Politik

Regierung der DG bestellt bei zwei Eupener Firmen 260.000 wiederverwertbare Stoffmasken

In der Schülerbeförderung besteht weiterhin Maskenpflicht für alle ab 12 Jahren. Foto: Sina Schuldt/dpa

Bei der Rückkehr zu mehr Normalität in der Corona-Krise werden die Mundschutzmasken eine große Rolle spielen. Davon ist auch die Regierung der DG überzeugt, wie Gesundheitsminister Antonios Antoniadis (SP) gegenüber „Ostbelgien Direkt“ betont hat. Bei den Firmen Rom und Polytex wurden laut Antoniadis 260.000 wiederverwertbare Stoffmasken geordert.

Bisher wirkte das Tragen von Mundschutzmasken durch vornehmlich asiatische Touristen im öffentlichen Raum Europas eher befremdlich. Inzwischen könnte dieses Bild auch in unseren Breitengraden zum Alltag werden.

Mehrere Bundesländer in Deutschland und andere europäische Staaten haben eine allgemeine Maskenpflicht bzw. eine diesbezügliche Empfehlung abgegeben.

DG-Gesundheitsminister Antonios Antoniadis mit einem Prototyp der Stoffmaske der Firma ROM, die in Kürze in unterschiedlichen Farben von der DG-Regierung zur Verfügung gestellt wird. Foto: Kabinett Antoniadis

“Bisher rieten Virologen in Belgien davon ab. Zumindest befanden sie das Tragen einer Maske nicht als notwendig und richteten sich nach der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation. Doch auch hier hat sich die Botschaft inzwischen verändert“, erklärt DG-Minister Antonios Antoniadis (SP).

Was während der Ausgangssperre aufgrund der Reduzierung der sozialen Kontakte nicht notwendig war, wurde durch Premierministerin Sophie Wilmès (MR) anlässlich der Pressekonferenz des Krisenzentrums vergangene Woche für die Lockerung der Ausgangssperre empfohlen.

Damit ist klar: Vorerst wird es für die Bevölkerung in Belgien keine Maskenpflicht geben, aber empfohlen wird das Tragen eines Mundschutzes im öffentlichen Raum zur Unterstützung der Social Distancing Regeln.

„Das wird allerdings nicht die Hygiene- und Verhaltensregeln ersetzen können“, sagt Vize-Ministerpräsident Antoniadis, der für die Regierung der DG seit geraumer Zeit an der Beschaffung von Stoffmasken für die Bevölkerung arbeitet.

Es werden schon 2 bis 3 Masken pro Einwohner nötig sein

„Es war mir klar, dass es mit Blick auf die Situation in anderen Ländern nur eine Frage der Zeit sein würde, bis die Diskussion auch hier an Fahrt aufnimmt. Deswegen hat sich die Regierung relativ früh darauf verständigt, das Projekt ‚Ausstattung der Ostbelgier mit Stoffmasken’ vorzubereiten. Dass eigentlich der Föderalstaat hier zuständig wäre, ist uns bewusst. Aber man darf den logistischen Aufwand nicht unterschätzen, um ausreichend Material für 11 Millionen Bürger zu organisieren.“

Der Prototyp der Stoffmaske der Firma ROM, die in Kürze in unterschiedlichen Farben von der DG-Regierung zur Verfügung gestellt werden. Foto: Kabinett Antoniadis

Aktuell stellt die Beschaffung von professionellem Schutzmaterial für die Gesundheitsdienstleister den Föderalstaat immer noch vor eine Herausforderung, vor allem angesichts der knallharten Bedingungen des Marktes.

Das Stichwort „ausreichend“ spielt für die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft eine wesentliche Rolle. „Man möchte der Bevölkerung zwar eine Starthilfe geben, um der Empfehlung im Laufe des Monats Mai folgen zu können, aber es sollten schon 2 bis 3 Masken pro Bewohner werden. Im Idealfall wird jeder Ostbelgier mit Wohnsitz in der DG eine Maske tragen können und eine weitere Maske zum Wechseln in der Tasche haben, während die dritte an der Wäscheleine zum Trocknen hängt. Um dieses Ziel erreichen zu können, haben wir bei der Firma Rom und bei Polytex mehr als 260.000 Stoffmasken bestellt, die wiederverwertbar sind. Beide Produkte sind von einer sehr guten Qualität und nachhaltig.“

Die Maske, die vom Eupener Unternehmen ROM eigens im Auftrag der Regierung der DG hergestellt wird, wurde nach dem Modell eines Löwener Uniprofessors entwickelt. Es besteht die Möglichkeit, einen zusätzlichen Filter einzubauen. Das kann ein einfacher Kaffeefilter sein, ein Stück Küchenrolle oder ein ähnliches Material. Außerdem erfüllt sie die französischen Normen, die der Gesundheitsminister als Orientierung vorgegeben hat.

