Vom anstehenden Winter ist in Europa wenig zu sehen. Vielerorts ist es sommerlich. Die Skispringer starten auf Matten in die Saison, andere suchen längst nach zukunftsfähigen Alternativen.
Zumindest für Andreas Wellinger ist der Start in den Weltcup-Winter ganz ohne Schnee kein Problem. „Es ist eine gute Möglichkeit für uns und unsere Sportart, gerade in der aktuellen Situation mit der Klima- und Energiekrise“, sagte der Skisprung-Olympiasieger.
Wenn es am Samstag im polnischen Wisla erstmals in der neuen WM-Saison um den Sieg geht, landen die Springer auf den grünen Sprungmatten, die es bislang nur im Sommer gab. Ob das ein Fingerzeig für die Zukunft ist?
„Es liegt zwar nicht in unserer Hand, aber wir haben die Möglichkeit, dass wir einen Schritt voraus sind“, sagte der 27 Jahre alte Wellinger: „Wir starten den Versuch und schauen, was langfristig daraus wird.“
Zwar beginnen die Skispringer die Saison so früh, um zu viele Terminkollisionen mit der Fußball-WM zu vermeiden, trotzdem könnte es künftig vermehrt Weltcups ohne Schnee geben.
Am Montag waren es in Wisla bis zu 20 Grad, ein normaler Wettbewerb auf Schnee fünf Tage später wäre unmöglich gewesen. Die ebenfalls für das Wochenende geplanten Alpin-Abfahrten am Matterhorn sind aufgrund viel zu hoher Temperaturen bereits abgesagt worden. Auch die Biathleten mussten umplanen und verzichteten auf einen ersten Schnee-Lehrgang in den Alpen, stattdessen ging es in die Skihalle ins thüringische Oberhof.
„Ich wollte eigentlich ein paar Tage nach Davos“, sagte Olympiasiegerin Denise Herrmann zudem. In mehr als 2.000 Metern Höhe wollte sie sich im Flüelatal auf ihren WM-Winter vorbereiten. Doch die vier Kilometer lange Langlauf-Strecke wurde bislang nicht wie geplant präpariert – auch in der Schweiz ist es viel zu warm.
Gerade geht dort der wärmste Oktober seit Messbeginn im Jahr 1864 zu Ende. Unter Föhn-Einfluss lag die Tagesmitteltemperatur regional teilweise acht bis neun Grad über dem langjährigen Mittel. „Da müssen wir unsere Pläne ändern. Es ist vom Wetter nicht so einfach gerade“, sagte Herrmann.
Der Wintersport in Europa steht vor einer ungewissen Zukunft, die Herausforderungen durch den Klimawandel nehmen zu und ein Umdenken ist gefragt. „Die Gesamtproblematik ist präsent und aktuell weiß keiner, wo die Reise hingehen wird. Man muss schauen, wo man da seinen Beitrag leisten kann, effizienter zu werden“, sagte Biathlon-Bundestrainer Mark Kirchner.
Für sein Team heißt das auch: verstärktes Training auf Skirollern, zumindest das Üben ist im nordischen Bereich allerdings auch wesentlich einfacher als bei den Alpinen.
„Wenn du konditionell fit bist, dann ist egal, ob du das auf Skirollern tust oder auf Ski“, sagte Kirchner: „Das Feeling auf Schnee kommt relativ schnell, da brauchen die Athleten nicht viele Einheiten dafür.“
Deswegen werden die Biathleten auch nur zwei Wochen auf Schnee trainieren, bevor es am 29. November in Kontiolahti mit dem ersten Rennen losgeht. Allerdings: Selbst im hohen Norden liegt noch kaum Schnee, am Schießstand in Finnland ist derzeit nur ein schmales weißes Band zu sehen, auf dem mit Mühe trainiert werden kann.
Es dürfte eine Situation sein, an die sich die Wintersportler gewöhnen müssen. „Wir verfügen auch mit dem Skitunnel in Oberhof über praktikable Möglichkeiten in Deutschland“, sagte Kirchner.
In den vergangenen Wochen tummelten sich die Stars der Szene, genau wie Nachwuchs-Athleten und Gäste aus dem Ausland in der Anlage am Rennsteig. Die Halle in der Energiekrise zu betreiben, ist allerdings teuer. Modernisierungen erlauben immerhin, dass mit der Abwärme andere Gebäude im Austragungsort der kommenden Biathlon-WM (6. bis 16. Februar) geheizt werden können und alles effizienter wird.
Während die Skispringer dank einer künstlich gekühlten Anlaufrinne und speziellen Sprungmatten bereits bei nicht winterlichen Bedingungen Wettkämpfe durchführen können, ist das perspektivisch auch im Biathlon denkbar.
Bei der Sommer-WM in Ruhpolding ging es im August bereits auf Skirollern um die Medaillen. Ziel bleibt aber klar, dass bei winterlicher Kulisse gelaufen werden kann. Wie lange das planbar und sicher noch an den traditionellen Standorten in Mitteleuropa durchführbar ist, bleibt jedoch abzuwarten.
Das spüren längst auch die deutschen Snowboarder, die trotz großer Widrigkeiten in Europa trainierten. „Wir alle haben gesehen, welche Auswirkungen der Klimawandel weltweit auf die Gletscher hat. Wenn wir jetzt zum Training nach Südamerika fliegen würden, wären wir ja Teil des Problems und nicht der Lösung“, sagte Präsident Hanns-Michael Hölz von Snowboard Germany. Da der Zermatter Gletscher den Sommerbetrieb eingestellt hatte, mussten die Racer um Stefan Baumeister umplanen und nach Saas-Fee ausweichen.
„Wenn man dann in Saas-Fee im Hotel sitzt und das Wasser den Berg herunterströmt und man eben weiß, das ist kein geschmolzener Schnee, sondern geschmolzenes Eis vom Gletscher, wird man schon nachdenklich“, sagte Baumeister.
Snowboardcross-Gesamtweltcupsieger Martin Nörl ergänzte: „Wir waren in der Vorbereitung erstmalig in einer Skihalle in Holland. Ich war zum ersten Mal in einer Halle Snowboardfahren.“ Er sei „am Ende positiv überrascht“ gewesen, auch wenn die Maßnahme kein Gletschertraining ersetzt.
Training an diesen Ort wird jedoch immer schwieriger. „Wenn die Skirennfahrer in der Zukunft auf echtem Schnee trainieren wollen, wird es notwendig sein, den Alpin-Kalender nach hinten zu verschieben“, sagte Glaziologe Olaf Eisen, Experte vom Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung: „Je weiter wir in die Zukunft schauen, desto unwahrscheinlicher wird es sein, dass sich Sommerskigebiete auf Gletschern erhalten.“ (dpa)
Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:
Die Skispringer und Biathleten starten jedes Jahr auf Matten.
Und da haben sich viele Lustig gemacht über Greta und nun.
Ich finde GreatA, und die Tatsache, daß es das gibt, traurig und dekadent. Aber nicht lustig.
Gegenpol fragen! Die haben die Lösung.
Genau! Umdenken! Es ist höchste Zeit, daß wir den Klimawandel AKZEPTIEREN, ALS TEIL DER NATUR!
Wie dumm muss man sein, zu denken das so etwas unser Klima rettet. Nur die Staaten können etwas daran ändern.,aber dann werden wir jammern wenn die richtig etwas dafür das Klima tun würden.
… Und wer sind „die Staaten“, wenn nicht deren Bürger?
Aber wir jammern doch schon, wenn auch nur die kleinste Einschränkung beschlossen wird.