Leserbrief

Johann Klos: Alternativlosigkeit

Das Bittere zuerst. Die wachsende Rolle der EU im Bereich der Reproduktionsprozesse führt zwangsläufig zu einem in Kauf genommenen Demokratieverlust. Resultierend hieraus stellt man fest, dass die Handlungsfreiheiten der einzelnen Regierungen eine bisher nie dagewesene Einengung durch wirtschaftliche Interessen durchleben.

Selbst unser Herr Ministerpräsident O. Paasch bediente sich des Unwortes der „Alternativlosigkeit“. Wenn er es nicht nur der Bundeskanzlerin „nachplappert“, würde es bedeuten, dass er es in Kauf nimmt, dass durch ein weiteres Anwachsen von privatem Eigentum einiger weniger die gelebte Demokratie formaler und hohler wird.

Vielleicht hat man in seiner Partei kein Problem mit der Tatsache, dass derzeit der transatlantische Neoliberalismus immer mehr an Einfluss in EU-Kreisen gewinnt.

Der derzeitige in Brüssel hofierte parlamentarische Lobbyismus bestimmt viel zu sehr die Geschicke der Union. Wir werden ein Spiegelbild des amerikanischen Systems. Diese Entwicklung ist bei weitem alles andere als „alternativlos“.

Führende Politiker sollten sich schon die Frage stellen, inwieweit wir nicht in einem Jahrzehnt der politischen Dominanz reinrutschen – die Außenpolitik lässt grüßen.

Wir sollten dankbar sein für die lange Friedensperiode in Europa, wird uns auch immer wieder „eingebläut“! Genau wie beim Euro – ein Segen für uns Europäer.

Der kleine Mann hat ein Gefühl dafür, dass er am Ende derjenige sein wird, der die derzeitige Party berappen muss. Aber bitte nicht so kleinlich, liebe Leute, was bedeutet schon Geld, wenn es doch um die bisher längste Friedensperiode im „EWG“-Europa geht?

Ich würde mir persönlich wünschen, dass wenigstens aus unserer unbedeutenden „Ecke“ die Botschaft unmissverständlich verbreitet würde: Europa ja, aber nur mittels einer grundlegenden Demokratisierung von Wirtschaft und Gesellschaft im gesamten Euroraum.

Warum schreiben wir uns nicht auf die Fahne, einen gesellschaftlichen Wandel anzustreben, die dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion entspricht und die fast vollständige private Aneignung überwindet? Hier wäre der Begriff „alternativlos“ angebrachter.

14.5.2015 Johann Klos, Eupen

9 Antworten auf “Johann Klos: Alternativlosigkeit”

  1. bullshitfreies Reden und Schreiben ist nicht erwünscht

    Der Wähler hört unangenehme Wahrheiten nicht gerne. Zum Beispiel, dass wegen der Überalterung die Renten bald nicht mehr sicher sind – Mundus vult decipi – die Leute wollen getäuscht werden. Abwahl droht dem Politiker, der bittere Wahrheiten zumutet.

    Herr Klos sollte ihnen eigentlich dankbar sein, für ihr immer wieder geäußertes Verständniss.

  2. Werter Herr Klos,

    was wollen Sie uns damit sagen? Das es um unsere Demokratie schlecht bestellt ist? Da kann ich Sie beruhigen. Da die Demokratie dem „Wahlvolk“ mittlerweile kilometerweit am Allerwertesten vorbei geht werden wir sie irgendwann neu erfinden müssen. Reanimation dessen was uns noch als Demokratie bekannt ist dürfte zwecklos sein. .By the way, kennen Sie eine steigerung von Tot? Das deutsche Bundesland Bremen wird von einer „Mehrheit“ regiert die gerade mal von 23% der Wahlberechtigten gewählt wurde.

    Alternativlos ist das Alibi derer die zu faul sind nach neuen (oder anderen ) Wegen zu suchen. Die Volksvertreter verkaufen das Volk an den Meistbietenden. Die Politik macht sich zur Hure der Konzerne und Banken und nennt die, die versuchen sich dagegen zur Wehr zu setzen Populisten und Spinnner. Leute kauft Kämme, wir sehen lausigen Zeiten entgegen.

  3. Réalité

    Ja,Herr Klos,viel wahres dran hiervor.
    So sehen es die allermeisten heute.
    Mir hat der Spokes letztes Jahr den Rest gegeben.Das Aushandeln der Posten,und die Verlogenheit der Personen.
    Das grosse und viel zu viele drum herum in der Politik,wo nur mehr deren Versorgung ganz oben steht.
    Der Bürger ist mittlerweile schlau geworden.

    NB:Sie versprachen neulich noch etwas bezgl.Verdrossenheit gegenüber der Politik.

  4. karlh1berens

    „Das deutsche Bundesland Bremen wird von einer “Mehrheit” regiert die gerade mal von 23% der Wahlberechtigten gewählt wurde.“

    Was macht es für einen Unterschied ob die SPDCDUCSU von 23 % oder von 98 % gewählt werden ?

    Was macht es für einen Unterschied ob Sie in Deutschland nicht wählen gehen oder ob Sie in Belgien nicht wãhlen gehen.

    Was macht es für einen Unterschied ob Sie in Belgien agitieren oder in der Ukraine, Herr Steinmeier ?

  5. Réalité

    Macht keinen Unterschied,Herr Berens.
    Nur der,dass selbst bei solch minderer Wahlbeteiligung,selbst dann noch die Linken Parteien nicht ans Ruder kommen.Und das ist auch gut so.Da sehe ich wohl noch immer den Unterschied.Übrigens,Sie wissen sicher das die deutschen keine Wahlpflicht haben,und das weidlich ausnutzen.

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