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Mallorca: Alkoholverbot auf offener Straße am Ballermann: Ist Schluss mit feuchtfröhlich?

Bier, Sonne und Strand am Ballermann. „Für die Sauftouristen ist auf unserer Insel kein Platz mehr“, sagt der balearische Regierungssprecher Iago Negueruela. Foto: Shutterstock

Massen- und Sauftourismus lösen nicht nur auf Mallorca immer mehr Unmut aus. Die Behörden der Insel greifen nun zu drastischen Maßnahmen. Wird es am Ballermann jetzt gesitteter zugehen?

Das bisher Unvorstellbare steht tatsächlich schwarz auf weiß im Amtsblatt der Balearen: Auf Mallorcas wildesten Partymeilen darf man seit Samstagabend auf offener Straße und am Strand keinen Alkohol mehr trinken.

Das Verbot gilt für die bei Deutschen beliebte Playa de Palma mit dem berühmt-berüchtigten Ballermann sowie für weitere Party-Zonen auf Mallorca und auch Ibiza. Alles Gebiete, in denen der sogenannte Sauftourismus trotz verschiedener Maßnahmen zuletzt immer mehr Ärger und Proteste ausgelöst hatte.

14.05.2022, Spanien, Palma: Stefen und Philipp aus Zürich posieren in der Bierstraße am Ballermann. Foto: Clara Margais/dpa

Urlaubern und Einheimischen, die etwa mit geöffneter Bierdose an „falscher“ Stelle erwischt werden, droht nun ein Bußgeld zwischen 500 und 1500 Euro. Das „Dekret für verantwortungsvollen Tourismus“ betrifft auf Mallorca Teile der Gemeinden Palma und Llucmajor sowie die britische Party-Hochburg Magaluf westlich der Inselhauptstadt Palma. Es gilt darüber hinaus auch für Sant Antoni de Portmany auf Ibiza.

Es gibt Optimisten …: Wird der Ballermann jetzt zum „Saubermann“? Der mallorquinische Hotelierverband FEHM ist zuversichtlich: „Wir begrüßen, dass Verbesserungen vorgenommen wurden, um das angestrebte Ziel zu erreichen: die Ausrottung des unzivilisierten Tourismus in den vier Gebieten, die unter seinen Auswirkungen leiden“, hieß es.

Optimistisch äußerten sich in einer gemeinsamen Mitteilung auch der Playa-Hotelierverband AHPP, der Gastro-Verband CAEB, die Einzelhändlervereinigung Afedeco sowie der Verband der Nachtclubunternehmern Abone. So werde „die Kontrolle des Exzess-Tourismus an der Playa gestärkt“ und die „Sicherheit der Anwohner und auch der Urlauber erheblich erhöht“.

… und auch Pessimisten: Viele Inselkenner sind derweil skeptisch und glauben nicht, dass von heute auf morgen Schluss mit feuchtfröhlich sein wird. Zu den Zweiflern gehört Patrick Schirmer Sastre, Kolumnist der „Mallorca Zeitung“. Die Absichten seien sicher gut. Aber: „Eine Mentalität, ein Lebensgefühl ändert man nicht durch Gesetze und überteuerte Preise“, schreibt er.

17.04.2024, Spanien, Palma de Mallorca: Zahlreiche Gäste sind im Bierkönig. Am Ballermann kommt der Partybetrieb wieder auf Touren. Schon zum Auftakt ist im Bierkönig kaum noch ein Durchkommen. Foto: Mar Granel/dpa

„Hecha la ley, hecha la trampa“, sagt man in Spanien. So etwas wie „Kaum gibt es ein Gesetz, schon gibt es auch Schlupflöcher“. Schirmer Sastre glaubt, dass viele nach diesem Motto handeln werden. „Schon jeder Viertklässler, der zur Klassenfahrt auf den Ponyhof fährt, weiß, dass man den ‚Berentzen Apfelkorn‘ am besten in eine Liter-Flasche Saftschorle umfüllt (…).“

Entscheidend wird sein, wie intensiv die Polizei über die Einhaltung des Verbots wachen wird. Beatrice Ciccardini ist nicht gerade optimistisch. Es sei „jedes Jahr dasselbe“. Zu Saisonbeginn erscheine ein wenig mehr Polizei, wirklich eingegriffen werde aber nicht, klagt die Wirtin des Lokals „Zur Krone“ im Gespräch mit der „Mallorca Zeitung“. Die aktuelle Lage laut der Playa-Veteranin: „Die Hütchenspieler sind wieder hier, die Masseurinnen, die Klauhuren. Es ist schon wieder alles schmutzig, alles vollgekotzt, alles vollgekackt – wie immer.“

