Der „Kuß“ wurde zum „Kuss“, die „Schiffahrt“ hatte plötzlich drei „f“, und „Mayonnaise“ durfte man auch „Majonäse“ schreiben. Die deutsche Rechtschreibreform sorgte jahrelang für Diskussionen. Was hat sich 25 Jahre später durchgesetzt?
Sprache ist lebendig, sie entwickelt sich fortlaufend weiter. Doch dort, wo sie sich verändert, kommt es immer wieder auch zu hitzigen Debatten. An diesem Dienstag, dem 1. August 2023, jährt sich die Einführung einer der wohl umstrittensten Neuregelungen der deutschen Orthografie: Die Rechtschreibreform wird 25 Jahre alt.
Mit dem Vorhaben sollte das komplizierte Regelwerk der deutschen Rechtschreibung lautorientierter, systematischer und dadurch leichter lernbar gemacht werden.
Zehn Jahre beriet eine Expertenkommission, bevor Deutschland, Österreich, die Schweiz, Liechtenstein und Länder mit deutschsprachiger Minderheit wie Belgien 1996 eine entsprechende Erklärung unterzeichneten.
Doch der Widerstand war groß: Kritiker argumentierten, die Neuregelung stifte Verwirrung und Unsicherheit. Eine Klage gegen die Reform vor dem Bundesverfassungsgericht blieb ohne Erfolg.
Am 1. August 1998 traten die Regeln dann schließlich in Behörden und Schulen in Kraft. Einiges hat sich damals geändert, manches wurde mit der Zeit wieder zurückgenommen, vieles gilt nach wie vor. Was sich gegen alle Empörung und Widerstand durchgesetzt hat – und was nicht:
– Dass statt daß, Kuss statt Kuß
Eines der prominenten Opfer der Rechtschreibreform war das sogenannte scharfe „S“ oder Eszett (ß), das damals aus vielen Wörtern verschwand. Aus „daß“ wurde „dass“, aus „Kuß“ der „Kuss“. Denn seit der Änderung gibt es da eine eindeutige Regel: Auf kurz gesprochene Vokale folgt ein Doppel-„S“ – zum Beispiel auch in „Schloss“ oder „Genuss“. Auf lang gesprochene Vokale oder einen Doppellaut folgt hingegen ein „ß“ – zum Beispiel in „Spaß“ oder „heiß“.
– Schifffahrt, Kontrollleuchte und Balletttänzer
Wenn bei Wortzusammensetzungen drei gleiche Konsonanten aufeinandertrafen, wurden diese nach alter Rechtschreibung nur dann alle geschrieben, wenn darauf ein weiterer Konsonant folgte. War der nächste Buchstabe ein Vokal, blieb es bei doppelten Konsonanten. Es hieß also „Schifffracht“ mit drei „f“, aber „Schiffahrt“ mit zwei.
Nach der Rechtschreibreform werden in solchen Fällen nun grundsätzlich immer alle drei Konsonanten geschrieben. Es heißt also „Schifffahrt“, „Kontrollleuchte“ und „Balletttänzer“. Wenn die Zusammensetzung dadurch aber unübersichtlich und schwer lesbar wird, darf man dem Duden zufolge auch einen Bindestrich zur Hilfe nehmen. Aus „Metalllegierung“ wird dann etwa „Metall-Legierung“.
– Ketschup, Majonäse und Schikoree
Mit neuen „eingedeutschten“ Schreibweisen sollten Fremdwörter im Zuge der Reform in die deutsche Sprache integriert werden. Von den alternativen Varianten konnten sich über die Jahre manche mehr und manche weniger durchsetzen. Das „ph“ in aus dem Griechischen stammenden Wortteilen wird allgemein immer häufiger durch die damals eingeführte Schreibweise mit „f“ ersetzt. Dann schreibt man etwa „Geografie“ statt „Geographie“ und „Saxofon“ statt „Saxophon“. Richtig sind beide Varianten.
