Politik

Wie groß ist Ostbelgien? Ministerpräsident Paasch startete Tour durch frankophone Nachbargemeinden

DG-Ministerpräsident Oliver Paasch (r) am Donnerstag bei der Aussprache im Rathaus von Malmedy. Foto: Kabinett Paasch

AKTUALISIERT – Am Mittwoch hat Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG) eine Besuchsrunde durch die an die DG angrenzenden frankophonen Nachbargemeinden gestartet. Es geht dabei auch um die Frage, wie groß Ostbelgien ist?

Nach einigen Irritationen im Verhältnis zwischen der DG und einigen Randgemeinden anlässlich der Feiern zur 100-jährigen Zugehörigkeit des früheren Gebiets von Eupen-Malmedy zu Belgien soll Paaschs Rundreise wahrscheinlich dazu dienen, die Wogen wieder zu glätten.

Auch durch den von Paasch mit aller Macht durchgeboxten Begriff „Ostbelgien“, als dessen Teil sich auch die frankophonen Gemeinden der früheren „Ostkantone“ betrachten, hat zuletzt die Beziehungen zwischen der DG und einigen Nachbargemeinden etwas strapaziert.

09.01.2020, Belgien, Brüssel: Ministerpräsident Oliver Paasch am Rednerpult des Senats anlässlich eines Festakts am Vortag des 100. Jahrestages der Zugehörigkeit des Gebiets deutscher Sprache zum belgischen Königreich. Foto: Kabinett Paasch

Die spannende Frage bleibt, was unter dem Begriff „Ostbelgien“ zu verstehen ist. Sind damit nur die neun deutschsprachigen Gemeinden gemeint? Oder gehören auch die Gemeinden Bleyberg, Welkenraedt, Weismes, Baelen, Stavelot, Trois-Ponts, Vielsalm und Gouvy dazu, wie kürzlich die Vivant-Fraktion im DG-Parlament unterstrich, derzufolge manche sogar den Begriff „Ostbelgien“ auf alle Gemeinden östlich von Verviers ausdehnen.

Dass sich der Begriff „Ostbelgien“ in der Außendarstellung als Standortmarke besser „verkaufen“ lässt als „DG“, den einst der damalige Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz (SP) mit einer aufwendigen Aufkleber-Aktion zu promoten versuchte, leuchtet vielen ein. Warum aber jetzt auch das „Ministerium der DG“ als „ostbelgisches Ministerium“ bezeichnet werden soll, erscheint so manchen Bürgern der DG etwas schleierhaft.

Welkenraedt, Bleyberg und Baelen zum Auftakt

Den Auftakt der bis Ende März 2020 anberaumten Tour von DG-Ministerpräsident Paasch durch die frankophonen Nachbargemeinden bildeten am Mittwoch Welkenraedt, Bleyberg und Baelen, wo Oliver Paasch im Laufe des Tages mit dem jeweiligen Gemeindeoberhaupt Jean-Luc Nix, Marie Stassen und Maurice Fyon zusammentraf.

DG-Ministerpräsident Oliver Paasch bei seinem Treffen mit dem Gemeindekollegium von Bleyberg (Plombières). Foto: Kabinett Paasch

„Die Gespräche haben nicht nur die weitere Vertiefung der Zusammenarbeit zum Ziel. Auch die allen interessierten Partnern aus den wallonischen Anrainergemeinden zugängliche Standortmarke Ostbelgien sowie die Vorhaben der DG-Regierung bei der Umsetzung des Regionalen Entwicklungskonzepts (REK) sollen den zum Teil erneuerten Gemeindekollegien noch einmal vorgestellt werden“, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Kabinett Paasch. So wurden in Welkenraedt am Vormittag etwa Fragen aus den Bereichen Bildung, Kultur und Fachkräftesicherung erörtert.

Mit seiner persönlichen Runde durch die Rathäuser wolle Ministerpräsident Paasch auch die Perspektive einer Veranstaltungsreihe der gesamten Regierung in den neun frankophonen Randgemeinden verbinden, in deren Rahmen auch die Zivilgesellschaft zu einem Austausch mit den DG-Ministern eingeladen werden soll.

Paasch traf Bürgermeister von Malmedy und Weismes

Am Donnerstag haben sich DG-Ministerpräsident Paasch und die Bürgermeister der Gemeinden Malmedy und Weismes, Jean-Paul Bastin und Daniel Stoffels, in Begleitung mehrer Schöffen getroffen, um eine Vertiefung ihrer Zusammenarbeit zu planen. Dabei wurden konkrete Vereinbarungen für die Bereiche Bildung, Tourismus und Arbeitsmarkt diskutiert. Ebenfalls besprochen wurde das Konzept der Standortmarke Ostbelgien.

