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Zehn Jahre nach ihrem „Wir schaffen das“ zeigt sich Merkel uneinsichtig und wird dafür scharf kritisiert

25.08.2025, Berlin: Angela Merkel empfängt den Journalisten Ingo Zamperoni zum Interview in ihrem Büro in Berlin. Die Sendung "Merkels Erbe - 10 Jahre 'Wir schaffen das!" "sollte am Montag, 25.08.2025, um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt werden. Foto: Thomas Ernst/NDR/dpa

Zehn Jahre nach ihrem „Wir schaffen das“ ist sich die ehemalige deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) keiner Schuld bewusst. Sie ist sogar überzeugt, dass „wir viel geschafft haben“, wie sie in einem am Montagabend von der ARD ausgestrahlten Gespräch mit dem Journalisten Ingo Zamperoni versicherte. Bereits im Vorfeld der ARD-Dokumentation erntete Merkel für ihre Uneinsichtigkeit und Sturheit scharfe Kritik.

Zehn Jahre nach ihrem legendären Satz „Wir schaffen das“ zur Aufnahme Hunderttausender Flüchtlinge ist Deutschland nach Überzeugung der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Integration von Migranten deutlich vorangekommen. „Das ist ein Prozess. Aber bis jetzt haben wir viel geschafft. Und was noch zu tun ist, muss weiter getan werden“, sagte die CDU-Politikerin in einem Interview mit dem Journalisten Ingo Zamperoni, das für eine ARD-Dokumentation geführt wurde.

Am 31. August 2015 hatte Merkel jene drei Worte gewählt, nachdem gerade bekanntgeworden war, dass für das laufende Jahr 800.000 Flüchtlinge in Deutschland erwartet wurden und Tausende Geflüchtete von Ungarn kommend in Richtung Deutschland unterwegs waren.

Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt sich am 10. September 2015 in Berlin für ein Selfie mit einem Flüchtling fotografieren. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

– Ihr Satz wurde Merkel „um die Ohren gehauen“: Merkel sagt heute: „Dass das etwas wirklich Herausforderndes wird, das war mir klar.“ Zugleich habe es sie auch immer wieder verwundert, „wie sehr mir diese drei Worte ‚Wir schaffen das‘ auch um die Ohren gehauen wurden“. Sie habe bloß ausdrücken wollen, dass Deutschland vor einer großen Aufgabe stehe. Dabei habe sie auf die Menschen im Land gehofft.

Eine Überforderung Deutschlands durch ihre Entscheidung sieht Merkel nicht. „Das glaube ich nicht. Deutschland ist ein starkes Land“, sagte sie. „Insgesamt war ich der Überzeugung, dass Deutschland das stemmen kann.“

Die frühere Kanzlerin verwies darauf, dass die Alternative gewesen wäre, die geflüchteten Menschen mit Gewalt davon abzuhalten, nach Deutschland zu kommen. „Dazu hätte ich mich nie bereiterklärt“, stellte Merkel klar. Im Rückblick habe sie sich manchmal aber auch Vorwürfe gemacht, dass man nicht schon 2012/2013 – als der Bürgerkrieg in Syrien bereits im Gange war – nicht mehr für die Menschen vor Ort getan habe.

– AfD wurde stärker, Streit in der Union: Merkel räumte auch ein, dass ihre Entscheidung zum Aufschwung der AfD beigetragen hat. „Dadurch ist die AfD sicherlich stärker geworden.“ Das sei aber kein Grund gewesen, eine Entscheidung, die sie für richtig und vernünftig halte, nicht zu treffen. Auch habe ihr Entschluss zu Streit in der Union geführt, der nicht hilfreich dabei gewesen sei, die große Integrationsaufgabe zu bewältigen.

