Politik

Festakt „50 Jahre Autonomie“ in Bildern [Fotogalerie]

BRF-Chefredakteur Stephan Pesch (2.v.r.) interviewt den langjährigen Kammerabgeordneten Albert Gehlen (l) am Rande des Festaktes "50 Jahre Autonomie". Foto: Patrick von Staufenberg

AKTUALISIERT – Am Montag feierte die DG sich selbst. Anlass war der 50. Jahrestag der Einsetzung der ersten parlamentarischen Vertretung der deutschsprachigen Belgier in Gestalt des Rates der deutschen Kulturgemeinschaft (RdK).

Wenn eine Institution 25 wird, dann sind die Chancen noch einigermaßen groß, dass sich zur Jubiläumsfeier auch etliche Gründungsväter einfinden. Bei einer 50-Jahr-Feier sind die Zeitgenossen schon weniger zahlreich.

Im Mittelpunkt der offiziellen Einsetzung des RdK am 23. Oktober 1973 stand der damalige Kammerabgeordnete und Kelmiser Bürgermeister Willy Schyns (CSP). Er war an jenem denkwürdigen Tag nur noch für 24 Stunden Staatssekretär in der Regierung von Premierminister Edmond Leburton (PS). Vielleicht war dies auch der Grund, weshalb Schyns auf den Fotos einen etwas bedröppelten Eindruck macht.

Foto: Patrick von Staufenberg

Die Amtszeit von Willy Schyns als Staatssekretär war nur von kurzer Dauer, denn einige Monate nach seiner Amtseinführung fiel der Kelmiser einer Regierungsumbildung zum Opfer. Dem Kabinett Leburton II gehörte Schyns nicht mehr an, weswegen der Abgeordnete auch bei der Abstimmung im Parlament Enthaltung übte und sich dadurch den Zorn des damaligen PSC-Präsidenten Charles-Ferdinand Nothomb zuzog.

Gleichwohl wurde Schyns die Ehre zuteil, einen Tag länger als alle anderen Minister und Staatssekretäre der Regierung Leburton I im Amt zu bleiben. Der Grund: Leburton gab Schyns damit die Möglichkeit, am 23. Oktober 1973 noch als Staatssekretär die feierliche Einsetzung des RdK vorzunehmen.

Parlamentspräsident Charles Servaty bei seiner Ansprache. Foto: Patrick von Staufenberg

Die Ära Willy Schyns wurde später in der DG sehr unterschiedlich bewertet. Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz (SP) sprach im Oktober 2011 im Grenz-Echo von „finsteren Zeiten“, was aber Albert Gehlen, Schyns‘ Nachfolger als CSP-Kammerabgeordneter, bestritt.

Gehlen: „Als Staatssekretär war Willy Schyns immerhin derjenige, der das erste Gesetz über die Schaffung des RdK auf den Weg brachte. Und das Wichtigste in diesem Gesetz war die Direktwahl der Ratsmitglieder, die bei uns 20 Jahre vor den anderen Räten in Belgien eingeführt wurde. Das war das große Verdienst von Willy Schyns. Finster war dessen Zeit also nicht.“

Was in den 50 Jahren Autonomie finster war und was nicht, darauf kommt „Ostbelgien Direkt“ zu einem späteren Zeitpunkt noch zu sprechen. OD hatte seine Leser aufgerufen, die Tops und die Flops in diesem halben Jahrhundert seit der Einsetzung des RdK zu nennen.

Zurück zur 50-Jahr-Feier von Montag in der Aula der Pater-Damian-Sekundarschule: Zum Auftakt des Festaktes hielt Parlamentspräsident Charles Servaty (SP) eine Ansprache. Es folgte ein Gastbeitrag von Professor Jens Woelk, Professor für Vergleichendes Verfassungsrecht an der Universität Trier, zum Thema „Die Herausforderungen für Regionalparlamente in der europäischen Integration“.

Nach einer Reihe von Grußbotschaften gab es eine von BRF-Chefredakteur Stephan Pesch moderierte Talkrunde mit Vertretern der PDG-Fraktionen. Zum Abschluss richtete DG-Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG) ein Grußwort an die anwesenden Gäste. (cre)

Nachfolgend eine FOTOGALERIE mit Bildern von Patrick von Staufenberg vom Festakt zu „50 Jahre Autonomie“ (Zum Vergrößern Bild anklicken):

68 Antworten auf “Festakt „50 Jahre Autonomie“ in Bildern [Fotogalerie]”

  1. eastwind

    Top: Vieles machen die Deutschsprachigen besser als Wallonie oder Föderalstaat. Den Bürgern der DG geht es im Allgemeinen besser als denen im Inland.
    Flop: 20 Jahre wurde die stärkste Fraktion von der Regierungsverantwortung ferngehalten. Dies müsste normalerweise untersagt werden.

    • Faktenchecker

      „Ostwind“? Sie scheinen diktatorische Systeme zu bevorzugen. Schon mal etwas von Koalitionen gehört? Derzeit freuen sich in Polen die Menschen wegen der Ergebnisse der Oppositionsparteien, die die „Ewig-Gestrigen-Riege“ der PIS-Partei aus der Verantwortung drängen können… PIS ist zwar stärkste Partei, aber hat sie eine absolute Mehrheit? Nein! Das bedeutet also, dass mehr als die Hälfte der Menschen nicht mit PIS einverstanden sind. So auch in der DG. Also was soll das ewige Gejammere? Wenn ein Programm nicht passt, wenn man Pöstchengeilheit an den Tag legt,… ja, dann ist es nicht verwunderlich, dass man keinen Partner abbekommt. Die politischen und inhaltlichen Schnittstellen müssen halt stimmen, basta! Nach Ihrer mittelalterlichen Logik müsste in Deutschland derzeit auch ein rechtsradikaler AfD‘ler etwas zu sagen haben… also lesen Sie bitte im Ratgeber „Demokratie für Dummies“, bevor Sie einen solchen Driss vom Zaun brechen.

  2. der heilige josef

    Das mit der DG wäre doch ein mögliches Modell für den Gazastreifen, eine fast vollständige Autonomie an der Seite Israels, ohne Grenzzäune, ohne Unterdrückung, einfach frei sein., in Frieden und Freundschaft.

    • Mäusekönig

      Der grösste Flop war ohne jeden Zweifel Guillaume Schäns.

      Dieser auf-seltsame-Art-Arrivierte war ein Bremsklotz sogar eine Strafe für unser Gebiet. Die CSP büsst nunmehr seit mehr als 20 Jahren für dergleichen Typen, die sich um unser Gebiet in keinster Weise verdient gemacht haben.

      Leute wie Senator Louis, Wilhelm Pip, Lorenz Paasch waren ihm intellektuell um Lichtjahre überlegen. Der selbsternannte ostbelgische Böll (Derwahl) war der ihm übertragenen Funktion auch nicht gewachsen; im Gegenteil, er war heillos überfordert. Ein ehrbarer Mann wie Johann Weynand wurde u.a. von Schänz nach allen Regeln der Kunst torpediert und vorgeführt. Und so nahm die Geschichte ihren Lauf.

    • Flip Flop

      @Floppi hoch 2! Und dafür haben wir hier einen richtigen ganzen Ministerposten?? EINER für ALLE wär vollkommen genügend für die kleine DG. Aber das wollen die in Eupen nicht so wahr haben! Wohlbedacht schneiden sie das Thema niemals an. Posten for all geht vor.

  3. Weltpolitik

    Die DG hält einsam und verlassen den Weltrekord: Ministerzahl pro KM2 und Einwohner! Die Schulden sind fast genau so gross pro Grösse und Einwohner. Wie geht das zusammen?
    Einzige Lösung, Verkleinern!
    Das ist realer und vor allem billiger.

            • Die „verschwundene“ Milliarde hat es nie gegeben. Es handelte sich um einen Buchungsfehler des Brüsselers Schatzamtes. Dennoch klebte Maraite dieses Missverständnis bis heute, wie man sieht, wie Scheiße an den Schuhen.

              • Missunderstood

                Aha, Buchungsfehler… ich sage das mal meinem Finanzamt. Ob die das dann auch akzeptieren ;-).

                Und was ist mit dem Vennbahn-Desaster? Um nur ein Beispiel zu nennen….