Es gab aber auch Schreibweisen, die sich im Gebrauch nicht durchsetzen konnten. Viele neue Varianten wurden vom Rat für deutsche Rechtschreibung deswegen wieder zurückgezogen. So wird „Schikoree“ seit 2011 wieder ausschließlich „Chicorée“ geschrieben, „Grislibär“ ist wieder der „Grizzlybär“, und die ebenfalls kaum verwendeten Schreibweisen „Ketschup“ und „Majonäse“ wurden 2016 aus dem Wörterverzeichnis des Rates gestrichen. Der Rat wurde 2004 ins Leben gerufen, beobachtet die Entwicklung des Sprachgebrauchs und aktualisiert auf dieser Grundlage das amtliche Regelwerk.
– Zusammen oder getrennt?
Auch bei der Getrennt- und Zusammenschreibung von Wörtern brachte die Rechtschreibreform einige Vereinheitlichungen. Grundsätzlich getrennt geschrieben werden seitdem Verbindungen von zwei Verben („spazieren gehen“ statt dem ehemaligen „spazierengehen“), Verbindungen von Nomen und Verben („Rad fahren“ statt „radfahren“) und Verbindungen mit dem Verb „sein“ („dabei sein“ statt „dabeisein“).
Seit der Reform zusammengeschrieben wird hingegen „irgendjemand“ und „irgendetwas“. Wahlfreiheiten gibt es etwa bei „sodass“ (auch: „so dass“), „aufgrund“ (auch: „auf Grund“) und „mithilfe“ (auch: „mit Hilfe“). Die 1998 eingeführten Getrenntschreibungen von „Eis laufen“ und „Kopf stehen“ wurden aber 2006 zugunsten der früheren Zusammenschreibungen „eislaufen“ und „kopfstehen“ wieder aufgehoben.
– Groß oder klein?
Einige Wörter, die nach alter Rechtschreibung kleingeschrieben wurden, zeigen sich heute mit großen Anfangsbuchstaben – und andersherum. Aus „heute mittag“ wurde „heute Mittag“, aus Paarformeln wie „arm und reich“ oder „jung und alt“ wurde „Arm und Reich“ und „Jung und Alt“. Das „Grimmsche Märchen“ wurde das „grimmsche Märchen“ (darf aber mittlerweile auch mit Apostroph „Grimm’sches Märchen“ heißen) und die Anredepronomen „du“ und „ihr“ dürfen – anders als das formelle „Sie“ – ebenfalls kleingeschrieben werden.
– Positives Fazit von Duden und Rechtschreibrat
Nach Beobachtungen des Rates für deutsche Rechtschreibung sei die Reform inzwischen „vollständig angekommen“, sagt Geschäftsführerin Sabine Krome. „Manche Lesende und Schreibende wissen überhaupt nicht mehr, wie nach alter Rechtschreibung geschrieben wurde. Dass manche Menschen nicht danach schreiben und immer noch von ‚der neuen‘ Rechtschreibung sprechen, ist wohl eher ein Generationenproblem.“
Vor allem die neuen Regeln zur Groß- und Kleinschreibung, zur Bindestrich-Schreibung und zur Worttrennung hätten sich gut durchgesetzt, sagt Krome der Deutschen Presse-Agentur. Umstritten waren lange Zeit die Getrennt- und Zusammenschreibung sowie die Fremdwortschreibung. „An den ursprünglichen Regelungen zu diesen Bereichen wäre die Reform schon vor 1996, aber auch danach, fast noch gescheitert.“ Mit der vollständigen Neuerarbeitung und Aktualisierung des Amtlichen Wörterverzeichnisses 2023 und den Anpassungen des Regelwerks sei aber in diesen Bereichen eine grundsätzliche Klärung erzielt worden.
Auch die Dudenredaktion wertet die Reform 25 Jahre später nach Angaben von Leiterin Kathrin Kunkel-Razum als Erfolg. „Inzwischen ist die öffentliche Diskussion dazu verebbt, andere Sprachthemen sind – wieder – in den Fokus gerückt“, sagt sie. Etwa im Zusammenhang mit der Debatte ums Gendern würden aber immer wieder Parallelen zur Rechtschreibreform gezogen.
