Politik

ProDG: Der Religionsunterricht wird nicht abgeschafft!

Die beiden bisherigen Co-Vorsitzenden von ProDG, Petra Schmitz (l) und Lydia Klinkenberg (r) gaben den Vorsitz aus beruflichen Gründen ab. Foto: Gerd Comouth

Der Vorstand von ProDG hat sich mit dem Vorschlag der PFF befasst, den Religionsunterricht in der DG durch einen Werteunterricht zu ersetzen. Die Partei von Ministerpräsident Oliver Paasch und Bildungsminister Harald Mollers ist zu der Überzeugung gelangt, dass Religion als Schulfach nicht abgeschafft werden soll. Gleichwohl tritt ProDG für eine Modernisierung und eine Öffnung des Unterrichts ein.

Anfang Februar 2020 hatte DG-Ministerin Isabelle Weykmans (PFF), obwohl sie selbst für diese Angelegenheit gar nicht zuständig ist, in einem Gastkommentar gefordert, den Religionsunterricht abzuschaffen und durch einen gemeinsamen „Werte- und Bürgerkunde-Unterricht“ zu ersetzen.

Der Vorstoß der Ministerin war offenbar Teil einer neuen Parteistrategie, die den deutschsprachigen Liberalen nach einer ganzen Serie von Wahlniederlagen wieder zu mehr Profil zu verhelfen soll.

Ministerpräsident Oliver Paasch. Foto: Gerd Comouth

Trotzdem hat ProDG das Thema aufgegriffen und Stellung bezogen. Die Partei weist darauf hin, dass diese Debatte rein theoretischer Natur sei, weil die DG gar nicht über die Befugnis verfüge, den Vorschlag der PFF zu verwirklichen. Das Recht eines jeden Menschen auf einen Religionsunterricht sei in der belgischen Verfassung fest verankert. Es sei sogar den Gemeinschaften verfassungsrechtlich verboten, den Religionsunterricht abzuschaffen oder durch einen anderen Unterricht zu ersetzen.

ProDG erinnert in einer Stellungnahme daran, dass jeder Schüler beziehungsweise dessen Eltern bereits heute das Recht haben, sich anstelle des Religionsunterrichts für einen Ethikunterricht zu entscheiden. Auch dieses Recht sei in der belgischen Verfassung verankert. Niemand werde dazu verpflichtet, einem Religionsunterricht zu folgen.

Mehr politische Bildung, ohne Religionsunterricht abzuschaffen

ProDG teilt die Auffassung, dass man noch mehr für die politische Bildung („Bürgerkunde“) tun soll. Politische Bildung müsse in allen Unterrichten und in allen Schulen stattfinden – vom ersten bis zum letzten Schuljahr. Politische Bildung könne man sehr wohl fördern, ohne dabei den Religionsunterricht abzuschaffen.

Bildungsminister Hatald Mollers (ProDG). Foto: Gerd Comouth

Statt sich mit einer Abschaffung des Religionsunterrichts zu
beschäftigen, empfiehlt ProDG, mit den zuständigen Kultusträgern über eine weitere Modernisierung und Öffnung der Religionsunterrichte zu diskutieren.

„Es ist im Religionsunterricht sehr wohl möglich, grundlegende Werte zu vermitteln und sowohl interkulturelle als auch interkonfessionelle Ansätze zu verfolgen“, heißt es in der Stellungnahme von ProDG. „Der Religionsunterricht hat sich in den letzten Jahren bereits in diese Richtung entwickelt. Daran muss in einem breiten und offenen Dialog weiter gearbeitet werden.“

Abschließend warnt ProDG davor, die Diskussion über den Religionsunterricht aus einer einengenden ideologischen Perspektive zu führen. Das habe es in Belgien in den 1950er Jahren schon einmal gegeben und könne am Ende zu Konflikten zwischen Schulen führen, die niemandem dienen. (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

33 Antworten auf “ProDG: Der Religionsunterricht wird nicht abgeschafft!”

    • Jockel F.

      Sie ziehen Ihren Hut wohl auch, wenn Ihr prodgistischer Herrgott die bahnbrechende geometrische Erkenntnis verkündet, dass ein Dreieck eben nicht nur drei Ecken, sondern auch drei Seiten hat.
      Hörn’Se mal… Man gedenkt, sich an belgisches Gesetz zu halten, nicht mehr, nicht weniger. Für einen ehemaligen Straftäter wäre das wohl eine respektable Aussage. Aber für einen amtierenden Regierungschef?
      Mir deucht, dass nach der Wahl mal wieder vor der Wahl ist. Paasch versucht, ProDG für die CSP koalitionsfähig zu trommeln. Denn noch einmal wird er das Versprechen, auf Gedeih und Verderb mit PFF und SP zu koalieren, nicht geben, wie er ja sagte. Und es sollte klar sein, warum. Der Lambertz-Karriereförderungsverein mit Hauptsitz in Namür hat ebenso fertig wie die PFF. Niemand braucht die SP mehr, Lambertz auch nicht, der ja offenkundig noch schnell nach einem netten Altersruhesitz im Ausland Ausschau hält.
      Dass jemand wie Weykmans solch strunzdumme Aussagen zum Religionsunterricht tätigt, ist verzeihlich. Das pseudoreligionskritische Gedankengut einer gratismutigen Generation halt. Dass aber die angeblich urliberalste aller Parteien sich ihr längst nicht mehr vorhandenes Profil von einer Dame schärfen lassen will, die dank Quote und Familiennamen vom Hörsaal direkt auf den Ministersessel gerutscht ist, das ist doch wenigstens mysteriös.

