Nach Kritik aus den Reihen der Lehrerschaft, die durch eine Statistik über die Krankheitstage der Lehrer in der DG ausgelöst worden war, hat Unterrichtsminister Oliver Paasch (ProDG) in einer Stellungnahme betont, Lehrpersonen seien in der DG nicht häufiger krank als Vertreter anderer Berufsgruppen.
Das Vorurteil, zahlreiche Lehrpersonen missbrauchten die Krankheitsregelungen, sei nachweislich unbegründet, so der Minister in folgender Stellungnahme:
„In der EU werden für die meisten Berufsgruppen Krankheitsstatistiken erstellt und veröffentlicht. Weil in Belgien die Gemeinschaften für das Unterrichtspersonal zuständig sind, werden in allen drei Gemeinschaften regelmäßig die Krankheitsstatistiken des Unterrichtswesens im zuständigen Parlamentsausschuss diskutiert bzw. der Öffentlichkeit vorgestellt. Ich bedaure ausdrücklich, dass die diesjährige Statistik zu Fehlinterpretationen geführt hat.
Abfällige Bemerkungen über Lehrerberuf
Aus dieser Statistik können objektiv folgende Schlussfolgerungen gezogen werden, auf die ich in der entsprechenden Pressekonferenz ausdrücklich hingewiesen hatte – die meiner Meinung nach aber in der öffentlichen Diskussion zu kurz kommen:
1. Im Landesinneren wurde aufgrund von Krankheitsstatistiken öffentlich behauptet, dass Lehrer häufiger krank seien als andere Berufsgruppen. Diese Feststellung war dort Anlass für abfällige Bemerkungen über den Lehrerberuf, billige Vorurteile und Vorverurteilungen, die dem Ansehen des Lehrerberufs empfindlich schaden können. Deshalb lag mir sehr am Herzen klarzustellen: Lehrpersonen sind in unserer Gemeinschaft eben NICHT häufiger krank als Mitarbeitende in anderen Berufsgruppen. Das gilt auch für die „Über-40-Jährigen“. Auffallend ist den Experten zufolge hierzulande lediglich, dass 40- bis 44-jährige Lehrpersonen, also noch relativ junge Lehrpersonen, im Schnitt häufiger krank sind als ihre Kollegen/innen in den anderen Alterskategorien. Das bedeutet: Wir müssen unsere Lehrpersonen noch besser unterstützen, nicht zuletzt beim Berufseinstieg.
Lehrerberuf einer der wichtigsten überhaupt
2. Im Gegensatz zu weitverbreiteten Vorurteilen ist der Anteil der sogenannten „schwarzen Schafe“ im Unterrichtswesen der DG sehr gering. Auch diese Schlussfolgerung liegt mir sehr am Herzen. Das Vorurteil, zahlreiche Lehrpersonen missbrauchten unsere Krankheitsregelungen, ist nachweislich unbegründet!
3. Die Anzahl Krankheitstage ist nach dem Höchststand im Jahre 2009 wieder um 13% gesunken. Bis 2009 waren die Zahlen mehrere Jahre in Folge gestiegen. Mittlerweile erkennen wir eine Trendwende. Und darüber, so denke ich, dürfen wir uns freuen.
Und das Wichtigste: Ich halte den Lehrerberuf für einen der wichtigsten Berufe überhaupt.
Lehrpersonen entscheiden über die Zukunft unserer Kinder und damit auch über die Zukunft unserer Gesellschaft. Der Auftrag, den Lehrpersonen tagtäglich mit viel Engagement und Herzblut erfüllen, gehört zu den wichtigsten Aufträgen, die unsere Gesellschaft zu vergeben hat. Deshalb habe ich immer wieder – auch in Kreisen, wo das nicht gut ankommt – für die Wertschätzung der schulischen Arbeit geworben. Ich habe unsere Lehrpersonen immer wieder gegen Vorurteile in Schutz genommen. Und ich werde das aus tiefer Überzeugung auch in Zukunft tun. Im Unterricht kommt es nämlich vor allem auf die Lehrperson an.
Lehrer in ihrer erzieherischen Aufgabe entlasten
Ja, auch im Unterrichtswesen sind Reformen notwendig. Erstens, weil die Herausforderungen zugenommen haben. Zweitens, weil das Verständnis von Lernprozessen durch die Bildungsforschung immer besser wird. Daraus müssen wir lernen, damit die Lehrer in ihrer erzieherischen Aufgabe entlastet werden. Allerdings, darauf habe ich immer großen Wert gelegt, müssen wir uns für die praktische Umsetzung von Veränderungen in der Schule Zeit geben. Ich rufe in diesem Zusammenhang noch einmal ausdrücklich zu Gelassenheit auf; zum Beispiel bei der Ausarbeitung von Curricula.
Bislang gelingt es uns leider nur unzureichend, unseren Lehrpersonen dabei im Schulalltag zu helfen. Wir haben uns in den letzten Jahren bereits sehr bemüht und Einiges auf den Weg gebracht. Aber: wir müssen unsere Lehrpersonen noch besser unterstützen z.B. durch Fachberatungen, Schulentwicklungsberater, ein moderneres Dienstrecht, die PMS-Reform, die Stärkung der Autonomie von Schulen, erweiterte Schulleitungen, neue Weiterbildungs- und Zusatzausbildungsangebote etc. Das ist in Zeiten von Finanz- und Wirtschaftskrisen für die Bildungspolitik keine einfache Aufgabe.
Dennoch müssen wir hierfür noch mehr tun. Dazu haben wir konkrete Vorschläge ausgearbeitet und Maßnahmen vorbereitet. In dieser Woche finden in Eupen und St.Vith zwei öffentliche Diskussionsabende zu diesem Thema statt. Ich lade alle Beschäftigten im Unterrichtswesen und alle Eltern ein, mit mir darüber auszutauschen.“
Siehe auch unseren „Standpunkt“-Artikel „Es riecht schon sehr stark nach Wahlkampf“
Da geht wohl einer auf Stimmenfang nachdem er den Lehrern die Gehälter gekürzt hat.
Ich glaube nicht, dass man bei uns Applaus bekommt, wenn man Lehrer verteidigt. Was Herr Paasch hier schreibt, hat er auch schon mal auf einem Wirtschaftsforum in St.Vith gesagt. Da waren Lehrer gar nicht beliebt. Trotzdem hat er das so gesagt. Seine Rede hat mich damals sehr beeindruckt.
Also, ich bin morgen abend da – und hoffe auf eine konstruktives „get together“… Bin diese negativen Einstellungen zu unserer tagtäglichen Arbeit einerseits und den dringend notwendigen Reformen seitens des Ministeriums andererseits (an denen ich schliesslich auch mitarbeite und mich sowas von NICHT dafür schäme!) nämlich langsam satt! „Put your money where your mouth is“, Leute, und zeigt Euch in der öffentlichen Diskussion! „Lehrer“ – das ist nicht nur ein Begriff… Gebt der Sache ein Gesicht!
Wie sagte Churchill einst :“ Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe“.
Hat zwar nix mit dem Thema zu tun, aber dennoch der Hinweis: Dieses Zitat wird dem guten Churchill irrtümlicherweise zugeschrieben, Quellen dafür gibt es keine.
Siehe auch: http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/Veroeffentl/Monatshefte/PDF/Beitrag04_11_11.pdf
Es hat sich seit Jahren immer noch nichts ge¨nadert: die Lehrer stehen nach wie vor im schlechten Rampenlicht dar. Das Berufsbild kommt einfach nicht über die unbegründeten Darstellungen und Meinungen hinweg. Ich kann nur jedem vorschlagen, sich mal eine Woche (vielleicht genügt schon ein Tag) vor einer Klasse zu stellen. Da merkt er nach 8 Stunden nicht mehr, wo der Kopf steht; dann kommen die restliche Arbeiten auf den Lehrer zu.
Was aber absolut nicht geht, ist die Verhaltensweise des Ministers und SEINER Verwaltung. Die darf man ja nicht verägern, sonst machen sie Arbeit nach Vorschrift.Oder nicht Herr Minister ….???? Dies wäre politisch fatal. Also: lieber mal einen offenen Brief, die Lehrer beruhigen sich ja wieder. Alessandra hat 100% Recht: Gib dem Lehrer ein Gesicht! Der Beruf braucht die uneingeschränkte Anerkennung (da laufe ich jetzt Gefahr, dass der Pressereferent des Ministers mal wieder über die bisherigen Errungenschaften seines Dienstherrn berichtet). Schade, dann Paasch hatte so gut begonnen, davon ist ein Jahr vor den Wahlen nichts mehr übrig.
Ich weis nicht, ob das wirklich ein Erfolgsmodell ist, wenn nicht voll einsatzfähige Lehrkräfte oder nicht voll motivierte Lehrkräfte vor einer Klasse mit Jugendlichen stehen und einen guten Unterricht geben sollen (Unmöglich). Im Bildungssektor kann man nicht sparen. Besser neue Nachwuchslehrer oder Quereinsteigern die Lehrbefähigung ermöglichen.
Männliche Lehrpersonen, bes. in der Primarschule, sterben langsam aus, stehen ja mittlerweile auf der Roten Liste des wwf und werden „heiß gehandelt“! Dann kann’s die Menge an Ferein wohl auch nicht sein?
Und noch ’ne Latte an Reformen… Man kann die Lehrpersonen nur bedauern!