Auch vor diesem Hintergrund habe die Reform gezeigt, dass sich nur solche Regeln durchsetzten, die „den Schreibgebrauch einer Mehrheit der Lesenden und Schreibenden berücksichtigen“, sagt Krome. „Nur dann fühlen sich die Menschen mitgenommen und nur dann sind sie auch bereit, Veränderungen mitzutragen.“ (dpa)
Rechtschreibung ?
Völlig überbewertet.
Heutzutage kann man froh sein , wenn der angebliche Belgier, Schriftzeichen , bzw Buchstaben nutzt , die jeder Europäer als solche identifizieren kann.-)
Dass Sie, werter Anorak, Rechtschreibung für überbewertet halten, zeigen Sie bei jeder Ihrer Wortmeldungen. Da sind selten weniger als zehn Fehler drin. Und nein, bei mir finden Sie so gut wie niemals Fehler in der Rechtschreibung. Damit brauchen Sie also gar nicht zu kontern.
Da mögen Fehler drin sein, aber in der Rechtsschreib-Gruselliste dieses Forums gehört er längst nicht zu den härtesten Fällen. Allerdings – über das „sich“ (es geht sich um…) sollte er mal nachdenken.
@ – Logisch 14:26
Eine neue Brille erhalten Sie bei Ihrem Optiker.
Wegen ihre Halluzinationen sollte Ihnen aber bekannt sein, dass diese häufig auftreten durch psychische Erkrankungen, wie z.B einer Psychose oder Schizophrenie .
Allerdings kann der Grund auch eine körperliche Erkrankung sein.
Bei ihnen ist jedoch auch festzustellen , dass sie nicht nur Probleme mit der visuellen Sicht haben,
die bei Halluzinationen häufig vorkommen ;
sondern sie ja allgemein , häufig unter Wahrnehmungsstörungen leiden , bei der ihre visuelle Sichtweise das kleinste Problem sein dürfte.
Ich kann natürlich nicht wissen welche Medikamente Sie nehmen müssen , aber es würde mich freuen, wenn sie mal Rücksprache mit ihrem Arzt halten , um der Sache auf dem Grund zu gehen.
Eventuell lassen ja dann auch ihre kleinkarierten nervigen Kommentare etwas nach.
Hoffentlich hilft das (eventuelle )absetzen mancher Medikamente , und sie dadurch wieder etwas sinnvolles zu Themen schreiben könnten , ohne dabei aufdringlich und nervig zu wirken.
Ich wünsche Ihrem Arzt viel Erfolg , bei der Heilung ihrer Krankheit.
Aber wo LOGISCH recht hat, hat er recht!
Auch wenn Anorak im Verhältnis zu anderen…, pöbelt er dafür umso intensiver.
@ – Voltaire 16:42
😅👍 Dieser Standardspruch sollte bekannt sein .
@ – Hugo 17:04
Das hat mit pöbeln weniger zu tun.
umso intensiver jemand absichtlich! nervt ;
umso wahrscheinlicher ist es, dass man ihm den Spiegel vor Augen hält.
das klingt doch logisch oder ?
@ Logisch, für Rechtschreibung und Satzaufbau ist nur Graf „ORTHO“ zuständig!!!
Wir die hier schreiben machen das nicht um von irgend jemand korrigiert zu werden . Das wir , ältere Generation , in Ostbelgien nicht ein Studium in Hochdeutsch absolviert haben , geben wir zu und wir können damit leben . Persönlich bin ich auf jeden Fall gegen ein Gendern in egal welcher Form .
Ich bin der letzte, der jemanden zum Vorwurf macht (höchstens mal aus Neckerei :-) …), daß er oder sie schlechtes Deutsch schreibt.
Hauptsache ich kann halbwegs kapieren, was mir jemand mitteilen möchte.
