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Frankreich: Macrons Bürgermeister-Kandidat in Paris stürzt über private Sex-Videos – Zwei Festnahmen

13.02.2020, Frankreich, Paris: Der Pariser Bürgermeisterkandidat Benjamin Griveaux kommt zu einer Pressekonferenz im Rahmen der Kampagne für die bevorstehenden Bürgermeisterwahlen am 15. März 2020 in Paris. Foto: Thibault Camus/AP/dpa

In Frankreich ist die Affäre Griveaux in diesen Tagen das Topthema: Private Sexvideos bringen Macrons Bürgermeister-Kandidaten in Paris zu Fall, die Staatsanwaltschaft ermittelt, und dann gibt es zwei Festnahmen.

Nach einem Eklat um Sex-Videos und dem folgenden Rückzug des Pariser Bürgermeister-Kandidaten Benjamin Griveaux sind ein russischer Aktionskünstler und dessen Partnerin festgenommen worden.

Beide würden wegen des Verdachts der Verletzung der Privatsphäre und der unerlaubten Veröffentlichung sexueller Bilder befragt, teilte die Staatsanwaltschaft am Sonntag mit.

17.09.2018, Frankreich, Paris: Agnes Buzin. Für Macrons Partei will die bisherige Gesundheitsministerin als Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt kandidieren. Foto: Eric Feferberg/AFP/dpa

Griveaux, ein Vertrauter von Staatspräsident Emmanuel Macron, hatte sich nach der Veröffentlichung der Videos aus dem Rennen um das Pariser Rathaus zurückgezogen und am Samstag Strafanzeige gestellt.

Der russische Aktionskünstler Pjotr Pawlenski hatte behauptet, die Videos verbreitet zu haben. Er war am Samstag – zunächst allerdings in einer anderen Sache – in Polizeigewahrsam genommen und vernommen worden. Hintergrund war nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine Untersuchung wegen des Verdachts der Körperverletzung. Nachdem seine Lebensgefährtin im Zusammenhang mit den Videos festgenommen wurde, ordnete die Staatsanwaltschaft an, auch ihn zu dem Sachverhalt zu befragen.

Eine Webseite hatte am Mittwochabend Screenshots von anzüglich erscheinenden Chatnachrichten veröffentlicht, die angeblich von Griveaux stammen. Außerdem zeigt sie kurze Videos, auf denen zu sehen ist, wie ein Mann masturbiert – es ist aber nicht zu erkennen, um wen es sich dabei handelt.

„Abscheuliche Angriffe“ auf die Privatsphäre

Griveaux hatte am Freitag gesagt, eine Webseite und soziale Netzwerke hätten „abscheuliche Angriffe“ auf seine Privatsphäre verbreitet. Er wolle dies seiner Familie nicht länger zumuten. Er hatte in seiner Erklärung weder bestätigt noch bestritten, dass die Videos und Nachrichten von ihm sind.

Griveaux war im vergangenen Jahr als Macrons Regierungssprecher zurückgetreten, um Pariser Bürgermeister zu werden. In Umfragen hatte der 42-Jährige von der Präsidentenpartei La République en Marche (LREM) zuletzt eher schwach abgeschnitten.

14.02.2020, Frankreich, Paris: Pjotr Pawlenski, Aktionskünstler aus Russland, spricht während eines Interviews mit der Nachrichtenagentur AFP in einer Pariser Anwaltskanzlei. Foto: Lionel Bonaventure/AFP/dpa

Für Macrons Partei will nun die bisherige Gesundheitsministerin Agnès Buzyn als Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt kandidieren. Die 57-Jährige gab dies am Sonntag bekannt und wollte deshalb noch am Abend den Rücktritt von ihrem Kabinettsposten einreichen.

Pawlenski (35) ist bekannt für radikale Aktionen. Er hatte im Oktober 2017 Feuer an einer Zweigstelle der französischen Zentralbank gelegt. Er nähte sich auch aus Protest den Mund zu oder nagelte sich am Hodensack auf dem Roten Platz in Moskau fest. Pawlenski war Anfang 2017 aus Angst vor Verfolgung durch die Moskauer Behörden aus Russland geflohen und hatte in Frankreich Asyl erhalten.

Die erste Runde der Kommunalwahlen findet am 15. März statt. Der Rückzug von Griveaux hatte in Paris ein Beben ausgelöst. Er erhielt von Parteien aus dem gesamten politischen Spektrum Unterstützung. Regierungssprecherin Sibeth Ndiaye sprach von einer „Kampagne der Niedertracht“. (dpa)

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