Die Maske von der Firma Polytex wird von einem ausländischen Hersteller importiert. Die eingebaute Nanosilbertechnologie bietet ebenfalls einen sehr starken Schutz.

Verteilung der Masken zusammen mit den DG-Gemeinden

“Für den alltäglichen Gebrauch sind beide Produkte sehr sicher. Der Schutz dient aber weniger der eigenen Person, sondern vielmehr unseren Mitmenschen. Außerdem wird Nachhaltigkeit groß geschrieben. Während chirurgische Masken für gewöhnlich ein Wegwerfprodukt sind, kann man diese Stoffmasken bei 60 Grad waschen und mehrfach verwenden. Somit vermeidet man große Ankäufe von chirurgischen Masken. Masken, die übrigens bei den Gesundheitsdienstleistern am Ende fehlen könnten, wenn zu viele Menschen sie für den privaten Gebrauch erwerben würden.“

17.04.2020, Belgien, Lüttich: Ein Polizist trägt einen Mundschutz, auf dem Kronen abgebildet sind, während er für das belgische Königspaar bei einem Besuch im Citadelle-Krankenhaus salutiert. Foto: Pool Daina Le Lardic/BELGA/dpa

Ende April, Anfang Mai werden die Stoffmasken in Ostbelgien vorrätig sein. Für die Verteilung möchte die Regierung mit den neun deutschsprachigen Gemeinden zusammenarbeiten. „Die Gemeinden sind als die bürgernächste Ebene der ideale Partner für die Realisierung dieses ambitionierten Projekts“, so Antoniadis. „Sie verfügen über Informationen über die Zusammensetzung der ostbelgischen Haushalte und könnten auf dieser Basis die Masken an die Frau und an den Mann bringen. Hierzu machen sich die Gemeinden aktuell Gedanken über eine Verteilmethodik. Je nach Größe und Struktur der Gemeinde kann das unterschiedlich aussehen. Denkbar wäre eine Wahlbüro-Methodik oder eine Tür zu Tür Aktion. Das können aber die Gemeinden am besten einschätzen.“

Übrigens kann man bereits jetzt Stoffmasken online erwerben. Aber noch besser wäre es, den lokalen Markt zu unterstützen: „Die Alternative hat von uns vor einer Weile grünes Licht bekommen, die anfänglich für die Wohn- und Pflegezentren sowie die häusliche Hilfe angedachten Stoffmasken auch der Zivilbevölkerung zugänglich zu machen. Aufgrund der geringen Produktionskapazitäten mussten wir aber für die Ausstattung der Gesamtbevölkerung auf größere Hersteller und Händler zurückgreifen.“ (cre)

Zum Thema siehe auch folgende Artikel auf OD:

37 Antworten auf “Regierung der DG bestellt bei zwei Eupener Firmen 260.000 wiederverwertbare Stoffmasken”

  1. Sonderausgabe

    Könnten die Firmen Rom und Polytex dem Parlamentspräsidenten Karl-Heinz Lambertz
    eine besonders Lärm dämmende Version des Mundschutzes herstellen? Der
    Bevölkerung bliebe manche seiner Stellungnahmen erspart.

  2. Fritte Martha

    Was soll der Mumpitz? Als man hier in der DG vor Wochen keine Masken zur Verfügung stellen konnte, weil man einfach keine hatte, galt die Devise „Masken nützen nichts“. Warum sollte das jetzt anders sein?Bisher war ja die Abstandsregel ausreichend…? Wie will man die Menschen jetzt motivieren plötzlich doch Masken zu tragen?

  3. Wahnsinn

    Der Wahnsinn! Die DG kauft alte Stoffreste für Sofas in Tunesien in verschiedenen Farben für Mund- und Nasenmasken der Bevölkerung der DG. Der „hiesige“ Lieferant kann sein Glück nicht fassen und lacht sich wahrscheinlich kaputt. Kein Mensch wird diese Masken tragen, aber Hauptsache dem Volk wurde gratis etwas verteilt…. einfach nur herrlich!!! Es wird sicherlich eine gewisse Dankbarkeit der Bevölkerung erwartet….. noch realitätsferner geht nun tatsächlich nicht mehr.