Ich gebe es zu, – der Zwangsjacken-Anorak könnte versuchen, hier mit dem kristallklarem gesamten Wortschatz Johann Wolfgang von Goethes zu brillieren, …
https://de.wikipedia.org/wiki/Goethe-W%C3%B6rterbuch
… er würde scheitern nach zwei Sätzen. Ich kapier nix, was er meint.
https://www.tagesspiegel.de/wissen/goethe-schrieb-2500-mal-von-der-liebe-4909396.html
Für ihn reicht der deutsche Grundwortschatz “ Der deutsche Grundwortschatz enthält 700 Wörter. Er beinhaltet 100 häufige Wörter (Funktionswörter) und ca. je 300 Wörter für die Jahrgangsstufen 1/2 und 3/4, die entweder häufig sind, Rechtschreibmuster und –regeln repräsentieren oder im Sprachgebrauch der Kinder bedeutsam sind.“
Daß sich das nochmal ändern könnte, vermag ich mir nicht vorzustellen
Hier was für die ganz harten von https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Schwitters
https://www.youtube.com/watch?v=PXtDkAnJx7o
Amen
@ – Peer van Daalen 19:44
Ich glaube dass die Leser die hier nicht schreiben , bzw teilweise nicht! zum Club der Hetzer gehören , lieber Kommentare lesen mit sogar 20 schriftfehlern , als es so manche Kommentare von ihnen, die an Primitivität nicht zu überbieten sind.
Hier gibt es ja einige, denen es um das Thema selbst gar nicht geht , sondern nur ihren Mundstuhl im Forum entsorgen möchten.
Das haben sie ja schon mehrfach hier bewiesen.
Das, was wir in Ostbelgien als Hochdeutsch bezeichnen, das wird auch in Aachen und Prüm gesprochen (und geschrieben). Weiter deutscheinwärts nicht mehr. Dass „dass“ oder „das“ mal so oder so geschrieben wird, entzieht sich den allermeisten OD-Kommentatoren. Das kann man auch ohne Hochschulstudium in Deutsch wissen. Dass es einen Unterschied zwischen „wie“ und „als“ gibt, gehört wohl auch ins Reich des Unbekannten. Aber was kümmert es einen Motzki voller aufgestauter Wut, wenn er nur verbal erbrechen will.
Bei mir bleibt ein Kuss ein Kuss. Ein Eszett kennt mein PC nicht.
Wie wärs mit Alt225?
Danke für den Kuß, âh Tipp. :-)
👍
Ich sehe, Sie haben alles verstanden !
Kuß ;-)
Die Diskussion hat mich richtig gefreut. Es geht sich doch um die deutsche Sprache. Besser wie der Anorac können es nur Wenige.
Als automatische Korrektur meiner Rechtschreibung habe ich (unter dem Browser von Vivaldi) das Add-on „Deutsches Wörterbuch (de-DE), alte Rechtschreibung“ installiert.
Zum Beispiel Kuß. Kuß ist eine alte Schreibweise von Kuss. Sie ist nach der reformierten Rechtschreibung von 1996 nicht mehr korrekt.
Bei mir schon!!! Basta!
>https://de.wiktionary.org/wiki/Ku%C3%9F#:~:text=Ku%C3%9F%20(Deutsch),von%201996%20nicht%20mehr%20korrekt. <
Grundlage für diese App ist der sogenannte deutsche Einheitsduden aus August 1991.
Alles was danach angeblich "reformiert" worden ist, ist dummdeutsch und gendern ist eine Geisteskrankheit.
Das ist doch halbherzig! Ich schwanke noch zwischen den deutschen Kanzleisprachen aus Luthers Zeiten und den Ergebnissen der Orthographische Konferenz in Berlin von 1876. Der Einheitsduden von 1991 ist doch ein furchtbarer Modernismus, den echte Traditionalisten ablehnen müssen. Sprache hat zu bleiben wie sie früher war; Veränderung ist Gift. Überhaupt, wie war es doch früher alles so schön in der Zeit der Postkutschen!
@Herr Van Daalen
Für alle Kommentare, inhaltlich, grammatisch und orthograpisch sollten Sie einen Peer Review machen.
Ich sag dazu nur noch !
„Die Deutschen haben ja keine anderen Probleme !“
Die spinnen doch die Deutschen !