Fünf Jahre hatte der Behindertensportler Alain Vluggen pausiert. Als der Kelmiser aber Ende August-Anfang September die Paralympics in London im Fernsehen verfolgte, packte ihn erneut die Begeisterung für den Hochleistungssport. Seitdem trainiert er wieder intensiv. Sein Ziel: Rio de Janeiro 2016.
Der 40-Jährige ist in der Kategorie der „Masters“, sprich: der Veteranen, in allen Wurfdisziplinen aktiv: Diskus-, Speer- und Hammerwerfen sowie das Kugelstoßen. Seit 1996 ist Vluggen unterschenkelamputiert. Bis dahin war er Volleyballer bei Sporta Eupen-Kettenis. Darüber hinaus betrieb er Kampfsport. Ein folgenschwerer Verkehrsunfall in Luxemburg veränderte Vluggens Leben im Alter von 24 Jahren schlagartig.
Premiere am Kugelstoßen-Stand
Den Weg in den Behindertensport fand der Kelmiser 1999, also drei Jahre später, über ein sportliches Kolloquium in Charleroi, zu dem man ihn eingeladen hatte. „Da konnte man als Behinderter mehrere Sportarten testen“, erinnert sich Vluggen. An einem Kugelstoßen-Stand ließ er sich davon überzeugen, dass diese und andere Wurfdisziplinen für ihn vielleicht genau die richtige sportliche Betätigung sein würden. „Ich hatte noch nie eine Kugel gestoßen. Als ich dann an dem Stand einen Versuch machte, wollte der Betreiber der Anlage erst gar nicht glauben, dass dies für mich wirklich das erste Mal war, denn bei dieser Premiere im Kugelstoßen war ich in der Kategorie, die für mich infrage kam, nur 10 cm vom belgischen Rekord entfernt“, so Vluggen, für den auch der Rollstuhl-Basketball zum Beispiel eine Option war. Er entschied sich aber für die Leichtathletik.
35 Mal belgischer Landesmeister
Bis 2007, als er sich dazu entschloss, eine Auszeit zu nehmen, erzielte Alain Vluggen viele Erfolge. Er wurde 35 Mal belgischer Landesmeister in den Wurfdisziplinen. Vluggens Comeback nach seiner fünfjährigen Pause erfolgte am 22. September in La Louvière, wo er – in der Klasse der Masters 40+ – den belgischen Rekord im Kugelstoßen verbesserte. Am 7. Oktober wurde er flämischer Meister, weil er für den Behindertensport dem Wapper Club Antwerpen angehört (bei den Nicht-Behinderten tritt er für den LAC Eupen an). Und schließlich gelang dem 40-Jährigen, der beruflich im Ministerium der DG tätig ist, letzte Woche in Barvaux die belgische Jahresbestleistung im Diskuswerfen.
Fünf bis sechs Mal pro Woche Training
Bis zu den Paralympics in Rio de Janeiro 2016 will Vluggen an zwei Weltmeisterschaften (2013 und 2015) sowie an einer Europameisterschaft (2014) teilnehmen – allein schon deshalb, weil er zur Teilnahme an der Olympiade für Behindertensportler in vier Jahren die erforderliche Norm erreichen muss.
Fünf bis sechs Mal die Woche trainiert Alain Vluggen. Vluggen ist verheiratet und hat einen 10-jährigen Sohn. Inzwischen hat der Kelmiser eine Stiftung gegründet. „Un sourire pour tous – ein Lächeln für alle“ nennt sich die VoG, die Menschen in Not helfen soll. Patin der Organisation, die über diverse Wohltätigkeitsaktionen Spenden eintreibt, ist Sandra Kim, die 1986 als bisher einzige Belgierin den Eurovision Song Contest gewann. (cre)
Ich finde es immer bewundernswert, wenn Leute nach einem schweren Schicksalsschlag, der ihr Leben von heute auf morgen komplett auf den Kopf stellt, sich wieder aufraffen und positiv denken.
Klasse Herr Vluggen, sie sind ein Vorbild und ich wünsche ihnen alles erdenklich Gute auf dem Weg nach Rio.
Ich zolle dem Behindertensport allen Respekt und finde es toll daß Sport getrieben wird, aber das Ganze immer wider mit HOCH-leistungassport in Verbindung zu bringen bei 12 Stunden Training in der Woche ist einfach nur lächerlich und unglaubwürdig. Wo ist im übrigen das Niveau der entsprechenden Sportart wenn man nach 5 Jahren Pause 6 Wochen trainiert und dann den belgischen Rekord knackt? Wird das ganze nicht zu hochgeschaukelt? Bin mal gespannt wann wieder über die selbst ernannte und kläglich gescheiterte olympische Goldhoffnung Ben Despineux mit seinen mittelmässigen Leistungen berichtet wird. Oder über Rita Zinnen, die bei der Rad-WM der Amateure laut Grenzecho und Brf zwei Top-Ten Platzierungen erreichte, jedoch im Klartext einmal Drittletzte (6. von 8!) und einmal 7. von 12! wurde. Man konnte die Top-Ten Platzierung fast gar nicht verpassen :-)
Ich gebe der ‚einen Meinung‘ vollkommen Recht! Ich finde es toll das Menschen wieder zurück ins Leben finden, aber dies direkt als Leistungssport zu definieren,finde ich für übertrieben! Das was Olivier Dupuis dieses Jahr beim RAAM geleistet hat nenne ich Spitzensport ! (5000km quer durch die USA in 12 Tagen)
„Ich zolle dem Behindertensport allen Respekt“. Das dem nicht so ist, kann man aus jeder Zeile Ihres Kommentars herauslesen. Vor allem wenn Sie mehrere Personen persönlich angreifen. Man muss m. E. schon ziemlich gefrustet sein, um Wettkämpfern mit einer Behinderung das Prädikat „Leistung“ abzusprechen. Oder nehmen die bösen und faulen Behindertensportler Ihnen die mediale Aufmerksamkeit. Dann werden Ihre „Leistungen“ wohl nicht so dicke gewesen sein…