Politik

Französisch-Kenntnisse der ostbelgischen Schüler sind besser als oft behauptet – DELF-Testung 2021/2022

Foto: Shutterstock

Ostbelgier der schon etwas älteren Generation behaupten nicht erst seit gestern, dass die Französisch-Kenntnisse in der jüngeren Generation längst nicht mehr so gut sind wie früher. Doch sprechen die jungen Ostbelgier wirklich so schlecht Französisch?

Die CSP-Fraktion hat mehrfach die nachlassenden Kenntnisse der französischen Sprache im Parlament der DG beklagt. Im Herbst 2018 veranstalteten die Christlich-Sozialen dazu zwei Themenabende in Eupen und Kelmis. „Warum sprechen junge Menschen in unserem Gebiet kaum noch Französisch?“ lautete eine der Fragen.

Die DELF-Testung aus dem Schuljahr 2021/2022 zeichnet ein ganz anderes Bild. Sie bescheinigt den ostbelgischen Primar- und Sekundarschülern insgesamt ein sehr gutes Französischniveau, auch wenn die Ergebnisse der technisch-beruflichen Abteilungen und der Lehrlinge im Vergleich zum Vorjahr etwas schwächer ausfallen.

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Bildungsministerin Lydia Klinkenberg (ProDG) hat die Ergebnisse jetzt vorgestellt. Insgesamt haben sich 1.330 Schüler des sechsten Primarschuljahres, des sechsten und siebten Sekundarschuljahres sowie des dritten Lehrjahres im vergangenen Schuljahr der DELF-Testung unterzogen.

1.256 Teilnehmer legten alle Prüfungsteile vollständig ab. Von ihnen bestanden 83,36 Prozent den Test und erhielten ein offizielles Sprachenzertifikat. Dieses Resultat entspricht einer deutlichen Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (78,3 Prozent).

Die Alliance Française Bruxelles-Europe testete alle vier Kompetenzbereiche, nämlich das Hörverständnis, das Leseverständnis, den mündlichen Ausdruck und den schriftlichen Ausdruck.

– Primarschule (Sprachniveau A2): 625 Schüler des 6. Primarschuljahres legten die Prüfung vollständig ab. 88,64 Prozent von ihnen erhielten das Zertifikat für das Sprachniveau A2. Im Jahr 2021 waren es rund 80 Prozent. Das ist laut der Universität Lüttich, die die Resultate ausgewertet hat, ein beachtlicher Anstieg und ein hervorragendes Ergebnis.

DG-Bildungsministerin Lydia Klinkenberg. Foto: Kabinett Klinkenberg

– Sekundarschule des technischen Befähigungsunterrichtes und des berufsbildenden Unterrichtes (Sprachniveau B1): 261 Sekundarschüler des technischen Befähigungsunterrichtes und des berufsbildenden Unterrichtes des 6. und 7. Jahres legten alle Prüfungen ab. 67,13 Prozent erhielten das Sprachenzertifikat B1. 2021 waren es rund 70 Prozent.

In allen vier Kompetenzbereichen fällt die Erfolgsquote schwächer aus als im Vorjahr. Während die Schüler sich im Kompetenzbereich Hörverständnis in der letzten Testung deutlich verbessert hatten (von 56,04 Prozent in 2019 auf 63,01 Prozent in 2021), haben die Leistungen insbesondere in diesem Bereich bei der letzten Testung deutlich nachgelassen. 44,05 Prozent bestanden den Teil. 76,47 Prozent der Schüler bestehen den mündlichen Ausdruck. Seit 2018 weist dieser Kompetenzbereich ein gleichbleibend stabiles Niveau auf.

Die Schüler des technischen Befähigungsunterrichtes (66,17/100) schneiden in allen Bereichen signifikant besser ab als die Schüler des berufsbildenden Unterrichtes (50,98/100). Dies war auch in 2021 der Fall. Der Mittelwert aller vier getesteten Kompetenzbereiche liegt bei 59,06 von 100 Punkten. Im Jahr 2021 lag er bei 61,37/100.

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– Sekundarschule des allgemeinbildenden und technischen Übergangsunterrichtes (B2): 335 Sekundarschüler legten die Testung vollständig ab. Von den getesteten Sekundarschülern erhalten 91,04 Prozent das Sprachenzertifikat B2. In 2021 waren es 83,51 Prozent. Insbesondere der Kompetenzbereich Hörverständnis weist eine positive Entwicklung auf. 80,40 Prozent bestanden diesen Teil. Im Jahr zuvor waren es noch 66,34 Prozent.

