Gesellschaft

Wie finden Kinder im Internet den richtigen „Durchklick“?

Illustrationsfoto: dpa

Die Kinder- und Jugendschutzorganisation Child Focus hat am Donnerstag in Eupen ihr neues Präventionsprogramm „Durchklick“ vorgestellt. Mittels einer deutschsprachigen Vortragsreihe sollen Eltern über die Gefahren des Internets und der mobilen Kommunikation aufgeklärt werden.

„Allerdings geht es uns nicht darum, das Internet zu verteufeln oder ihm seinen positiven Nutzen abzusprechen“, so Philippe Courard, Staatssekretär für Familien. Viel entscheidender sei es, die Kommunikation über das Internet in den familiären Alltag einzubauen. „Das Programm soll Aufschluss darüber geben, wie man die virtuelle Welt besser verstehen kann und welche Aufgaben die Eltern in der Medienerziehung haben.“

Viele Eltern stehen dauerhaft zwischen zwei Stühlen

„Dabei stehen die Eltern dauerhaft zwischen zwei Stühlen“, so Courard. Denn während einerseits der technologische Fortschritt in den Himmel gelobt werde, häuften sich Nachrichten über die Gefahren des Internets und seiner Angebote.

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Vertreter von Presse und Jugendinformationszentren bei der Projektvorstellung am Donnerstag in Eupen. Foto: OD

Bestes Beispiel dafür ist der als „Facebook-Mord“ bekannte Unglücksfall, bei dem ein junges Mädchen Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Über Facebook und andere Kommunikationsmittel war ein Streit geführt worden, der das junge Mädchen das Leben kostete. Der ebenfalls minderjährige Täter sitzt mittlerweile in Jugendhaft.

Auch die Generaldirektorin von Child Focus, Heidi de Pauw, würdigte das Projekt, das als Erstes nach belgischem Recht und in deutscher Sprache an ostbelgische Eltern gerichtet ist. „Das Leben spielt sich mehr und mehr im Internet ab. Deshalb ist es wichtig, dass die Eltern zumindest eine grobe Ahnung haben, was da vor sich geht.“

DG-Ministerin Isabelle Weykmans unterstrich vor allem die gute Zusammenarbeit zwischen der DG, Child Focus und Staatssekretär Courard. „Wir sind sehr froh, dass wir in der DG auf diese kompetenten Partner auf dem Gebiet der Internetsicherheit zurückgreifen können. Das Thema hat schließlich auch hier Aktualität, und die Eltern sollen die Chance bekommen, sich mit diesem Thema auseinandersetzen zu können.“

Etwas gegen Internetmobbing tun

Vor allem Schulen und Elternräte seien die Zielgruppen, so der Projektverantwortliche Philippe Seidel. Die Vorträge könnten angefragt werden, wenn die Nachfrage groß genug sei, so Seidel weiter. „Wir wollen möglichst viele Eltern erreichen, um das Problem auch in der DG anzupacken und etwas gegen Internetmobbing und Co tun.“

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Ministerin Isabelle Weymans (rechts) betonte die gute Zusammenarbeit mit Staatssekretär Philippe Courard (Mitte) und Child Focus (links, Heidi De Pauw). Foto: OD

Um Vertretern der Presse und den Animatoren der Jugendinformationszentren einen kleinen Vorgeschmack zu geben, stellte Seidel um Ende der Veranstaltung den Schlussteil des Vortrages vor, der sich mit Handys und Smartphones befasst. „Zirka 96% der Jugendlichen besitzen ein Handy. Für Eltern geht es um Sicherheit und darum, dass sie ihre Kinder erreichen können. Für die Jugendlichen geht es darum, sich ständig und überall mit Freunden austauschen zu könne.“

Früher wurden Zettelchen beschriftet und durch die Klasse gereicht, heute seien SMS das gängige Mittel. „Die Gefahren dieses Luxus sind neben Abofallen die ungewollte Vermittlung privater Daten, die mit manchen Applikationen und Programmen gesammelt werden.“ Daher sei es wichtig, dass Eltern sich mit ihren Kindern gemeinsam die Einstellungen der Programme ansehen könnten, um die Veröffentlichung dieser Daten zu verhindern.

Die richtigen Maßnahmen finden

Um die Botschaft besser vermitteln zu können, haben die Verantwortlichen mit Hilfe von Freiwilligen Videos gedreht, die überspitzte Reaktionen der Eltern zum Thema Internet zeigen. „Wir wollen die Eltern sensibilisieren und bei den Vorträgen in den Dialog treten, um gemeinsam die richtigen Maßnahmen finden zu können.“

Auch die Sozialen Netzwerke, Facebook vorneweg, bekommen in den Vorträgen einen wichtigen Platz. Denn wie der Mordfall in den Niederlanden zeige, habe das Verhalten in der virtuellen Welt ganz realistische und echte Auswirkungen, die mitunter fatal ist. Darum sollte es den Eltern nicht egal sein, was ihre Kinder im Netz machen und mit welchen Problemen sie konfrontiert werden.

Weitere Infos zu dem Projekt und den Vorträgen sind auf der Internetseite www.durchklick.be zu finden. Dort wird man ebenfalls zu den Situationsvideos weitergeleitet, die auch jetzt schon aufgerufen werden können. Ab 2013 wird eine angepasste Version der Vorträge durch die VoG „Die Eiche“ angeboten. Bis dahin liegt es in den Händen der Elternräte, die Vorträge beim Medienzentrum oder über die Website anzufragen.

JANNIS MATTAR

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