Notizen

Deutschland gerät wegen seiner Migrationspolitik bei der EU in Brüssel immer mehr unter Druck

16.09.2023, Italien, Lampedusa: Ein Armeeoffizier schließt das Tor eines Auffanglagers für Migranten, während Migranten im Inneren sitzen. Foto: Cecilia Fabiano/LaPresse/AP/dpa

In Brüssel wächst der Unmut über den Kurs der deutschen Bundesregierung von Kanzler Olaf Scholz in der Migrationspolitik. Vor einem Innenministertreffen in Brüssel fallen im Hintergrund deutliche Worte. Werden die deutschen Grünen erneut zu Zugeständnissen gedrängt?

Die Position Berlins sei maßgeblich dafür verantwortlich, dass notwendige Verhandlungen mit dem Europaparlament derzeit blockiert seien, sagten mehrere Diplomaten und EU-Beamte der Deutschen Presse-Agentur vor einem Innenministertreffen an diesem Donnerstag. Wenn es eine Chance geben solle, die Asylreform noch vor der Europawahl zu beschließen, müsse sich Deutschland bewegen und dem Vorschlag für die sogenannte Krisenverordnung zustimmen.

27.01.2023, Berlin: Annalena Baerbock (l, Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, und Nancy Faeser (SPD), Bundesministerin für Inneres und Heimat, unterhalten sich im Deutschen Bundestag. Die Bundesregierung gerät wegen ihrer Ablehnung von Vorschlägen zur geplanten Reform des EU-Asylsystems zunehmend unter Druck europäischer Partner. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

In dem Streit geht es konkret darum, dass die Regierung aus SPD, Grünen und FDP im Juli einen Vorschlag der spanischen EU-Ratspräsidentschaft für die Krisenverordnung nicht unterstützen wollte und sich die EU-Staaten deswegen nicht für Verhandlungen mit dem Europaparlament positionieren konnten.

Berlin begründete dies in Brüssel insbesondere damit, dass EU-Staaten über die Verordnung bei einem besonders starken Zustrom von Migranten die Möglichkeit bekommen würden, die Schutzstandards für diese Menschen in inakzeptabler Weise abzusenken. So soll etwa in Krisensituationen der Zeitraum verlängert werden können, in denen Menschen unter haftähnlichen Bedingungen festgehalten werden können. Zudem könnte der Kreis der Menschen vergrößert werden, der für die geplanten strengen Grenzverfahren infrage kommt.

Aus Ärger über den Stillstand hatte das Europaparlament in der vergangenen Woche angekündigt, andere Teile der Verhandlungen über die geplante Asylreform bis auf Weiteres zu blockieren. Brisant sind die Verzögerungen vor allem wegen der nahenden Europawahl im Juni 2024. Projekte, die bis dahin nicht mit den Regierungen der Mitgliedstaaten ausgehandelt sind, könnten anschließend wieder infrage gestellt werden und sich lange verzögern.

06.09.2023, Brandenburg, Eisenhüttenstadt: Eine rote Ampel leuchtet vor dem Wort „Asyl“ auf einem Wegweiser zur Erstaufnahme-Einrichtungen (EAE) des Landes Brandenburg in Eisenhüttenstadt. Foto: Patrick Pleul/dpa

Im Fall der geplanten Reform des Asylsystems wäre dies ein besonders großer Rückschlag. An dem Projekt wird bereits seit Jahren gearbeitet. Es soll auch dazu beitragen, die illegale Migration zu begrenzen und dürfte deswegen auch bei anstehenden Wahlen in den Mitgliedstaaten und der Europawahl eine Rolle spielen. Vor allem rechte Parteien wie die AfD werfen der EU seit langem Versagen im Kampf gegen illegale Migration vor.

Eine schnelle Einigung in dem Streit ist nicht in Sicht. Ein Diplomat sagte der dpa, südliche EU-Staaten hätten andere Teile der geplanten Reform nur akzeptiert, weil sie sich sicher gewesen seien, im Gegenzug in Krisensituationen mehr Flexibilität zu bekommen. Wenn dies nun in Frage gestellt werde, könne das ganze Paket platzen.

Zu diesem gehört neben den Regeln für Krisensituationen, dass Erstaufnahmestaaten Asylanträge von Migranten aus Herkunftsländern mit einer Anerkennungsquote von weniger als 20 Prozent in Zukunft innerhalb von zwölf Wochen prüfen sollen. In dieser Zeit will man die Schutzsuchenden verpflichten, in streng kontrollierten Aufnahmeeinrichtungen zu bleiben. Wer keine Chance auf Asyl hat, soll umgehend zurückgeschickt werden.

Unverständnis über die deutsche Positionierung gibt es insbesondere, weil die Standardregeln dem aktuellen Vorschlag zufolge gar nicht automatisch, sondern erst nach Zustimmung des Rates der Mitgliedstaaten und unter strenger Aufsicht der EU-Kommission aufgeweicht werden dürften. Es blieben demnach auch in einer Krisensituation noch etliche Kontrollmöglichkeiten, um Missbrauch zu verhindern. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

 

4 Antworten auf “Deutschland gerät wegen seiner Migrationspolitik bei der EU in Brüssel immer mehr unter Druck”

  1. DR ALBERN

    Zu spät, Dr. Peter Scholl-Latour hat immer darauf hingewiesen, die Zuwanderung in den Ländern nicht über 5% ansteigen zu lassen. Die Unternehmer, die da glauben, die hiesigen Bürger durch ausländische Fachkräfte zu ersetzen und unter Druck setzen, legen sich auf Zeit selber das Seil um den Hals. Demnächst heisst es: He Alter, He Bruder, du nix mehr Chef, Ali jetzt Chef!!! Die Politiker der traditionellen Parteien sehen ihre Felle davon schwimmen, daher das plötzliche Umdenken!!!

  2. Der Tag wird kommen wo die Italiener die Deutschen „Rettungsschiffe“ aufbringen, leeren und anschliessend an der tiefsten Stelle im Mittelmeer versenken. Die Migranten bekommen ein Zugticket in eine Deutsche Stadt ihrer Wahl. Anders ist der Deutschen Realitätsverweigerung nicht Einhalt zu bieten….

  3. Als erstes fordere ich dass Migranten und Flüchtlinge in der EU nur mit Sachleistungen geholfen wird,, ergo Unterkunft, Essen, Kleidung, Medikamente !

    Jedoch keineerlei finaziellen Hilfen !

    Des weiteren stelle ich klar, an alle Migranten !
    In Albanien, Kosovo, Afrika, Ukraine etc., werden dringend Fachkräfte gesucht !
    Dort gibt es Arbeit mehr als gensug für Euch, dort zwingt man euch nicht, Faul zu Hause rumzusitzen !

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