Der Mittelwert der Ergebnisse der Schüler ist in allen vier Kompetenzbereichen weiter angestiegen und liegt bei 70,21/100. Im Jahr 2021 lag er bei 67,24/100. In allen vier Kompetenzen werden die Noten des Vorjahres übertroffen. Die Schüler des allgemeinbildenden Unterrichts schneiden besser ab als die Schüler des technischen Übergangsunterrichtes. Dies war auch in den vorhergehenden Testungen der Fall.

– Mittelständische Ausbildung (Sprachniveau B1): 80 Lehrlinge im dritten Jahr nahmen an allen Testungen teil. 53,75 Prozent (63,89 Prozent im Vorjahr) von ihnen erhielten das Zertifikat und erreichen somit das angestrebte Niveau B1.

Die Lehrlinge schneiden bei der DELF-Testung deutlich schwächer ab. Die Erfolgsquote liegt im mündlichen Ausdruck bei 55,56 % (vorher 62,50 %) im schriftlichen Ausdruck bei 54,22 % (vorher 40,28 %), im Leseverständnis bei 46,99 % (vorher 86,11 %) und im Hörverständnis bei 37,35 % (vorher 63,89 %).

Die Mittelwerte der Lehrlinge liegen mit 50,01/100 (vorher 57,62/100) deutlich unter den Mittelwerten der Sekundarschüler. Die Alliance Française empfiehlt, den Französischanteil in der dualen Ausbildung zu erhöhen, um die Sprachkompetenzen der Lehrlinge zu stärken. (cre)

26 Antworten auf “Französisch-Kenntnisse der ostbelgischen Schüler sind besser als oft behauptet – DELF-Testung 2021/2022”

        • Piersoul Rudi

          @ ne Hondsjong(19/04/2023 08:56);
          Genau so ist das.
          Und warum tragen die deutschsprachigen Belgier ihr Geld lieber nach Ac oder L???
          Weil vieles einfach billiger ist.
          Beispiel 1) Deo Roller in B= 3,25€. In D=1,55€(Gleiche Marke-Inhalt)
          2) Douche Seife in B=4,25€. In D=1,95€(IDEM)
          Das sind NUR 2 Bsp.
          Warum glauben Sie, ist Kaufland zu AC überlaufen von Wallonen aus dem Lütticher Raum???
          Warum glauben Sie gibt es französische Ansagen im Aldi-Lidl-Kaufland zu AC???
          Im Süden/Osten Belgiens ist genau die gleiche Situation.
          Frankreich bzw. Luxemburg profitieren von die belgische Kundschaft…aus dem gleichen Gründen…

    • @nogo,
      was wollen sie mit französisch in der Wallonie ?
      Dort finden junge Menschen keine Arbeit, sonst kämen die franz.Sprechende nicht
      zu uns nach Lidl, Colruyt oder Cassis, und wir die Kunden, müssen deswegen franz. lernen ?
      Diese Wallonen müssten deutsch lernen und nicht umgekehrt oder keine Anstellung bekommen.

  1. Patriot Belgique

    Es gibt Drei Landessprachen! Wo bleibt das Flämische? In der Wallonie hat man keinen Bock auf Fremdsprachen und dies dürfte auch im kausalen Zusammenhang mit deren Arbeitslosenquote sein. Englisch ist die wichtigste und erste Fremdsprache, zumindest in erfolgreichen Ländern!

  2. Die Französischkenntnisse in Ostbelgien haben sich noch verschlechtert.
    Ein Skandal, wenn man Bewerbungen in französischer Sprache von Abiturienten der D.G. sieht. Stellt mal endlich Wallonen ein die unsere Kinder richtig unterrichten.

  3. Patriot Belgique

    Kleine Anmerkung. In Flandern kommst Du mit englisch gut durch. Versuch das mal in der Wallonie. Englisch brauchst Du in jedem international agierenden Unternehmen. Davon gibts halt in Flandern mehr, siehe auch Bruttoinlandsprodukt Vergleich Flandern zu Wallonie, dann dürfte alles gesagt sein.

  4. Anonymos

    Klar ! Genau so wie dass man in der DG DEUTSCH spricht. LOL
    Selbst der DEUTSCH untericht ist LAUSIG an den Schulen in der DG !
    Ungeachtet dass man in er DG NICHT DEUTSCH spricht, sondern OST-belgisch !

  5. Wilhelm Busch

    Wir leben nicht in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, sondern in der „Plattdeutschsprachigen Gemeinschaft“. Leider können die ab den 70er Jahren Geborenen auch kein Platt mehr. Ihr Hochdeutsch besteht aus einem verballhornisierten hochdeutschklingenden Platt mit melodischen Einschlüssen.

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