Politik

Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz warnt Jugend vor Anti-Europa-Stimmung

Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz gratuliert den Projektinitiatoren. Foto: Jannis Mattar

Am Freitag fand im Europasaal des Ministeriums der DG in Eupen eine Veranstaltung zum Thema „Jugend in Europa“ statt. Neben einem Referat und einer Diskussionsrunde verlieh Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz (SP) Preise für die Siegerprojekte des Wettbewerbs „Europa kreativ“.

Jugendliche waren dazu aufgefordert, Projekte einzureichen, bei denen es neben Kreativität auch um die Darstellung des europäischen Einheitsgedankens geht. Die Veranstaltung am Freitag war Teil des Rahmenprogramms der Verleihung des Karlspreises an EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy am Christi-Himmelfahrtstag (29. Mai).

Das Informationsbüro Europe Direct der DG organisiert die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Ministerium der DG, dem Jugendbüro der DG und der Europäischen Bewegung in Belgien.

Passen Jugend und Europa zusammen?

Psychologe und Sozialforscher Ingo Leven präsentierte die Ergebnisse der mittlerweile gewichtigen Shell-Jugendstudie.

An der Diskussionsrunde nahmen auch 5 Finalisten des Rednerwettstreits Rhetorika teil. Foto: Jannis Mattar

An der Diskussionsrunde nahmen auch 5 Finalisten des Rednerwettstreits Rhetorika teil. Foto: Jannis Mattar

Passen Jugend und Europa überhaupt zusammen? Ja, meinte Leven, jedoch müsse man dazu die Chancen, die Europa bietet, zu nutzen wissen. „Wir müssen uns für die Zukunft entscheiden, ob wir uns in den Armen oder ob wir lieber in den Schützengräben liegen wollen“, so Leven.

Aus der Jugendstudie geht hervor, dass sich vor allem der Grundoptimismus der Jugendlichen drastisch verringert hat. Während in den 80er und 90er Jahren noch ein Großteil der Jugendlichen zuversichtlich in die Zukunft blickte, sehen die eigenen Zukunftsvisionen weniger rosig aus. „Der Prozentsatz der Jugendlichen, die glauben, gute Chancen auf einen langfristigen Job zu haben, nimmt seit 20 Jahren kontinuierlich ab. Viele sehen in ihrer eigenen Zukunft keine Perspektive.“

Offene Grenzen nicht selbstverständlich

Auffallend ist, dass vor allem Jugendliche aus der unteren sozialen Schicht ohne große Hoffnung in die Zukunft blicken. Diesen Negativtrend, der unter anderm der hohen Jugendarbeitslosigkeit im Süden Europas geschuldet ist, gilt es zu stoppen.

Beim Wettbewerb "Jugend kreativ" erhielt der Jugendtreff Schoppen einen Preis. Foto: Jannis Mattar

Beim Wettbewerb „Jugend kreativ“ erhielt der Jugendtreff Schoppen einen Preis. Foto: Jannis Mattar

Denn auch wenn laut Studie ein großer Teil der Jugend Kultur und Freiheit mit Europa verbindet, gehören auch Arbeitslosigkeit, Bürokratie und Geldverschwendung zu den Top-Antworten.

In der anschließenden Diskussionsrunde mit einem Teil der Rhetorika-Finalisten wurden die Ergebnisse der Studie nur bedingt bestätigt. Denn die Abiturienten waren sich einig, dass ein geeintes Europa in allererster Linie positiv zu sehen ist. „Wir müssen uns bei der Studienwahl nicht mehr auf Belgien oder Aachen beschränken. Ein paar hundert Kilometer sind keine Entfernung mehr“, sagte beispielsweise Clarisse Egyptien.

Jedoch gaben sich auch die Rhetorika-Absolventen nicht ganz mit der Ist-Situation zufrieden. „Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass Studieren in ganz Europa kostenfrei wird. Denn dann wäre Ausbildung nicht mehr von finanziellen Möglichkeiten abhängig“, so Nora Sproten. Auch ihre Mitstreiter sprachen sich für Chancengleichheit aus.

Jugendtreff Schoppen und Kgl. Athenäum St. Vith

Die Moralklasse des Kgl. Athenäums St. Vith. Foto: Jannis Mattar

Die Moralklasse des Kgl. Athenäums St. Vith. Foto: Jannis Mattar

Im Anschluss an die Talk-Runde hatte Karl-Heinz Lambertz dann seinen Auftritt. In seiner Rede zur Preisverleihung des Wettbewerbs „Europa kreativ“ warnte er vor der ansteigenden Anti-Europa-Stimmung. „Wir müssen das Projekt Europa weiter vertiefen. Das ist der einzige Weg, für alle die besten Perspektiven zu erarbeiten.“ Zudem müsse man sich der großen Chancen bewusst werden, die Europa bietet. „Wir dürfen die offenen Grenzen nicht als selbstverständlich betrachten und müssen uns klar werden, was für ein Privileg das ist“, betonte der Ministerpräsident.

Prämiert wurden der Jugendtreff Schoppen und die Moralklasse des Kgl. Athenäums St. Vith. Während die Schoppener die Wände ihres Treffs mit Europa-Motiven gestaltet haben, erarbeiteten die St. Vither eine Schülerzeitschrift, in der sie ihrem Traum, einer Insel als Anlaufstelle aus Menschen aller Kulturen und Länder, Ausdruck verliehen.

JANNIS MATTAR

 

19 Antworten auf “Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz warnt Jugend vor Anti-Europa-Stimmung”

  1. "Nach mir die Sintflut"

    Ist doch klar, dass Lambertz für Europa wirbt. Wenn er in ein paar Wochen endlich abgewählt wird, freut der sich doch auf den Job des Generalsekretärs unserer europäischen Grossregion Saar-Lor-Lux…
    Das vereinigt alles was er will: Macht und noch mehr Geld

      • "Nach mir die Sintflut"

        Die Veranstaltung ist super und der Hintergrund auch. Das einzige was ich anzumerken habe, ist dass der Lambertz natürlich für die EU spricht, da das in seine persönlichen Interessen hineinpasst. Es passt nämlich nicht zusammen von der Europäischen Idee zu sprechen und gleichzeitig auf sämtlichen anderen Ebenen die Übertragung an Kompetenzen zu fordern.

  2. Wenn man bedenkt, dass in südlichen Ländern jeder zweite Jugendliche keine Arbeit hat , wird einem angst und bange. Andererseits: Ist Europa daran schuld? Ich glaube nicht. Die Nationalstaaten ( Spanien, Italien, Griechenland..) trifft die größte Schuld.

  3. Petralin

    hey KHB…. populistischer geht es ja nicht mehr….
    aber mich machst telefonisch fertig….
    weil ich behindert bin und dus nicht KAPPIEREN kannst.

    Es tut mir (wie du sagst: Dumme) total Leid,mich für dich karlheinz Berens eingesetzt zu haben. Freiheit sieht für mich anders aus….

    jaaaaaaaaaaaaaaa und nicht nur PascalArimont weiß wer ich bin…na und???

    Wenn man nicht einmal zu den Leuten stehen kann, die hinter DIR stehen…..
    dann vergiss mich einfach auch wenn deine Eltern nicht mehr SIND!

    achja…du machst ja deine Wäsche schon selber!! WOOOW;RESPEKT….

    und du kannst es mir “VERA” glauben….
    ehe du dich nicht bei mir entschuldigt hast kannst du zu den Anderen gehen, die dann weniger Schmarotzen als ich….
    ich lebe von Staat, hast du mir gesagt…. Wenn du mich wirklich kennen würdest, wüsstest du, dass ich mich deshalb schäme.
    aber wie weit denkst du überhaupt???

    Ich würde auch viel lieber einen SINN in einer Arbeit haben, für die ich auch noch bezahlt werde. Gut stimmt “dumme” können sich sowas auch nicht aussuchen… dennoch hoffe ich für dich, dass du einmal kurz ( wie nett ich bin) mal in die Lage kommst in der ich bin!!

    Der funny Lambertz ist auch so einer… Autismus…
    es lebe die Psychose bei Politiker!!

