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Impf-Meister Amerika: Spritze im Supermarkt, Impfung in der Nacht und originelle Aktionen gegen Impfmuffel

24.02.2021, USA, Houston: Autos stehen auf einem Parkplatz am NRG Park in einer Schlange, während die Fahrer darauf warten, gegen das Coronavirus geimpft zu werden. Die große Impf-Einrichtung in Harris County wird staatlich gefördert. Foto: Mark Mulligan/Houston Chronicle/AP/dpa

Was man in den USA nicht alles für eine Corona-Impfung bekommt: Die Immunisierung, eh klar. Aber eben auch Joints, Hot Dogs, Museumsbesuche und Wertpapiere. Die Aktionen haben einen ernsten Hintergrund.

Die Zahlen sind gut, deutlich besser als erwartet: In den USA sind bereits deutlich mehr als die Hälfte aller Erwachsenen zumindest mit einer ersten Dosis gegen Covid-19 geimpft.

Zu Beginn kamen die Impfungen in den USA nur schleppend voran. Doch nach dem Machtwechsel im Weißen Haus nahm die Impfkampagne rasant an Fahrt auf. Präsident Joe Biden drehte an vielen Stellschrauben. Er orderte Hunderte Millionen Impfdosen verschiedener Hersteller, spannte die Apotheken im Land als Impfstationen ein, ließ die US-Katstrophenschutzbehörde Massenimpfzentren errichten, rekrutierte in großer Zahl Impfer.

06.04.2021, USA, Alexandria: Joe Biden (M), Präsident der USA, spricht mit einer Person, die eine Impfung gegen das Corona-Virus erhält, als er besucht eine Impf-Einrichtung am Virginia Theological Seminary. Foto: Evan Vucci/AP/dpa

Die Pandemie hat zwar einige Schwächen der USA auf schmerzliche Weise offengelegt: etwa die Unzulänglichkeiten des Gesundheitssystems, die mangelnde soziale Absicherung vieler Amerikaner, Kinderarmut oder die systematische Benachteiligung von Schwarzen und Latinos. Beim Impfen aber entpuppt sich ein Wesenszug des Landes als besondere Stärke: unbürokratisch, pragmatisch und teils unkonventionell an manches heranzugehen, jenseits strikter Vorschriften und Regularien.

Die Biden-Regierung hat früh damit begonnen, Impfstoffe direkt an Apotheken im Land auszuliefern. Viele Apotheken in den USA sind Teil von Drogerien oder Supermärkten. Das heißt, Amerikaner können sich unweit von daheim – gleich neben Waschmittel oder Tiefkühlpizza – impfen lassen und davor oder danach noch einkaufen gehen.

Die Regierung hat den Weg dafür frei gemacht, dass auch pensionierte Ärzte und Pfleger Impfungen spritzen können. In vielen Impfzentren im Land sind außerdem Freiwillige für logistische Aufgaben im Einsatz – viele von ihnen haben im Gegenzug für ein paar Stunden Mitarbeit eine Impfung bekommen, früher als sie sonst dran gewesen wären.

07.04.2021, USA, New York: Das zum 24-Stunden-Impfzentrum umfunktionierte Baseballstadion Citi Field ist hell erleuchtet. Foto: Benno Schwinghammer/dpa

Impftermine mitten in der Nacht gibt es nicht nur in New York, sondern auch an anderen Orten im Land. Mobile Impf-Trucks wiederum rollen durch ländliche Gebiete. Im Bundesstaat Maryland etwa klappert eine mobile Einheit unter anderem gezielt entlegene Geflügelbetriebe ab, um dort Arbeiter zu impfen, die andernfalls womöglich nicht den Weg zur nächsten Impfstelle antreten würden.

Bei der Vergabe der Impfdosen wurde in den USA von Anfang an die Impfberechtigung nicht streng geprüft, also ob jemand zu einer bevorzugten Gruppe gehört, mit Vorerkrankung oder Risikoberuf. Diverse Bundesstaaten öffneten ihre Impfungen nach und nach für alle – ohne jede Priorisierung nach Alter, Gesundheitszustand oder Beruf – und gewährten teils auch bewusst Menschen aus anderen Staaten eine Spritze. Auch das beschleunigte das Prozedere. Inzwischen sind alle Amerikaner ab 16 Jahren berechtigt, einen Impftermin zu vereinbaren. Möglich ist das aber nur durch genügend Nachschub an Impfstoff.

Anreize für Impfmuffel: Joints, Donuts und 100-Wertpapiere

Die Zahlen sind bisher gut, deutlich besser als erwartet. Doch der Erfolg der amerikanischen Kampagne ist bedroht, denn der Run auf die Mittel lässt nach, das Angebot überstieg zuletzt die Nachfrage.

Um Millionen Menschen zur Injektion zu bewegen, locken Firmen, Gruppen und Bundesstaaten deshalb mit vielen Anreizen für Neugeimpfte – auch im eigenen Interesse. Eine Liste.

16.03.2021, USA, Baltimore: Unweit des Kongresszentrums steht ein Schild mit der Aufschrift „Impfungen“. Foto: Lena Klimkeit/dpa

DONUTS UND ANDERE DICKMACHER: Kein Covid mehr, dafür aber dick werden? Die Donut-Kette Krispy Kreme sorgte zuletzt mit einem gelungenen PR-Gag für Aufsehen: Jeder Geimpfte bekommt mit dem Vorzeigen der eigenen Impfkarte jeden Tag einen Donut kostenlos. Andere Firmen geben sich weniger vollmundig, trotzdem kann man – zumindest in New York – auch einen Käsekuchen oder einen Hot Dog nach dem Impfen abstauben.

DAS NATURKUNDEMUSEUM: Auch das berühmte Naturkundemuseum in New York lockt Impf-Muffel: Direkt unter der berühmten Nachbildung eines Blauwals können Leute ihre Spritze bekommen – und danach das Museum kostenlos besuchen. Denn das renommierte Museum am Central Park ist geöffnet – mit Abstands- und Hygieneregeln sowie eingeschränkter Kapazität. Die fast 30 Meter lange und rund 9,5 Tonnen schwere Blauwal-Nachbildung gehört zu den beliebtesten Ausstellungsstücken.

100-DOLLAR-WERTPAPIER: Den zaghaften jüngeren Amerikanern will der Bundesstaat West Virginia mit einer finanziellen Belohnung auf die Sprünge helfen. Die Behörden dort bieten 16- bis 35-Jährigen für eine Corona-Impfung ein Wertpapier in Höhe von 100 US-Dollar (knapp 83 Euro) an. Es gehe darum, diese Bevölkerungsgruppe „wirklich zu motivieren“, um die Pandemie gemeinsam zu besiegen, erklärte Gouverneur Jim Justice. Auch bereits geimpfte Jüngere – insgesamt rund 380.000 Menschen – hätten Anspruch auf die Anleihe. Finanziert wird die Belohnung demnach mit Mitteln aus dem jüngst vom US-Kongress verabschiedeten Konjunkturprogramm.

11.11.2020, USA, Billings: Marihuana-Zigaretten, auch Joints genannt, liegen in einer medizinischen Marihuana-Apotheke im US-Bundesstaat Montana. Foto: Matthew Brown/AP/dpa

NEUE MASKEN-FREIHEIT: Als indirekter Anreiz kann auch eine neue Leitlinie der US-Gesundheitsbehörde CDC verstanden werden: Die Behörde nahm die Aufforderung, in der Öffentlichkeit Gesichtsmaske zu tragen, jüngst zurück – allerdings nur für vollständig Geimpfte. Der neuen Masken-Freiheit könnten noch viele weitere Erleichterungen für jene folgen, die sich haben impfen lassen. Zum Beispiel bei Besuchen von öffentlichen Einrichtungen oder Reisen. So sollen immunisierte Amerikaner im Sommer nach Europa reisen dürfen.

JOINTS FÜR SPRITZEN: Auch Marihuana-Aktivisten sind auf den Anreize-Zug aufgesprungen – und nehmen die Kiffer ins Visier. Unter anderem in New York und Washington gab eine Lobby-Gruppe Joints für Geimpfte aus und erhielt damit ebenfalls einige Aufmerksamkeit. Bei der Aktion ging es wie bei so vielen anderen auch nicht nur darum, für die Impfung zu werben, sondern eben auch für sich selbst und die Legalisierung von Cannabis in weiteren Bundesstaaten. (dpa)

8 Antworten auf “Impf-Meister Amerika: Spritze im Supermarkt, Impfung in der Nacht und originelle Aktionen gegen Impfmuffel”

  1. Corona2019

    Da Wird man in Brüssel wohl mehrmals lesen müssen um zu verstehen was dort geschieht .

    Jaaaaa , lest es noch 20 mal durch wenn es sein muss !!
    Vielleicht begreift ihr dann auch wie Organisation funktioniert .
    Europa würde es euch Danken .

    Bis jetzt konnte man über euch ja nur spotten , vielleicht ändert sich ja dann etwas .

  2. Felicitas

    Aber, aber mein lieber Corona, nicht so hart ins Gericht gehen mit den Euro Politikern. Die hatten ja auch andere Dinge zu tun, zB die Sofagate mit v.d. Leyen. Oder sich mit Pharmafirmen streiten. Das ist nicht alles so einfach auf die Reihe zu bekommen. 🤔🧐

  3. Corona2019

    @ – Stimmt :-), mit dem Sofagate hatte natürlich Priorität .
    Ich habe deswegen Ikea angeschrieben , Die Mögen doch bitte ein Katalog ins Parlament schicken .
    Jetzt können die sich alle was aussuchen , und es in dem Land erhalten wo die Kaffee Kränzchen veranstaltet werden .
    Hoffentlich fehlen keine Schrauben , dann sitzt man ja nicht ganz so locker .

  4. Joachim Wahl

    Hier wird einfach etwas behauptet, was nicht stimmt. Biden impft Menschen mit Impfdosen, welche noch von Trump in seiner Amtszeit geordert wurden. Einfach mal sich auf amerikanischen Medien informieren.

  5. Corona2019

    @ – Joachim Wahl

    Das stimmt sogar .
    Trump hat zwar behauptet alles harmlos zum Selbst schutz , weil er gegen ein Vernünftiges Gesundheit system gewesen ist,
    Und das schon lange vor der Pandemie .
    Er kannte aber genau die Gefahr , er hatte sie ja auch am eigenen Leib erlebt .
    Biden Profitiert jetzt vom eigentlich Klugen Handeln von Trump , wenigstens was die Verträge der Bestellungen für impfstoffe angeht .

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