Politik

Colin Kraft will wieder als Lehrer arbeiten, bleibt aber Abgeordneter und Fraktionsführer der CSP im PDG

Der CSP-Abgeordnete Colin Kraft. Foto: CSP-Fraktion

Den Reiz des Lehrerberufs lernt man womöglich vor allem dann schätzen, wenn man ihn nicht mehr ausübt. Jüngstes Beispiel dafür ist Colin Kraft, der nach seiner Zeit als Fraktionssekretär der CSP wieder in den Lehrerberuf zurückkehrt.

Wie Kraft gegenüber dem Grenz-Echo bestätigte, kehrt er ins Unterrichtswesen zurück – allerdings nicht zur Pater-Damian-Sekundarschule (PDS), für die er bis zu seinem Wechsel in die Politik 2015 tätig war, sondern zum Robert-Schuman-Institut (RSI).

Bereits im Sommer 2019 hatte sich der 36-jährige Eupener dazu entschlossen, wieder als Lehrer zu arbeiten. „Ich bin und war immer sehr gerne Lehrer“, so Kraft: „Die Arbeit im Klassenzimmer habe ich in den letzten Jahren vermisst.“

Kraft nannte noch andere Gründe für seine Rückkehr ins Unterrichtswesen. So sei er der Meinung, dass es zwar viele Vorteile habe, gleichzeitig Fraktionssekretär und Fraktionsvorsitzender zu sein, diese Verbindung aber auch zu „ungesunden Situationen“ führe. Denn Auftraggeber und Auftragnehmer gleichzeitig zu sein, seit „langfristig nicht gut“.

Colin Kraft im September 2017 beim 2. Bierfest (auch wenn er hier nur Kaffee serviert) im Rahmen des 25. Lambertusmarktes in Eupen. Foto: OD

Ob noch andere Gründe den Ausschlag gaben, ist nicht bekannt. Zuletzt war immer wieder von Streit innerhalb der CSP die Rede. Kraft selbst war auch zwischenzeitlich krank geschrieben, was erst recht Spekulationen über Unstimmigkeiten im Lager der Christlich-Sozialen nährte.

Vielleicht hat Kraft aber auch erkannt, dass es prickelndere Aufgaben gibt als die eines Fraktionssekretärs einer Oppositionspartei und dass der Lehrerberuf ungeachtet des allgemeinen Wehklagens von Betroffenen interessanter und reizvoller ist, als es die Lehrer selbst wahrhaben wollen.

PDG-Abgeordneter und Fraktionsführer der CSP will Kraft trotzdem bleiben. Er könne es sogar kaum erwarten, „mit meiner Fraktion nach der Weihnachtspause wieder loszulegen“, sagte er dem Grenz-Echo.

Nebenberuflich arbeitet Kraft weiterhin als selbstständiger Unternehmer. Auch wenn er nicht zur PDS zurückkehrt, sondern zum RSI wechselt, nennt sich das von ihm gebraute Regionalbier nicht „Schuman“, sondern weiterhin „Damian“… (cre)

47 Antworten auf “Colin Kraft will wieder als Lehrer arbeiten, bleibt aber Abgeordneter und Fraktionsführer der CSP im PDG”

  1. Diese Entscheidung ist nachvollziehbar und aus seiner Perspektive aus richtig. Es ist ein eher unbefriedigens Unterfangen, die CSP hauptberuflich zu führen. Zu erfolglos, zu ineffektiv, zu langweilig.

    Allerdings stellen sich mir ein paar Fragen:

    1. Hat man als Lehrer so wenig zu tun, dass man nebenher auch noch eine Fraktion führen kann?
    2. Wie verträgt sich die Fraktionsführerschaft und die Tätigkeit als Lehrer mit der Tätigkeit als Unternehmer? Hat man sogar noch so viel Zeit, dass man einer Tätigkeit nachgeht, die andere Menschen hauptberuflich erledigen?
    3. Sieht Colin für seine Partei inzwischen auch so wenig Perspektiven, dass er sich schleichend ein neues Tätigkeitsfeld sucht?
    4. Wird Colin nach einer so langen Abwesenheit aus dem Klassenzimmer eine Wiedereinstiegsschulung besuchen?
    5. Welche Fächer unterrichtet er eigentlich?

