Politik

In der Wallonie rückt PTB den Sozialisten auf die Pelle – In Flandern bleibt der Vlaams Belang stärkste Kraft

Raoul Hedebouw, Vorsitzender der PTB, bei einer Wortmeldung in der Kammer. Foto: Belga

In der Wallonie verzeichnet die linksextreme PTB bei den Wahlabsichten das beste Ergebnis, das je gemessen wurde. In Brüssel setzt sich die liberale MR an der Spitze ab. Dies geht aus dem „Großen Barometer“ Ipsos-Le Soir-RTL Info-Het Laatste Nieuws-VTM hervor, das am Freitagabend veröffentlicht wurde.

In der Wallonie bringen es die Kommunisten auf 19,8 Prozent der Wahlabsichten und nähern sich der PS (21,8 Prozent). Obwohl die Sozialisten nach wie vor in Führung liegen, sind sie im Vergleich zu den Wahlen von 2019 (26,1 Prozent der Stimmen) und dem „Großen Barometer“ von Juni 2023 (25,7 Prozent) deutlich zurückgefallen.

Dahinter zeigt sich die MR mit 19,7 Prozent (20,5 Prozent im Jahr 2019) der Wahlabsichten stabil, während Ecolo mit 14,9 Prozent der Wahlabsichten ein identisches Ergebnis wie bei der letzten Wahl von Mai 2019 erzielen würde.

27.05.2019, Belgien, Brüssel: Tom Van Grieken, Vorsitzender der Partei Vlaams Belang, spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Virginia Mayo/AP/dpa

Die Umfrage markiert auch einen Anstieg der Partei „Les Engagés“ mit 13,8 Prozent der Wahlabsichten. Die Partei von Maxime Prévot schneidet besser ab als bei den Wahlen 2019 (10,7 Prozent der Stimmen, damals hieß sie noch CdH) und erholt sich nach langen Jahren des Hinterherhinkens.

In der Wallonie sind die frühere Außenministerin Sophie Wilmès (MR), Premier Alexander De Croo (Open VLD) und Sozialistenchef Paul Magnette (PS) die drei populärsten Persönlichkeiten.

Das Wählerverhalten scheint in der Region Brüssel-Hauptstadt anders zu sein, wo die MR mit 21,9 Prozent der Wahlabsichten (17,5 Prozent im Jahr 2019) an der Spitze liegt.

Dahinter liefern sich die PS (18,1 Prozent) und Ecolo (17,9 Prozent) ein Kopf-an-Kopf-Rennen vor der PTB (15,3 Prozent). In der Mitte des politischen Spektrums erzielen „Les Engagés“ ihr bestes Ergebnis seit den Wahlen (6,5 Prozent), während die Regionalpartei DéFI ihr schlechtestes Ergebnis (8 Prozent) aufweist.

In Brüssel sind ebenfalls Sophie Wilmès (MR), Alexander De Croo (Open VLD) und Paul Magnette (PS) die beliebtesten Persönlichkeiten.

Premierminister Alexander De Croo (Open VLD). Foto: Shutterstock

In Flandern liegt der Vlaams Belang weiterhin an der Spitze der Wahlabsichten (25,8 Prozent). Die rechtsextreme Partei war seit Juni 2021 nicht mehr so hoch in den Umfragen und liegt mehr als sieben Prozentpunkte über ihrem Ergebnis vom Mai 2019. Dahinter folgen die N-VA (20,2 Prozent) und Vooruit (15,4 Prozent), die beide einen leichten Rückgang zu verzeichnen haben.

Die Umfrage zeigt auch einen Anstieg der CD&V. Die Partei, die im Juni 2023 bei 10,7 Prozent der Wahlabsichten lag, verbessert sich auf 12,2 Prozent und setzt sich damit von der PVDA (9,5 Prozent), dem flämischen Pendant zur PTB, ab. Dahinter verzeichnet die Open VLD von Regierungschef De Croo nur noch 8,2 Prozent der Wahlabsichten und erreicht damit den niedrigsten Wert seit den Wahlen 2019 (13,5 %). Groen schließt das Feld mit 6,4 Prozent der Wahlabsichten.

