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Ist es für De Bruyne Zeit zu gehen? [Zwischenruf]

22.06.2024, Nordrhein-Westfalen, Köln: Belgiens Kevin De Bruyne winkt nach dem Spiel. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Die erneuten Unmutsäußerungen von Kevin De Bruyne gegen seine Mitspieler nach dem Schlusspfiff des Spiels der Roten Teufel am Montag in Lyon gegen Frankreich geben zu denken. Ein Zwischenruf.

Der Mittelfeldspieler von Manchester City war nach dem Spiel wütend auf seine Teamkollegen. Schon in der Pause soll er in der Umkleidekabine seinem Ärger Luft gemacht haben.

Während der zweiten Halbzeit sah man den Kapitän wiederholt gestikulieren und schimpfen. Und nach dem Spiel beklagte er sich vor laufender Kamera gegenüber Franky Vercauteren, dem er zu sagen schien, unter diesen Umständen nicht mehr länger für die Roten Teufel spielen zu wollen.

01.07.2024, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Belgiens Trainer Domenico Tedesco (l) und Kevin De Bruyne im Gespräch. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Verhält sich so ein Mannschaftskapitän? Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den Eklat nach dem Spiel bei der EM gegen die Ukraine, als De Bruyne aus lauter Verârgerung über das Pfeifkonzert der mitgereisten belgischen Zuschauer im Stadion von Stuttgart seine Mitspieler, die auf die Fans zugehen wollten, zurückpfiff.

Mag sein, dass viele Anhänger der Roten Teufel jetzt befürchten, dass De Bruyne tatsächlich seine Länderspielkarriere beendet. Man kann dies aber auch ganz anders sehen. Vielleicht sind die Wutausbrüche von De Bruyne auch ein Signal, dass für den langjährigen Weltklassespieler von Manchester City der Zeitpunkt gekommen ist, sich von den Roten Teufeln zu verabschieden.

Es kann gut sein, dass die schwache Leistung der belgischen Spieler in der zweiten Halbzeit in Lyon auch eine Reaktion auf die mutmaßliche „Gardinenpredigt“ war, die ihr Kapitän in der Halbzeitpause gehalten haben soll und dass De Bruyne womöglich einem Neuanfang eher hinderlich als förderlich ist.

De Bruynes Verhalten in Lyon ist irgendwie ein ähnlich unsolidarischer Akt wie der von Thibaut Courtois im Juni 2023 nach dem Spiel gegen Österreich, als der Torhüter sich vom Acker machte und seine Kameraden vor der nächsten Begegnung in Estland im Stich ließ.

Im Studio des Fernsehsenders vtm äußerten sich am Montagabend die beiden ehemaligen Nationalspieler Marc Degryse und Toby Alderweireld zur Causa De Bruyne. Beide missbilligten mehr oder weniger das Verhalten des Kapitäns gegenüber seinen Mitspielern.

05.06.2024, Belgien, Brüssel: Die neue Generation.Torhüter Koen Casteels (hinten l-r), Wout Faes, Amadou Onana Thomas Meunier, Zeno Debast, und Arthur Vermeeren (vorne l-r), Maxim De Cuyper, Kevin De Bruyne, Johan Bakayoko, Lois Openda und Yannick Carrasco vom der belgischen Mannschaft stehen vor dem Spiel zusammen. Foto: Virginie Lefour/Belga/dpa

„Ich finde, dass er zu weit geht. Kevin spricht von einem Mangel an Dynamik und Engagement. Und er hat Recht. Wenn es an Qualität fehlt, muss man zumindest zeigen, dass man kämpfen will. Aber er muss auch verstehen, dass seine Teamkollegen an ihre Grenzen stoßen. De Bruyne sollte seine Mitspieler verteidigen, aber das hat er nicht getan“, bemerkte Degryse. Ähnlich argumentierte Alderweireld: „Als Kapitän würde ich meine Mannschaft immer verteidigen. In der Kabine kann es Kritik geben, aber nicht in der Öffentlichkeit.“

Belgien macht einen Generationswechsel durch. Der Unterschied zwischen der heutigen Generation und der von Eden Hazard, Kevin De Bruyne & Co. ist, dass die „Goldene Generation“ einer langen Erfolglosigkeit folgte, sodass es mit den Roten Teufeln stetig bergauf ging, während die heutigen Nationalspieler immer an den Erfolgen ihrer Vorgänger gemessen werden.

Dabei war auch die „Goldene Generation“ in ihren Anfängen zwischen 2008 und 2012 nicht so viel besser als die jetzige. Auch Jérémy Doku, Arthur Theate, Lois Openda, Charles De Ketelaere, Dodi Lukebakio, Johan Bakayoko und Julien Duranville spielen für große europäische Clubs. In Duranville sieht Bayern-Coach Vincent Kompany sogar schon das Potenzial eines künftigen Weltfußballers. Und diese Spieler stehen erst am Anfang einer vielleicht großen Karriere. Ein bisschen Geduld und Demut, lieber Kevin De Bruyne! (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

30 Antworten auf “Ist es für De Bruyne Zeit zu gehen? [Zwischenruf]”

    • Piersoul Rudi

      Genau die Gleiche Situation wie, damals, bei RB Leipzig. (Forsberg & Poulsen)
      Führungspieler sind ein Problem für Tedesco.
      Füge dabei noch seine fachliche Inkompetenz und fehlende Taktik…
      Ein Laptop bedienen reicht halt nicht.

  1. Peter Müller

    Das sollte der Trainer mit ihm ausmachen. Wenn es aber in der Mannschaft wegen ihm nicht mehr stimmt, dann ist eine Trennung besser. Neue Besen kehren gut. Jeder ist zu ersetzen. Wir haben gute Fussballspieler, sie sind zum Teil noch jung, man sollte sie auf die nächste WM vorbereiten.

  2. In Deutschland hat auch ein Umbruch stattgefunden, sie spielen wieder einen tollen Fussball mit Kros ,Hummels , Neuer , Müller nicht mehr dabei, Was folgte waren junge talentierte Spieler , Havertz , Wirtz , Mussiala , Tah um einige zu nennen , Auch Belgien wird einige Zeit brauchen, es fehlt nicht an Talenten, aber diese deutsche Power haben die Roten Teufel nicht.

    • Piersoul Rudi

      @ raybubu(10/09/2024 17:00)

      Wollen sie wirklich die Talente die die Mannschafft im Moment aufbieten kann mit die unsere RT vergleichen???
      Die „Talente“ der RT sind und bleiben die (ewige) talente…mehr ist nicht drinn.
      Nehmen Sie die alle mal etwas besser unter die Lupe.
      Viele sitzen bei deren Verein nur auf der bank oder dürfen gerade mal ein paar Minuten auflaufen.
      De Bast meint schon er wäre Beckenbauer mit sein Standfußballgetue…leider zu viele Fehlpässe, keine Spielaufbau und zu langsam.
      Dabei noch Schuld an den beide Gegentore…
      Theate, Faes und Castagne sind alle zu langsam, wobei Castagne bei Fulham noch nicht gespielt hat.
      Theates Bilanz bei Leicester ist unterdurchschnittlich.
      Nur Faes seine Zweikämpfe können sich sehen lassen, leider ist er auch zu langsam.
      Dokus Dribbeln sind schön anzusehen allerdings ohne viel Erfolg gekrönt und Tore schießen ist auch nicht drinne.(Auch bei City zu wenig)
      Die Arroganz die Tielemans und Onana sich leisten kann man nicht mehr ansehen…wird bei A.Villa nicht lange dauern oder beide sitzen mal wieder (Tielemans zumindest) auch auf der Bank.
      PS:
      1) Das Problem ist heutzutage, und das nicht nur im Sport, das die „WAHRHEIT“ nicht mehr gesagt werden darf, weil jeder immer und sofort beleidigt ist.
      2) KBD 1ste Halbzeit war idT auch nicht blendend, aber zumindest hat er gerackert und ist gelaufen.