Am ersten Tag des Alkoholverbots schleppt eine Gruppe junger deutscher Urlauberinnen zwei Sixpacks Wasserflaschen in der Nähe des Bierkönigs entlang. Einmal mit Sprudel, einmal ohne. Ist das nun die neue Normalität am Ballermann? Wohl eher nicht. Obwohl es am Samstag kurz nach Inkrafttreten des Dekrets recht gesittet zugeht, sind noch genügend Urlauber mit der Bierdose in der Hand unterwegs. Besonders beliebt derzeit offenbar: ein Wodka-Mixgetränk, alle paar Meter stehen davon leere Flaschen in der Partyzone auf dem Gehweg.

Ein junger Handballer, der in Vereinskleidung mit seinem Team angereist ist, hatte zu viel von dem Mix intus. Stockbetrunken torkelt er durch die Straßen. Seine Kumpel müssen ihn stützen. Nach ein paar Gläsern Wasser salutiert er vor allen Passanten und zieht von dannen. Was auffällt: Bei einem kurzen Spaziergang am Strand und in der sogenannten Schinkenstraße ist kein einziger Polizist in Sicht.

09.06.2023, Spanien, Palma: Menschen haben sich am Abend an der Promenade am Strand von Arenal versammelt. Auf einer Mauer stehen mehrere leere Flachen alkoholischer Getränke. Auf der Urlaubsinsel Mallorca gibt es immer wieder Klagen über Betrunkene, die grölend herumtorkeln, in Ecken pinkeln, sich übergeben oder ihre Notdurft öffentlich erledigen. Foto: Clara Margais/dpa

Kritik kam von der Opposition auf den Balearen. Die konservative Regierung, seit einem knappen Jahr im Amt, habe die Chance verpasst, die Exzesse durch noch strengere Maßnahmen effektiv zu bekämpfen, sagte Ex-Tourismusminister Iago Negueruela. Unerwähnt ließ er, dass während der Amtszeit der alten Linksregierung keine der Maßnahmen den erhofften Erfolg brachten.

– Protestdemo gegen Massentourismus am 25. Mai: In einem Punkt sind sich unterdessen alle einig: Maßnahmen waren und sind nötig. Der Verdruss gegenüber Massentourismus wächst nicht nur auf Mallorca, sondern auch andernorts in Spanien rapide. Am 25. Mai soll in Palma eine große Protestdemo stattfinden.

Erst letzte Woche hatte die balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens erstmals erklärt, das Tourismusmodell sei „an seine Grenze gestoßen“, ihr Tourismusminister Marcial Rodríguez sagte: „Wir möchten uns besucht und nicht überfallen fühlen.“ Jetzt beschloss die Regionalregierung neben der Einschränkung des Alkoholkonsums unter anderem auch, dass das Gästebetten-Limit der Inseln von bisher 430.000 auf 412.000 herabgesetzt wird.

Bisher hatten konservative Politiker meistens den Standpunkt vertreten, man dürfe die Henne, die goldene Eier legt (sprich den Tourismus, der für 45 Prozent des Inlandseinkommens verantwortlich ist), nicht verärgern. „Das Ende eines Tabus“, titelte die Regionalzeitung „Última Hora“ am Wochenende deshalb anerkennend.

Voriges Jahr war die ansonsten hervorragende Saison auf Mallorca vom Sauftourismus überschattet worden. Trotz einer Superauslastung von 97 Prozent war dem Präsidenten der Playa-Hoteliers Pedro Marín deshalb nicht zum Feiern zumute. Der 47-Jährige sprach Klartext: Bezüglich Auswüchsen sei es „eine der schlimmsten Saisons aller Zeiten“ gewesen.

– Deutsche Touristen oft am Pranger: Medien- und die Polizeiberichte zeigen, dass die Deutschen bei den Exzessen überdurchschnittlich häufig im Mittelpunkt stehen. Im Sommer 2023 gab es wöchentlich Schlägereien. Betrunkene Urlauber torkeln herum und nüchtern auf der Straße aus, werden oft übergriffig. Zudem gab es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Türstehern und Urlaubern.

