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Fragen & Antworten: Der Streit über das Unkrautgift Glyphosat

Die Vertreter der europäischen Bürgerinitiative gegen Glyphosat, Franziska Achterberg (Greenpeace EU unit), Helmut Burtscher (GLOBAL2000 - Friends of the Earth Austria), Martin Pigeon (Corporate Europe Observatory), Mika Leandro (WeMove.EU), Jorgo Riss (Greenpeace EU unit), Angeliki Lysimachou (Pesticide Action Network Europe), Lisa Vickers (Avaaz) und David Schwartz (WeMove.EU/ECI coalition coordinator) halten am 23.10.2017 in Brüssel ein Transparent mit der Aufschrift "Stop Glyphosat". Foto: Oliver Beckhoff/dpa

Es geht um einen Milliardenmarkt und um die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen: Der Unkrautvernichter Glyphosat ist hoch umstritten.

Die Zukunft des umstrittenen Unkrautvernichters ist trotz großen Zeitdrucks weiter offen. Im zuständigen Expertengremium der EU-Länder gab es am Donnerstag in Brüssel nach Angaben aus EU-Kreisen nicht die nötige Mehrheit für eine Verlängerung der Lizenz. Glyphosat ist in Europa bis Mitte Dezember zugelassen. Die EU-Kommission teilte mit, dass sie ein Vermittlungsverfahren einberufen wolle.

Die Brüsseler Behörde hatte ursprünglich eine Verlängerung der Lizenz um zehn Jahre angepeilt. Weil es dafür keine Mehrheit gab, hatte sie zuletzt davon Abstand genommen und nun fünf Jahre vorgeschlagen. Aber auch dieser Vorschlag fand nun nicht die nötige Mehrheit in dem Gremium, in dem Experten der 28 EU-Länder sitzen.

Nachfolgend ein Überblick in Form von Fragen & Antworten.

– Worum geht es?

Die Zulassung für den Unkrautvernichter Glyphosat läuft Mitte Dezember aus. Wird sie nicht erneuert, darf Glyphosat ab 2018 in Europa nicht mehr auf den Markt kommen.

Die Verpackung eines Unkrautvernichtungsmittels, das den Wirkstoff Glyphosat enthält. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Gibt es keine Entscheidung, könnte die EU-Kommission selbst entscheiden oder aber auch eine Vermittlung einberufen. Die Brüsseler Behörde hat bereits klargemacht, dass sie für eine Verlängerung der Zulassung breiten Rückhalt der EU-Staaten haben will.

Der Wirkstoff wurde vom US-Konzern Monsanto entwickelt, den der deutsche Konkurrent Bayer übernehmen will. Glyphosathaltige Mittel werden zudem von mehr als 40 weiteren Herstellern vertrieben.

– Was ist die Position der EU-Kommission?

Die EU-Kommission wollte ursprünglich eine Verlängerung der Lizenz um zehn Jahre. Dafür bekam sie aber keine Unterstützung. Auch bei ihrem neuen Vorschlag für eine Verlängerung um fünf Jahre gab es keine Mehrheit im zuständigen Expertengremium aller EU-Länder.

Die EU-Kommission verweist zugleich darauf, dass nach einer europäischen Zulassung auch jedes Mitgliedsland noch selbst entscheiden und bei ernsten Bedenken die Lizenz verweigern kann.

– Welche Vorschläge liegen auf dem Tisch?

Neben dem Vorschlag der EU-Kommission für eine fünfjährige Verlängerung plädierte Frankreich für eine Verlängerung um drei Jahre, wie Umweltminister Nicolas Hulot am Mittwoch sagte.

Ein Chemiker und Bodenkundler arbeitet an einer mit Glyphosat belasteten Erdprobe in einem Labor der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät (AUF) der Universität Rostock. Foto: Christian Charisius/dpa

– Warum ist Glyphosat so umstritten?

Der Unkrautvernichter ist zwar sehr wirksam, gilt als preiswert und wird weltweit genutzt. Denn Glyphosat ist ein Total-Herbizid, das auf sämtliche grüne Pflanzen wirkt. Es hat damit ein so breites Spektrum wie kaum ein anderer Herbizid-Wirkstoff.

Glyphosat steht aber auch im Verdacht, Krebs zu erregen und die Umwelt zu schädigen. Nach Angaben des Umweltbundesamtes sinkt mit der vollständigen Vernichtung aller Kräuter und Gräser auf Ackerflächen die Zahl der Pflanzen. Damit wird Insekten und Feldvögeln großflächig die Lebensgrundlage entzogen. Andererseits gehen Experten davon aus, dass ohne eine weitere Glyphosat-Zulassung ein Preisanstieg bei Lebensmitteln droht.