31.08.2015, Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußert sich auf einer Pressekonferenz zu aktuellen Themen der Innen- und Außenpolitik. Als Merkel hier „Wir schaffen das“ sagt, ist sie sich in keiner Weise bewusst, dass dies ihr bekanntester Satz werden wird. Foto: picture alliance / dpa

– Linnemann nicht zufrieden mit Integration: CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann zog eine kritische Bilanz zehn Jahre nach dem Merkel-Satz. „Seit 2015 sind 6,5 Millionen Menschen zu uns gekommen und weniger als die Hälfte ist heute in Arbeit. Ich finde das, gelinde gesagt, nicht zufriedenstellend“, sagte Linnemann der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Heute gehe es darum, illegale Migration in die Sozialsysteme zu stoppen und reguläre Zuwanderung in den Arbeitsmarkt zu fördern. „Das muss die Politik dieser Regierung 2025 sein – und das ist sie auch.“

– „Münchner Merkur“ zu Merkel/Wir schaffen das: „Zehn Jahre nach ihrem gescheiterten Wir-schaffen-das-Experiment ist die Physikerin Angela Merkel nicht klüger geworden. Ihr Land sieht sie nicht überfordert. Angesichts der Rechthaberei, mit der Merkel auch andere Fehlentscheidungen ihrer 16-jährigen Amtszeit verteidigt, vom Putin-Appeasement bis zum Atomausstieg, kann diese Chuzpe niemanden überraschen. Aber für Millionen Bundesbürger, die täglich mit den Folgen ihrer Politik herumschlagen müssen, etwa mit steigender Kriminalität und dem Vormarsch der Rechtsradikalen, ist ihre Selbstgerechtigkeit ein Schlag ins Gesicht. Statt zu schweigen, kritisiert die Ex-Kanzlerin noch die Grenzkontrollen, mit denen ihr Nachfolger das Chaos zu ordnen versucht. Diese Kanzlerin ist auch vier Jahre nach Ende ihrer Amtszeit schwer zu ertragen.“ (dpa/cre)

5 Antworten auf “Zehn Jahre nach ihrem „Wir schaffen das“ zeigt sich Merkel uneinsichtig und wird dafür scharf kritisiert”

  1. Hugo Egon Bernhard von Sinnen

    Wir schaffen das :Unseren Freunden, der obersten Etagen in der Wirtschaft, den Fachkräftemangel beizubringen.
    Dieser ist jetzt Wirklichkeit geworden, weil alle gekommen sind. In seltenen Fällen sogar Fachkräfte.
    Jetzt braucht es natürlich noch mehr Fachkräfte, um die zu versorgen, die keine Fachkräfte gewesen sind.
    Aber von den neuen, gibt es sicher wieder so viele Kräfte, dass die nächste Generation auch nach Fachkräften suchen wird.

    Die KI konnte sie nicht kommen sehen.
    Wird aber letzten Endes nur noch das pünktelchen auf dem i, für den Todesstoß Europas.
    Mutti insgesamt ? Ein Wirtschaftswunder , zur Verwunderung !

  2. DearAugenblick

    Die Vorbedingungen sind damals bei Einführung nicht sorgfältig durchdacht worden.
    Viele der sogenannten EU Staaten haben weniger Flüchtlinge aufgenommen und dafür Sanktionen bekommen,das haben sie mit bedacht gemacht, weil evtl Rechts?Merkel…wir schaffen das…
    Bei den nächsten Wahlen werden wir sehen die gehen…und kommen…
    Habe damals das mitleidskind gesehn,im Fernsehen,mit der Merkel….Es war herzzerreissend was das Mädchen erzählte.
    Ich bin für Menschen die sich integrieren möchten und nicht solche die deren eigenes Land nicht mal zurück holt, Menschen die andere Menschen bewusst verletzt haben haben ihre eigenen Menschenrechte abgegeben,Punkt.Jeder Mensch ist gleich….kommt nur darauf an was er macht.
    Psysischlabil oder nicht unser Rechtssystem ist marode und funktioniert bei einem zivilisiertem Volk und das sind wilde.
    Ergo (aus Sicht der Politik) schärfere Gesetze müssen her…ich lach mich platt…..heul

  3. Dass Merkel stur zu ihrer Politik steht kann man ihr noch nicht einmal vorwerfen, jeder darf so bekloppt sein wie er will. Schändlich ist nur dass die CDU unfähig ist diesen Kurs zu korrigieren und lieber die AfD verbieten will als Fehler zu korrigieren. Und das ist für eine Partei, anders als für eine Einzelperson, unverzeilich. Die Parteiendemokratie soll ja der Garant dafür seinn dass persönliche Fehler durch das Kollektiv korrigiert werden können. Hier versagt die Deutsche Parteiendemokratie kläglich.

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