Gesellschaft

Erneut Proteste gegen die Rentenreform in Frankreich

28.03.2023, Frankreich, Paris: Ein Mann gestikuliert während einer Demonstration vor einer brennenden Mülltonne. Foto: Thibault Camus/AP/dpa

AKTUALISIERT – In Frankreich haben am Dienstag erneut Hunderttausende gegen die Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron protestiert. Am Rande kam es nach Angaben der Polizei in mehreren Städten zu Krawallen, in Paris wurde mehrere Menschen festgenommen.

Das Innenministerium sprach von landesweit etwa 740.000 Teilnehmern. Der Gewerkschaft CGT zufolge beteiligten sich mehr als zwei Millionen Menschen am Protest. Unter die von Gewerkschaften organisierten Protestzüge mischten sich auch Schüler und Studenten. Einige Gymnasien und Hochschulen wurden blockiert. Begleitet wurde der zehnte landesweite Protesttag erneut von Streiks, auch bei der Staatsbahn SNCF.

Die über Wochen friedlichen Proteste wurden zuletzt von massiver Gewalt und Auseinandersetzungen überschattet. Innenminister Gérald Darmanin hatte den Einsatz von 13.000 Polizisten am Dienstag angekündigt, davon 5.500 in Paris. Dort forderte die Polizei Inhaber auf, ihre Geschäfte entlang der Demonstrationsroute zu schließen.

28.03.2023, Frankreich, Lyon: Demonstranten halten ein Transparent mit der Aufschrift „Macron est devenu illegitime“ während einer Demonstration. Foto: Laurent Cipriani/AP/dpa

Die Proteste richten sich gegen die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre. Die Mitte-Regierung will mit der Reform eine drohende Lücke in der Rentenkasse schließen.

Der Streit verschärfte sich, weil die Regierung den Text ohne Abstimmung durch die Nationalversammlung drückte. Vor einer Woche scheiterten zwei Misstrauensanträge gegen die Regierung. Die Reform ist damit verabschiedet. Sie wird nun vom Verfassungsrat überprüft. Macron will, dass die Reform bis zum Jahresende in Kraft tritt.

Trotz der anhaltenden Proteste ist kein Einlenken der Regierung in Sicht. Der Chef der größten Gewerkschaft CFDT, Laurent Berger, regte am Dienstag eine Vermittlung an. Die Reform müsse für einige Wochen ausgesetzt werden, um Beratungen mit einem kleinen Kreis von Vermittlern zu ermöglichen. Regierungssprecher Olivier Véran erteilte dem aber eine Absage. Miteinander reden könne man auch ohne Mediation.

Wegen der geplanten Proteste war auch ein Staatsbesuch des britischen Königs Charles III. abgesagt worden. Ein Aufatmen gab es in Paris, wo die Gewerkschaft CGT nach mehr als drei Wochen Streik der Müllabfuhr ein Ende ankündigte. Mehr als 7000 Tonnen Abfall häufen sich noch in den Straßen. Inzwischen setzt die Stadt auch Bagger ein. (dpa)

53 Antworten auf “Erneut Proteste gegen die Rentenreform in Frankreich”

  1. Der kleine Belgier

    Rente ab 64 könnte realistisch und korrekt sein.
    Junge Menschen gehen im Schnitt erst mit 25 / 30 Jahren in Arbeit und haben somit
    viel weniger Beitragsjahre als die ältere Generation.
    Um auf 40 bis 42 Beitragsjahre zu kommen ist somit die Rente ab 64 doch gerechtfertigt.

    • Hätte da einen Vorschlag zu machen. Würde eine Eiheitpension mit einem Jahressatz von 45€pro gebuchten Arbeitjahr anrechnen. Das heißt , bei einer Karriere von 40 Jahren bekommt man 1800€ Pension. Wer mit weniger zufrieden ist hört früher auf,,dem das zuwenig ist,der legt eben noch einge Jahre drauf. Wichtig wär eine Einheitspension, egal welchen Beruf man ausgeübt ha

      • Alessandro Vega

        @Detlef

        Wird das in Luxemburg nicht so ähnlich gehandhabt ?

        Ein fester Satz von bspw. 45€ finde ich allerdings schwierig, da manche Menschen deutlich mehr einzahlen als andere. Der Satz sollte daran gekoppelt sein.

        • Walter Keutgen

          Alessandro Vega, das ist so in den Niederlanden. Der Satz ist aber geringer glaube ich. Das alles ist über die Steuern nicht die Sozialbeiträge finanziert. Gezählt werden die Jahre mit Wohnsitz in den Niederlanden. Wegen der EU (Grenzgängerregelung) werden auch Arbeitsjahre in den Niederlanden von im Ausland Wohnenden.

          • Walter Keutgen

            Das ist die kleine Basisrente. Zusätzlich gibt es Fonds, die Altersbezüge gleichzeitzig über Verteilung der Beiträge und Ansparung in Investitionsfonds sichern. Das wird durch Kollektive Arbeitsübereinkünfte unter Regierungsaufsicht geregelt. Ein neues Gesetz überträgt alles auf die Ansparung. Gebeutelt werden die, deren Beiträge schon schon zwanzig Jahre verteilt wurden.

    • @ der kleine Belgier
      Da sprechen Sie nur von Akademikern. Stimmt! Die können länger arbeiten.
      Was ist denn mit den Handwerkern, die früher in den Beruf einsteigen? Und die Pflegekräfte? Da muss der Staat sich schon etwas anderes einfallen lassen als nur das Pensionsalter für alle zu erhöhen.
      Die Politiker haben gut reden, da die meisten nie einem Beruf nachgegangen sind. Die können sich ein Arbeitsleben nicht mal ansatzweise vorstellen.
      Und deren Renten?? Haben Sie gelesen oder gehört, wie viel Millionen diesen lebensfremden Menschen unrechtmäßig ausgezahlt worden sind… in Belgien!
      Es ist somit nicht verwunderlich, dass die Bürger sich immer mehr von der Politik abwenden oder bewusst Extremparteien wählen. Was bleibt uns anders übrig?
      Die Parteien, die zu lange an der Macht sind, werden arrogant, betrachten die Wähler nur als Stimmvieh, das siebenfach den Wahlen weiter über den Tisch ziehen. Hauptsache die eigene Tasche wird immer voller.
      Ekelhaft!

      • Exakt, so ist es Blind? In Belgien zapft die Politik sich selber Reich an der Rente ab! Stumm und Wegschauend, ignorieren die Medien das Thema! Unverständlich dass die sich der Ungerechtigkeit nicht angehen, und um Aufdeckung sorgen!? Da fehlen einem die Worte, bei den Bezügen! Wenn diese Profiteure das noch verdient hätten, aber die Leute machen doch auch noch Fortwähren schulden über Schulden, welche die uns eiskalt und einfach hinterlassen.
        Eine Bodenlose Frechheit sowas!

      • Akademiker

        Die Neiddebatte in der Unterschicht läuft ja schon wieder und lenkt, wie immer, vom eigentlichen Problem ab. Das eigentliche Problem sind die Milliarden an Steuern, die internationale Konzerne mit Duldung der Regierung nicht zahlen! Der Skandal ist, dass die französische Regierung gerade jetzt in der Krise eben jenen Unternehmen, die möglichst keine Steuern zahlen wollen, als erstes mit Steuergeldern helfen wird. Die Revolution der Bevölkerung richtet sich gegen die Regierung, und das zurecht! Diese Regierung hat das Unmöglich geschafft, die Opposition zu vereinen! Jetzt gibt es in Frankreich kein Zurück mehr, wenn sogar im Parlament nicht mehr debattiert wird. Bereitet euch auf den Sturz der Regierung durch das Volk vor, und es wird wahrscheinlich nicht bei dieser einen Regierung bleiben.

  2. zum heiligen Mann

    Das ist nicht der Grund für die Proteste niemand wehrt sich gegen die Erhöhung des Rentenalters in Frankreich, die Leute wehren sich gegen die damit verbundene Rentenkürzung, länger arbeiten für weniger Rente.

  3. Arbeiten ist nicht gleich arbeiten. Es gibt Arbeitsstellen, da kann man bequem bis 80 angestellt sein, wie die Jungs in den Containerparks. Es gibt aber auch Stellen, da bist du nach 10 Jahren ein Frack, wie die Jungs, die im Akkord unsere Autos putzen.

    • 9102Anoroc

      Ist es notwendig das Rentenalter immer höher zu schrauben weil die Playstation Spiele der Jugend immer länger dauern?
      Dann wäre das ja verständlich ;
      Denn Jungen Leute brauchen ja keine Arbeit , sondern nur elektronische Beschäftigung.
      Wenn Macron die Erhöhung des Rentenalters einfach so durchboxen möchte , ist ihm natürlich durchaus bewusst dass er politisch verloren hat.
      Ein Schelm der jetzt vermutet , dass er das genauso haben will.
      Er selber würde ja mit 45 Jahren eine ausreichende Rente erhalten.
      Und man muss ja auch verstehen , dass er mehr Zeit mit seiner Frau verbringen möchte die mit 70 Jahren ja schon länger das Pensionsalter erreicht hat.

      Und nein Inez Schaefer ;
      ich glaube nicht dass mit unseren europäischen politischen Marionetten ;
      Die Zukunft pink wird.

  4. Rente……Von dem Gedanken habe ich mich schon lange verabschiedet….. Man bezahlt sein ganzes Leben in der Rentenkasse ein um anschließend vom Staat abhängig zu werden. Man wird mit 1400€ abgespeißt und man kann schauen wie man über die Runden kommt. Würde man das Geld statt in Rentenkassen Privat und sicher anlegen, würden die Rendite viel höher ausfallen und statt 1400€ pro Monat würde man 2200€ locker erhalten. Die Rente dient den Herrschern als Werkzeug um das Volk zu versklaven…..Damit das Volk, brav 42 Jahre lang im Hamsterrad laufen werden.

      • 9102Anoroc

        @ – DR ALBERN 11:46

        2200€ ?
        Das wird leider ein Traum bleiben.
        Die Frage ist – Was führt man im Schilde?
        Man weiß doch genau das in naher Zukunft die über 50-Jährigen überhaupt keinen Job mehr haben werden.
        Was könnte also der Grund sein dem Arbeitslosen seine Rente später auszuzahlen ?
        Kostet dem französischen Staat die Auszahlung des Arbeitslosengeldes weniger , als die Auszahlung der Rente?
        Sollte das so sein und eventuell bei uns auch, wird es nicht lange dauern , bis man versuchen wird hier auch das Rentenalter wieder nach oben zu schrauben.

    • Dieser Artikel ist eine Art Vertrauensfrage auf Initiative der Regierung und wird regelmässig angewandt.
      Das strittige Gesetz gilt als gewählt, falls sich niemand beschwert.
      Wird aber Einspruch erhoben und durch die Kammer mehrheitlich bestätigt, wird das Gesetz verworfen und die Regierung muss gehen.

  5. Marcel scholzen eimerscheid

    1200 EUR Mindestrente sind ein Witz. In einer Großstadt wie Paris kann man damit nicht viel anfangen.

    Ich halte nichts von von diesen Altersgrenzen. Solange jemand arbeiten möchte, gesundheitlich in Ordnung ist und sich gut fühlt, sollte man die Menschen arbeiten lassen.

    Das Problem in Frankreich ist eher die Einstellung bezüglich Arbeit. Arbeit wird als notwendiges Übel betrachtet, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Das Sprichwort „Leben wie ein Gott in Frankreich“ kommt nicht von ungefähr.

    Macron hat den Fehler gemacht, nicht um Verständnis zu werben. Er hätte besser eine nationale Debatte führen sollen wie nach den Protesten der Gelbwesten-Protestbewegung. Wenn debattiert und gestritten wird, verstehen die Menschen einen Sachverhalt besser. Menschen sind vernünftiger als Politiker glauben.

    • Zur Zeit liegt die Mindestrente oft unter 750 € – brutto !
      Selbst mit dem Doppelten kann man kein dezentes Leben führen.
      So lange die Länder nicht lernen, weniger für die Verwaltung auszugeben, oder eine Weg finden, den Mindestlohn drastisch zu erhöhen, wird immer mehr Menschen geben, die mit ihrem Einkommen das Monatsende nicht erreichen.

  6. Gastleser

    Kein Geld mehr für die EU, keine Spende an China! und andere lustige Länder mit denen wir gar nichts am Hut haben.
    Kasse voll.
    Ich will mein altes Europa!
    Auch wenn der belgische Zoll das Auto zerlegt um Kaffee zu finden und polnische Zöllner einen auf Klassenfahrt mit der Kalaschnikow aufweckten.

  7. Schon komisch, wie wenig Belga und DPA über die aktuellen Ereignisse in Frankreich berichtet. Also springe ich ein: In Frankreich ist der Mob in den Straßen. warum? weil die Premierministerin das Reformgesetz zu den Renten ohne Abstimmung vor der Assemblée générale in die Kammer gegeben hat. Jetzt hat die Opposition allerdings die Möglichkeit ein Misstrauensvotum gegen die Regierung einzuleiten und die Opposition würde, Dank der autoritären und demokratiefeindlichen Entscheidung der Regierung, geeint. Der Tag der Abrechnung kommt!

  8. Gastleser

    Für die Kosten welche die Proteste verursachen hätte man es auch bei der alten Rente lassen können…
    „die Politik“ muss mal auf den Boden der Tatsachen geholt werden, egal wie (Hauptsache halbwegs friedlich)
    Warum halbieren die ungewählten Leute nicht ihre Bezüge, Dienstwagen weg und jeder bekommt ein Bahnticket oder einen Smart.
    Vielleicht zieht „das Pack“ dann auch mit.

    • Gastleser

      Etwas depri.
      Es wird Zeit zum putzen.
      Ich habe kein WEF bestellt und keine EU.
      Ich habe auch keine Kriege angefangen und mir ist egal ob der Nachbar Diesel oder Tesla fährt, ebenso ob er im Wald Holz macht oder sich über eine Wärmepumpe freut.
      Ich will Europa zurück!
      Das alte freie Europa.
      Selbst mit den nervigen Zollstellen war es freier.

      • Gastleser

        Nee 100% sind zu viel.
        Aber ernsthaft was bringen die ganzen Clubs die keiner gewählt hat?
        Und mit ist egal ob der Kollege aus dem Kongo oder aus Russland kommt, es ist mir auch egal was die Leute im Bett treiben.
        Es reicht langsam echt.
        Und es reicht auch alles und jeden zur seltenen Minderheit zu erklären.
        Soll ich auch heulen weil ich zufällig keine Brüste habe?!
        PS: besagte Kollegen waren stolz ein „Neger“ zu sein oder ein Karelier.
        Ich wünsche den Schneeflocken echt Mal einen Tag mit einer alten Freundin von mir;
        Sehr klein, sehr böse, sehr nett.
        Die leider vergessen „me too,“ zu schreiben und fährt jetzt dicke Tanker im Pazifik.

      • Gastleser

        Desweiteren…
        Wir werfen also die alten Elektroheizung weg und kaufen dann eine die für diese Gegend nix taugt?!
        Bitte mal aus dem Fenster schauen.
        Wir haben Holz und Wasser ohne Ende.
        Die Schule ist nicht so schön wie bei Harry Potter dafür lernen ein Dutzend Kinder bei 3-4 Lehrern.
        Die Betriebe hier haben auch was drauf

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