Gesellschaft

Krähen für den guten Zweck: „Sommertour“ von GAIA gegen Schreddern und Vergasen von Küken in Eupen

Um sich an der Audio-Petition von GAIA zu beteiligen, musste man in dem eigens dafür eingerichteten Studio, dem Egg Mobile, ein „Kikeriki“ ausstoßen. Foto: OD

AKTUALISIERT – Dem Eupener Clown schien es zu gefallen, dass am Freitag der Platz vor seiner Nase belebter war als sonst: Mitarbeiter der Tierschutzorganisation GAIA hielten sich bis in den späten Nachmittag in der unteren Bergstraße auf, um im Rahmen ihrer „Sommertour“, die am Freitag in Eupen endete, Interessenten, Sympathisanten und Passanten auf ihre diesjährige Aktion aufmerksam zu machen.

Durch eine Audio-Petition – die erste in Belgien – wurden in ganz Belgien Bürger dazu aufgerufen, sich mit einem Krähen für die Abschaffung der grausamen Praktiken des Vergasens und Schredderns von Küken zu engagieren.

Um an der Audio-Petition teilzunehmen, begab man sich auf dem Platz am Clown in das Egg Mobile. Dort konnte man sich an einem Laptop einloggen. Dann erschienen Fotos von vier verschiedenen Hähnen. Einen davon wählte man per Touchscreen aus. Daraufhin hörte man einen bestimmten Hahnenschrei, den man imitieren musste. Die Aufnahme des abgegebenen Hahnenschreis galt sozusagen als Unterschrift.

Galia van der Kar (l), Koordinatorin für alle freiwilligen Mitstreiter bei GAIA, und Georg Kremer (r) von GAIA Ostbelgien. Foto: OD

Laut GAIA werden jeden Tag in unserem Land 65.000 Küken bei lebendigem Leib vergast oder geschreddert. Das sind 24 Millionen pro Jahr. Da sie keine Eier legen, werden männliche Küken von der Eierindustrie als nutzlos betrachtet. Wenige Stunden nach ihrer Geburt werden sie entweder vergast oder lebendig in einen Schredder geworfen.

Die derzeitige Gesetzgebung schützt leider keine männlichen Küken. In Flandern, wo fast alle Brütereien angesiedelt sind, sind das Schreddern und Vergasen von Küken noch erlaubt. Zwar ist im flämischen Tierschutzgesetz ein langfristiges Verbot vorgesehen, doch ist dieses nicht wirksam und an Bedingungen geknüpft, so dass sein Inkrafttreten ungewiss bleibt.

In der Wallonie ist das Vergasen weiterhin erlaubt. Nur das Schreddern der Küken ist verboten. In Brüssel sind beide Tötungstechniken weiterhin erlaubt, obwohl es auch dort keine Betriebe gibt.

Im Februar 2022 lehnte das Europäische Parlament bei der Abstimmung über den Durchführungsbericht über den Tierschutz in landwirtschaftlichen Betrieben leider einen Änderungsantrag ab, der das Verbot der Tötung von Küken und Entenküken unterstützte. In der EU werden jedes Jahr hunderte Millionen Küken geschreddert oder vergast.

Die „Sommertour“ von GAIA endete am Freitag auf dem Platz am Clown in der unteren Bergstraße in Eupen. Foto: OD

Es gibt Alternativen, betont man bei GAIA. Mithilfe der sogenannten Ovosexage-Technik, eines endrokrinologischen Verfahrens, werde das Geschlecht des Kükens bereits im Ei vor der Geburt bestimmt. So könne die Sortierung von männlichen und weiblichen Tieren bereits in einem frühen Stadium erfolgen, lange bevor der Embryo schmerzempfindlich wird. Studien haben festgestellt, dass ein Embryo, der weniger als 12 Tage alt ist, noch nicht empfindungsfähig ist.

Diese Technik, die bereits in einigen belgischen Brütereien angewandt werde, hat laut GAIA einen weiteren Vorteil: ihre Kosten. Tatsächlich erhöhe das Verfahren den Preis für ein Ei nur um 0,02 Euro.

Es gibt zwei Techniken des Ovosexing: Die erste Technik erfolgt am neunten Tag der Entwicklung. Mithilfe eines Lasers wird ein kleines Loch gebohrt, durch das Fruchtwasser entnommen wird. Durch die Analyse des Fruchtwassers kann das männliche oder weibliche Gen nachgewiesen werden.

Die zweite Technik kommt am 12. Tag der Entwicklung zum Einsatz. Mithilfe einer optischen Analyse kann die Farbe der ersten Federn bestimmt werden, die am Embryo durch die Schale hindurch erscheinen. Und anhand dieser Farbe kann man das Geschlecht des zukünftigen Kükens bestimmen. Männchen und Weibchen des braunen Stammes haben nicht die gleiche Daunenfarbe (weiße Daunen entsprechen einem Männchen und braune Daunen einem Weibchen).

„Obwohl es wirksame Alternativen gibt, passt sich die Branche nicht spontan an. Nur ein gesetzliches Verbot sowie der Druck der Verbraucher können die Situation ändern“, so GAIA. (cre)

52 Antworten auf “Krähen für den guten Zweck: „Sommertour“ von GAIA gegen Schreddern und Vergasen von Küken in Eupen”

  1. Krisenmanagement

    Um die Situation zu verändern, sollte Gaia den Landwirten helfen. Diese Aktionen schaden den Landwirten und den Tieren. Es ist also nur eine pure Selbstdarstellung dieses Vereins. Fakt ist es werden viele Eier gegessen, ob in Gebäck, als wertvoller Eiweisslieferant oder oft auch um kein Fleisch zu essen. Die Kehrseite der Medaille ist, dass sich eine Landwirtschaft rechnen muss. Die männlichen Küken der LegeHühner setzen kein Fleisch an. Es lohnt sich nicht. Einige dieser Küken werden evtl. an Reptilien oder im Zoo verfüttert. Aber die Masse ist das nicht. Ob die Aussagen auf den Packungen wirklich stimmen, dass keine Küken getötet werden? Das Problem unserer westlichen Tierhaltung wurde doch verursacht durch die EU. Mischbetriebe sind unmöglich… Schlachten im kleinen Massstab ist fast unmöglich. Subventionen für grosse Betriebseinheiten und Grossschlachthöfe. Niedrige Preise im Discounte: Die meisten Verbraucher würden doch aufschreien, wenn sie für ein Hühnerei mindestens 50 cent bezahlen müssten. Solange nur Dumpingpreise für Produkte bezahlt werden, kann man nicht erwarten optimale Bedingungen für die Tiere zu ermöglichen.

  2. Peter Müller

    Gibt es einen Unterschied, einem Kücken das Leben direkt zu beenden, oder 1-2 Monate später, um es als Brathähnchen oder sonstiges in den Lebensmittelgeschäften zu verkaufen ?.
    Natürlich sollte man es auf einer humane Art und Weise machen.
    Mein Nachbar beendet das Leben von Huhn und Kaninchen mit der Hand. Ein anderer bei seinem Tier mit einem Scharfen Messer an der Kehle !.

  3. Zuhörer

    Ich dachte die Wissenschaft wäre so weit ? Kann man denn nicht die Eier durchleuchten, um zu erkennen was es wird? Wissenschaftler sind doch die besten Wahrsager. Sie wissen doch schon heute,wie das Wetter in Hundert Jahre ist, obwohl sie es aus dem Nichts heraus sehen können.

      • Zuhörer

        @. Logisch. Sie müssen bei allen Themen den Lesern unterstellen, sie hätten den Bericht nicht gelesen.
        Können Sie überhaupt lesen? Oder bekommen Sie es von Mama oder Papa vorgelesen?