Im Norden des Landes ist Bart De Wever (N-VA) wieder die beliebteste Persönlichkeit, vor Conner Rousseau (Vooruit) und Alexander De Croo (Open VLD). (cre)

23 Antworten auf “In der Wallonie rückt PTB den Sozialisten auf die Pelle – In Flandern bleibt der Vlaams Belang stärkste Kraft”

  1. Interessante Konstellationen tun sich da auf. In der Wallonie kommen die Linksparteien auf 42% der Stimmen, zählt man ECOLO hinzu, über 50%, in Flandern kommen die Rechtsparteien auf 45% der Stimmen. Krasse Gegensätze tun sich da auf. Mal sehen wie es mit diesem Staat, dem „erreur de l’histoire“, weiter geht….

  2. Marcel Scholzen Eimerscheid

    Interessante Entwicklung. Die Wallonie entwickelt sich nach links, Flandern nach rechts. Das wird spannend. Es bestätigt sich, daß Belgien ein Pulverfass ist. Irgendwann kommt es zur Explosion. Denn Kompromisse kann man nur bis zu einem gewissen Grad finden. Das war so in den USA zwischen Norden und Süden. Die Unregierbarkeit rückt näher. Das größte Problem ist die große Anzahl von politischen Parteien. Da will jeder mitreden und absahnen.

        • Wohl kaum. Die Ostbelgier sind oftmals deutscher als die Deutschen und die Luxemburger haben definitiv kein Interesse an Ostbelgien. Die müssten zuerst das herabgekommene Ostbelgien in sehr vielen Belangen sanieren. Das wird niemand entgegen mancher Träumer und Idealisten mehr ernsthaft wollen. Von den Deutschen an der Grenze gibt und gab es keine ernsten Erwägungen während der damaligen Regierungskrise vor knapp einem Jahrzehnt. „Heim ins Reich“ wird für viele Ostbelgier daher eine lange Sehnsucht bleiben. Ein eigener Staat wird Ostbelgien mit Sicherheit auch nicht, wäre aber bei den Ambitionen der aktuellen politischen Klasse in der DG wohl kaum verwunderlich. Größenwahn wird hier sowieso groß geschrieben.

    • Walter Keutgen

      Comandante, und ob. Für die Kammer stimmen wir in der Provinz Lüttich als Wahlkreis mit. Für das Wallonische Parlament im Bezirk Verviers. Wenn wir keinen gesonderten EU-Wahlkreis hätten, würde in der Annahme, dass unsere Stimmen sich gleich auf die Listen verteilt hätten, 2019 der EVP-Sitz Arimonts an einen PTB-Politiker gegangen sein.

      Die PTB hatte auch bei den letzten Provinzialwahlen in unserem Distrikt eine Liste. Die Stimmen sind allerdings durch Apparentement auf Kandidaten der anderen Distrikte gegangen. 2012 2 Abgeordnete von 54, 2018 6. Das war nach der Nethys-Affäre.

      PTB und PvdA sind zwei Namen für ein und dieselbe Partei.

    • Walter Keutgen

      Comandante, vergessen: ein Kelmiser ins Wallonische Parlament Gewählter ist von der PTB. Er hat allerdings seinen Eid auf Französisch geleistet und ist folglich Mitglied des Parlaments der Französischen Gemeinschaft geworden. https://brf.be/regional/1658782/. Er hatte ca. 2500 Vorzugsstimmen, davaon ca. 250 aus Eupen und ca. 125 aus Sankt Vith.

  3. Es wird allerhöchste Zeit den Sozialistischen Regierungsmodus zu stoppen, und ab zu wählen. Was die Leute uns aufbuckeln, und das seit Jahrzehnten. Die Anderen sollten sich jetzt mal beweisen. Stopp, jetzt!

  4. Ich habe bis heute nicht verstanden wieso jemand die Totengräberin des Gesundheitswesens und der inneren Sicherheit des Landes gut findet, vor allem nach der Coronapandemie und angesichts der wachsenden Unsicherheit im Lande. Sie war die erste, die Ausgaben pro Person im Gesundheitswesen und bei der inneren Sicherheit auf das europäische Mittelmass bringen wolle, das war 2016. Es ist ihr gelungen, aber ich persönlich finde das Ergebnis eine Katastrophe. Scheinbar gehöre ich mit meiner Meinung nicht zu Mehrheit oder die Mehrheit hat ein schlechtes Gedächtnis.

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