    Ansonsten wünsche ich Colin viel Erfolg und Glück.

  2. Es ist der Wahnsinn!
    Ich stelle mir ebenfalls die Fragen 1 und 2, die AchGott sich stellt.
    Genau diese zusätzlichen Tätigkeiten rücken das Lehrerbild in ein schlechtes Licht, lassen Sie doch den Schluss zu, dass der Lehrerberuf die Lehrer nicht genügend fordert. Ich wähle bewusst die männliche Form, denn es sind in der Regel die männlichen Kollegen, die noch eine Nebentätigkeit ausüben. Die Frauen haben noch genügend Arbeit mit dem Haushalt und den Kindern.
    Ja, es ist mir bewusst, dass man jetzt mit dem geringen Gehalt der Lehrer argumentieren könnte. Aber nur, wenn wir diese mit Luxemburg vergleichen.
    Frage 4 ist einfach zu beantworten. Auch nach 10 Jahren Pause kann man wieder ohne irgendeine Nachschulung in den Lehrerberuf einsteigen. Es bleibt eh alles beim Alten. Schade.

    Die Nebentätigkeiten und das ständige Jammern tragen zum Negativbild der lehrenden Zunft bei.

    Sollte Herr Kraft nur halbtags einsteigen, sieht die Sache etwas anders aus.

  3. Klownerien!

    Die 2 von hiervor sind sicher auch Politisch tätig? Solche Kontrarische Kommentare kommen nur von der Ecke? Der erstere ist sicher Schulinspektor und dermassen Vorwitzig, einjeder weiss sogar in Ostbelgien, das die Politik gleich welcher Kulör sich Jobs in Fülle genehmigt!? Beispiele gibt es wahrhaftig zur genüge hier. Und der Koalitionsvertrag zwischen beiden, das wird nix! Denn der Lambertz sucht einen neuen Posten bei der E U. Daher ist das schon alles Zu-koaliert für die nächste Regierung, obschon die noch mit allen anderen sprechen werden!? Hat man das letzte mal schon so mit gemacht.

  4. Standpunkt

    Ausser die Minister, den Parlamentpräsidenten und den Senator haben alle anderen im Präsidium , alle Fraktionführer, … einen weiteren normalen Beruf.
    Also warum nicht Herr Kraft??
    Also hier wieder den Lehrerberuf anprangern ist unfair, besonders wenn man noch nicht mal weiss , ob er den Beruf volltags ausübt.
    @aha…das Lehrergehalt ist nicht nur im Vergleich mit Luxemburg am niedrigsten auch mit Deutschland, Niederlanden, ….sogar mit der Wallonie und Flandern.

    Anstatt die Tätigkeit und den Zeitaufwand eines Lehrerberufs zu diskreditieren wäre es vielleicht eher angebracht den Beruf des Parlamentspräsidenten und unseres Senators in Frage zu stellen .

    • Schüler

      @ Standpunkt

      Bei uns in der Schule würde man, wenn wir so etwas als Aufsatz abgeben, den Text zurück bekommen, mit dem Vermerk „Thema verfehlt – 6“.

      Es geht hier nicht um den Parlamentspräsidenten, den Senator oder andere Politiker. Es geht um den Oppositionsführer, Herrn Kraft. Und da darf man doch wohl noch einmal nachfragen, wie er all seine politischen, beruflichen und wirtschaftlichen Aufgaben unter einen Hut bringen will. Er plant ja schließlich nicht, als Bedienung in einer Fritterie anzufangen, sondern er möchte der höchst verantswortungsvollen Aufgabe nachzugehen, unsere Zukunft zu bilden. Und dazu benötigt man vollste Aufmerksamkeit und volle Hinwendung. Da darf man doch mal nachfragen, wo er diese Zeit und Energie hernehmen möchte, oder? Auch über eine mögliche Verquickung von Politik und Lehramt darf man doch mal nachdenken, oder? Da ist die Frage doch wohl mal erlaubt, ob Herr Kraft nicht in all zu vielen Töpfen herumkocht und die Suppe in allen drei Töpfen dann doch recht dünn wird. Es geht schließlich um unsere Kinder und unser Geld!

      Herr Kraft, wir erwarten Antworten!