  3. Übrigens wenn man die arroganten Courtois oder De Bruyne zuhört , wie sie über unsere jungen Spieler herfallen finde ich das respektlos .beleidigt für eine Armbinde , der andere meint bei seinen Mitspielern von Man City besser aufgehoben zu sein , das soll ein Kapitän sein? Bei der EM dasselbe Spielchen Bitte Bitte keine Kritik , wir sprechen nicht mit der bösen Presse. Das sah bei unseren deutschen Freunden ganz anders aus mit viel Dusel auch nur eine Runde weiter . aber sie respektieren ihre Fans. Übrigens bei Lukaku weis man nicht genau ,zu was er steht.

  4. Natürlich liegt KDB mit seiner Kritik völlig richtig. Es gibt einige Spieler, die sich auf ihren noch dürftigen Lorbeeren ausruhen und sich arrogant verhalten. Ich denke da beispielsweise an Thielemans, der im Mittelfeld – wie gegen Frankreich mehrfach zu sehen – eine stete Gefahr für Konter darstellt. Auch in der Abwehr spielt man sich die Kugel wie auf dem Strand zu und verteidigt dann verlorene Bälle auf der hintersten Reihe, was stets Gefahr birgt. Die beiden Gegentreffer durch die Franzosen hätten mit einer gefestigten, kampfbereiten und aggressiven Abwehr allesamt verhindert werden können. Die Bindung zwischen Abwehr und Mittelfeld und Mittelfeld-Sturm stimmt nicht, so dass die hochtalentierten Stürmer als „Alleinunterhalter“ in einem Orchester der Stars verkümmern. All das müsste aber auch ein sportlicher Leiter, bzw. sein Mitglieder starke Staff auch sehen und entsprechend reagieren. KDB, der auf höchstem Niveau spielt (es tut mir leid, aber die Meinung, er habe seinen Zenit überschritten, teile ich keineswegs), ärgert sich nur über „Versäumnisse“, die zu Niederlagen führen. Er ist ein Gewinnertyp, der bei Niederlagen immer gefrustet ist – aber das ist auch gut so, denn andere im Teams lassen diese grottenschlechten Vorstellungen offenbar kalt.

    Auch die Medien tragen eine Mitschuld an KDBs verbaler Entgleisung, wenn man diese als solche bewerten möchte. Der Interviewer hat nach dem Spiel wahrlich „saudoofe“ Fragen gestellt auf die KDB entsprechend motzig antwortete. Auch in den vergangenen Bundesligaspielen habe ich solche hohlen Fragen oft gehört, so dass ich ausgepowerte Spieler verstehe, wenn ihnen die Hutschnur platzt.
    Einige der Roten Teufel müssen endlich mal vom hohen Ross heruntersteigen und „Fußball arbeiten“; in der aktuellen Situation ist kein Platz für allzuviel Schönwetterfußball.

    Auch hier auf OD scheint das Personen-Bashing nach wie vor Spaß zu machen. In Belgien herrscht Meinungsfreiheit, so dass – vor allem – ein Chef mal seiner Meinung freien Lauf lassen kann und seine Kollegen auch sachlich kritisieren kann. Ich habe nicht gehört, dass er einen Mannschaftsteil, einen speziellen Spieler oder den Trainer persönlich genannt hat. Er war nur mit der Gesamtleistung und der Einstellung des Teams nicht einverstanden. Und das ist mehr als legitim!

    • De Bruyne war doch selbst einer der schlechtesten. Er verlor regelmäßig Zweikämpfe und auch seine Zuspiele landeten nicht immer beim Mitspieler. So auch nach 15 Minuten etwa, als er im Strafraum den Ball zurück gewinnen wollte und fast einen Elfmeter verursachte. Seine drei, vier Torschüsse waren auch für die Tonne. Als Kapitän sollte er sich mal an die eigene Nase fassen, statt ein Gesicht zu machen wie eine beleidigte Leberwurst.

      • Joseph Meyer

        @Panda46
        Ja, das stimmt, De Bruyne hat auch nicht gut gespielt, aber seine Kritik war m.E. berechtigt! Da kam doch Nichts von hinten oder aus dem Mittelfeld, nur Ballgeschiebe bis zum nächsten Fehlpass und dann Katastrophenverteidigung im 16 Meterraum, das aber geht doch klar auf das Konto des Trainers, der für mich jeden Raumgewinn und jedes Dribbling von hinten nach vorne offensichtlich verboten hat, auch lange Pässe waren Mangelware. Und wenn Mittelfeldspieler und auch Angreifer nicht mit zurück rennen und mit verteidigen, dann liegt das doch auch vor allem am Trainer, oder nicht?!

