Notizen

Eupens Bürgermeister Klinkenberg: „Patriotismus ist etwas sehr Positives“

Eupens Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg. Foto: Gerd Comouth

„Ein Patriotismus, der das eigene Land schätzt, sich zu seiner Geschichte mit allen Höhen und Tiefen bekennt, seine verschiedenen Kulturen pflegt und fördert, ist etwas sehr Positives, wenn man in gleicher Weise auch andere Länder, andere Kulturen, andere Menschen gelten lässt und anerkennt.“

Diese Aussage machte der Eupener Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg (PFF) in seiner Ansprache zum belgischen Nationalfeiertag.

Ein Patriotismus, der den Stolz auf das eigene Land mit Vorurteilen gegen andere Menschen, mit Abwertung anderer Kulturen, mit Feindseligkeit gegen andere Religionen verbinde, sei kein Patriotismus, sondern Nationalismus, betonte das Eupener Stadtoberhaupt beim traditionellen Empfang im Rathaussaal im Anschluss an das Te Deum.

Fußball kann in Belgien viel bewirken

Klinkenberg ließ dann seiner Vaterlandsliebe freien Lauf. „Die Menschen im Ausland sollen mehr noch als bisher erfahren, dass Belgien ein Spektrum von François Englert über Daniel Van Buyten bis Stromae zu bieten hat“, sagte Klinkenberg.

Der Bürgermeister fügte hinzu: „Sie sollen wissen, dass Belgien zwar klein, aber kompetent ist. Sie sollen erkennen, dass seine Bewohner kreativ sind und an die Zukunft glauben – auch an die Zukunft ihres Landes mit seinen Regionen und Gemeinschaften.“

Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg mit König Philippe (rechts) beim Besuch des Königspaares in Eupen am 23. Oktober 2013. Foto: Gerd Comouth

Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg mit König Philippe (rechts) beim Besuch des Königspaares in Eupen am 23. Oktober 2013. Foto: Gerd Comouth

Wie schon am Vortag König Philippe in seiner ersten Ansprache als Staatsoberhaupt zum Nationalfeiertag, kam auch Klinkenberg auf die Roten Teufel zu sprechen: „Neben ihren sportlichen Leistungen zeigte die belgische Nationalmannschaft das Bild eines weltoffenen multikulturellen Landes, das in dieser Deutlichkeit bisher noch nicht so wahrgenommen wurde. Belgien galt im Ausland vor allem als Land des Sprachenstreits und der sozialen Konflikte. Nicht wenige haben sich verwundert die Augen gerieben als sie feststellten, was der Fußball in unserem Land alles bewirken kann.“

Kritik an der geplanten Pkw-Maut

Laut Klinkenberg wäre es ein großartiger Effekt, wenn dieses wiederentdeckte Zusammengehörigkeitsgefühl auch auf Dauer für ein besseres Verständnis aller Belgier untereinander taugen würde – ein Effekt, „der hoffentlich nicht nur auf große Sportveranstaltungen beschränkt bleibt“.

Die von Deutschland geplante Pkw-Maut entpuppt sich zunehmend als großes Ärgernis. Foto: dpa

Die von Deutschland geplante Pkw-Maut entpuppt sich zunehmend als großes Ärgernis. Foto: dpa

Deutschland gratulierte der Bürgermeister zur Fußball-Weltmeisterschaft, fügte aber hinzu: „Keinen Erfolg wünsche ich allerdings der deutschen Regierung mit der geplanten Pkw-Maut. Diese Maßnahme wäre ein gewaltiger Rückschritt für das Grenzgebiet. Eine Maut würde Grenzen errichten, die längst überwunden schienen. Hoffen wir also, dass es nach dem sportlichen Sommermärchen nicht noch einen verkehrspolitischen Albtraum geben wird.“

Klinkenberg beendete seine Ansprache mit dem Spruch: „Es lebe der König! – Vive le Roi! – Leve de Koning!“ (cre)

Siehe auch Artikel „König Philippe: Das ganze Land sollte sich an den Roten Teufeln ein Beispiel nehmen“

16 Antworten auf “Eupens Bürgermeister Klinkenberg: „Patriotismus ist etwas sehr Positives“”

  1. Jauny B.Bad

    Schön, Herr Kläkobär, wunderschön… an sämtlichen Realitäten vorbei gefaselt. Krieg mitten in Europa? Antijüdische Demonstrationen in Brüssel? Schießerei in Eupen? Alles geschenkt! Denn: Fußball und grrrrrroßdoitsche Mautfantasien, das ist wichtig! Wer wählt eigentlich so was?

  2. Frankenbernd

    Nun is auch langsam gut mit den Roten Teufeln. Die haben toll gespielt, gut.
    Aber jetzt hat uns der Alltag wieder. Und wer glaubt, die RT bringen Flamen und Wallonen wieder naeher zueinander, der lebt im Maerchenland.

  3. Mit dem ganzen Rote-Teufel-Kult machen wir Belgier uns im Ausland lächerlich. Was ist denn schon so besonders am Erreichen des Viertelfinals? Als Deutschland 1994 und 1998 das Viertelfinale erreichte, forderten Medien und Fans in ganz Deutschland die sofortige Entlassung von Bundestrainer Berti Vogts. Die Belgier werden dagegen nach dem Ausscheiden wie Weltmeister behandelt.

