Notizen

Portugal verliert Ronaldo und wird trotzdem Europameister

Ein trauriger Moment für alle Fußballfans: Cristiano Ronaldo verletzt am Boden. Der Portugiese wurde kurze Zeit später ausgewechselt. Foto: epa

Portugal ist Europameister. Trotz des Verlustes seines Superstars Cristiano Ronaldo wegen Verletzung nach gut 20 Minuten besiegte der Außenseiter Gastgeber Frankreich nach Verlängerung 1:0 und ist erstmals Europameister.

Dieses Endspiel war im Vorfeld als ein Duell zwischen den beiden Superstars Antoine Griezmann und Cristiano Ronaldo vorgestellt worden. Zu diesem Zeitpunkt konnte niemand ahnen, dass es zu diesem vermeintlichen Duell nicht kommen würde, weil sich der Portugiese nach einer Viertelstunde bei einem Foul von Payet, das aber nicht einmal gepfiffen wurde, verletzte.

Ronaldo versuchte zwar noch zwei Mal, ins Spiel zurückzukommen, doch nach 23 Minuten musste Portugals Superstar aufgeben. Er wurde auf einer Bahre vom Platz gebracht, selbst Frankreichs Trainer Didier Dechamps sprach Ronaldo Mut zu.

Die beiden Franzosen Paul Pogba (links) und Antoine Griezmann. Foto: Shutterstock

Die beiden Franzosen Paul Pogba (links) und Antoine Griezmann. Foto: Shutterstock

Für Ronaldo kam Quaresma. Ohne Ronaldo war es plötzlich ein anderes Finale. Sein Ausfall schien auch die Franzosen zu lähmen. Das Niveau des Spiels sank dramatisch. Es gab nur eine reelle Chance für die Franzosen in der 33. Minute durch Sissoko, dessen Schuss von Portugals Torhüter Patricio pariert wurde. So blieb es beim 0:0 bis zur Pause.

In der zweiten Halbzeit schienen beide Mannschaften noch immer gelähmt zu sein. Echte Torchancen gab es zunächst nicht. Man hatte nicht den Eindruck, einem EM-Finale beizuwohnen.

In der 65. Minute hatte Frankreich endlich eine Riesenmöglichkeit. Bei einer mustergültigen Flanke des eingewechselten Coman brauchte Griezmann den Ball nur einzuköpfen, doch ging die Kugel über das Tor.

Obwohl es immer noch 0:0 stand, schien es trotzdem nur eine Frage der Zeit zu sein, dass die „Équipe tricolore“ das entscheidende Tor schoss. Ohne Ronaldo hatte Portugal nicht viel entgegenzusetzen außer Kampf und Einsatz. Eine Viertelstunde vor Schluss parierte Patricio einen Schuss von Giroud.

In der 80. Minute brachte Portugal durch Nani zum ersten Mal Frankreichs Torhüter Lloris in Probleme. Kurze Zeit später versuchte es Nani noch einmal mit einem Distanzschuss. Und wenn Portugal kurz vor Schluss für einen „coup de théâtre“ sorgen würde? Im Fußball ist bekanntlich alles möglich.

Auf ihn dürfen sich die Fans von Bayern München freuen: Portugals Supertalent Renato Sanches (Archivbild). Foto: Shutterstock

Auf ihn dürfen sich die Fans von Bayern München freuen: Portugals Supertalent Renato Sanches (Archivbild). Foto: Shutterstock

In der 84. Minute prüfte Sissoko den portugiesischen Schlussmann Patricio mit einem knallharten Distanzschuss. In der Nachspielzeit gab es dann noch einen echten Aufreger, als der eingewechselte Gignac nur den Pfosten traf. Da hatte Portugal richtig Schwein gehabt. Es blieb beim 0:0. Zum 6. Mal musste ein EM-Endspiel in die Verlängerung.

Obwohl Frankreich weiter dominierte, hatte Portugal die erste Großchance durch Eder nach einem Eckstoß in der 104. Minute. Torhüter Lloris hatte einige Mühe.

In der 108. Minute traf Quaresma nur die Latte, doch eine Minute später gab es den „coup de théâtre“: Eder erzielte das 1:0 für Portugal.

Dabei blieb es trotz eines letzten Aufbäumens der Franzosen, die natürlich den Pfostentreffer von Gignac in der 92. Minute nachweinten (wie Holland im WM-Endspiel 1978 in Argentinien nach dem Pfostenschuss von Rensenbrink Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit).

Portugal hat dank seines heroischen Kampfes nach dem Ausfall von Ronaldo dieses Finale nicht unverdient gewonnen. (cre)

Siehe Artikel „Wie hat Ihnen die EM gefallen? – Zu lang, zu viele Spiele, langweilig“

26 Antworten auf “Portugal verliert Ronaldo und wird trotzdem Europameister”

  1. KarierteSockenundneganzengeJeans

    Tja , so kommste von ne kahle Reise zurück, heute morgen schon der Meisterbus fertig , sicher von jedem Sieg.. Nur durch Schiedsrichterentscheidung im Finale :D Ich hab grad schön zeremoniell ein Baguette zerbrochen und auf die Strasse geworfen :D Mein Abend ist gerettet

  2. Mischutka

    Ich fasse es einmal so zusammen : Wenn man nun alle Höhepunkte der Portugiesen in einem Film zusammenschneiden würde, würde ein „Werk“ in der Länge einer Programmvorschau (60 Sekunden) entstehen….. aber SO ist nun mal Fußball. Es lohnt sich auch praktisch nicht mehr, die Vorrunden anzusehen : ob du da alle Spiele gewinnst und 9 Punkte erreichst oder kein Spiel gewinnst und 3. wirst. Das wäre in etwa so (in der Meisterschaft) : Ein Verein gewinnt alle Spiele und muss dann ein „Finale“ gegen einen Club aus dem Mittelfeld (würde ausgelost werden) bestreiten … dann gewinnt die Mannschaft die viel schlechter in der Tabelle stand durch ein Tor kurz vor Ende der Partie – und ist dann „Meister“…..
    MfG.

    • Harald Montfort

      Ja bei den Play-offs ist da so.
      Und in der neuen 1B (2. Liga) wird es ähnlich sein.
      Es werden 2 Tranchen gespielt und die jeweiligen Gewinner spielen für den Aufstieg.
      Du kannst also als 1. die Meisterschaft beenden und verlierst gegen den anderen Tranchensieger und steigst nicht auf.
      Der belgische Fußball ist sehr krank…..

      • Mischutka

        @ Witz @ Harald Montfort :
        Liebe Freunde : Ihr habt Recht !
        Ich muss aber auch hinzufügen, daß ich diesen „Kommentar“ -wie man sieht- zu sehr späten Stunde geschrieben habe, da ich mir noch die vielen „Nachberichte“ auf diversen Sendern angesehen habe. Und alles was ich (oben) geschrieben habe, war eine „Zusammenfassung“ dieser vielen Meinungen.
        Man kann es auch so (in Belgien) sagen : Weshalb soll man es einfach machen ….wenn es auch kompliziert geht…… Und wenn das so weitergeht, man stelle sich vor, werden in einigen Jahren die EM- und WM- Titel noch am „grünen Tisch“ vergeben. (Sollte Herr J. BICO mal das … „Sagen“ haben ….)
        MfG.

  3. Alemannia4ever

    Es wird nicht immer die beste Mannschaft Turniersieger. wenn man es als Ganzes – in etwa wie ein Kunstwerk – über vier Jahre betrachtet, dann geht der Titelgewinn schon in Ordnung. Es freut mich für das schöne Land Portugal.

  4. Legionär

    Interessant und durchaus positiv war zu sehen, wie eine Nation, in der die „Front National“ und Marie Le Pen immer mehr Ünterstützer finden, geschlossen bei einem Spiel mitfiebern, das rein optisch gesehen, auch das Finale der Afrikameisterschaft hätte sein können.

  5. Jürgen Margraff

    Tja, am vergangenen Donnerstag machten die Medien der „Grande Nation“ sich über die Preussen lustig, die zwar das Spiel beherrschten aber nicht die Tore schossen – wer andern eine Grube gräbt….
    Eh, wäre der französische Nationalstolz bis ins Unerträgliche gestiegen, falls…

  6. Josef Stoffels

    Ich finde es sympathisch, dass nach Dänemark (1992) und Griechenland (2004) nun auch mit Portugal wieder einmal ein kleines Land den Titel geholt hat. Zwar war vor dem Finale Frankreich mein Favorit, aber nach dem Ausscheiden von Ronaldo (dessen Verletztung m.E. von Payet bewusst herbeigeführt wurde!) galt meine Sympathie uneingeschränkt den Portugiesen. Überhaupt versuchten sich die Franzosen (teils mit Unterstützung des Schiedsrichters) von Anfang an durch eine harte Gangart Respekt zu verschaffen, doch das hat Gott sei Dank nicht gereicht. Frankreich hätte vor eigenem Publikum eigentlich das Spiel machen müssen, war dazu aber sichtlich nicht in der Lage, und Portugal hat den Franzosen nicht den Gefallen getan ins offene Messer zu rennen.
    Eigentlich wäre Belgien als kleines Land auch mal an der Reihe gewesen, aber wo kein Wille ist, da ist bekanntlich auch kein Weg.

  7. ?_?_?_?_?_?_

    Wenn ich mir das ganze Tobatu in den Medien ansehe, frage ich mich …
    > Wer ist eigentlich Europameister geworden ? < …
    Cristiano Ronaldo oder die Portugiesische Nationalmanschaft ?

  8. Unparteiischer

    Portugal ist nicht unverdient Europameister geworden, hatte aber auch viel Glück. Schon, dass sie in der Vorrunde weiterkamen, war Glück. Auch gegen Kroatien und Polen war Glück im Spiel. Im Finale reichte dann gute Abwehrarbeit und ein Glücksschuss in der Verlängerung. Belgien hatte unterdessen Pech, dass Wales einen mehr als guten Tag erwischt hatte, den sie gegen Portugal nicht wiederholen konnten.

  9. Auch wenn ich mich zeitweilig über eine Mannschaft geärgert habe, welche kein Spiel gewonnen hat und in die KO Runde einzieht, hat Portugal nicht ganz unverdient diese EM gewonnen. Der Modus mit den 24 Mannschaften ist auch nicht so schlecht wie er gemacht wird. Man sieht in solch einem Turnier immer gute und schlechte Spiele. In der KO Runde sollte der Modus angepasst werden. Stehts nach 90 Minuten unentschieden, dann Verlängerung. Sollte es nach 120 Minuten unentschieden stehen, dann kommt die Mannschaft weiter, welche die meisten Punkte aus der Vorrunde mitbringt.So Schlägt man 2 Fliegen mit einer Klappe. Das rumeiern im 3. Spiel der Vorrunde würde aufhören und in der Verlängerung hätte man eine Mannschaft die Gas geben muss.

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