        • @Joseph Meyer: Es stimmt, dass sich unsere Abwehr viel zu oft von den Franzosen überrumpeln ließ. Aber dass unser Trainer irgendwelche Dribblings untersagte, kann wohl nicht stimmen, denn allein Doku dribbelt sich ja das ganze Spiel Knoten in den Beinen. Ist leider meistens brotlose Kunst. Eine verwertbare Flanke oder ein gefährlicher Schuss aufs Tor kamen weder von links noch von rechts. Auch die Auswechselspieler machten es nicht besser. Gegen eine starke Mannschaft sind die Roten Teufel einfach zu berechenbar.

  5. Das Ding

    Ich bin der Meinung, dass man als Kapitän nicht so ein Bild in der Öffentlichkeit liefern darf. Auch wenn KDB ein super Spieler ist (war), hat er nicht das Recht so arrogant gegen seine Mannschaft in der Öffentlichkeit aufzutreten. Er hat hinter seiner Mannschaft zu stehen, zu mal er sich selbst bei der EM auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, pardon.

  6. Die Wahrheit

    Es ist doch überall das Gleiche!
    Viele reden über Sachen, die sie noch nie gemacht haben.
    Planen anderen die Arbeit, obwohl sie nie diese Arbeit gemacht haben. Kommen von der Schule, haben viel Theorie studiert, aber nie praktisch gearbeitet, aber meinen, dass sie doch die Studierten sind. Seit wir solche Typen in den Führungsrollen haben und nicht vom Tellerwäscher zum Boss, geht es fast überall bergab!
    Lass die Jungs spielen, sie wissen schon selbst, was gut oder schlecht ist. Vielleicht hatte KDB einen schlechten Tag mit Sorgen im Hinterkopf. Er ist schließlich auch nur ein Mensch. Warten wir mal ab!

  7. askiebitz

    Wenn man sich das Auftreten von Courtois und KdB so ansieht, hat man schon den Eindruck, dass da keine gestandenen Männer auftreten, sondern beleidigte Vorschulkinder, die nicht in der Lage sind, das eigene Ego in den Hintergrund zu stellen. Umso bizarrer, dass sie den Anspruch erheben, Mannschaftskapitän zu sein. Ich denke, dass das Spiel gegen Frankreich einen ganz realistischen Eindruck von dem inzwischen überschaubaren Leistungsstand der Mannschaft vermittelt und sich alle damit arrangieren sollen. Das wäre zumindest die Prämisse, um tatsächliche Verbesserungen herbeizuführen und künftig gegen Teams wie die Slowakei oder Ukraine bestehen zu können. Bei einigen Spielern scheint derzeit aber noch ein ziemliches Defizit in Sachen Selbsteinschätzung vorzuliegen und Tedesco scheint auch nur noch auf der Trainerbank zu hocken, weil der Verband die Abfindungszahlung vermeiden möchte.

  8. Ostbelgien Direkt

    Auch für den bekannten VRT-Journalisten Peter Vandenbempt ist die Art und Weise, wie Kapitän Kevin De Bruyne seine – zum Großteil noch sehr jungen – Mitspieler aus der Nationalmannschaft nach der 0:2-Niederlage in Frankreich runtergemacht hat, „inakzeptabel“. Hier das VIDEO: https://sporza.be/nl/2024/09/10/video-hoe-moeten-we-uitspraken-van-de-bruyne-interpreteren-om-met-zijn-eigen-woorden-te-zeggen-onacceptabel~1725997525107/

  9. Peter Müller

    Kapitän Kevin De Bruyne hat die Spekulationen um seine Zukunft in der belgischen Nationalmannschaft angeheizt. Aufnahmen nach der 0:2-Niederlage in der Nations League in Frankreich zeigen den 33-Jährigen, wie er im Gespräch mit dem Technischen Direktor Franky Vercauteren immer wieder kopfschüttelnd „Ik stop“ („Ich höre auf“) sagt.
    Ich hätte da nichts gegen. Es muss Veränderungen geben.

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