Seit Weihnachten müssen im belgischen Profifußball Spiele wieder ohne Zuschauer stattfinden, so wie dies schon zum Beginn der Pandemie der Fall war. Es ist ruhig geworden in den Arenen der Jupiler Pro League. Das war aber vorher mit Zuschauern zum Teil ganz anders: Es gab deutlich mehr Zwischenfälle als vor der Corona-Krise.
Das geht aus der Antwort von Innenministerin Annelies Verlinden (CD&V) auf eine diesbezügliche Frage der ostbelgischen Kammerabgeordneten Kattrin Jadin (PFF-MR) hervor. Jadin hatte zum Jahresende eine parlamentarische Anfrage an Verlinden gerichtet, um eine erste Bilanz der Verstöße gegen das Fußballgesetz zu ziehen.
Mehrere schwere Zwischenfälle gab es etwa beim Meisterschaftsspiel zwischen Standard Lüttich und Sporting Charleroi am 5. Dezember 2021.
„Die Zahlen sind besorgniserregend, denn die Tendenz ist steigend“, so Jadin in einer Pressemitteilung. In 210 Begegnungen auf Ebene des Profifußballs (Division 1A, Division 1B, Croky Cup und Europapokalspiele) wurden laut Verlinden für die erste Hälfte der aktuellen Saison nicht weniger als 595 Protokolle ausgestellt. Im gleichen Zeitraum der Saison 2019-2020 hatte es mit 473 Strafzetteln deutlich weniger Beanstandungen gegeben.
Es gab mehrere Verstöße gegen das Verbot von pyrotechnischen Gegenständen, nämlich 95 gegenüber 84, die meisten davon in der Partie vom 5. Dezember 2021 zwischen Standard und Charleroi im Stadion von Sclessin.
Auch das Spiel der Europa League zwischen dem RFC Antwerp und dem Bundesligisten Eintracht Frankfurt am 30. September 2021 machte mit negativen Schlagzeilen von sich reden.
Vor dem Anpfiff hatten deutsche Hooligans in der Antwerpener Innenstadt randaliert. Kurz nach dem Wiederbeginn schlug ein Feuerwerkskörper direkt an den Beinen von Frankfurts Torhüter Kevin Trapp auf dem Rasen ein. Der Keeper der Gäste ging zu Boden und wurde zunächst behandelt, konnte dann aber weiterspielen.
Laut Innenministerin Verlinden hatten die Vorfälle im Rahmen des Europa-League-Spiels zwischen Antwerp und Frankfurt im Bosuilstadion von Deurne einen großen Einfluss auf die Statistik. Nicht weniger als 130 Fans, hauptsächlich aus Deutschland kommend, wurden damals protokolliert.
Die Zahlen für das Werfen von Gegenständen auf den Platz sind indes leicht rückläufig. Hier wurden 97 Vergehen festgestellt. 2019 waren es noch 106.
„Das Verhalten der Fans spiegelt in gewisser Weise das Verhalten unserer Gesellschaft wider“, so Kattrin Jadin: „Aufgrund der Covid-Pandemie und der Einschränkung einiger Freiheiten sind einige Menschen frustriert und reagieren dementsprechend manchmal unverhältnismäßig. Vor allem im Sport, der oft als Ablassventil dient, macht sich diese angestaute Frustration bemerkbar. Es gibt leider derzeit nur wenige Veranstaltungen, bei denen man sich vernünftig vom Arbeitsalltag ablenken kann.“
Auch das Eupener Kehrweg-Stadion blieb von Vorfällen nicht verschont. Das Spiel zwischen der AS und Union St. Gilloise am 23. Oktober 2021 wurde nach dem Treffer der Gäste zum 2:3 unterbrochen, weil Fans der AS einen Gegenstand in Richtung von Gäste-Torhüter Anthony Moris geworfen hatten.
Allerdings wurde dieser Vorfall nachher in den Inlandsmedien aufgebauscht und dabei übersehen, dass sich Moris nach dem dritten Tor für Union St. Gilloise, das unmittelbar nach dem Treffer von AS-Abwehrspieler Emmanuel Agbadou zum 2:2-Ausgleich fiel, auf provozierende Art und Weise vor den Eupener Fanblock gestellt hatte und sich zudem danach theatralisch „wie ein sterbender Schwan“ auf den Boden fallen ließ, wie ein Leser von „Ostbelgien Direkt“ später in unserem Forum schrieb.
Auch beim Spiel der AS Eupen bei Standard Lüttich am 20. November 2021 sorgten Anhänger der Schwarz-Weißen für negative Schlagzeilen, als aus ihrem Fanblock im Stadion von Sclessin Feuerwerkskörper auf den Platz geworfen wurden.
Nicht nur Ausschreitungen gab es in der ersten Saisonhälfte zu beklagen. Rassistische Anfeindungen wie die gegen den früheren Kapitän der belgischen Nationalmannschaft und heutigen Trainer des RSC Anderlecht, Vincent Kompany, beim Spiel in Brügge am 19. Dezember 2021 sorgten für Empörung.
Er selbst, mehrere Spieler und Mitarbeiter des Rekordmeisters seien von Fans des FC Brügge als „schwarze Affen und was auch immer“ bezeichnet worden, sagte Kompany der Tageszeitung „Het Laatste Nieuws“. Gegenüber dem TV-Sender Eleven Sports erklärte Kompany (siehe VIDEO unten): „Dieser Tag endet traurig, ich bin angewidert. Mein Staff und ich wurden während des gesamten Spiels beleidigt.“ (cre)
Nachfolgend Vincent Kompany im Interview mit Eleven Sports über die Rassismus-Vorfälle in Brügge:
🎙 | 𝐍𝐎 𝐓𝐎 𝐑𝐀𝐂𝐈𝐒𝐌. 🙅♂️❌ #CLUAND pic.twitter.com/d9Cm77YZPz
— Eleven Belgium (FR) (@ElevenBeFR) December 19, 2021
Corona hin oder her, die Pandemie darf nicht als Vorwand dienen, um in Fußballstadien die 99,9% friedlichen Zuschauer und die Spieler auf dem Rasen zu terrorisieren. Diese Chaoten müssen für immer aus dem Stadion verbannt werden.
Über die Rolle des Fußballs zur Entladung von sozialem Frust gint es ein paar gute Studien. Auch zum Grund der Suche nach Identifikation mit einem Held und Vorbild des Fußballfans sowie dem Herdentrieb des Menschen kann man viel lesen. Ein anderes, weniger bekannts soziales Ventil ist der Bordellbesuch. Ein weiteres Frustventil ist für einige Personen das Veröffentlichen ihrer Meunung in Firen wie hier bei OD. Ohne diese Ventile wäre unsere Gesellschaft noch unruhiger.
Unter den Supportern der AS findet man zum Teil auch Chaoten aus Aachen und Kerkrade. Der Eupener Anhang täte gut daran, sich von diesen Leuten fernzuhalten.
Warum das denn Herr Chaot?
grade wenn man weiss das die „Gäste“ nur zu einer kleinen Minderheit einiger Eupener hier gehören und nicht viel mit dem Simsalabim und Partyschlager-Sängern auf der Tribüne zu tun haben? In China ist auch grade ein Sack Reis umgefallen, soll Ich mich jetzt deswegen vom Reis oder China vernhalten? Versteh Sie nicht
Stell dir vor, da werden in einer Pandemie Massenveranstaltungen zeitweise zugelassen und den Wohlstandsverwöhnten Randalierern reicht das noch nicht einmal aus und nehmen nun Corona als Vorwand, um weiteren Stunk an zu zetteln.
Ja immer die anderen.
Frau Jadin, da widersprechen Sie sich. Sie sagen, „das Verhalten der Fans spiegelt das Verhalten unserer Gesellschaft wider“ und dann sagen Sie „sind einige Menschen frustriert“.
Einige Menschen spiegeln für mich nicht das Verhalten der ganzen Gesellschaft wider.
Da die Randalierer, die es übrigens schon immer gab, nie richtig abgestraft wurden, sehen diese sich darin bestätigt, weiter zu randalieren.
Und vielleicht ist ein Teil der Randalierer nicht wegen der Pandemie frustriert, sondern mit dem Umgang der Politiker mit der Pandemie und deren unverhältnismässigen Massnahmen?
Was trotzdem in meinen Augen kein Grund zum Randalieren ist, aber Ausnahmen gibt es nunmal immer.
Fußball? Das kenne ich, als Bahnfahrer. Das sind doch diese Ereignisse, wo massenhaft Polizei vor und in den Bahnhöfen steht und besoffene Männerhorden in den Zügen nicht mehr den Lokus finden und dann überall woanders hinpinkeln?