  4. @Obolo
    Zitat:
    Andererseits: Ist Europa daran schuld? Ich glaube nicht
    Zitatende

    Natürlich ist Europa nicht alleine daran Schuld, aber eine gewisse Mitschuld müssen sich die europäischen Institutionen ankreiden lassen. Sowohl die nationalen als auch die europäischen Kontrollorgane haben bei den Banken versagt und heute wird wieder gezockt und vergütet wie in alten Zeiten. Statt Milliarden in die Rettung von Großbanken zu stecken hätte man das Geld auch in das schaffen und sichern von Arbeitsplätze investieren können.

  5. „Passen Jugend und Europa überhaupt zusammen? Ja, meinte Leven, jedoch müsse man dazu die Chancen, die Europa bietet, zu nutzen wissen. “Wir müssen uns für die Zukunft entscheiden, ob wir uns in den Armen oder ob wir lieber in den Schützengräben liegen wollen”, so Leven.“

    Sicherlich, wenn keine Argumente mehr da sind, wird die Kriegskeule ausgepackt.
    Noch eine Frage. War es nicht auch die tolle EU, die auf dem Maidan gezündelt hat?

  6. damien francois

    Das Europa, das seit gut 20 Jahren aufgebaut worden ist, ist massiv gescheitert. Nicht zuletzt weil es über jede Vernunft hinweg gewachsen ist. Ein kleines aber starkes, das ist vermasselt worden, zu gunsten von einem Molcuh, das nur aufzunehmen weiss – also, zunimmt, wie ein Krebsgschwür.

  7. Norbert Schnitzler

    Ich bezweifle etwas den Sinn der Veranstaltung.

    Die Shell-Jugendstudie wird in Deutschland erstellt und kann nicht so viel über die Verhältnisse in Belgien aussagen. Kein Wunder, daß „die Ergebnisse der Studie nur bedingt bestätigt“ wurden.

    Die anschließende Diskussionsrunde fand nicht mit „einem Teil der Rhetorika-Finalisten“, „Abiturienten“, „Absolventen“ und „Mitstreitern“, sondern eigentlich mit Rhetorika-Finalistinnen, Abiturientinnen, Absolventinnen und Mitstreiterinnen und einem Quotenmännchen statt. Das allerdings bestätigt Levens Ergebnis, daß Schülerinnen die Bildungsgewinnerinnen sind. Der anwesende Schüler hatte nicht mal eine Antwort auf die Frage nach Zukunftswünschen. Wie wäre es mit einer Männerquote?

    Zur Preisverleihung des Wettbewerbs “Europa kreativ” kam es, weil Ministerpräsident Lambertz mit dem Kaiser-Maximilian-Preis des österreichischen Bundeslandes Tirol und der Stadt Innsbruck ausgezeichnet wurde und das auf 10.000 € dotierte Preisgeld einsetzen will, um das Europabewusstsein der Jugendlichen in der DG zu unterstützen mit jährlich 2000 €€€€ zu unterstützen. Dieses Jahr waren aber nur 2 Projekte und 1 Beitrag eingereicht worden. Ich finde, etwas mehr Auswahl sollte schon sein. Die Jury konnte man danach nicht fragen, sie nahm an der Veranstaltung nicht teil. Die beiden Projekte waren Preisträger, der Beitrag ging leer aus.

    Es wäre sicherlich nicht falsch, ein gutes Projekt, von dem der Ministerpräsident erfährt, nach Eupen einzuladen. Aber mit PreisträgerInnen hat man es nicht immer leicht, wie Aachen mit Karlspreis, Friedenspreis und Orden wider den tierischen Ernst fast jedes Jahr beweist. Mein Motto ist ohnehin „Nichts mit Menschen“ und ich meine, Lambertz hätte besser das Geld für den Denkmalschutz genutzt. Da weiß man (auch anders als bei Neubauten), wofür es ist.