        • Peer van Daalen

          Mit der Technik des Schieren lässt sich erkennen, ob ein Ei befruchtet worden ist oder nicht. Eine Geschlechtsbestimmung ist damit nicht!!! möglich.

          Am fünften Tag des Brütens ist bereits das Geschlecht des Kükens festgelegt, aber nicht!!! durch die Schierlampe zu erkennen.
          Diese Lampen kosten zwischen 15,00 und 45,00 Euro.

          Eine Geschlechtsbestimmung ist aktuell nur möglich durch endokrinologische oder hyperspektrale Messtechnik, sowie durch MRT-gestützte Verfahren, die allesamt teuer sind.

          Es wird daran geforscht, mit Hilfe Hilfe Crisper/Cas – einer sogenannten Genschere – das zukünftige Geschlecht im Ei zu erkennen.
          Wie das genau geht versteh ich nicht und das Verfahren ist umstritten.

  4. Tierschütz

    Ich finde das ist wirklich grausam. Die kleine Kücken Lebend erschreddert. Jedes Tier hat recht zu Leben. Warum will der Mensch immer für Gott spielen? Manchmal wenn ich lese was manche sogesagt Menschen die Tiere missbrauchen, schlagen, usw… wird es mir sehr schlecht. Wenn man keine Tiere leiden kann dann nimmt keine. Dafür müß man sie nicht Lebend in eine Schredder tun, oder was auch diese unmenschliche Leute tun. Im Schlachthof habe ich selbst gesehen das man die Kühe schlägt und die haben schon angst. Die meisten wissen nicht wenn einmal keine Tiere mehr da sind, wird verschwinden in 3 Jahre. Man muß respect haben für die Tiere weil die gehören auch in das Eco-system.

    • Mir ist nachträglich noch was aufgefallen .
      An den Tagen , an denen ich bei offenem Fenster zwei Spiegeleier in der Pfanne brutzeln lasse , höre ich danach stundenlang weniger Vögel Gezwitscher .
      Das ist eine Win-Win, win , win Situation .
      Es werden keine Küken getötet;
      Die Eier schmecken ;
      Das Vogelgezwitscher lässt nach und ist auch gut so, weil es manchmal aus den Bäumen nervt, die zu nah am Fenster sind.
      Vermutlich bekommen die Vögel dann Angst , zum Mittagessen als Vogel ohne Kopf gebrutzelt zu werden und suchen deshalb das Weite .-)

  5. Tucholsky

    Es stimmt, ich bin nicht gezwungen, mir OD anzutun. Aber die Mehrzahl der Kommentare lässt erkennen, in welchem Milieu geistiger Umnachtung wir in Ostbelgien leben. Die IQs und EQs der meisten Kommentatoren, reicht nicht aus, sich als zivilisierte Menschen auszugeben. Wer kein Herz für Tiere hat, der hat wohl menschlich auch nicht viel drauf.

      • @ – Walter Keutgen. 18:15 Ja Herr Keutgen , hier gibt es einige Spezialisten, die sich gezwungen fühlen , die Kommentare anderer zu lesen , aber nicht weil sie das Thema interessiert , sondern um andere zu kritisieren , die zum Thema etwas schreiben.
        Diese Kritiker haben selber keinen Plan , aber können prima kritisieren , immerhin.-)
        Was will man machen ? viele primitive, die vieles nicht verstehen , verpackt in einer Hülle aus Arroganz , damit man ihr peinliches Verhalten nicht bemerkt.

    • Guido Scholzen

      Wenn GAIA auf geschredderte Vögel aufmerksam machen will, warum demonstrieren die dann nicht ebenfalls gegen geschredderte Vögel durch Windräder?
      Danke, Tucholsky, für den Hinweis. Bei GAIA scheint IQ und EQ auch nicht immer zu funktionieren.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern