Nachrichten

Arztbesuch im Ausland: DG-Politik pocht auf Erhalt des IZOM-Abkommens

Foto: Shutterstock

Die CSP hat in einem Schreiben noch einmal die föderale Ministerin Maggie De Block (Open VLD) aufgefordert, sich um eine praktikable Lösung für den Erhalt einer unbürokratischen grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung mit fairem Zugang für alle Beteiligten zu bemühen. Auch DG-Minister Antonios Antoniadis (SP) unternahm bereits diverse Initiativen für den Erhalt von IZOM.

„Das IZOM-Abkommen ermöglicht es den Menschen in unserer Gegend, sich im Krankheitsfall im Nachbarland von deutschsprachigen Fachärzten behandeln zu lassen. Das funktioniert aktuell ohne große administrative Hürden und soll es auch in Zukunft tun, denn in der DG fehlt es an einem bedarfsdeckenden Angebot an deutschsprachigen Fachärzten“, so die Christlich-Sozialen.

Robert Nelles, gesundheitspolitischer Sprecher der CSP-Fraktion, erklärte zum Hintergrund der Aktion: „Wir erwarten von Maggie De Block, dass das IZOM-Abkommen nicht den Sparzwängen zum Opfer fällt, sondern eine faire Lösung im Sinne der Deutschsprachigen gefunden wird. Es ist wichtig, dass die einfache grenzüberschreitende Versorgung möglich bleibt.“

Robert Nelles (links) und Pascal Arimont. Foto: Gerd Comouth

In dem Schreiben an Ministerin De Block fordern die Christlich-Sozialen die Föderalregierung dazu auf, auch über die INAMI eine weitere Finanzierung des Abkommens zu unterstützen.

Ende 2016 war bekannt geworden, dass die durch das Abkommen entstehenden Verwaltungskosten (Personalkosten) nur noch durch die deutschen Krankenkassen (zuletzt lediglich die AOK) getragen werden sollten und die Weigerung der INAMI, ebenfalls einen Beitrag zu leisten, das Abkommen zum Scheitern bringen würde.

Das Angebot des IZOM-Abkommens wird jährlich in rund 15.000 Fällen genutzt, womit es eine bedeutende Rolle in der medizinischen Versorgung der Region spielt.

„Das IZOM-Abkommen hat für die hiesige Grenzbevölkerung eine große Bedeutung. Auch als europäisches Vorzeigeprojekt für eine unbürokratische grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung ist es absolut erhaltenswert. Ein Ende des Abkommens wäre ein völlig falsches Signal und nicht im Sinne der Bevölkerung Ostbelgiens“, erklärt der Europaabgeordnete Pascal Arimont (CSP-EVP).

Um die Bedeutung des Abkommens zu unterstreichen, richtet die CSP-Fraktion im PDG ebenfalls eine Online-Petition mit dem Titel „Für den Erhalt des IZOM-Abkommens“ ein, die online unter folgendem Link eingesehen und unterzeichnet werden kann:

www.openpetition.eu/be/petition/online/fuer-den-erhalt-des-izom-abkommens

Antoniadis: „Es geht nicht um Extrawürste“

Bereits am Freitag hatten sich Vertreter des Landesinstituts für Kranken- und Invalidenversicherung (LIKIV), der Krankenkassen, die beiden Direktoren der DG-Krankenhäuser und Gesundheitsminister Antonios Antoniadis (SP) in Eupen getroffen, um über die Alternative zum bisherigen IZOM-Abkommen zu beraten.

DG-Minister Antonios Antoniadis. Foto: OD

Minister Antoniadis bekräftigte bei dieser Gelegenheit noch einmal seine Forderung, dass für die deutschsprachigen Belgier eine Lösung gefunden werden müsse, die ihre besondere Situation respektiere. „Es geht nicht um Extrawürste“, so der SP-Politiker, „sondern um das Recht der Deutschsprachigen als gleichberechtigte Belgier, in einer klaren und verständlichen Sprache behandelt zu werden.“

Auch erinnerte er an die Problematik der fehlenden Fachärzte. Sicherlich seien auch andere Regionen Belgiens vom Ärztemangel betroffen, aber die Situation in der DG sei vor dem Hintergrund der Sprache eine besondere. „Sie verschärft den Ärztemangel“, ist der Minister überzeugt.

