Nachrichten

Vor 30 Jahren startete der „Grenzland-Report“

Redaktionsmitglieder des „Grenzland-Report“ 1984 bei einer Besprechung (v.l.n.r.: Gerard Cremer, Werner Barth, Werner Mießen, Freddy Derwahl, Werner Baumgarten und Edgard Belleflamme).

Vor genau 30 Jahren, fast zeitgleich mit der Einsetzung der ersten Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft, startete in Ostbelgien ein Medium, das viel Aufsehen erregte und insgesamt gut 10 Jahre Bestand hatte, wenngleich mit Höhen und Tiefen: der „Grenzland-Report“.

Ins Leben gerufen wurde die im Zwei-Wochen-Rhythmus erscheinende Zeitung durch das Grenz-Echo und den Journalisten Gerard Cremer, heute Herausgeber von „Ostbelgien Direkt“. Sehr schnell erhielt das Medium wegen seiner kritischen und für damalige Verhältnisse frisch-frechen Art, Themen aufzugreifen, den Beinamen „Revolverblatt“.

Die „Geheimniskrämerei“ hatte ein Ende

Der „Report“, wie er zumeist genannt wurde, startete am 16. Dezember 1983. Diese erste Nummer wurde kostenlos in alle Haushalte verteilt. Titelgeschichte war ein Exklusiv-Interview mit dem kürzlich verstorbenen damaligen Premierminister Wilfried Martens.

Getreu der Devise, dass die Geheimniskrämerei ein Ende haben sollte, kündigte der „Report“ an, dass der Liberale Bruno Fagnoul der erste Ministerpräsident der DG sein sollte.

Einige Ausgaben aus der Anfangszeit des "Grenzland-Report".

Einige Ausgaben aus der Anfangszeit des „Grenzland-Report“.

Diese Meldung schreckte vor allem die Kollegen von Grenz-Echo und BRF auf, die zwar ebenfalls über die Nominierung von Fagnoul Bescheid wussten, aber auf Wunsch der Parteien auf eine Ankündigung verzichtet hatten.

Ab der Nummer 2 war die Zeitung im freien Verkauf sowie per Abonnement erhältlich. Die Auflage belief sich im Schnitt auf 2000 Exemplare. Diese Ausgabe Nummer 2 sorgte schon für einigen Wirbel. Ein von Freddy Derwahl verfasstes Porträt von Bruno Fagnoul löste einen Sturm der Entrüstung aus. Zu jener Zeit war Ostbelgien diese Art von Berichterstattung nicht gewohnt. Heute würde sich darüber niemand mehr aufregen.

Fall Huppertz, Fall Joseph Hick…

Viele heiße Eisen wurden durch die Redaktion des „Grenzland-Report“ angepackt. Die Liste reicht vom Fall Ludwig Huppertz (schon nach zwei Tagen waren alle Exemplare vergriffen) über die Ministergehälter und die Subsidienliste der DG bis hin zur Affäre um den entlassenen Lehrer Joseph Hick.

Nach einem Jahr brach beim Grenz-Echo die große Krise aus. Am Marktplatz wollte und konnte man sich den „Report“ nicht mehr leisten. Aus der Zeitung wurde ein „Werbeblatt“, das gratis in 25.000 Haushalte verteilt wurde.

1989 ging Gerard Cremer als Auslandskorrespondent nach Rom, der „Grenzland-Report“ kehrte zum Grenz-Echo zurück, wo inzwischen Alfred Küchenberg und Ernst Thommessen das Sagen hatten. Fortan erschien das Blatt nur noch im Monatsrhythmus. 1994 wurde es eingestellt.

14 Antworten auf “Vor 30 Jahren startete der „Grenzland-Report“”

  1. Réalité

    Wen man das damalige Bild betrachtet,so kann man ruhig sagen:
    -Beim Barte des Propheten!Da „Bart wachsen lassen“,damals in Mode war,wogegen heute ja eher „die kahle Glatze“ modern ist,kann man das ganze auch mit der heutigen Medienwelt vergleichen!Damals gab es noch „die jungen Wilden“ als Redakteure,mit viel Mut,Spürsinn und Offenheit,heute dagegen eher das Gegenteil,wohl durch Einfluss,Steuerung und Ängstlichkeit!
    Wie die Medienwelt sich geändert hat,zumindest in der D.G.

