharter Spaßmacher mit Haudrauf-Methoden

Ryanair-Chef Michael O'Leary posiert am Flughafen Leipzig/Halle. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Michael O’Leary hat die irische Ryanair zur größten Billig-Airline in Europa gemacht. Doch es gibt Anzeichen, dass er mit seinen Haudrauf-Methoden an Grenzen stößt.

Michael O’Leary ging schon immer mit dem Kopf durch die Wand. Als die Straßen um die irische Hauptstadt Dublin Anfang der 2000er Jahre immer stärker durch Stau verstopft waren, kaufte er sich kurzerhand eine Taxi-Lizenz, um auf der Busspur fahren zu können.

Seit 1994 steht er an der Spitze der irischen Fluggesellschaft Ryanair, die er mit einer konsequenten Discounter-Strategie zur größten Billig-Airline Europas ausbaute.

Ähnlich wie bei Vorbildern in der Lebensmittelbranche setzte er auf niedrigere Kosten durch vereinfachte Abläufe und ein beschränktes Angebot.

23.03.2011, Sachsen-Anhalt, Cochstedt: Michael O’Leary, irischer Vorsitzender der Fluggesellschaft Ryanair, in einem Till-Eulenspiegel-Kostüm beantwortet im Flughafen „Airport Magdeburg Cochstedt International“ w‰hrend einer Pressekonferenz Fragen. Foto: Jens Wolf/dpa-Zentralbild/dpa

Mit Blick auf den Konkurrenten Easyjet sagte er der „Financial Times“ einmal: „Wir sind Lidl und Aldi. Mit uns willst Du nicht in einen Preiskampf geraten.“

Der 57-Jährige hält selbst knapp vier Prozent an der Airline und gehört damit seit diesem Jahr dem US-Magazin „Forbes“ zufolge zu den Dollar-Milliardären. Er verfügt demnach über ein geschätzes Vermögen von 1,1 Milliarden US-Doller (rund 960 Mio Euro).

O’Leary ist bekannt für unkonventionelle Ideen, neue Einnahmequellen zu erschließen – und für sein loses Mundwerk. Maßnahmen wie Extrakosten für die Gepäckaufgabe, Verkauf von Speisen und Getränken an Bord und die Abschaffung der Business-Klasse stammen aus dem O’Leary-Arsenal. Vor einigen Jahren machte er Schlagzeilen mit der Meldung, Passagiere künftig für Toilettenbesuche an Bord extra bezahlen lassen zu wollen.

Aggressive Sprache gegenüber Mitbewerbern

Bei Geldforderungen verstand O’Leary weniger Spaß. Kunden, die eine Erstattung des Flugpreises forderten, verprellte er zuweilen mit mehr als deutlichen Worten. Doch als Ryanair vorübergehend in die roten Zahlen rutschte, lernte O’Leary, dass selbst ein Billiganbieter mit Kunden anständig umgehen muss.

Passagiere steigen in einen Flieger der Billigairline Ryanair auf dem Flughafen Charleroi (Brussels South). Foto: Shutterstock

Kaum geändert hat sich die aggressive Sprache gegenüber Mitbewerbern, Umweltschützern und Beamten – genüsslich referiert O’Leary über Schwächen anderer Airlines.

Die Strategie, Aufmerksamkeit um jeden Preis zu erregen, ist passé. Zeitweise ersetzte er mit seinen exzentrischen Auftritten eine ganze Marketingabteilung. Mit Vorliebe ließ er sich in Kostümen ablichten – als menschliches Handy, Papst oder auch Batman-Helfer Robin.

Gegenüber Mitarbeitern kann O’Leary knallhart sein. Er verlange denselben hohen Einsatz von seinen Angestellten wie von sich selbst, heißt es. Gewerkschaften verunglimpfte er lange als fünfte Kolonne von Konkurrenten. Erst im vergangenen Jahr lenkte er ein und stimmte Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern zu.

Erstmals etwas kleinlaut wirkte er, als Ryanair im vergangenen Jahr – angeblich wegen Planungsfehlern – tausende Flüge streichen musste.

Ryanair-Chef Michael O’Leary äußert sich bei einer Pressekonferenz. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Der Manager stammt aus einer Unternehmerfamilie. Sein Vater war in der Textilbranche tätig. O’Leary besuchte ein elitäres Jesuiteninternat und studierte am Trinity College in Dublin Wirtschaft und Soziologie. Später wurde er bei Wirtschaftsprüfern zum Steuerberater ausgebildet.

In seiner Freizeit beschäftigt sich O’Leary gerne mit Pferderennen. Er besitzt selbst mehrere preisgekrönte Rennpferde. Er ist mit der ehemaligen Bankerin Anita Farrell verheiratet. Das Paar hat vier Kinder und wohnt in einem Anwesen mit weitläufigem Park nahe Dublin. Viel Privates gibt O’Leary nicht preis. „Wir leben im Stillen“, sagte er der „Financial Times“ einmal. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:

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