„Auch deshalb sollten die Ostbelgier auf Gesundheitsangebote in Deutschland zurückgreifen dürfen. Das bisherige IZOM-Abkommen hat dies ermöglicht, und die Menschen haben sich mehrheitlich aus diesem Grund im Ausland behandeln lassen und nicht aufgrund finanzieller Erwägungen“, betonte Antoniadis, der am Dienstag zuvor bei Gesundheitsministerin De Block vorstellig war, um die Anliegen der DG in Sachen IZOM näher zu erläutern.

Das LIKIV beschloss Ende des Jahres 2016, das IZOM-Abkommen zu beenden. Die Krankenkassen und Minister Antoniadis haben sich für eine Fortführung der vereinfachten grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung ausgesprochen. Das LIKIV und die Landesbünde der Krankenkassen vereinbarten daraufhin die Fortführung des IZOM-Abkommens bis zum 30. Juni 2017. Was danach passiert, ist noch unklar. (cre)

13 Antworten auf “Arztbesuch im Ausland: DG-Politik pocht auf Erhalt des IZOM-Abkommens”

      • Baudimont

        Wer kein Geld hat, muss Geld sparen oder mehr Geld verdienen.

        Die Frage lautet: Wo ist das Geld geblieben? Es sind Milliarden verlorengegangen: Geld, für das die Steuerzahler hart gearbeitet haben.

        • Marc Van Houtte

          Wir zahlen unter anderen zu viel Steuern Frau Baudimont weil wir eine DG (Minister Parlament Etc. für 72000 )haben einen Senat und Provinzen. Wobei ich kein Problem hätte mit einer garantierten Vertretung der DG im Nationalen Parlament. Wir brauchen keine dummen Kompetenzen wofür unser Apparat wieder mal vergrößert werden muss.

  1. Alemannia4ever

    Das Grundproblem wird wohl sein, dass zuviele IZOM genutzt haben, um drüben gratis zum Facharzt zu gehen. Und die, die dauerhaft auf deutschsprachige Fachärzte angewiesen sind, die gucken bald in die Röhre, wenn sie auf eine Warteliste von hiesigen Fachärzten geraten.

    • Das ist sogar eine Obersauerei. War letzte Woche zum Zahnarzt, neuer Zahnarzt. Daher erst mal vorgespräch von ca 30 min, ohne Putzen, ohne Intervention. Durft dann 85 Euro zahlen. Soweit so gut. Muss aber noch drei mal zurück. Nächster erster freier Termin Ende Mai. Die feinen Zahnärte, Augenärzte und Co verdienen sich dumm und duselig.. Sie wissen, sie sind fast einzig in Ihrem Metier, dann aber die Leute noch paar Monate warten lassen ist typisch. Hauptsache wir zahlen fleissig.

  2. Vielleicht sollte man das System auch mal für Leute wie mich anpassen…

    Belgier, wohnhaft in Belgien, arbeite aber in Deutschland. Wenn ich in Belgien zum Arzt gehe zahle ich logischerweise belgische Tarife. Vielleicht sollte ich mal klagen und verlangen dass die belgische Kasse mich wie eine Deutsche Kasse behandelt? Und wehe ich muss mal in Belgien zum Krankenhaus….

    Es wird höchste Zeit das diese ganze Gesundheitsscheisse EU weit geregelt wird…Momentan ist es, zumindest in Belgien sowie Deutschland, einfach nur katastrophal!

    • Alemannia4ever

      Vielleicht sollte man IZOM wirklich als Projekt ansehen. Es hat sich für deutsche Krankenkassen nicht gerechnet. Sie zahlen noch immer drauf, da die meisten Grenzgänger einen Arzt in Deutschland aufsuchen. Das wird schwer, ausländische Versicherungen in andere Länder zu portieren: dann sucht man sich sicherlich eu-weit die günstigste Versicherung aus und stellt die Ansprüche in dem EU-Staat der die beste, umfassendste und günstigste Leistung bietet. Sowas funktioniert nicht. Das wäre wieder mal Rosinenpickerei. Es ist nicht immer einfach, in einer Grenzregion zu leben und zu arbeiten.

  3. Marsupilami

    Ich habe 3 Jahre lang unter IZOM meinen Zahnarzt in Deutschland aufgesucht und bin mit meinen Kindern in Deutschland zum Kinderarzt. Ich war jedesmal dankbar das sich die deutsche Krankenkasse diesen Bürokratiewahnsinn mit Belgien überhaupt antut.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern