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US-Militär schießt nach langer Beobachtung mutmaßlichen Spionage-Ballon aus China ab

04.02.2023, USA, -: Auf diesem von Chad Fish zur Verfügung gestellten Bild schwebt ein großer Ballon über dem Atlantischen Ozean, direkt vor der Küste von South Carolina. Foto: Chad Fish/dpa

Das US-Militär hat nach tagelanger Beobachtung einen mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballon abgeschossen.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bestätigte am Samstag (Ortszeit), US-Kampfjets hätten auf Anweisung von US-Präsident Joe Biden „den von der Volksrepublik China gestarteten und ihr gehörenden Überwachungsballon“ vor der Atlantikküste von South Carolina zum Absturz gebracht.

Die USA bezichtigten China der Spionage mit dem Ballon. Peking protestierte am Sonntag gegen die „offensichtliche Überreaktion“ und wies die Vorwürfe erneut zurück. Kolumbien informierte unterdessen über das Eindringen eines Objekts mit „ähnlichen Eigenschaften wie ein Ballon“ in seinem Luftraum.

01.10.2003, USA, Anchorage: Eine von Raytheon hergestellte infrarotgesteuerte Luft-Luft-Rakete des Typs AIM-9X Sidewinder. Als am Samstag ein chinesischer Überwachungsballon vor der Küste von South Carolina im amerikanischen Luftraum flog, schoss ein F-22-Kampfjet eine AIM-9X Sidewinder auf ihn ab. Die Sidewinder ist eine Kurzstreckenrakete, die von der Marine und der Luftwaffe hauptsächlich für Luft-Luft-Einsätze verwendet wird. Foto: Mark Farmer/AP/dpa

Biden erklärte am Samstag vor Reportern, er habe den Befehl zum Abschuss des Ballons über den USA schon vor mehreren Tagen erteilt. Er habe bereits am Mittwoch, als er über den Ballon informiert worden sei, angeordnet, das Flugobjekt „so schnell wie möglich“ abzuschießen. Ein Risiko für die Menschen am Boden sollte ausgeschlossen werden. Daher sei entschieden worden, das Flugobjekt erst über dem Meer aber innerhalb des US-Hoheitsgebiets abzuschießen.

Der Abschuss des Ballons über Land wäre aufgrund der Größe und Höhe des Ballons und seiner Last zu gefährlich gewesen, teilte Verteidigungsminister Austin mit. China habe mit dem Ballon versucht, strategische Standorte auf dem US-Festland zu überwachen, betonte er. Er sprach von einer „inakzeptablen Verletzung“ der Souveränität der USA. Mehrere Republikaner, darunter der frühere US-Präsident Donald Trump, hatten gefordert, den Ballon abzuschießen.

Die chinesische Regierung äußerte ihre „starke Unzufriedenheit“ über den Einsatz von Gewalt durch die USA gegen ein „ziviles, unbemanntes Luftschiff“. Es sei eine „ernste Verletzung“ internationaler Praktiken. China behalte sich das Recht auf „notwendige Reaktionen“ vor, sagte ein Außenamtssprecher in Peking. China habe die USA wiederholt informiert, dass der Ballon zivilen Zwecken diene und „durch höhere Gewalt“ über die USA geflogen sei, „was völlig zufällig war“. Das Pentagon habe selbst gesagt, der Ballon stelle keine Gefahr für das Militär und Menschen am Boden dar.

04.02.2023, USA, Myrtle Beach: Peter Flynn aus Myrtle Beach sitzt am Strand in der Nähe des Springmaid Piers in Myrtle Beach, S.C. Er war Zeuge, wie der chinesische Ballon in dieser Gegend abgeschossen wurde. Foto: Chris Seward/AP/dpa

Während seines Überflugs hätten die USA unmittelbar Schritte unternommen, um die Sammlung sensibler Informationen durch den Ballon zu verhindern und dessen nachrichtendienstlichen Wert für China zu verringern, hieß es weiter. Der Ballon habe zu keiner Zeit eine Gefahr für die zivile Luftfahrt in den USA dargestellt.