    • Siehe hier: https://www.sudinfo.be/id181345/article/2020-04-23/la-loi-sur-les-revenus-complementaires-exoneres-dimpot-mise-en-place-par-le : Man hatte ja kurzfristig die Schwarzarbeit eingedämmt, Zusatz- (auch Handwerker-) Arbeiten waren bis zu 500€ im Monat steuerfrei (nur nicht für alle, daher jetzt die verfassungsmäßigen Bedenken, aber das Problem hätte man ja lösen können), und Ende 2020 ist’s auch schon wieder vorbei, die Schwarzarbeit wird blühen wie nie zuvor – weil durch das Gesetz ja zahlreiche Zurhandgeher in spe auf den Geschmack gekommen waren und in Zukunft sicher nicht plötzlich wieder auf ihren Zusatzverdienst verzichten wollen werden.
      Aber Hauptsache, die Handwerkerlobby hat sich wieder mal durchgesetzt, z.B. die (Wallonischen und anderen) Prämien auf Renovierungsarbeiten sind bei denen auch seit vielen Jahren längst eingepreist, da kennen die nichts.
      Belgien eben, ob Stoffreste für Tunesiensofas auf der Nase tragen – Deutschlinke frohlockten jetzt: „schön bunt!“ – oder eben, vernünftige Gesetze nur mal so zum Spass für ein paar Monate machen: der Wahnsinn hat hierzulande Methode!

    • Mhmm aus Tunesien
      Mussten bestimmt billig sein
      Schade dass man es nicht in der DG schaffen konnte
      Wobei es sich um eine tolle Sache handelt
      Nur wäre es sinnvoller gewesen die Arbeitsplätze bei uns zu nutzen

  4. Ob Nanosilber was taugt,

    und wie lange (echte Tragezeit, d.h. Beatmetwerden; Zahl der Waschvorgänge) der Zusatzschutz dann ggf. anhält, steht wohl noch aus, aber auf deutschen Politseiten habe ich schonmal Werbung für sowas, für teuer Geld, gelesen. Ansonsten:
    „Das kann ein einfacher Kaffeefilter sein, ein Stück Küchenrolle oder ein ähnliches Material.“ – dieser knuffiglustige Doktor und Exberater der BRD-Bundesregierung (zu Zeiten der Aachener Bundesgesundheitsministerin: Karneval, man erinnert sich), der immer mit seiner Fliege auftritt, hatte vor Tagen ja auch mal Staubsaugerfilter vorgeschlagen, etwas unklar dabei nur, ob er den Feinstaubfilter meinte oder den Beutel – bei beiden bekommt man aber noch ganz andere (ggf. amianteähnliche) Fasern in die Lunge, wenn das nicht aus Papier, sondern aus Kunststoff gefertigt ist, meine Beutel kann ich dafür z.B. vergessen, welche aus Papier habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen.

    Ein anderer, ebenfalls ernstgemeinter, Vorschlag waren Slipeinlagen gewesen, daher hier mal meine Frage, hat mal jemand versucht, durch Slipeinlagen hindurch zu atmen? Angeblich sollen die „atmungsaktiv“ sein, aber durch Nase und Mund braucht man nun doch ein wenig kräftiger Sauerstoff als als Frau „da unten“, daher meine Zweifel.

    Mein Interesse an dem Zeug erklärt sich daraus, dass ich vermute, dass Slipeinlagen ggf. deutlich mehr abhalten als (die z.B. auch hier vorgeschlagenen) Küchenrollen-Abrisse, wenn die Atmung also nicht allzusehr behindert wird, wären Slipeinlagen u.U. eine recht „sichere“ Lösung (no pun auf die Sicherheit beim ursprünglichen Zweck intended).

    Hat wer sowas im Haushalt und kann das für uns alle also mal ausprobieren, seine bzw. ihre Erfahrungen hier dann mitteilen? Nur ZUM (ggf. fehlschlagenden) Ausprobieren kaufen? Was macht man dann mit der ganzen Packung? Einzeln wie Verhüterli in der Pharmacie gibt’s die ja nicht, und bei den belgischen Preisen…!

    • Ich würde mir NIEMALS eine Slipeinlage vor Nase und Mund setzen! Nicht nur, daß es mir außerordentlich peinlich wäre, sondern auch weil ich mir nicht vorstellen kann, dadurch atmen zu können! Die Unterseite einer Slipeinlage besteht aus einer Kunststoffschicht mit Kleber, da geht sicher keine Luft durch….

  5. Sehr geehrter Herr Cremer,

    Nur der Ton war satirisch gehalten, meine Frage nach den Slipeinlagen völlig ernstgemeint, bitte googlen Sie selbst „Slipeinlagen Masken site:.de“, und nicht nur um den ersten April rum – die könnten in der Tat ein fast ideales Material sein, müsste man eben nur mal ausprobieren.

  6. Nörgler

    Was heißt Nörgler
    Es ist eine tolle Sache, aber es wäre nur einfach toll gewesen, wenn diese Arbeit in unseren DG Betrieben hergestellt werden könnten.
    Man muss sich mal die Transportkosten vor Augen halten und wir dürfen nicht mal über die Grenze

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