      • Standpunkt

        @Schüler
        was regen sie sich denn so auf….???
        Thema verfehlt , wieso ?
        ja natürlich darf man mal nachfragen wie er das alles regeln möchte, aber darf ich daraufhin nicht antworten ? Ich weiss nicht wie er das machen möchte …ich weise nur daraufhin, dass nur die Minister , der Parlamentspräsident und der Senator keinen normalen Beruf nebenbei haben und alle anderen sehr wohl.

        • Schüler

          Weil es nicht darum geht, dass er EINEN x-beliebigen Nebenjob hat, sondern einen Beruf, der einen zu 100 % fordert, UND eine Selbständigkeit mit einem im Aufbau befindlichen Unternehmen, dass in der Regel auch nicht nebenbei zu leiten ist.

          Deshalb: Thema verfehlt.

          Ich rege mich übrigens nicht auf, mag aber nicht demnächst von einem überforderten, gestressten und nur halbherzigen Lehrer unterrichtet und bewertet werden. Da werde ich doch wohl noch Fragen stellen dürfen, oder?

          • Populist

            @Schüler
            Sie sind nie im Leben wirklich noch Schüler.
            Echte Schüler pfeifen nämlich auf den Zustand ihrer Lehrer und sind froh wenn diese nicht in Form sind, da dann weniger Stoff gesehen wird.
            Sie „Streber“!

            • Schüler

              @ Populist

              Das mag zu Ihren Zeiten gewesen sein, aber heutzutage müssen wir mehr leisten, mehr lernen, mehr Prüfungsleistungen bringen als vielleicht zu Ihrer Zeit.

              Mag sein, dass manche Mitschüler sich erst einmal freuen, wenn der Lehrer nicht „so viel Stoff bringt“. Der zu bewältigende Stoff bleibt aber gleich. Die Prüfungen nehmen keine Rücksicht auf die Leistungen der Lehrer.

            • Standpunkt

              @popoulist
              da geb ich ihnen recht….nie und nimmer ist @schüler noch schüler….in dem vorherigen Bericht steht als letzter Satz :“ Es geht schließlich um unsere Kinder und unser Geld!“
              Bei solchen Schülern könnte ich verstehen , dass mehr als 50 % den Lehrerberuf in den ersten 5 Jahren aufgeben.
              Ich erwähne lieber nicht wen ich unter diesem Pseudonym vermute.

              • Schüler

                @Standpunkt

                Ich habe die feste Absicht, auch mal Kinder zu bekommen. Und die sollen auch mal zur Schule gehen. Ist das OK?

                Wer verbirgt sich denn hinter dem Pseudonym? Es ist nicht Oliver :)

  5. Abgeordnetenwatch

    Kann es sein, dass die Regierung, nur um einen unbequemen Oppositionspolitiker durch Überlastung in einem Zusatzjob auszuschalten, Herrn Kraft diesen Job als Lehrer zugeschustert hat? Wie sind denn da die Hintergründe bei der Zuteilung der Stelle? Gab es da eine Ausschreibung? Wenn ja, wo und wann? Gab es andere Bewerber? Wer hat diese Personalentscheidung getroffen? Gab es Weisungen an die Entscheidungsträger?. Wie ist die Bezahlung? Ist die Stelle befristet?

    • Hopla Hop

      Ist es da nicht so das Lehrer Genannt sind, und nur eine Gewisse zeit freigestellt sein können und dann alle ihre Rechte an Stelle verlieren nach der Freistellung ? Also jetzt wieder sicher stellt und einige Jahre bis zur nächsten Freistellung als Lehrer Tätig werden müssen ?
      also keine Behauptung, nur FRAGEN ?

  6. Marcel Scholzen

    Ein Unding diese Arbeitsplatzgarantie. Zeigt die privigierte Situation eines Lehres. Der kann es sich leisten, Politik zu machen ohne Angst um den Arbeitsplatz zu haben. Einer aus der Privatwirtschaft hat diesen Vorteil nicht. Eigentlich ein Verstoss gegen den Gleichheitsgrundsatz. Sollte mal auf den Pruefstand. Solche Privilégient sind undemokratisch und ungerecht.

