Philippe Gilberts spektakulärer Sturz, erneutes Patt der Favoriten und ein Solosieg des Franzosen Julian Alaphilippe: Die erste der drei Hochgebirgs-Etappen in den Pyrenäen hatte einen großen Aufreger und brachte bei der Tour de France noch keine Vorentscheidung im Kampf um das Gelbe Trikot.
Alaphilippe sicherte sich im Ziel der 16. Etappe in Bagnéres-de-Luchon seinen zweiten Etappenerfolg. Auf den letzten acht Kilometern hinunter vom Col de Portillont hatte der Quick-Step-Profi den gestürzten Ausreißer Adam Yates passiert.
Spitzenreiter Geraint Thomas und sein Kapitän Chris Froome kamen gemeinsam nach 218 Kilometern fast neun Minuten später als Alaphilippe ins Ziel. Sie setzen offensichtlich alles auf den Bergsprint am Mittwoch auf den Col de Portet. Mit dabei: Der drittplatzierte Tom Dumoulin. „Mir fehlen die Worte. Das war ein Tag des Leidens – aber ich bin überglücklich“, sagte der atemlose Alaphilippe im Ziel.
59 Kilometer vor dem Ziel hatte es den Ex-Weltmeister Gilbert erwischt. Bei der Abfahrt vom Col de Portet d’Aspet versteuerte sich der Belgier in einer Kurve und flog in unmittelbarer Nähe des Denkmals für den 1995 dort tödlich verunglückten Olympiasieger Fabio Casartelli über eine Steinmauer (siehe Tweet mit VIDEO unten).
Die Fernsehbilder zeigen, dass der Fahrer aus Remouchamps großes Glück hatte. Der Sturz hätte für den 36-Jährigen böse enden können – so wie bei Casarteli vor 23 Jahren.
Nach einigen Schrecksekunden kletterte Gilbert wieder auf die Straße, stieg auf sein Rad, reckte den Daumen hoch und setzte seine Fahrt fort. Er blutete am linken Unterarm und wurde verarztet.
Gilbert gibt nach Zielankunft auf
Nach der Zielankunft, wo er noch als „kampfeslustigster Fahrer“ geehrt wurde, gab Gilbert bekannt, dass er noch ins Krankenhaus gefahren werde, er aber leider aufgeben müsse. „Ich habe großes Glück gehabt“, so der Belgier.
Der dreimalige Weltmeister Peter Sagan sicherte sich schon fünf Tage vor Tourende das Grüne Trikot zum sechsten Mal. Er ist nicht mehr einzuholen. Damit zog der Bora-hansgrohe-Kapitän mit Rekordhalter Erik Zabel gleich. Allerdings hatte der einstige Sprintstart vom Team Telekom seine Trikots zwischen 1996 und 2001 in Serie geholt.
Sagan war im Vorjahr von der Tour nach der vierten Etappe ausgeschlossen worden, weil er – wie damals zunächst die Jury entschieden hatte – einen folgenschweren Sturz im Zielsprint von Vittel absichtlich herbeigeführt habe. Erst Monate nach der Disqualifikation wurde der Slowake rehabilitiert – der Weltverband UCI entschuldigte sich für die Sanktion.
Die Tour war nach 29 Kilometern für rund zehn Minuten gestoppt worden. Protestierende Bauern hatten den Tross zum Stehen gebracht. Wie auf TV-Bildern zu sehen war, waren Heuballen auf die Straße gerollt worden, so dass die Radprofis anhalten mussten. Die Rennleitung stoppte das Rennen.
Mit Tränengas und Pfefferspray
Berichten zufolge setzte die Polizei Tränengas oder Pfefferspray gegen die Demonstranten ein. Das traf auch viele Profis, die sich die Augen auswaschen mussten und teilweise kurz medizinisch behandelt wurden.
Im Anschluss an den Vorfall hatte sich die 47 Fahrer starke Ausreißergruppe gebildet, die den späteren Tagessieg unter sich ausmachen sollte.
Am Mittwoch kommt es auf der 17. Etappe zu einem besonderen Kletter-Spektakel. Auf der mit nur 65 Kilometern extrem kurzen Etappe auf den Col du Portet wird ein Leistungs-Feuerwerk erwartet. Ein ungewöhnlicher Start soll einen spannenden Rennverlauf begünstigen.
Die Radprofis müssen sich in einer Formation aufstellen, ähnlich wie bei der Formel 1 oder im Motorradsport. Der Gesamtführende darf ganz vorne stehen, dahinter starten die Verfolger. Dann geht es unmittelbar in den ersten von drei Anstiegen. (dpa)
Nachfolgend ein Tweet mit einem VIDEO vom Sturz des Belgiers Philippe Gilbert am Dienstag bei der Tour de France:
[VÍDEO] 📹Caída de Philippe Gilbert (@quickstepteam) en el descenso del Portet d'Aspet.
🚴♂️#TourTVE #TDF2018 pic.twitter.com/IPfRaHWHdT— Ciclismo en RTVE (@ciclismortve) July 24, 2018
Das ist schon Wahnsinn, aber auch dass er die Etappe dann auch noch zu Ende fuhr.
Und das mit gebrochener Kniescheibe!