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Mediziner rätseln über ungewöhnliche Häufung von Handfehlbildungen bei Babys in Klinik in Gelsenkirchen

13.09.2019, Nordrhein-Westfalen, Gelsenkirchen: Das Sankt Marien-Hospital Buer. Hier hat es eine ungewöhnliche Häufung von Neugeborenen mit Handfehlbildung gegeben. Foto: Marcel Kusch/dpa

Drei Neugeborene mit deformierten Händen innerhalb weniger Monate in einer Gelsenkirchener Klinik: Ist die Häufung zufällig oder gibt es einen Zusammenhang? Mediziner rätseln.

In einem Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen hat es eine ungewöhnliche Häufung von Neugeborenen mit Handfehlbildung gegeben. Im Sankt Marien-Hospital Buer in Gelsenkirchen waren zwischen Juni und Anfang September drei betroffene Kinder auf die Welt gekommen, wie die Klinik auf ihrer Homepage mitteilte.

„Das mehrfache Auftreten jetzt mag auch eine zufällige Häufung sein. Wir finden jedoch den kurzen Zeitraum, in dem wir jetzt diese drei Fälle sehen, auffällig.“ Fehlbildungen dieser Art habe man in der Klinik viele Jahre nicht gesehen, hieß es weiter. Vertreterinnen von Hebammen hatten auf die Fälle aufmerksam gemacht, mehrere Medien berichteten.

13.09.2019, Nordrhein-Westfalen, Gelsenkirchen: Das Sankt Marien-Hospital Buer. Hier hat es eine ungewöhnliche Häufung von Neugeborenen mit Handfehlbildung gegeben. Foto: Marcel Kusch/dpa

Statistisch würden etwa 1 bis 2 Prozent aller Neugeborenen mit einer Fehlbildung unterschiedlicher Ausprägung geboren, wie die Gelsenkirchener Mediziner erläuterten. Extremitätenfehlbildungen könnten während der Schwangerschaft unter anderem durch Infektionen auftreten, seien insgesamt aber selten. Bei allen drei Kindern ist jeweils eine der beiden Hände betroffen. An dieser seien Handteller und Finger nur rudimentär angelegt. Der Unterarm sei normal. In der Klinik wurden 2018 nach eigenen Angaben mehr als 800 Kinder geboren.

Der entscheidende Entwicklungszeitraum liege sehr früh in der Schwangerschaft, zwischen dem 24. und 36. Entwicklungstag nach der Befruchtung der Eizelle, wie das Sankt Marien-Hospital Buer weiter schreibt.

“Eine ebenfalls mögliche Ursache ist das Abschnüren von Extremitäten durch Amnionbänder oder Nabelschnurumschlingungen während der Schwangerschaft im Mutterleib, was zu einer verminderten Weiterentwicklung der betroffenen Extremität führt.“ Alle Familien wohnten im lokalen Umfeld, hieß es weiter. „Wir konnten keine ethnischen, kulturellen oder sozialen Gemeinsamkeiten der Herkunftsfamilien sehen.“

Chirurgische Instrumente liegen im Kreißsaal einer Klinik auf einem Tisch. Foto: Daniel Karmann/dpa

Nach Angaben der Klinik gibt es kein bundesweites Melderegister für Fehlbildungen. Möglich sei aber eine Meldung an „Eurocat“, die zentrale Meldestelle der Europäischen Union. Die Klinik will die Fälle jetzt in regionalen Qualitätszirkeln der Kinder- und Jugendärzte thematisieren. Auch habe man Kontakt mit Fachleuten der Berliner Charité aufgenommen. Die Charité wollte sich bisher nicht äußern.

Der Chefarzt der Klinik für Handchirurgie und angeborene Handfehlbildungen am Krankenhaus Marienstift in Braunschweig, Niels Benatar, schätzt, dass auf jede 2.000. Lebendgeburt eine Handfehlbildung kommt. Zu bedenken sei dabei aber, dass an einer einzigen Hand auch mehr als nur eine Art von Fehlbildung vorkommen könne. Außerdem werde nicht jede Fehlbildung gleich bei der Geburt erkannt. (dpa)

5 Antworten auf “Mediziner rätseln über ungewöhnliche Häufung von Handfehlbildungen bei Babys in Klinik in Gelsenkirchen”

  1. Warten wir mal die Forschungsergebnisse ab, jedoch befürchte ich, dass die Ursachen für diese schrecklichen Verstümmelungen in den Produkten unserer modernen Industriegesellschaft zu finden sind. Mit dem gewissenlosen Raubbau an unserer Natur und unserer Existenzgrundlage zerstören wir unsere eigene Lebensbasis. Die Kinder sind die ersten Opfer. Wie so oft.

  2. Friedrich Meyer

    Die Produkte unserer modernen Industriegesellschaft werden die Kinder, wenn sie etwas älter sind gerne konsumieren.
    Wenn sie dann genug von Mc Donalds, Red Bull und Käpt’n Iglo zur Ernärung entdeckt haben, werden sie volauf gesund mit Tablet und Handy jegliche Bewegung vermeiden, die nicht zur Fortflanzung oder Nahrungsaufnahme dienen kann.

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