    Den Traum der GewinnerInnen des Kgl. Athenäums St. Vith habe ich anders in Erinnerung. Ihre Insel ist nicht Anlaufstelle für „Menschen aller Kulturen und Länder“, sondern für „Hilfsbedürftige und Flüchtlinge“, wie sie in Ihrer Broschüre schrieben – also eine Art Lampedusa mit Willkommenskultur. Auch ging es nicht nur um eine Moralklasse, denn auch im Religionsunterricht war das Thema erarbeitet worden. Das erläuterte eine Religionslehrerin, die dort die Gastfreundschaft thematisiert hatte. Die Klassen hatten sich auch ein paar Fluchtgeschichten ausgedacht, ließen die Figuren aber agieren, als seien sie von hier und nicht aus Somalia. Hätten sie vorher die Autobiographie Ayaan Hirsi Alis „Mein Leben, meine Freiheit“ gelesen, wäre das sicher etwas glaubwürdiger ausgefallen, und nicht so Friede-Freude-Eierkuchen-artig. Sicher hätten sie in die erfundenen Gespräche öfter „so Gott will“ eingebaut und sich auch ein paar Konflikte zwischen Clans oder Flüchtlingen aus verschiedenen Ländern einfallen lassen.

  8. Sehr geehrter Herr Schnitzler,
    sehen Sie das nicht zu kritisch? Klar, die Shell Studie wurde in Deutschland erstellt und behandelt Denken und Einstellung deutscher Jugendlicher aber es gibt, nach meiner Kenntnis, keine vergleichbare Studie in Belgien oder einem anderen EU Land. Hinzu kommt das auch die Unterschiede sich immer mehr verwischen. Hoffnungen und Wünsche an die Zukunft, aber auch Ängste, sind bei den Jungen Leuten in Deutschland, Belgien Holland oder Frankreich die gleichen.

    Ich glaube auch nicht das wir eine „Männerquote“ brauchen, oder möchten Sie irgendwo Quotenmann sein?
    Was wir brauchen sind engagierte Pädagogen die es verstehen Mädchen und Jungens gleichermassen für Politik ( denn das ist es letztenendes ) zu begeistern. Was wir genauso brauchen sind Politiker die in die Schulen gehen und den Jungen Leuten erklären was sie machen und warum. Transparenz ist hier das Schlüsselwort. Die Generation 40 ist versaut. Wie die ticken kann man an den Kommentaren hier lesen. Deshalb ist es so wichtig das die Jungen begeistert werden.

    Wie die meisten Menschen über den Denkmaschutz denken erleben wir am besten bei der „Heidberg-Debatte“. Selbst wenn der GRÖMAZ die Restaurierung aus eigener Tasche bezahlt hätte wäre er noch dafür beschimpft worden.

    Bei allen Fehlern die das Karlspreiskomitee bei der Auswahl seiner Preisträger macht, Sie möchten doch nicht ernsthaft den Orden wider den tierischen Ernst mit diesem hochangesehenen Preis vergleichen.

    Das Kinder, die in unserem Wohlstand aufgewachsen sind sich nicht 1:1 in die Welt somalischer Flüchtlinge eindenken können leuchtet mir eigentlich ein. Aber sie beschäftigen sich damit und wahrscheinlich, ich habe die Veranstaltung nicht besucht, mit mehr Hingabe als unsere Politiker. Was das lesen von Biographien betrifft müssen wir, im Zeitalter von Playstation und Internet, erst wieder die Begeisterung für das lesen allgemein wecken.

  9. Netter Kerl

    Hallo Malnurso,
    sie schreiben,aber nicht die Politik die in Eupen
    praktiziert wird.
    Welsche Politik bevorzugen sie denn?
    Die „bei uns“ oder die in Flandern ?
    Sie würden noch sehr grosse Augen machen

    • Christophe Heuschen

      Desinteresse an der Politik kommt durch Klüngeleien :)

      Der Bürger soll sich mehr für die Politik interessieren!
      Ja aber indem er merkt, dass er etwas bewegen kann und selber einen Einfluss hat. Der wichtigste Einfluss der gegeben wird, ist das Recht zu wählen und gewählt zu werden. Irgendwie etwas mager oder etwa nicht? Daher auch ein großes Desinteresse, zu mal es eh egal ist wen man wählt.

      Daher weise ich darauf hin, es zu ändern und Vivant zu wählen.

      https://www.facebook.com/vivant.ostbelgien

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern