Politik

Der Rücktritt vom Rücktritt der Gwendolyn Rutten: Was ein Ministerposten so alles bewirken kann…

07.11.2023, Belgien, Brüssel: Gwendolyn Rutten (Open VLD) bei ihrer Vorstellung als neue flämische Ministerin für Inneres, Verwaltung, Integration und Chancengleichheit. Foto: Belga

Nur zweieinhalb Wochen, nachdem sie aus lauter Verärgerung darüber, dass sie nach dem Rücktritt ihres Parteikollegen Vincent Van Quickenborne nicht Justizministerin geworden ist, beschlossen hatte, der nationalen Politik den Rücken zu kehren, ist Gwendolyn Rutten überraschend von ihrem Rücktritt zurückgetreten.

Der Grund für den erstaunlichen Sinneswandel: Die ehemalige Parteivorsitzende der flämischen Liberalen (Open VLD) tritt die Nachfolge von Bart Somers als Ministerin in der flämischen Regierung an. Somers will sich ganz auf seine Aufgabe als Bürgermeister der Stadt Mecheln konzentrieren.

„Ich habe vielleicht zu heftig reagiert, aber ich bin auch nur ein menschliches Wesen“, rechtfertigte sich Rutten, die sich viel Kritik ausgesetzt sieht.

Bart Somers (Open VLD) trat als flämischer Innenminister zurück, um sich ganz auf seine Aufgabe als Bürgermeister von Mecheln zu konzentrieren. Foto: Tom Nebe/dpa

Am 22. Oktober 2023 hatte sie im Zorn ihren Abschied von der Politik verkündet. „Heute endet meine nationale politische Rolle. Nach 25 Jahren aktiver Mitgliedschaft in der Open VLD und 13 Jahren nach meiner ersten Wahl als Parlamentsmitglied ist es an der Zeit, meinem Wunsch nachzukommen, die Gesellschaft auf eine andere Art und Weise mitzugestalten. Ich werde nicht mehr für das flämische oder föderale Parlament kandidieren und die anderen Liberalen bei der Fortsetzung dieses schönen Mandats unterstützen.“ Nebenbei beklagte sie die „respektlose Behandlung“, die sie ihrer Meinung nach erfahren habe.

Zweieinhalb Wochen später steht die ehemalige Vorsitzende der Open VLD wieder vor Journalisten, um über ihr unerwartetes Comeback zu sprechen und dieses zu rechtfertigen.

„Wenn Sie mir vor ein paar Tagen gesagt hätten, dass ich hier sitzen würde, hätte ich das nicht geglaubt“, erklärte sie. „Ich war vor ein paar Wochen enttäuscht. Es war eine schwierige Zeit, weil ich dachte, dass ich in der Politik nichts mehr bewirken könnte. Deshalb hatte ich mich entschieden, neben meinem Amt als Bürgermeisterin von Aarschot noch etwas anderes mit meinem Leben anzufangen“, sagte sie und versicherte, dass sie eine Umschulung zur Lehrerin und einen Wechsel ins Unterrichtswesen in Betracht gezogen habe.

Seine Partei schneidet in den Umfragen sehr schlecht ab: Premierminister Alexander De Croo (Open VLD). Foto: Shutterstock

Der Wendepunkt? Ein Telefonanruf am Montagabend, bei dem ihr der Posten des flämischen Ministers für Inneres, Verwaltung, Integration und Chancengleichheit angeboten wurde.

„Ich kann mir vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die nicht verstehen, warum ich zuerst aus der nationalen Politik aussteigen wollte und mich jetzt hier sitzen sehen. Ich kann nur eines sagen: So ist das Leben. Wenn man etwas bewirken will, übernimmt man Verantwortung, wenn man dazu aufgefordert wird“, argumentierte Rutten.

Diese Erklärungen haben indes die Kritik nicht verstummen lassen. „Gwendolyn Rutten kehrt in die Politik zurück, weil sie einen Ministerposten erhält. Dann müssen wir nicht mehr so tun, als ob würde es in der Politik nicht um Posten gehen“, kommentierte RTL-Journalist Martin Buxant auf der Plattform X.

Das Engagement von Gwendolyn Rutten wird auch nach den Wahlen weitergehen. Die neue Ministerin wird die regionale Open VLD-Liste in Flämisch-Brabant anführen. Was ein Ministerposten so alles bewirken kann… (cre)

10 Antworten auf “Der Rücktritt vom Rücktritt der Gwendolyn Rutten: Was ein Ministerposten so alles bewirken kann…”

  1. Walter Keutgen

    Auch ihr Namenshalbvetter Mark Rutte, abtretender Ministerpräsident der Niederlande. Er hatte bei seinem Rücktritt angekündigt, aus der Politik ins Berufmittelschulwesen zu gehen. Jetzt munkelt man er werde NATO-Generalsekretär. Voriges Jahr wollte er noch einer Frau den Vortritt lassen (von der Leyen?).

    In Flandern kann man also Minister- und Bürgermeisterämter kumulieren. Und Frau Rutten wollte auch neben dem Bürgermeisteramt von Aarschot etwas anders tun.

  2. Robin Wood

    „Gwendolyn Rutten kehrt in die Politik zurück, weil sie einen Ministerposten erhält. Dann müssen wir nicht mehr so tun, als ob würde es in der Politik nicht um Posten gehen“, kommentierte RTL-Journalist Martin Buxant auf der Plattform X.“

    Genau so ist es. Es geht immer nur um Posten, nicht um das Wahl-Volk oder die Bürger. Widerlich.
    Geld regiert die Welt.

  3. Kunterbunte Politik

    Da sieht man mit welchem Respekt und Handeln die Leute mit den Wählern/Bürger umgehen!? Die kochen sich Ihre Menus so richtig nach Grösse des Bauches!? Wer stoppt den Unsinn und das unseriöse und bodenlose Gedöhns?
    Es wäre an der Zeit dem Spuck ein Ende zu brereiten.
    Zweimal gewählt, und Schluss.
    Radikaler Umbruch in all den Futterplätzen der Posten und Nebenposten, Regierungen usw.
    Umdenken in deren famosen Pensionen und Renten.
    Durch diesem Handeln würde, hunderte Millionen an Einsparungen erfolgen, und danach endlich ein richtiges und reales Handeln und Verwalten erfolgen.
    Das jetzige ist der Hohn gegenüber den Leuten? Eine Schande!

  4. la planque

    Typisch für den Beruf! Wenn die mal gewählt sind, meinen die sie könnten alles Freiweg tun und machen! Es fängt schon an bei den Arbeitsstellen, dann schnell die Supernebenjobs usw, und das bis ü 70. Der Rest kann es dann bezahlen, wie gehabt, und keiner ändert was daran, es läuft schon seit Jahren, immer dasselbe. Und dabei einen Schuldenstand von Milliarden, und das bei ebenso hohen Steuern, die wiederum vom Bürger bezahlt werden müssen.
    Ungleicher geht es doch nicht!?
    Aber, siehe hiervor, keiner ändert da was dran? Obschon es Bitternötig wäre!?

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern