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Österreich wieder im Lockdown – Kurz: „Treffen Sie niemanden! Jeder soziale Kontakt ist einer zu viel“

11.11.2020, Österreich, Wien: Werner Kogler (l-r), Österreichs Vizekanzler, Sebastian Kurz, Bundeskanzler von Österreich, und Innenminister Karl Nehammer nehmen an einer Pressekonferenz nach dem Ministerrat im Bundeskanzleramt teil. Foto: Herbert Neubauer/APA/dpa

Österreich geht am Dienstag zum zweiten Mal in der Corona-Krise für drei Wochen in den sogenannten Lockdown. Die Regierung um Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verkündete die Maßnahmen am Samstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Geschäfte und Schulen müssen dann schließen, das Verlassen des privaten Wohnraums ist nur aus triftigen Gründen wie Grundbedürfnissen, der Arbeit, der Hilfe etwa für Angehörige und zur Erholung im Freien erlaubt.

„Auch wenn sich niemand einen zweiten Lockdown wünscht, so ist der zweite Lockdown das einzige Mittel, von dem wir verlässlich wissen, dass es funktioniert“, sagte Kurz.

14.11.2020, Österreich, Wien: Blick auf einen abgesperrten Essbereichs eines Geschäfts in einem Einkaufszentrum. Foto: Helmut Fohringer/APA/dpa

Die Beschränkungen gelten ab Dienstag, 0.00 Uhr, und bis zum 6. Dezember. Die Ausgangsregeln müssen alle zehn Tage vom Hauptausschuss des Parlaments neu genehmigt werden.

Offen bleiben Geschäfte für die Deckung des täglichen Bedarfs, etwa Supermärkte, Drogerien, Apotheken und Banken. Schulen stellen auf Fernunterricht um und bieten wie auch Kindergärten Betreuung bei Bedarf. Private Treffen sind auf einzelne engste Angehörige oder Bezugspersonen beschränkt. „Meine eindringliche Bitte für die nächsten Wochen ist: Treffen Sie niemanden! Jeder soziale Kontakt ist einer zu viel“, sagte Kurz. Das Ziel sei, am 7. Dezember Schulen und Handel wieder öffnen zu können.

Schon seit dem 3. November sind in Österreich die Gastronomie, der Tourismus sowie Kulturbetriebe und Freizeiteinrichtungen geschlossen. Ausgangsbeschränkungen galten bisher von 20.00 bis 6.00 Uhr.

Die Infektionszahlen sind seit Anfang November zunächst weiter gestiegen, am Freitag lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen bei 554,2. Mediziner befürchten einen Zusammenbruch der Intensivversorgung. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

16 Antworten auf “Österreich wieder im Lockdown – Kurz: „Treffen Sie niemanden! Jeder soziale Kontakt ist einer zu viel“”

  1. Ein Wiener

    In Österreich infizieren sich derzeit täglich über 7.000 Menschen (in den letzten Tagen sogar vereinzelt über 9.000) mit dem Virus. 584 Personen benötigen derzeit aufgrund einer Covid19 Erkrankung intensivmedizinische Betreuung. Diese Zahl sich in den letzten Tagen/ Wochen fast explosionsartig gesteigert. Österreichweit schlagen Intensivmediziner Alarm, dass die Kapazitäten, sollte nicht rasch eine Trendwende einkehren und die Zahlen weiterhin exponentiell steigen, bis Ende des Monats erschöpft sein werden. Ähnlich dürfte es meines Wissens nach in Eupen und St. Vith sein. Dazu braucht es keine große Wissenschaft sondern simple Mathematik. Das Problem werden dann nicht nur jene mit Corona sein, sondern auch (bzw vor allem) jene, die Aufgrund einer anderen schweren Erkrankung (Herzinfarkt, Schlaganfall) oder eines Unfalls dringend ein Intensivbett brauchen und keines bekommen, weil keines mehr verfügbar ist. Um Sebastian Kurz zu zitieren: „Der harte Lockdown ist das einzige Mittel, von dem wir verlässlich wissen, dass es funktioniert.“ Mich würde es wirklich interessieren, was Ihr Gegenrezept wäre?