  2. Eupenmobil

    Schon am Vorabend des Erscheinens standen jede Menge Leser beim Zeitschriftengeschäft Creutz an der Klötzerbahn Schlange, um das neueste Heft des REPORT zu ergattern. Der Herr Creutz hatte alle Hände voll zu tun.

  3. Zappel Bosch

    Eine super jeile Zick!
    Herr Cremer, damals wie heute, ein Trendsetter!

    Wäre das heutzutage im GE-Verlag nochmal möglich? Onbespreekbar! Man schaue sich nur mal die Artikel des damaligen Report-Mitstreiters und heutigen „Hofberichterstatters“ im GE an. Wie sich die Zeiten doch ändern …

    Ihnen, Herr Cremer, weiterhin viel Erfolg mit Ihrem neuen Produkt ‚Ostbelgien Direkt‘ und dem einzig übrig gebliebenen freien Forum im DG-Medien-Geschäft! Alles Gute für 2014 und – hoffentlich – noch lange darüber hinaus!

    P.S.: vom „Mönch im BRF“ hört man auch nur noch wenig Kritisches. Ist der auch „abgeschaltet“? Wäre mal ’ne Recherche wert….

    • Réalité

      HyHo Herr Bosch!

      da ich,wie wohl einige User hier bei O D,“südlich vom Equator“ angesiedelt bin,weiss ich nix,noch ist mir „ein Mönsch“ beim BRF bekannt?Wer ist denn dieser „Ordensmensch“?Oder ist er etwa ausgetreten?
      Ihnen im besondern,sowie natürlich allen kritischen Schreibkollegen hier im Forum,auch in 2014 eine gute Feder und viele tollen Ideen!Besonders aber gute Gesundheit!
      Happy New Year!

      • Der Mönch heißt Manuel ZimmerBRFmann und hat seine Kutte mittlerweile aber wieder abgelegt. Fragen Sie ruhig mal bei Senator Louis nach, der hat dem Mönch bestimmt eine Grußkarte geschickt.

    • Ostbelgien Direkt

      Ludwig Huppertz war Anfang der 80er Jahre Priester und Religionslehrer am Eupener Collège Patronné. Er hatte den Antrag gestellt, vom Gelübde der Ehelosigkeit entbunden zu werden, wollte aber unbedingt Religionslehrer bleiben, was ihm vom Bistum Lüttich als Schulträger jedoch verweigert wurde. Der „Grenzland-Report“ gab Huppertz als einziges Medium in Ostbelgien Anfang 1984 die Möglichkeit, seinen Standpunkt eingehend zu erläutern. Gruß Gerard Cremer

  4. grosch m

    Habe wie viele meiner „Leidengenossen“mit Report und OD so einges erlebt.Aber die Meinungsfreiheit gehört für mich zu unseren Grundwerten da soll man beim Preis eben nicht zu pingelig sein.
    Alles Gute für 2014
    M Grosch

  5. Interessante Erinnerungen. An die Erstausgabe kann ich mich zwar nicht mehr erinnern, nicht einmal daran, dass GR damals so neu war. Ich war halt damals sehr jung, werde im neuen Jahr vierzig, da kann sich jeder mein Alter in der Zeit ausrechnen. Aber ich mochte als junger Zeitungsleser, das Grenz-Echo habe ich wohl schon seit 80 oder 81 zuhause mitgelesen, den Spiegel seit 87 und dann wohl auch GR, die frechere Art des GR. Was mich ein wenig erschreckt, ist, wieviel Zeit seitdem vergangen ist, ich die Zeitung eigentlich vergessen hatte, und mich jetzt sehr gut an einige Kommentare zuhause bezüglich der Berichterstattung erinnern kann.

    Danke Herr Cremer und Guten Rutsch!

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern