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Institut Vias: Handyverbot könnte vor und nach dem Unterricht den Schulweg noch gefährlicher machen

„Wir laufen Gefahr, auf dem Schulweg einer Armee von Zombies gegenüberzustehen“, befürchtet Benoît Godart, Sprecher des Instituts Vias. Illustration: Shutterstock

Unterrichtsminister Jérôme Franssen (CSP) wird in dieser Woche einen prüfenden Blick auf die Französische Gemeinschaft werfen, in der bereits an diesem Montag, dem 25. August 2025, die Schule begonnen hat.

Was nicht nur Franssen brennend interessieren dürfte: Mit dem Schulbeginn an diesem Montag tritt in den frankophonen Schulen das allgemeine Handyverbot in Kraft, das auch in einer Woche für die Primar- und Sekundarschulen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft gelten wird.

Im November 2024 hatte Unterrichtsminister Franssen im Rahmen einer Pressekonferenz angekündigt, dass man durch eine enge Zusammenarbeit zwischen dem frei subventionierten Unterrichtswesen (FSU), dem Gemeinschaftsunterrichtswesen (GUW) und dem offiziell subventionierten Unterrichtswesen (OSU) eine einheitliche Regelung erarbeitet habe.

Ab September 2025 ist in den Primar- und Sekundarschulen der DG die Nutzung von Handys, Smartwatches und ähnlichen elektronischen Kommunikationsgeräten auf dem Schulgelände sowohl während der Unterrichts- als auch der Pausenzeiten untersagt. Foto: Jens Kalaene/dpa

Die Regelung sieht vor, dass ab September 2025 in den Primar- und Sekundarschulen der DG die Nutzung von Handys, Smartwatches und ähnlichen elektronischen Kommunikationsgeräten auf dem Schulgelände sowohl während der Unterrichts- als auch der Pausenzeiten untersagt ist.

„Ziel dieser Maßnahme ist es, Ablenkungen zu minimieren und ein förderliches Lernumfeld sowie ein positives soziales Miteinander zu schaffen. Gleichzeitig soll die Stärkung der Medien- und Informationskompetenz die Schüler dazu befähigen, einen verantwortungsvollen und sicheren Umgang mit mobilen Endgeräten und sozialen Medien zu entwickeln“, so Minister Franssen, der bei der Pressekonferenz im November 2024 von den sogenannten Netzkoordinatorinnen Cécile Piel (FSU), Julie Hardt (GUW) und Sandra Meessen-Müllender (OSU) assistiert wurde. Kaleido Ostbelgien, das Zentrum für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, sollte den Schulen bei Bedarf unterstützend zur Seite stehen, insbesondere bei der Ausarbeitung schulinterner Konzepte.

Derweil melden sich in der Französischen Gemeinschaft bereits kritische Stimmen. Das Institut Vias für mehr Sicherheit im Straßenverkehr stellt zwar die Vorteile dieses Verbots von Mobiltelefonen während der Unterrichtszeit nicht in Frage, befürchtet jedoch negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit. „Wir laufen Gefahr, auf dem Schulweg einer Armee von Zombies gegenüberzustehen“, befürchtet Benoît Godart, Sprecher des Instituts Vias, gegenüber der Tageszeitung „La Dernière Heure“.

Unterrichtsminister Jerôme Franssen mit den drei Netzkoordinatorinnen (von links) Julie Hardt, Cécile Piel und Sandra Meessen-Müllender bei der Vorstellung der Regelung über das Handyverbot im November 2024. Foto: Patrick von Staufenberg

Laut einer von Vias durchgeführten Studie unter 1.500 Jugendlichen aus den drei Regionen des Landes gaben neun von zehn an, regelmäßig mit Blick auf ihr Smartphone zu gehen. „Das ist natürlich nicht verboten, aber es kann sehr gefährlich sein, denn wenn man sich auf einen Bildschirm konzentriert, achtet man nicht ausreichend auf seine Umgebung. Und das kann unbewusst zu riskantem Verhalten führen. Man verhält sich nicht genauso, wenn man sein Handy in der Hand hält oder nicht.“

Vias befürchtet, dass Teenager, die acht Stunden lang keinen Zugang zu ihrem Handy haben, sich bei Schulschluss, wenn die digitale Freiheit wieder beginnt, auf ihre Handys stürzen werden. Mit einer Flut von Nachrichten, die ausgetauscht werden müssen, Stories, die angesehen werden müssen, TikTok-Videos, die angeschaut werden müssen …

„Da sie noch mehr als zuvor auf ihre Nachrichten und sozialen Netzwerke fokussiert sind, werden sie weniger auf das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer achten. Stellen Sie sich vor, ein abgelenkter Autofahrer oder eine Straßenbahn (die an Zebrastreifen Vorfahrt hat, A.d.R.) kommt an einen Fußgängerüberweg: Wer sein Handy nicht in der Hand hat, kann reagieren. Wer jedoch auf seinen Bildschirm starrt, hat eine längere Reaktionszeit oder reagiert gar nicht. Und da sie den ganzen Tag keinen Zugang zu ihrem Handy hatten, besteht die Gefahr, dass die Jugendlichen nach dem Unterricht noch stärker davon in Anspruch genommen werden“, gibt der Sprecher von Vias in der „DH“ zu bedenken. (cre)

5 Antworten auf “Institut Vias: Handyverbot könnte vor und nach dem Unterricht den Schulweg noch gefährlicher machen”

    • Hugo Egon Bernhard von Sinnen

      Die Kids jetzt eine Viertelstunde früher wecken, damit sie das neueste bei OD lesen können, damit sie nicht (mit dem Blick aufs Handy) sich und andere im Straßenverkehr gefährden.
      Vor allem vor und auf dem Zebrastreifen, sollte der Blickkontakt zu den fahrenden Verkehrsteilnehmern gesucht werden. Die neuesten Witze, kann man nach der Schule, zu Hause lesen.
      Kopf hoch Kids, davon geht die Welt nicht unter und ihr auch nicht unter das Auto. ;-)

  1. Ich hat einen Traum

    In Folge dieser Schreckensvision muss etwas geschehen.
    Nicht auszudenken die schrecklichen Unfälle die dadurch entstehen könnten und wo die auf Handdys, Smartphon am starrenden Schüler und Studenten ja absolut keine Schuld trifft.
    Die Gemeindepolitik muss hier dringend reagieren.
    Der Berufs- und allgemeiner Verkehr muss während den Schultagen ab 15Uhr20 in einem Umkreis von 500 Meter um alle Schulen und Lehreinrichtungen absolut untersagt werden!
    Unabhängig vom beginnenden Berufsverkehr!
    Alles kann sehr schnell gehen!
    Jeder Bürgermeister trifft eine entsprechende Polizeiverordnung die dann nur noch pro forma durch den Gemeinderat genehmigt wird.
    Das alles könnte also noch VOR Beginn des neuen Schuljahres geschehen.
    Politik könnte doch ganz einfach sein, oder?
    Sorry, ich sass auf meiner Terrasse und träumte ….

  2. „Vias befürchtet, dass Teenager, die acht Stunden lang keinen Zugang zu ihrem Handy haben, sich bei Schulschluss, wenn die digitale Freiheit wieder beginnt, auf ihre Handys stürzen werden. Mit einer Flut von Nachrichten, die ausgetauscht werden müssen, Stories, die angesehen werden müssen, TikTok-Videos, die angeschaut werden müssen …“

    Falscher Ansatz.
    Von dem ganzen MUSS rein gar nichts!!
    Wenn die 8 Stunden niemand das Telefon benutzt, gibt es auch keine „Flut“

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