  2. dr fritz van ut jen aunderstadt

    @Wiener
    Ich stimme ihnen uneingeschränkt zu. In Eupen und St. Vith hat die Lage sich etwas entspannt, weil hier Patienten ausgelagert wurden. Leider in 2 verschiedene Richtungen, nach NRW und zum Friedhof (das vergessen viele, wenn sie mir sagen, dass dort ja nicht mehr so viele liegen). Das viele Menschen diese Maßnahmen nicht verstehen basiert ja auf vielerlei Gründe. Zum Einen werden solche Maßnahmen ja landesweit getroffen und zum Anderen dass es ja für jede Erklärung Studien gibt. Sowohl von Gegnern wie Befürworter. man nimmt sich einfach die Studie, welche gerade zu meiner Meinung passt. Dann kommt die Eigenverantwortung ins Spiel, und da sind wir mit unserer geiz ist geil Mentalität jahrezehntelang medial beeinflusst worden. was auch jedem Staat zu Nutze kam. Solidarität und das Auge für den Nachbarn ging verloren. So wird jede lokal Maßnahme genutzt, um doch noch ein Hintertürchen zu finden, um sie zu hintergehen…und ist auch noch stolz darauf…

    • Ein Wiener

      @Dr. Fritz
      Da haben Sie leider vollkommen Recht. Der Leiter der Abteilung für Lungenheilkunde an der Uniklinik Linz hat es vor Kurzem sehr treffend in einem Fernsehinterview formuliert:
      „Man kann gut gemeinte Experimente wie zum Beispiel die Idee der Eigenverantwortung getrost für beendet erklären, da es offensichtlich nicht funktioniert.“
      Wenn ich 2 Wochen zurückdenke, dann erinnere mich daran, dass zu Halloween die Lokale und Terrassen voll bis auf den letzten Platz und die Straßen und Verkehrsmittel voller Menschen in Kostümen waren. Der Appell von Politikern und Gesundheitsexperten, auf Partys zu verzichten, wurde ohne Bedenken ignoriert. Das Ergebnis sehen wir jetzt, die Statistiker sprechen nicht umsonst von einem Halloween-Effekt. Ähnliches konnte man im Sommer beobachten, als die Leute verreist sind, als ob es kein gestern und kein morgen geben würde. Aber Hauptsache, die Regierung darf hinterher die Feuerwehr spielen und sich dafür noch den schwarzen Peter zuschieben lassen. Es ist zum Kopf schütteln.

      • Walter Keutgen

        Wiener, nur nebenbei. Sie sind offenbar ein echter Wiener. Deshalb kennen Sie kein Eupener Platt. „dr“ steht nicht für „Doktor sondern“ für „der“: „der Fritz von aus der Unterstadt“

        • @Guido Scholzen: Ich habe mir die Diskussion 5 Minuten angeschaut. Es vielen heftige Worte zwischen Corona-Leugnern und Nicht-Leugnern. So kommt man in der Sache keinen Schritt weiter. Diese Diskussionen sind für die Tonne.

        • Ein Wiener

          Sehr geehrter Herr Scholzen! Ich muss Ihnen offen und ehrlich gestehen, dass mir die Sendung tatsächlich nicht bekannt war (bis Sie sie jetzt erwähnt haben), daher kann ich Ihnen dazu auch nichts sagen. Das mag unter anderem daran liegen, dass das Fernsehen nicht unbedingt zu meinen gängigen Freizeitbeschäftigungen zählt. Ich weiß vom Hörensagen, dass Servus TV (ein privater Sender, zu 100% im Eigentum von Red Bull) bislang in der Corona Krise eine sehr kritische Position eingenommen hat, wahrscheinlich als eine Art Gegenpol zu den öffentlichen Kanälen des ORF und den beiden anderen privaten „Platzhirschen“ wie z.B. Puls4. Mag sein, dass man sich damit erhofft, das eher coronakritische Publikum und somit entsprechende Einschaltquoten zu gewinnen. Wie gesagt, das alles weiß ich nur von Hörensagen. Ich habe jetzt mal überflogen, wer dort üblicherweise spricht und es war ehrlich gesagt keiner dabei, der mir bekannt wäre (aus der mir geläufigen Presse), was aber nicht unbedingt was heißen muss. Ich bin aber gerne bereit mich zu informieren und meine Meinung mit Ihnen zu teilen.

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