                Übrigens, die CSP unter Maraite hat auch deutlich mehr über ihre Verhältnisse gelebt, wenn man die Zuständigkeiten abwägt. Hier ein GE-Zitat von 2012 indem MP Paasch den Rechnungshof der MP-Zeit der CSP kommentiert: „»Mit dem Einkommen auskommen«. Denn seinerzeit habe es die DG-Regierung nachweislich nie geschafft, mit dem Einkommen auszukommen. »Joseph Maraite kann die Defizite nicht einfach wegreden«, so Paasch, der in diesem Zusammenhang auf einen Bericht des Rechnungshofes von Oktober 2003 verweist. Darin heißt es zu den Haushaltsergebnissen der Jahre 1992 bis 2002 wortwörtlich: »Seit der Schatzamtautonomie im Jahre 1992 wurde in allen Jahren bei der Ausführung des Haushaltsplanes die Obergrenze der zur Verfügung stehenden Einnahmen überschritten.«

                Gesamtlücke: 80,39 Millionen Euro

                Wie eine dazugehörige Tabelle verdeutlicht (s. links), wies die Kasse der Deutschsprachigen Gemeinschaft Ende 1991 ein Guthaben (Reserve) von immerhin knapp 41,3 Millionen Euro auf. Dieser »Notgroschen« schrumpfte aber innerhalb der darauf folgenden drei Haushaltsjahre regelrecht zusammen, und elf Jahre später, am 31. Dezember 2002, wies der Kassenstand der DG einen Fehlbetrag von über 39 Millionen Euro auf. Der Rech- nungshof hält dazu in seinem Bericht vom Oktober 2003 fest, dass »in einem Jahrzehnt eine kumulierte Gesamtlücke von 80 385 835,24 Euro« entstanden sei.“ (GE, 10.02.2012)

                • Ich habe Ihre Angaben überprüft und sie stimmen. Interessant ist aber, dass auf der gleichen Seite in einem anderen Artikel die CSP der Mehrheit vorwirft, trotz klammer Kasse viel Geld rauszuschmeißen. Zitat CSP: „Unnötige Prestigeprojekte wie das neue Parlament im Sanatorium (23,7 Millionen Euro inkl. Zinsen), die neue Residenz des Ministerpräsidenten (13 Millionen Euro inkl. Zinsen) oder das Seminarzentrum Heidberg (9 Millionen Euro ohne Zinsen) werden trotz finanzieller Engpässe unbeirrt durchgeführt.“

                  So wirft jeweils die eine Seite der anderen Unfähigkeit in Sachen Finanzen vor. Angesichts eines solchen Beispiels fragt man sich nur: Wer führt wen in die Irre?

    • Nein Hans, lass Joseph Maraite in Frieden ruhen.
      Der grösste Flopp seit Versaillen war Lorenz Paasch in Düsseldorf mit falschen Konten und gefälschten Adressen. Darum ist es am Rhein so schön…

  4. Toppi und Floppi

    Top: ein Feiertag mehr, sonst fällt mir nichts ein, wo ich ruhigen Gewissens sagen könnte, dass wäre ohne Autonomie nicht möglich gewesen.
    Flop: der aufgeblasene Apparat und die Kosten und die Nicht-Zuständigkeit, wenn es denn mal wirklich einer Autonomie bedarf.

    • Desastri und Schuldi

      Toppi und Floppi!
      genau so Toppi u Floppi! Und der aufgeblasene Apparat fabrizierte und hinterlässt uns allen einen Schuldenberg, so hoch wie Botrange.
      Wenn das es der Wert ist? Der Unternehmer würde heute noch Massnahmen ergreifen ehe seine Firma in den Bankrott taumelt!?
      Aber wohl so tun, als ob!? Darin sind die Politiker-innen wahre Meister ihres Könnens!?

  5. Soll das Autonomie sein?

    Volksverdummung Autonomie.
    Sie ist gar keine Autonomie weil immer noch sehr viel Geld in wallonische Sumpflöcher fließt und über die Verwendung nicht vollständig vor Ort entschieden werden kann.
    Ein bisschen Selbstverwaltung vor Ort, das soll Autonomie sein?
    Die Eigenständigkeit wurde von der CSP in den 70 ern ausgebremst, die heute Verantwortlichen können nichts mehr bewegen.
    Versagen auf ganzer Linie.
    Der große Denker Schyns und seine Partei konnten gar nicht so weit denken, an eine eigene Region und Wahlkreis zu denken. Andere konnten das schon. Sie sagten: Wallonie nie.

    • Hermann B.

      „Soll das AUtonomie sein?“

      Sie sprechen von Schyns „als einem grossen Denker“. Sie kennen dessen Biographie und politische“Würgereien“ augenscheinlich nicht. Schyns – um den Ausdruck von FJ Strauss zu verwenden- war ein Vollpfosten. Die Autonomie unserer Heimat hat ihn nicht interessiert. Er war ein kontraproduktiver Agitator hinter den Kulissen. Dann kann der überschätzte Derwahl erzählen, was er will….

      • Soll das Autonomie sein?

        Der große Schyns Denker wurde 1981 auf die Frage, warum er die Selbstbestimmung seinerzeit nicht mehr vorangetrieben habe, mit den Worten zitiert, „soweit habe man damals gar nicht gedacht“.
        Entweder war dieser Halbwallone nach FJS wirklich so dämlich und glaubte was er sagte oder er hat die Autonomie hintertrieben.
        Seine Partei CSP stellt sich 2024 wieder zur Wahl.

  6. Gürgen Würgen

    “ Dann kann der überschätzte Derwahl erzählen, was er will….“
    Derwahl liebt diese nostalgischen, schwarz- weißen Zeiten einfach. Sie haben was Anheimelndes und erinnern ihn an seine stürmische Jugend, so mit wehenden Fahnen und so.

    • Ostbelgien Direkt

      @Nadine Magermans: Steht doch auch im Bericht „Rat der deutschen Kulturgemeinschaft“ (RdK). Danach kam der „Rat der Deutschsprachigen Gemeinschaft“ (RDG). Mehr Wahrheit geht nicht… Gruß

  7. Der Zyniker

    Flop: Lebensqualität ist über die letzten gefühlten 20 Jahre extrem gesunken.
    Top: Von Tag zu Tag steigt die Motivation, genug Geld auf Seite zu schaffen, um sich eine erfolgreiche Auswanderung zu leisten.

  8. Die Wahrheit

    Was hat das Fest wieder gekostet? Kein Geld ist für den Gesundheitssektor da, aber mit solchen unnötigen Feierlichkeiten , wird das Geld der Steuerzahler verbraten.
    Hätte jeder Politiker einen Kasten Bier und Cola, Wasser, Limo oder auch eine Flasche Wein eventuell einige Tüten Chips mitgebracht, und anschließend auf 50 Jahre Dg angestoßen, das wäre dann auch schon gut gewesen. Oder?
    Aber das Geld muss raus geworfen werden!!!
    Spare in der Zeit, dann hast du in der Not!!!

  9. Der Stimmung und vielen Leuten nach sollte die DG Führung unbedingt reduziert werden! Das ganze ist zu teuer, fûr das was es ist! Ein Minister ist vollkommen genug für die DG! Daher liebe Politiker, denkt mal darüber nach, es ist Zeit zum Handeln. Die Realität ruft. Und sehr vieles kann gespart sein und in besseres invesriert werden.

  10. Charly Roth

    Sonderbar, dass Gerard Cremer die Miene von Willy Schyns nicht gefällt, sich jedoch nicht stört, dem Parlamentspräsidenten Servaty breitesten Text- und Fotoplatz zu überlassen, der vor 50 Jahren
    noch nicht genau wusste, wie „Autonomie“ geschrieben wird und was sie bedeutet.

    Da muss ein unbekannter Wissenschaftler der Regionen her, um uns alle zu belehren. Ansonsten ein roter Parteisoldat als autonomes Feigenblatt!

    Wenn überhaupt Festredner, die wissen woher der Wind wehte, dann: Albert Gehlen, Lorenz Paasch oder Karl-Heinz Lambertz oder der Histoeiker Dr. Pabst. Statt dessen ein paar warme Wörtchen der ambitiösen CSP-Halbvorsitzenden und eine laue Cola mit der Profitdame Lydia Klinkenberg. Wir gratulieren !

  11. delegierter

    Ich als Bürger habe nichts mitbekommen. Wo kann man denn die Gästeliste mal sehen, oder haben die sich nur selbst gefeiert ?
    Naja, in 2 Wochen kommt der Traiteur ja wieder, vielleicht kriegen wir dann ein Häppchen mit !
    Ach nein, dann feiern ja nur die Lehrer und Bankangestellten.

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