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Was bleibt von der Fußball-EM 2024 in Deutschland? – Vor dem Finale erste Bilanz nach 50 von 51 Spielen

10.07.2024, Nordrhein-Westfalen, Dortmund: Niederländische Fans feiern vor dem Spiel. Foto: Christoph Reichwein/dpa

Ein Spiel noch, dann ist die EM Geschichte. Vor dem großen Finale an diesem Sonntag fällt der Blick auf Trends und Auffälligkeiten des Turniers. Manches bleibt in Erinnerung, manches hat womöglich konkrete Folgen auch für den Vereinsfußball. Was fiel auf und bleibt vom Turnier in Deutschland? Eine Bilanz nach 50 von 51 Spielen.

Meckern nur noch als Kapitän, stimmungsvolle Fanmärsche und fürs Finale muss man nicht unbedingt großen Fußball zeigen: Bereits vor dem großen Endspiel-Showdown zwischen Spanien und England zeichnen sich zentrale Erkenntnisse der Europameisterschaft ab.

– Fußballfest: Vor dem Turnier waren in Deutschland die Bedenken groß: Ist ein Sommermärchen 2.0 möglich? Entwickelt sich die EM zu einer großen Party vergleichbar mit der WM 2006?

Auch wenn die Zeiten damals andere waren und ein Vergleich schwer ist, kann man festhalten: Ja, Fans aus ganz Europa machten das Turnier zu einer großen Fußballfete.

26.06.2024, Baden-Württemberg, Stuttgart: Wütende Fans der belgischen Fußball-Nationalmannschaft lassen nach dem Spiel ihrem Unmut freien Lauf. Foto: Marijan Murat/dpa

Ob sangesfreudige Schotten, von links nach rechts hüpfende Niederländer oder frenetisch unterstützende Türken: Die EM bot in den Stadien und den Innenstädten häufig den Fußball-Ausnahmezustand, den sich viele gewünscht hatten.

Dabei blieb es größtenteils friedlich. Einige Auseinandersetzung rivalisierender Fans gab es, teils befürchtete große Gewalt-Exzesse wie bei einigen vergangenen Turnieren blieben jedoch aus.

Zur insgesamt positiven Stimmung trug trotz des Ausscheidens im Viertelfinale gegen Spanien auch die deutsche Nationalmannschaft mit engagierten und mitreißenden Auftritten bei.

Für Diskussionen sorgte das ungewöhnliche Verhalten der belgischen Fans nach dem dritten Spiel der Roten Teufel gegen die Ukraine, das 0:0 endete. Nach dem Schlusspfiff gab es Buhrufe und Pfiffe, für die Kevin De Bruyne & Co. kein Verständnis hatten, weil es der Mannschaft schließlich gelungen war, das Achtelfinale der EM zu erreichen. Supporter der Roten Teufel, die trotz der erreichten Qualifikation fürs EM-Achtelfinale maßlos unzufrieden waren, erklärten später in einem offenen Brief ihr Verhalten,

ALLES NUR SATIRE – 17.06.2024, Hessen, Frankfurt/Main: Belgiens Romelu Lukaku ist der Pechvogel dieser EM. Eines seiner drei Tore wurde nach Überprüfung am Video-Bildschirm aberkannt, weil zuvor der eingewechselte Lois Openda den Ball in einem Laufduell leicht mit der Hand berührt hatte. Foto: Arne Dedert/dpa

– Sicherheit statt Offensivspektakel: Während Gastgeber Deutschland und einige andere Teams für ihre offensive Spielweise viel Lob erhielten, rumpelten sich einige Mitfavoriten durch das Turnier. Manche bekamen dafür früh die Quittung wie die von Domenico Tedesco trainierten Belgier, die im Achtelfinale rausflogen. Andere kamen mit einer auf defensive Stabilität und Kontrolle ausgelegten Taktik weit.

Frankreich scheiterte erst im Halbfinale an Spanien, obwohl der Weltmeister von 2018 auch davor kaum die Klasse seiner Stürmer um Ausnahmekönner Kylian Mbappé einzusetzen wusste. England darf im Endspiel am Sonntag sogar vom ersten Titel seit 58 Jahren träumen.

Angesichts des Angriffs-Potenzials des teuersten EM-Teams um Bayern-Stürmer Harry Kane und Champions-League-Sieger Jude Bellingham waren die teils uninspirierten Auftritte der Three Lions erschreckend. Da es trotzdem fürs Finale reichte, untermauerte die EM die These: Erfolgreicher Fußball muss nicht unbedingt schöner Fußball sein.

– Beschwerden nur vom Mannschaftskapitän: Nur als Kapitän zum Schiri: Diese neue Kommunikationsregel hat sich bei der EM bewährt und soll in Zukunft auch im Vereinsfußball angewendet werden. Für die Europapokal-Wettbewerbe legte die UEFA das bereits fest. Spieler, die sich nicht daran halten, sollen mit einer Gelben Karte bestraft werden.