Das Siegel „100 Jahre Ostbelgien“. Den Nutzungskriterien entsprechend darf das Siegel nur für Erinnerungsformate genutzt werden, die einen klaren Bezug zur 100-jährigen Geschichte Ostbelgiens haben. Foto: DG

Die Gesprächspartner nutzten die Gelegenheit, um auf die vor einigen Wochen geführte Diskussion zum Festakt der DG zurückzublicken, der am 9. Januar 2020 im Senat stattgefunden hat.

Hierzu gab es unterschiedliche Sichtweisen und Interpretationen. Der Bürgermeister von Malmedy und der Ministerpräsident der DG legten ihre jeweiligen Sichtweisen in einem offenen und konstruktiven Austausch dar.

„Die Anwesenden waren sich einig, den Blick nun nach vorne zu richten, noch enger zusammenzuarbeiten und Brücken zu bauen“, hieß es in einer Pressemitteilung des Kabinetts Paasch. Enge und freundschaftliche Beziehungen zwischen Frankophonen und Deutschsprachigen lägen im Interesse der gesamten Region, so Bastin und Paasch übereinstimmend.

Unter anderem werden Malmedy, Weismes und die DG gemeinsame Veranstaltungen zur 100-jährigen Zugehörigkeit zu Belgien vorbereiten. Diese sollen am Wochenende vom 18. bis 20. September 2020 stattfinden. (cre)

41 Antworten auf “Wie groß ist Ostbelgien? Ministerpräsident Paasch startete Tour durch frankophone Nachbargemeinden”

      • Die Kleidung der „Nachbarn“ soll nur die Folgen von Bewegungsmangel kaschieren. Hat Nichts mit Fastenzeit zu tun. ?
        Man sollte sich auch nicht an dem Begriff Ostbelgien aufhalten.
        Ich plädiere dafür, dass jeder Ministerpräsident sich sein Königreich so benennen darf, wie er mag.
        Kostet ja auch nicht viel! ?

  1. Ich hoffe er braucht nicht in den Gemeinden Weismes und Malmedy zu gehen, diese gehören seit eh und je zu Ostbelgien. Zweisprachigkeit ! Wem das zu „wallonisch“ ist, der soll mal in Eupen eine Tour machen… dort spricht man genau soviel Französich wie Deutsch.

  2. Reisefieber

    Wieder mal, eine Reise wert!? So sucht man sich auch Beschäftigung. So als wenn wir hier ein Grossstaat wären, wer ist denn der Aussenminister? Am ehesten derjenige der die meisten Reise KM hat. Was soll uns der ganze Rummel bringen? Nach aussen wird das so teuer als möglich verkauft, danach lachen dann die Besuchten. So als wenn hier in der DG der Mittelpunkt der Welt wäre?! Zumindest einen Rekord haben wir ganz sicher inne, die allermeisten Politiker pro M2. Und die Marke Ostbelgien, weiss man da etwas was die überhaupt bewirkt hat? Der Name stand ja wöchentlich in den Werbeblättern, die lachten sich ins Fäustchen, denn sogar Viertelseiten und mehr. Das alles mit Steuergeld bezahlt.

  3. Peter Lemmerman

    Jetzt will unsere Regierungspartei mehr für die politische Bildung tun in den Schulen!? Die KBC will den Part ja auch für die Finanzen übernehmen? Zwei Büttenwitze ersten Grades. Die ProDG sollte mal den Unterricht für die Politiker einführen, denn denen fehlt es gewaltig in dem Fach. Bildung? Nächster Tage ist schon wieder ein Prozessbeginn für den PS Bonzen Moreau angesagt. Der Wievielte wohl? Warum fragt man nicht auch mal den Bäcker oder den Metzger, die könnten ja auch mal belehren? Die Hausfrau wäre noch besser, die würde denen das Haushalten mal lernen! Auskommen mit dem Einkommen! Das ist euer Fach liebe Politiker! Erst wenn ihr das beherrscht, dann sollt ihr solche Ratgeber sein? Und nicht jetzt, wo ihr ganz daneben liegt. Lasst den Schülern die Schule, die beherrschen die viel besser wie Ihr es meint! Ihr müsst nicht Eure Finger bei allem im Spiel haben. Ihr seht ja das Resultat davon.