– Was sagt die Wissenschaft zum Krebsrisiko?

Die ist sich uneins. Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation stufte Glyphosat 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ für Menschen ein. Die Lebensmittelbehörden Efsa und die Chemikalienagentur Echa kamen aber zu dem Ergebnis, dass die verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse für eine solche Einstufung nicht ausreichten. Umweltschützer zweifeln allerdings die Aussagekraft der zugrundeliegenden Studien an. (dpa)

11 Antworten auf “Fragen & Antworten: Der Streit über das Unkrautgift Glyphosat”

  1. Hirn Ein

    nmm: Haben sie schon ein Feld, welches mit Gyphosat bearbeitet worden ist, besucht? Ich habe eins in direkter Nachbarschaft. In dem Bodem ist kein Leben mehr. Kein Regenwurm, nix. Früher hatten wir immer ein Problem mit Maulwürfen. Jetzt ist kein Hügel mehr zu sehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies gut für uns Menschen ein sollte. Glaubt man dem Boerenbond, ist das ja alles nur Panikmache und viele Landwirte hören leider auf diese Lobbyistenvertreter. Sie glauben nur an eines und das ist Wachstum. Und damit meine ich Wirtschaftswachstum. Die Lage in der Natur ist Katastrophal und wenn nicht bald was unternommen wird, dann wird es richtig eng für uns.

  2. Joachim Wahl

    Der Klimagipfel scheint ja alle, die der Menschheitsrettung verfallen sind, zu noch immer größeren Verbotsorgien zu verhelfen. Die „EU“ senkt weiter die CO2-Werte, ohne zu wissen, daß man bei der Verbrennung CO2 nicht auf „Null“ senken kann; sogar jeder Mensch atmet CO2 aus, also muß auch das Atmen verboten werden! Diesen grünen MINT-Versagern geht es doch gar nicht um Glyphosat. Es geht um die Zerstörung der Industrie und konventionellen Landwirtschaft. Da ist jedes Mittel recht. Nur „bio“ ist gut! Da wird auch wieder die Krebskeule hervorgerufen. Es gibt keinerlei wissenschaftlichen Beweise, daß Glyphosat Krebs erzeugt. Es handelt sich um ein Herbizit, kein Insektizit! Der Vergleich „Schmetterling atmet Glyphosat und fällt tot zu Boden“ ist haltlos. Daß der Rückgang von Wildkäutern sich negativ auf die Fauna auswirkt, ist Fakt. Aber nicht wegen Glyphosat. Es ist egal, ob der „normal böse“ Bauer Glyphosat spritzt, oder der „gute“ Biobauer das Grünzeug mit der Hand ausreißt; den Insekten fehlen die Wildkräuter. Wo sind eigentlich diese Spinner, wenn mal wieder Windmühlen in den Wald gesetzt werden, dieser abgeholzt und der dortigen Vogelwelt der Garaus gemacht wird, und dort Wildkräuter durch Bodenverdichtung verschwinden? Wo der Protest gegen Monokulturen für Biogas? Fehlanzeige, die protestieren nur, wenn im Straßenbau ein Baum dran glauben muß und ketten sich werbewirksam an. Und die Medien bieten auch noch großräumigen Platz für diese Selbstdarsteller. Da fragt man sich, von was leben die eigentlich?

  3. Ein Bekannter von mir arbeitete mit Glyphosat, ist schon einige Jahre her, Glyphosat wurde damals als „trinkbar“ beschrieben.
    Nach einem Tag Arbeit wurde ihm so übel, dass er zur Notaufnahme musste, wo er gerade noch gerettet werden konnte. Er hatte zwar die Vorsichtsmassnahmen nicht beachtet und gegen den Wind gespritzt, aber das zeigt trotzdem dass Glyphosat Gift ist.

  4. Ekel Alfred

    @ H2doppelnull, was ist denn mit Asbest?….die in Belgien verbotenen Asbestplatten für das Dach werden in Frankreich überall angeboten und verarbeitet….sie sind nur farblich verändert worden…..

  5. Senseless

    Ist doch einfach: die Entscheidungsträger, die Glyphosat letztlich befürworten werden, drucken auf jedem verkauften Produkt denn Hinweis:“ Glyphosat kann tödlich sein“ und alles ist paletti.
    Dass aufgedruckt wird “ Der Hersteller bescheinigt die Unbedenklichkeit dieses Produkts und haftet für alle Kosten, die durch Krankheiten entstehen, welche ursächlich durch Glyphosat hervorgerufen werden“ ist undenkbar…

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