– Bahn und Flugzeug: Die Pünktlichkeit (oder Unpünktlichkeit) der Deutschen Bahn war ein beliebtes Diskussions- und Meckerthema. Bei der EM sorgten Berichte vor allem ausländischer Fans und Medien über Zugpannen, überfüllte Bahnsteige sowie zahlreiche Verspätungen im Fernverkehr für Aufsehen.

22.06.2024, Nordrhein-Westfalen, Dortmund: Ein Junge, der als Flitzer auf das Spielfeld gerannt ist, macht mit Portugals Cristiano Ronaldo ein Selfie. Foto: Friso Gentsch/dpa

Bahnsprecherin Anja Bröker begründete Defizite unter anderem mit Mängeln an der Infrastruktur und sagte der ARD während des Turniers: „Wir sind in der Tat nicht ganz auf Höhe gewesen, unsere Verkehre bei der Europameisterschaft fuhren nicht rund.“ Turnierdirektor Philipp Lahm kritisierte fehlende Investitionen in die Infrastruktur.

Erst diese Woche musste das niederländische Team wegen mehr als zweistündiger Zugverspätung statt mit der Bahn per Flieger zum Halbfinale von Wolfsburg nach Dortmund reisen. Andere Teams setzten ebenfalls auf Kurzstreckenflüge und konterkarierten damit das Nachhaltigkeitskonzept des Turniers.

– Technik, die begeistert – oder auch nicht: Ein Chip im Ball, der anzeigt, wann und wie stark das Spielgerät berührt wurde, hilft den Schiedsrichtern bei der EM bei ihrer Entscheidungsfindung. Davon profitierte u.a. die Slowakei im Auftaktspiel der Belgier. Ein Tor von Belgiens Stürmer Romelu Lukaku wurde nach Überprüfung am Video-Bildschirm aberkannt, weil zuvor der eingewechselte Lois Openda den Ball in einem Laufduell leicht mit der Hand berührt hatte.

Auffällig waren zudem die ausführlicheren Erklärungen von VAR-Entscheidungen auf den Videowänden in den Stadien. Auch 3D-Animationen kamen dabei zum Einsatz.

– Ein Selfie mit Cristiano Ronaldo: Regelmäßig stürmten Fans bei der EM auf den Platz und sorgten bisweilen für verrückte Szenen. Besonders kurios wurde es beim 3:0 der Portugiesen gegen die Türkei. Mehrmals sah sich Superstar Ronaldo schon während des Spiels mit Selfie-Jägern konfrontiert.

Ebenfalls kurios: Indem er gegen einen der „Flitzer“ nach dem Sieg der Spanier gegen Frankreich eingreifen wollte, verletzte ein etwas übereifriger Ordner den spanischen Stürmer Alvaro Morata. (dpa/cre)

10 Antworten auf “Was bleibt von der Fußball-EM 2024 in Deutschland? – Vor dem Finale erste Bilanz nach 50 von 51 Spielen”

  1. Fritteuse Belgique

    Es war eine EM für Fans. Anders als die Show in Katar ( da spiel ich lieber mit der AS in der 4. als denen ihr Geld zu nehmen). Köln war richtig klasse auch wenn die Jungs mal wieder raus sind. Es gibt jetzt Fanfreundschaften zwischen Holländern und deutschen, wer hätte das je gedacht. Die Schotten lieben die deutschen und Deutschland trotz frühem aus. So gut wie kein Krawall und das Bier floss in Strömen. Wir Belgier haben uns mit Portugiesen, Engländern und Schotten angefreundet und viel gebechert. Ich denke trotz des Ergebnisses gern an Köln zurück. Chapeau Deutschland!

  2. Guido Scholzen

    Die Bundeszentrale für politische Bildung BPB (inzwischen zum deutschen Propaganda-Ministerium [leider] emporgewachsen aber wenig bekannt) hatte letzte Woche einen Beitrag mit Video gebracht, wo behauptet wurde, dass der „Party-Patriotismus“ im Sommermärchen 2006 im deutschen Fussball den Rechts-Radikalismus maßgeblich begünstigt habe in den letzten Jahrzehnten. das Schwenken der Schwarz-Rot-Goldenen Fahne wäre ein Auslöser für PEGIDA etc… gewesen.

    Teile des Videos konnte ich mir noch sichern, denn dieser Beitrag mit Video wurde inzwischen gelöscht.
    „Sind Poldi, Klinsi und Co schuld am Rechtsruck in Deutschland? Steile These. Aber da könnte doch was dran sein…“
    https://media.publit.io/file/BPB-2024-FUSSBALL-RECHTS-NATIONAL.mp4

    Anlass waren Proteste der Unions-Parteien, die dieses Video einfach nur daneben fanden.
    und somit wurde der Beitrag wie gesagt bei der BPB gelöscht, so dass nichts mehr an diese übertriebene Behauptung erinnerte, nach dem Motto ‚was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.‘
    „Die Veröffentlichung war ein Fehler. Das Video entspricht inhaltlich und in der Umsetzung nicht den Qualitätsansprüchen der Bundeszentrale für politische Bildung“ kommentierte die BPB auf eine Presseanfrage.

    Diesen linken Hunden ist zur allgemeinen Volksverblödung kein Dreck zu Schade, um auf andere zu schmeissen.

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