  4. Baudimont

    Patriotismus oder Na­tio­na­lis­mus ist nicht ein­fach nur strunz­dumm, son­dern ist oft auch ge­fähr­lich. Eine Na­ti­on liegt den meis­ten Recht­fer­ti­gun­gen zu­grun­de, dass die Mit­glie­der durch so etwas wie eine na­tür­li­che Volks­zu­ge­hö­rig­keit ver­eint sind. Eine na­tür­li­che Be­grün­dung er­füllt hier­bei den Zweck, dass es nun nicht mehr nötig er­scheint, mit Vor- oder Nach­tei­len für die In­di­vi­du­en oder mit deren Ent­schei­dungs­frei­heit zu ar­gu­men­tie­ren. Schließ­lich kann man sich nicht gegen das weh­ren, was einem „na­tür­lich“, also in den Genen lie­gend und von Ge­burt an un­ver­än­der­bar mit­ge­ge­ben ist.
    Na­tio­na­lis­mus ist und bleibt eine men­schen­feind­li­che Ideo­lo­gie die das mensch­li­che Glück und die Frei­heit des In­di­vi­du­ums mit Füßen tritt – egal ob aus völ­kisch-​kul­tu­ra­lis­ti­scher Sicht oder aus der eines an­geb­li­chen Ge­sell­schafts­ver­trags“.

    • Sie machen den großen Fehler anzunehmen, alle würden in der Sache gleich empfinden. Was passiert aber, wenn es in der Aufnahmegesellschaft keinerlei spezielles Zusammenheitsgefühl gibt, bei den Einwanderern aber sehr wohl? Dann werden die Aufnehmenden über kurz oder lang von den Aufgenommenen verdrängt.
      Ich bin auch kein Freund von Kollektivismen, aber wenn ein anderes, möglicherweise feindlich gesonnenes Kollektiv sich als Kollektiv versteht und mich einem anderen Kollektiv zurechnet, dann bin ich mit hoher Wahrscheinlichkeit gezwungen, mich diesem Kollektiv in gewissem Maße zugehörig zu fühlen und zu seiner Verteidigung beizutragen.
      Aristoteles: „Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft.“

  5. ausrufezeichen

    Ich kann den Ausführungen unseres Bürgermeisters nur zustimmen. Einen gesunden Patriotismus dürfen wir uns wahrlich erlauben, denn (ich glaube, da wird mir jeder hier im Forum beipflichten) wir leben nicht schlecht in unserem kleinen, feinen Land! Die WM ist nun zu Ende, und die Roten Teufel sind leider eine Runde zu früh ausgeschieden, aber es hat sich doch gezeigt, dass, wenn es um nationale Belange geht, die Bürger aller drei Landessprachen zusammenhalten. Wir sollten vielleicht alle mal darüber nachdenken, wie es uns ergehen würde, wenn Belgien tatsächlich auseinander fallen würde. Ich glaube nicht, dass die Nachbarländer, denen wir dann zugesprochen würden, uns mit offenen Armen aufnehmen würden – und ich glaube auch nicht, dass wir uns dann wohler fühlen würden… und dass die Wallonie oder Flandern in einer globalen Welt alleine weiter bestehen könnten, ist ja wohl mehr als illusorisch! Vor kurzem erst haben die Wahlen stattgefunden, und wir hatten die Möglichkeit, unserem Land Auftrieb zu geben. Leider jedoch haben wir mit unseren Stimmen nur dafür gesorgt, den Separatisten Auftrieb zu geben. Ich für mein Teil kann dies nur bedauern!

  6. Ex-Eupener

    Initiative statt Patriotismus !
    Es wäre mal nicht schlecht , auch als Bürgermeister, einmal eigene Worte und Meinungen zu gebrauchen , als auch noch die Worte des Königs zu zitieren .
    Man kann auch ruhig ganz einfach mal das sagen was man denkt , dann wissen die Bürger auch wo sie dran sind .LG.

    • @Ex-Eupener

      Freizeit statt Sozialismus, wahlweise auch Freibier. Merken Sie was sich mit Worthülsen alles anstellen lässt?
      Er zitiert den König, na und? Es ist doch scheissegal was er denkt, macht oder sagt, aus irgendeiner Richtung bekommt er garantiert eins „auf die Fresse“.Bitte verzeihen Sie meine deutliche Ansprache aber je mehr ich hier lese umso mehr verfestigt sich die Überzeugung Politiker bekommen kein Gehalt oder Aufwandsentschädigung sondern Schmerzensgeld. Man muß schon ein ausgemachter Masochist sein um sich dem Dienst an der Allgemeinheit zu verschreiben, oder ein Volidiot.

      • Réalité

        @ EdiG

        -Na,dann mal Prosit! EdiG!Von wegen Schmerzensgeld!Das reissen die Politiker sich all lachens unter den Nagel.Und Masochist!?Wenn man denn sieht,wo letzere,wie Sie sie denn nennen,uns hingesteuert bzw.hinsteuern,na ja,dann!?

        Erstens haben wir deren (Regierungen und Politiker)viel zu viele in unserm kleinen Lande,und zweitens wird es damit leider nicht besser,nein,im Gegenteil!Schulden Weltmeister sind wir,trotz Steuerzahler Weltmeister!

        -Das stimmt doch hinten und vorne nicht!?

        -Oder meinen Sie etwa nicht!??

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