  1. Jo Müllender

    Die gravierenden Unterschiede zwischen den Auffassungen von ProDG und der Kulturministerin zum Religionsunterricht machen deutlich, wie inkompetent sie sich in großer Aufmachung (GE-Seite 2, Foto)an dieses wichtige Thema heran gewagt und ihren Kollegen Mollers bloß gestellt hat.
    Mit etwas politischem Anstand tritt man nach solchen Blamage zurück.

  2. Raerener

    Da hat die Fr Ministerien im G.E. laut und persönnlich nachgedacht, und schon läuten bei Herrn Mollers die Alarmglocken. Schade das die Regierenden nicht so aufgeregt reagieren, wenn das kleine Wählervolk laut nachdenkt und in Foren schreibt. Was für ein Ablenkungsmamöver für’s allgemein nichts Zustande bri gen dieser Regierung.
    Umrühren des kalten Kaffees, und sonst nichts. Von Regieren nichts zu sehen oder zu höhren, ausser Geldverteilung auf hohem teuren Niveau.

    • expatriate

      Während die belgischen Christen auch weiterhin die atheistischen belgischen Schulkinder mit ihrer Ideologie quälen dürfen, haben sie eins nicht bedacht: Auch der importierte Islam im Königreich Belgien wird dieses „Recht auf Religionsunterricht in der Schule“ für sich einfordern. Viel Spaß noch beim Fangen des Boomerangs, DG.

  3. Seit wann

    Vorschlag der Pff? War doch Weykmans persönliche Meinung, oder hat sich die Pff dazu auch parteigeschlossen ausgesprochen? Hätte mal besser direkt mit offenen Karten spielen sollen und nicht von hinten herum den Testballon starten lassen, kommt man sich als Bürger ja direkt verarscht vor…
    Und dann sprach der grosse ProDG: Der Religionsunterricht wird nicht abgeschafft! Mann, bin ich froh, dass es euch gibt. Paasch und Mollers sind also zur „Überzeugung gelangt“. Haben wohl erstmal die Reaktionen hier auf OBdirekt und sozialen Medien durchforstet um zu der „Überzeugung“ zu gelangen. Wie ein Fähnchen im Winde…

    • Demokratie

      „Haben wohl erstmal die Reaktionen hier auf OBdirekt und sozialen Medien durchforstet“
      Was wollt ihr, das ist doch echte Demokratie. Hier auf OD drückt das gesunde Volksempfinden sich doch ungeschminkt aus. Bravo ProDG!

  4. David Ernst

    1950 wurde das Thema zum letzten mal wirklich entschieden, danach kam noch hier und da Flickschusterei. 1950 gingen über 95% der Bevölkerung jede Woche in die Kirche, heute weniger als 5%. Und selbst diese 5% sind im Wesentlichen Rentner und Leute mit afrikanischem Migrationshintergrund.

    Von den jungen Eltern und ihren Kindern, um die es bei der Frage ja geht, findet man in Kirchen nur Spurenelemente. Es is also vollkommen offensichtlich dass der status quo unhaltbar ist.

    Dass die DG nichts machen kann, stimmt natürlich schon.

    • Minister

      Teile ihre Meinung!
      Dass die DG nichts machen kann, stimmt jedoch nur bedingt.
      Eine Gemeinschaft, die sonst auch zu vielem, wo sie nicht direkt für zuständig ist, ihren Seng abgibt, könnte zumindest darauf hinweisen, dass Fragen, die den Religionsunterricht betreffen, von der Körperschaft zu regeln sind, die für die Organisation des Unterrichtswesens verantwortlich ist. Das sind die Gemeinschaften.
      Die Gemeinschaft kann zudem einen Ethikunterricht anbieten (was sie zum Teil auch bereits tut) der alle weltanschaulichen Fragen beinhaltet und dafür offensiv werben.
      Wenn man jedoch, wie ProDG und andere, Angst davor hat, Farbe zu bekennen, um nur ja keine Wähler im schwarzen Süden zu verlieren, hält man sich lieber bedeckt und versteckt sich hinter Pseudo-Argumenten

  5. Durch diese Frau wird die Pff bei den nächsten Wahlen das Fraktionstatus verlieren. Nur die alte Garde kann sie retten, jedoch wird ihnen der kalte Kotz im Hals stecken. Fiese Kinderlein haben die Karre in den Dreck gefahren

    • Demokratischer

      @ Leo , sie schreiben “ Nur die alte Garde kann sie retten “ Diese alte Garde war damals HEILFROH dort Unterschlupf gefunden zu haben , andernfalls wäre es damals viel früher Schluss mit lustig gewesen . Aber mit viel a……l…krieschereien kann man auch zu etwas kommen .

      • Psychiater

        Der ‚Degenerierte‘ ist sicher aus der psychiatrischen Klinik entwichen, bei so wirrem Zeug!
        „Putt, putt, putt, komm mein Puttchen“ aus Jungfer Lenis Küchenduft – Aus dem Leben der klugen Jungfer, im Zwiebelzwerg-Verlag, bei Amazon für 7 € zu haben, ein Schnäppchen. Putt, putt!

  6. Alles nur ein Sturm im Wasserglas

    Es gibt in Belgien drei Schulsysteme. Neben den öffentlich subventionierten Unterrichtswesen gibt es noch das freie oder katholische Unterrichtswesen und das Unterrichtswesen der Provinz. Im freien bzw katholischen Unterrichtswesen ist die Situation klar. Es bleiben die Schulen im öffentlich subventionierten und im provinzialen System. Hier haben die Schüler die Religionswahl bzw als Alternative Moralunterricht. Man könnte höchtens zum Inhalt des Moralunterrichts diskutieren, aber sonst ist diese ganze Geschichte doch nur warme Luft, denn religionsfreier Unterricht ist heute schon móglich.

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