Von der Bergung der Geräte an Bord erhoffen sich die USA nähere Informationen über die Mission. Den nachrichtendienstlichen Schaden schätze man als eher gering ein, hieß es.

US-Außenminister Blinken hatte als Reaktion auf den Vorfall seinen eigentlich für Sonntag erwarteten Besuch in Peking abgesagt. Er hatte das Eindringen des Ballons in den US-Luftraum am Freitag als „inakzeptabel“ und „unverantwortlich“ bezeichnet.

China sprach dagegen von einem Forschungsballon, der durch „höhere Gewalt“ vom Kurs abgekommen sei. Nachdem der Vorfall zunächst in ungewohnt defensiver Weise „bedauert“ worden war, ging ein chinesischer Außenamtssprecher in die Offensive: „Einige Politiker und Medien in den USA haben die Situation ausgenutzt, um China anzugreifen und in Verruf zu bringen.“

04.02.2023, USA, Hagerstown: Präsident Joe Biden geht nach dem Aussteigen aus der Air Force One auf dem Hagerstown Regional Airport in Hagerstown, Md, zu einem Gespräch mit der Presse. Foto: Patrick Semansky/AP/dpa

Unterdessen informierte nun auch Kolumbien über ein unbekanntes Objekt, das in seinen Luftraum eingedrungen sei und „ähnliche Eigenschaften wie ein Ballon“ aufgewiesen habe. Am Morgen des 3. Februar habe das nationale Luftverteidigungssystem in rund 17.000 Metern Höhe ein Objekt über dem nördlichen Sektor des Landes entdeckt, teilte die kolumbianische Luftwaffe am Samstag (Ortszeit) mit. Es habe „keine Gefahr für die nationale Sicherheit“ dargestellt. Die Luftwaffe arbeite nun mit anderen Ländern zusammen, um die Herkunft des Objekts festzustellen.

Ballons gelten als wichtige Beobachtungsplattformen. Ihr Einsatz ist nicht unüblich. Anders als Satelliten können sie an einer Stelle bleiben, müssen nicht eine neue Runde um die Erde drehen, um weitere Bilder zu machen, wie Experten schilderten. Sie könnten aus größerer Nähe beobachten, seien für Radar schwer zu entdecken. Auch könnten sie Kommunikation abfangen. Die Navigationsmöglichkeiten seien heute deutlich verbessert, so dass sie nicht mehr allein vom Wind abhingen. (dpa)

22 Antworten auf “US-Militär schießt nach langer Beobachtung mutmaßlichen Spionage-Ballon aus China ab”

  1. Zuhörer

    Vor ein paar Jahren war doch ein amerikanisches Spionage Flugzeug in China abgestürzt. Das war aber normal. Amis dürfen das. Die durften auch das Handy der damaligen Bundeskanzlerin ausspionieren.

    • @Chris, das dachte ich mir auch. Ein Balon auf große Distanz, bei nicht so genau hervozusagenden Windgeschwindigkeiten, -richtungen und Höhenverteilung, in ein Zielgebiet zu navigieren ist kompliziert bis unmöglich. Halte das Ganze auch für einen Propagandawitz. Warscheinlich doch nur ein Balon auf Abwegen.

        • Zuhörer

          @. Chris.
          Davon bin ich schon lange überzeugt. Genauso bei der Medizin.
          Heutzutage stirbt man genauso an Krebs,wie vor 50 Jahre. Die Behandlungsmethoden haben sich überhaupt nicht verändert.

          • Oh, Experten in Sachen Krebsforschung und Krebsbehandlung gibt es hier auch. Ich bin extrem beeindruckt vom hier zur Schau gestellten „Wissen“. Ich könnte Ihnen ein Gespräch mit einer in der Krebsforschung tätigen Professorin vermitteln, Herr Zuhörer, Medizinern und Mulekularbiologin in einer Person (vielleicht auch etwas für Herrn Mungo, denn es ist ja eine Frau, vielleicht kann sie aber auch noch eine „weibliche Fertigkeit“ wie Stricken), die Ihnen etwas über den Stand der Wissenschaft erzählen könnte. Aber ich habe die starke Vermutung, dass sie lieber nicht…

            • @ Hugo Meine Einlassung bezüglich Fertigkeiten haben sie entweder nicht verstanden oder sie legen sich die Worte zurecht wie es ihnen gerade passt. Vielleicht können sie ihre Kollegen damit beeindrucken oder einen Richter.

