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Hören im PDG auch alle zu?

Das DG-Parlament bei einer Plenarsitzung. Archivfoto: Gerd Comouth

Wer aufmerksam die Debatten im DG-Parlament im Offenen Kanal (OK) verfolgt, wird sich des Öfteren die Frage gestellt haben, ob die Abgeordneten auch tatsächlich dem Kollegen am Rednerpult zuhören oder vielleicht doch mit ganz anderen Dingen beschäftigt sind.

Vom unterschiedlichen Zuhörer-Verhalten von Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz (SP) und Oliver Paasch (ProDG) war an dieser Stelle schonmal die Rede.

Karl-Heinz Lambertz (links) und Oliver Paasch im PDG. Foto: Gerd Comouth

Karl-Heinz Lambertz (links) und Oliver Paasch im PDG. Foto: Gerd Comouth

Während Lambertz fast nie zum Parlamentarier am Rednerpult aufschaut, sondern die meiste Zeit auf ein Blatt Papier starrt, wirkt Paasch immer sehr konzentriert und interessiert.

Was natürlich nicht ausschließt, dass Lambertz zwar so tut, als interessiere ihn das Ganze herzlich wenig, tatsächlich aber hundertprozentig zuhört, und Paasch nur so tut, als höre er zu, in Wirklichkeit aber in Gedanken ganz woanders ist…

Die in der 1. Reihe und die „Hinterbänkler“

Über den Daumen gepeilt, lässt sich behaupten, dass die Abgeordneten, die in der 1. Reihe sitzen, zumindest augenscheinlich am aufmerksamsten zuhören. Etwas unaufmerksamer und „geschwätziger“ wirken dagegen die „Hinterbänkler“, so zum Beispiel die Parlamentarier von Vivant und Ecolo.

Zwischendurch kramt das eine oder andere PDG-Mitglied sein iPad hervor. Foto: Gerd Comouth

Zwischendurch kramt das eine oder andere PDG-Mitglied sein iPad hervor. Foto: Gerd Comouth

Mancher Volksvertreter schaut vor allem dann auf, wenn ein Parteikollege am Rednerpult steht. Das gebietet allein schon die parteiinterne Höflichkeit. Oder wenn Lambertz spricht. Steht der Regierungschef am Rednerpult, blicken alle zu ihm auf. Weil dessen Ansprache so interessant ist oder man sich nicht durch allzu häufiges Wegschauen bei ihm unbeliebt machen möchte?

Mittlerweile holt ein Minister oder PDG-Abgeordneter während der Plenarsitzung hin und wieder sein Smartphone oder iPad hervor, um E-Mails zu checken oder eine Internetseite zu konsultieren. Sicherlich nicht, um zum Zeitvertreib eine elektronische „Patience“ zu legen oder mit zwei elektronischen Gegnern Skat zu spielen – denn der Abgeordnete muss immer damit rechnen, dass das, was er gerade schaut, von einer Kamera des Offenen Kanals eingefangen wird.

Jede kleinste Bewegung wird registriert

Die PDG-Mitglieder in der 1. Reihe sind zumindest augenscheinlich die aufmerksamsten (hier Lydia Klinkenberg, ProDG). Foto: Gerd Comouth

Die PDG-Mitglieder in der 1. Reihe sind zumindest augenscheinlich die aufmerksamsten (hier Lydia Klinkenberg, ProDG). Foto: Gerd Comouth

Übrigens: Interessant ist auch festzustellen, dass die drei Personen oberhalb des Rednerpults (Generalsekretär Stephan Thomas, Präsident Alexander Miesen – bei Abwesenheit Patricia Creutz, 1. Vize-Präsidentin – und Resi Stoffels, 1. Sekretärin) sich im Gegensatz zu ihren Kollegen unten praktisch keine Unaufmerksamkeit leisten können, weil die Kameras die meiste Zeit auf sie gerichtet sind. Jede kleinste Bewegung wird registriert.

Tja, und da wären schließlich noch diejenigen, die so tun, als würden sie gerade ein wichtiges Dokument konsultieren, das direkt mit dem Thema, über das der Redner spricht, zu tun hat, in Wirklichkeit aber heimlich – wenn sie z.B. Lehrer sind – ihren Unterricht vom nächsten Tag vorbereiten. Noch hat das DG-Parlament nicht nur Berufspolitiker… (cre)

3 Antworten auf “Hören im PDG auch alle zu?”

  1. Zaungucker

    Das hier beschriebene Verhalten ist übrigens in anderen (allen?) Parlamenten vorzufinden.
    Man schaue sich nur mal eine normale Sitzung im Deutschen Bundestag an.
    Eine geschickt gewählte Kameraführung vermittelt den Eindruck eines voll besetzten Plenums.
    Ein gelegentlicher (unbedachter?) Schwenk offenbart jedoch, dass nur die vordersten Sitzreihen mehr oder weniger besetzt sind. Dahinter herrscht totale Leere.
    Die Reden der Parlamentarier sind oft gähnend langweilig, die vorgebrachten Argumente längst bekannt oder bloß für die Zuschauer bestimmt.
    Parteidisziplin verbietet, dass man auch mal der Opposition Recht gibt und eigene Fehler einräumt.
    Außerdem erstickt das Parlament in Routine: Im Eiltempo werden so passionierende Sachen wie die Umsetzung einer Direktive der EU zur Gewährung einer Beihilfe für die Krabbenfischer an der Nordsee durchgewunken. Kein Wunder, dass da der oberbayerische Abgeordnete schläft und nur wach wird, wenn es um die Bestimmung zum Schutz des Wolpertingers in den Alpen geht.

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