      • Marcel scholzen

        Wenn man nicht staendig Probleme zur Sprache bringt, kann sich nichts aendern. Ich scheine den Nerv getroffen zu haben, sonst wuerden Sie nicht so empfindlich reagieren. In der DG gibt es noch genuegend zu tun in Sachen Demokratie und Gerechtigkeit.

        Und ich poste ausserhalb der Arbeitszeit.

  7. Jobs, Jobs, Jobs

    Ist doch Stinknormal das der Her Kraft sich kraftvoll um einen Job bemüht! Es soll bekanntlich auch Lehrer geben mit einem reduzierten Stundenplan! Warum also die Aufregung!?
    Übrigens unsere Spitzenverdiener in Eupen, einer von denen übt sogar zu 90% einen Nebenjob aus, der überhaupt nichts mit dem DG Beruf am Nagel hat!? Und das unsere 4 Minister nicht soviel zu tyun haben ist auch normal, die haben ja nur eine Handvoll Kunden zu bedienen? Vier für uns 75.000, mehr nicht! Der MP ist dauernd mit einem der dreien unterwegs, eben weil er nichts anderes vorhat!? Was beweist das wohl? Raten Sie mal!

  8. Richtige Spur ??

    Ich glaube sie liegen alle ein bisschen falsch. Das nennt man versteckter Wahlkampf. Der CSP sterben die Stammwähler weg also beginnt man bei der Jugend. Was tun ??? In der Sekundarschule nützt es nichts die Schüler zu beeinflussen, die sind zu jung. Im RSI sind jede Menge Jugendlich die bei der nächsten Wahl Erstwähler sind . Wie wählt ein Erstwähler? ach ja den kennst du und prompt hat der Herr Lehrer eine Stimme. Das System funktioniert übrigens auch mit Abiturienten und einem Besuch im EU-Parlament in Bruxelles. Von wegen den Jugendlichen Europa erklären.

  9. Schönberger

    Privilegien rauf oder runter, Herr Scholzen! Die Politiker teilen sich das Strunsselber ein! Wenn die gewählt sind haben die Freifahrt! übrigens neben Lehrern findet man viele Advokaten und Bänker in dem Beruf!? Warum wohl? Denken Sie mal scharf nach!?

  10. Faruk Çelik

    1/3 Politiker, 1/3 Lehrer, 1/3 Unternehmer. Da reicht es noch nicht einmal zu „nichts Halbes und nichts Ganzes“. Das ist eine Flucht aus der erfolglosen Opposition. Er hat verstanden, dass es mit der Regierung auf lange Zeit nichts wird.

  11. Falsche Spur!!

    Du schwimmst gegen den Strom „Richtige Spur“! Wenn deine Vermutung stimmte, hätte der Mollers wohl massig Stimmen gewinnen müssen als SCHULMINISTER!? Hat er aber nicht, denn abgewählt! Hirn ein, besonders in der Schule! Sonst…..

  12. Napoléon

    Toller niveauvoller Kommentar. @ Herrn Cremer: Meinen Sie das mit Ihrer Netiquette ernst? Oder orientieren Sie sich an die „Künast-Rechtsprechung“ … nur damit man weiß, wo man dran ist.

  13. Colin Kraft war von Anfang keine gute Besetzung als Spitzenkandidat. Herr Arimont wollte sicher nicht auf das gute EU-Gehalt verzichten. Wahrscheinlich sind die Querelen in der CSP Fraktion doch sehr gross. Auch ist Kraft nicht unbedingt hart genug für dieses Politgeschäft. Aber vielmehr fehlt Kraft sehr viel, um überhaupt als Oppositionsführer zu fungieren. Die Schulungen des Herrn Kraft bei der Schwesterpartei in Bayern werden nicht gefruchtet haben. Aus meiner kurzen Erfahrung als Vertretung im Unterrichtswesen, weiss ich dass man nicht einfach so nebenbei den Lehrberuf ausüben sollte. Das ist falsch und nicht gut für die Schüler, die unterrichtet werden.

  14. Franz v. Assisi

    Ja Herr Arimont hatte schon immer die Scheinchen im Blick in seiner Politikerkarriere – zuerst im Provinzialrat, den er eigentlich abschaffen wollte und sich dann die Taschen füllt. Bei der EU ist es das selbe Prinzip – er möchte gut verdienen, sich aber nicht die Finger schmutzig machen.

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