        • karlh1berens

          @ Chris 06/02/2023 14:15

          Verarscht werden wir auf jeden Fall. Allerdings fliegt das selten auf. Aber Satelliten müssen sich auch an die Physik halten. Das gilt aber nicht für Politiker – glauben die zumindest. Und wenn sie’s nicht glauben sagen sie zumindest dass sie es glauben.

        • @Hugo. So langsam frage ich mich was für eine Rolle sie hier spielen wollen. Erbsenzähler vielleicht?
          Sind sie als Jurist nicht ausgelastet oder in Rente. Von Luftfahrt und erst recht von Luftschifffahrt haben sie offenbar wenig Ahnung. KI? Zwischen Theorie und Praxis liegen manchmal Welten. Aber woher will ein Schreibtischtäter wie Sie das wissen. So etwas lernt man schließlich nicht auswendig sondern erfährt man.

          • https://web.de/magazine/politik/ki-gesteuert-schwer-abzuschiessen-ballons-wertvolles-spionagewerkzeug-37788652:
            „Laut Kim kann ein Ballon seine Höhe dank künstlicher Intelligenz allein durch das Erkennen von Luftveränderungen anpassen, um die gewünschte Richtung einzuschlagen. „Früher brauchte man entweder eine Leine oder man schickte den Ballon in die Luft und er flog einfach dorthin, wohin der Wind ihn trug“, sagte der US-Experte.
            Dank der Fortschritte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz seien nun Ballons ohne eigenes Antriebssystem möglich. Die Steuerung durch Höhenanpassung schließe auch eine Funkverbindung zur Heimatbasis ein.
            Ballons haben Vorteile gegenüber Satelliten

            Ballons hätten zudem deutliche Vorzüge gegenüber Satelliten. Anders als diese seien Ballons weitaus schwerer angreifbar, sagte Kim. Das liege zum einen daran, dass sie per Radar kaum aufzuspüren seien und ihre Nutzlast leicht übersehen werden könne.

            Auch hätten Ballons den Vorteil, dass sie sich relativ lange über einem Spionageziel aufhalten können – im Gegensatz zu Satelliten, die ständig in der Umlaufbahn kreisen und von Spionagebehörden zur Aufnahme von Fotos verwendet werden. „Diese Dinger können monatelang über einer Stelle bleiben“, sagte Kim.“

            https://www.stern.de/digital/technik/spionage-ballon-ueber-usa–warum-nutzt-man-diese-technik-noch–33170886.html:
            “ Künstliche Intelligenz lenkt Spionage-Ballon
            Der Ballon über den USA habe zwar wie ein ganz gewöhnlicher Wetterballon ausgesehen, aber gewisse Besonderheiten aufgewiesen, sagte der Experte für Überwachungsballons von der Denkfabrik Marathon Initiative in Washington, William Kim, der Nachrichtenagentur AFP. Seine „Ladung“ sei ziemlich groß gewesen – ein Hinweis auf die darin enthaltene und von Solarzellen gespeiste Elektronik zur Lenkung und das Sammeln von Informationen.

            Auch schien der Ballon über moderne Steuerungstechnologien zu verfügen – das US-Militär verwendet derartige Technologien für die Luft bislang noch nicht.

            Laut Kim kann ein Ballon seine Höhe dank künstlicher Intelligenz allein durch das Erkennen von Luftveränderungen anpassen, um die gewünschte Richtung einzuschlagen. „Früher brauchte man entweder eine Leine oder man schickte den Ballon in die Luft und er flog einfach dorthin, wohin der Wind ihn trug“, sagte der US-Experte.“

  2. 9102Anoroc

    Unsere Regierung braucht auch kein spionageballon , wenn die wissen möchte wie oft ihr am Tag zur Toilette geht, bleibt eine Drohne in gleicher Position 24 Stunden vor eurem Klo Fenster😉.
    Nein , jetzt nicht anfangen Gardinen zu nähen, das nützt nichts.

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