09.05.2024, Spanien, Palma: Leere Flaschen und Dosen sind am Strand Arenal zu sehen. Foto: Clara Margais/dpa

Die traurigen Höhepunkte waren eine mutmaßliche Gruppenvergewaltigung im vergangenen Juli – noch immer sitzen vier Deutsche deshalb in U-Haft – und der Mord an einem Deutschen im Oktober. Marín fordert schon länger mehr Polizeipräsenz. Die Hoteliers boten den Beamten sogar schon Betten an. Bislang nahm aber niemand das Angebot an.

Im Rahmen der neuen Maßnahmen soll nun jede der vier betroffenen Zonen jährlich je vier Millionen Euro für die Umsetzung des Dekrets bekommen. Das Geld stammt aus den Einnahmen der Touristensteuer. Vom Verbot ausgenommen sind Terrassen von Restaurants, Hotels und Bars. Auf den vielen Party-Booten darf weiterhin Alkohol ausgeschenkt werden. Allerdings müssen sie fortan eine Seemeile Abstand zu den betroffenen Zonen und Stränden einhalten. Zudem dürfen sie in diesen Zonen keine Gäste mehr aufnehmen oder absetzen.

Zur Bekämpfung der Exzesse war zuletzt 2020 ein Gesetzespaket geschnürt worden, das in der Pandemie etwas unterging. Damals waren unter anderem Trinkgelage, sprich der Alkoholkonsum in der Gruppe, auf offener Straße verboten worden. Wobei die Höchstanzahl der Personen nicht definiert war. Besser wurde es nicht – im Gegenteil. Jetzt hofft man auf mehr Erfolg. Das neue Dekret gilt zunächst bis Ende 2027. (dpa)

15 Antworten auf “Mallorca: Alkoholverbot auf offener Straße am Ballermann: Ist Schluss mit feuchtfröhlich?”

  1. Gegen herumstehende leere Flaschen und Dosen kann man etwas tun .
    2 € Pfand auf jedes mit Alkohol befülltem Behältnis, könnte schon für etwas mehr Sauberkeit sorgen.
    Gegen das wild umher pinkeln und schlechten anderen Gerüchen , helfen eventuell mehr öffentliche Toiletten.
    Den Körper vorher 🚿 Duschen schadet natürlich auch nicht .-)
    Deutsche Touristen sind oft am Pranger ?
    Jedes Land hat seine Insel .-)
    Und bei Mallorca hat man das Gefühl sich auf einer deutschen Insel zu befinden .-)
    Die Einheimischen sollten aber trotzdem statt zu meckern , etwas dankbarer sein .
    Denn ohne die vielen Deutschen Touristen , würden diese Insel noch im Mittelalter leben.
    Bei den Kanarischen Inseln, wäre die Situation noch verheerender , weil bekanntlich ohne Niederschlag, bzw nur durchschnittlich sechs Tage Regen im Jahr , auch nichts wachsen kann , außer Bananen.
    Wünsche euch einen Schönen Urlaub 🌞

    • Eifel_er

      Hauptsache wieder einen Kommentar abgeben. Es nervt.

      Mallorca kommt locker ohne die deutschen Touris klar, es wäre ehrlich gesagt angenehmer ohne diese dummen Leute auszukommen. Vor 2 Monaten noch vor Ort. Kein Wort Spanisch, Deutsch Deutsch deutscher. Diese Leute sind einfach peinlich.

      Mallorca ist ein wunderschönes Land und würde noch schöner ohne diese „Touristen“, wenn man diese Banausen überhaupt so nennen kann.

      Eklig

  2. Neneewaa

    Solch ein Gesetz ist klar gegen die dortige deutsche Bevölkerungsmehrheit gerichtet. Schon fast Genozid am deutschen Volk.
    Scholz sollte es dem Putin nachmachen wie auf der Krim, zuerst die grünen Männchen und jo Frauchen und das dritte Geschlecht dahin schicken und Mallorca völkerrechtswidrig annektieren.

  3. Peter Müller

    Ihrer ist aber auch dumm Eifel_er.Haben sie ein Trauma gegen ihre Nachbarn. „wegen diese dummen Leute“ Sicher leben viele Mallorquiner von den Deuschen, die lassen viel Geld da. Warum fahren sie nicht dahin wo es schön ist auf der Insel, anstatt zum Ballermann ? Sie haben auch noch nicht erlebtwenn Russen oder Englânder vor Ort, oder in den Hotels sind. Waren sie mal am Gardasee ?. Ist ungefähr genau so, nur keine saufereien. Es wird Deutsch gesprochen, und warum !!. Bestimmt nicht wegen unsere 3 Leute aus der DG. die da Urlaub machen. Peinlich sind nur Sie. Der Ballermann ist schon seit Jahrzehnten eine Partymeile. Alle verdienen viel Geld daran. Das es jetzt zuviel wird, ist verstândlich. Das Problem könnte man schnell lösen, wenn man die Leute die da auftreten , teilweise Assis, verbieten würde. Die sind das Übel , die halbnackt, vor allem Frauen gröhlend die Massen annimiert zu saufen und die Sau raus zu lassen.

  4. Vor 40 Jahren waren sie Froh wenn die Deutschen=Belgier und Engländer kamen ,
    und jetzt wo sie das ganze Geld haben , wollen sie sie wieder los werden
    Millionen haben sie an uns verdient und jetzt ! RAUS MIT DEM SAUFGESINDEL !
    Schöner Zug

  5. Mallorca ist eine relativ große Insel,
    3.604 qkm. Die Küstenlinie ist etwa 550 km lang, mit vielen touristisch geprägten Orten vor allem an der Ostküste und im Südwesten, weniger im Norden. Dort wird mit den Touristen, je nach deren Herkunft, im Dienstleistungsgewerbe – soweit entsprechende Sprachkenntnisse vorhanden sind – englisch, deutsch und sonstwas gesprochen, in westlichen Vororten von Palma sogar skandinavische Sprachen, und , manche glauben es wohl kaum, spanisch. Und spanisch, katalan oder malloquin spricht man ohnehin außerhalb der Tourismus-Hochburgen, dort kommt man mit deutsch wirklich nicht weit.
    Der gegenüber den übrigen Touristenorten vergleichsweise sehr kleine „Ballermann“ (=Platja de Palma) ist ein Strand mit knapp 5 km Länge, die Exzess-Zone beschränkt sich auf einige hundert Meter.
    Von den dauerhaft auf Mallorca lebenden Ausländern sind 13 % Deutsche. Etwa 1/3 der Mallorca-Touristen kommen aus Deutschland. Nur ein Bruchteil davon landet am Ballermann oder überhaupt an Stränden, nämlich etwa im Gebirge zum Wandern, zum Radfahren etc.
    Fazit: Wer seinen Urlaub am Ballermann oder in ähnlichen Orten (das überwiegend von Briten besuchte Magaluf stellt den Ballermann, was den Sauf-Irrsinn angeht, noch weit in den Schatten) verbracht hat und glaubt, er kenne nun Mallorca, irrt sich enorm. Auch wer (nur) in Cala Millor oder Alcudia war, kennt eben nur einen kleinen Ausschnitt der Insel.

    • Boah nee...

      Ich kann @Chips nur Recht geben.
      Mallorca ist eine wunderbare Insel, wenn man sich die Mühe nimmt, die Insel zu erkunden und nicht nur am Ballermann rumhängt.
      z.Zt. war ich mit einer argentinischen Bekannten an der Nordost Küste mit Leihwagen vor Ort und was wir dort alles Schönes, vor allem in dem eher gebirgigem Norden gesehen haben und auch, Dank der Spanischkenntnissen meiner Bekannten, erlebt durften, war einmalig!
      Wer Mallorca also auf diese „Saufzonen“ eingrenzt, verpasst Einiges!

  6. Gerad van Oche

    Am Ende wird es über den Preis entschieden. 4* für 7000€ vs. 2* 700€. Wenn es genügend Leute gibt, die den Laden am laufen halten, ist vermutlich alles gut. Frag mich nur wer in 4 oder 5 Reihe sein Hotel dann wirtschaftlich in den 3 Monaten Saison betreiben soll. Warum sollte etwas erlaubt sein, was Bspw. an der Nordseeküste zum Teil schon verboten wurde. Getrunken wird dann im Hotel oder Megapark. gek**zt und gep**sst auf dem Hin und Rückweg.

    • Über die Wirtschaftlichkeit der Hotels am Ballermann, wo der Strand ok ist, aber ansonsten keine attraktive Kulisse (hohe Preise kann man da wohl eher nicht aufrufen), muss man sich keine Sorgen machen. Die könnten nach meinem Geschmack gerne dicht machen wie der ganze Ballermann. Das wäre insgesamt kein Verlust für die Insel. Die Säufer, die die Schlagzeilen machen, sind eine Plage, buchen im übrigen zum Teil gar kein Hotel, sondern leben am Strand, besoffen macht das wohl nichts aus. Der Irrtum vieler Leute ist, zu glauben, die meisten deutschen Mallorca-Touristen seien Ballermann-Besucher. Weit gefehlt.

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