  4. Heinrich Höhn

    Liest man manche der vorausgegangenen Kommentare, kann man über so viel Dummheit nur den Kopf schütteln. Sie schaden der Ernsthaftigkeit des OD-Forums.
    Ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis ist das, was Belgien seit Jahrzehnten fehlt. Warum sollte man nicht klein beginnen, informieren, austauschen und der Jugend ein schönes Beispiel geben?
    Armin Laschet und der luxemburgische Premier pflegen, obwohl größer, auch solche Kontakte mit Ostbelgien.

    • Jockel F.

      Nach dem Boykott der ProDGisten bei der Zusammenarbeit in Sachen Tourismus, nach dem Eklat zum Hundertjährigen, da reist Paasch in die altbelgischen, plattdeutschen Gemeinden, um die gute Nachbarschaft zu besiegeln? Jene Gemeinden, die aus reiner Zweckmäßigkeit und ohne gesetzliche Verpflichtung Spracherleichterungen für Deutschsprachige anbieten? Da lachen ja sogar die Hühner in der Gospert!
      Ich bin mal gespannt, ob Paasch in Weismes und Malmedy überhaupt einen Termin bekommt, nach den Ohrfeigen, die er den dortigen politischen Verantwortlichen verpasst hat.

      • Ostbelgien Direkt

        @Jockel F.: Am Donnerstag haben sich DG-Ministerpräsident Oliver Paasch und die Bürgermeister der Gemeinden Malmedy und Weismes, Jean-Paul Bastin und Daniel Stoffels, begleitet durch die Schöffen André Hubert Denis und Simon Dethier aus Malmedy und das Gemeinderatsmitglied Stany Noël aus Weismes, getroffen. Gruß

  5. Zitat Paasch: „Die Gespräche haben nicht nur die weitere Vertiefung der Zusammenarbeit zum Ziel.“

    Seltsam! PS-Politiker Robert Hagen aus Gemmenich war viele Jahre im Kabinett der DG als Berater vollzeitbeschäftigt. Zuletzt 2018 war er Berater von Antoniadis, wie folgende Seite belegt: https://www.cumuleo.be/mandataire/5445-robert-hagen.php

    Mehr Mitarbeit mitten im Herzen der DG eines Wallonen geht nicht. Interessant wäre zu erfahren, ob Hagen nach 2018 durch einen anderen wallonischen Berater ersetzt worden ist.

  6. @OD
    Dann lassen wir mal den „Faux-Pas“ Oliver Paaschs bei der Erwähnung der anderen Gemeinden (ja es hieß Eupen-Malmedy vor 100 Jahren) erst einmal so stehen.
    Erstaunlich und mit souveräner Arroganz erscheint mir dann aber im Text Ihres Artikels die zweimalige Nutzung des Begriffs „Randgemeinde“ – eingangs „einige Randgemeinden“ ausgangs „neun frankophone Randgemeinden“.
    Wie ernst und wie wichtig man nun die DG, Ostbelgien, oder was auch immer nehmen sollte oder könnte, „Randgemeinde“ erhebt den Anspruch auf … ja was den eigentlich?
    Wenn denn nun OP aufgrund seiner Ungeschicklichkeit nach Canossa geht, ist dies eine Sache; wenn aber OD so spricht (schreibt) und dies OB/DG repräsentieren soll, ergeben sich aufgrund der Wortwahl ganz andere Schlussfolgerungen.
    Ich gehe mit dem Ihnen, Herr Cremer, geschuldeten Respekt davon aus, dass diese Wortwahl eine Ungeschicklichkeit Ihrerseits war. OP geht nun nach Canossa. OD könnte morgen sagen, da wahren wir (ich) ungeschickt. Nun ja: diesmal bin ich wirklich neugierig auf die Antwort.

    • Haarspalterei

      Randgemeinde bezieht sich doch wohl nur auf die geografische Lage. Wie soll man die Gemeinden denn besser nennen? Gemeinden mit Randlagehintergrund? Dann plädiere ich auch für die Abschaffung der Bezeichnung Unterstadt, eine richtige Diskriminierung… Der., ich erwarte Ihre geschätzten Vorschläge.

      • Da mein Haar entgegen jungen Jahren eher kurz gehalten ist, leide ich nicht unter Haarspliss.

        Obwohl ich nun meine Heimat (das deutschsprachige Belgien) schätze, würde ich mich nicht darauf reduzieren diese Heimat überwechtet zu nehmen. Darum erscheint mir der Begriff Randgemeinden (aus der Sicht einer DG als Nabel der Welt) etwas arrogant.

        Olli hätte das geschickter angehen können, doch Randgemeinden?

    • Jockel F.

      Herrlich, wie Sie sich mal wieder an allgemein verständlichen Begrifflichkeiten aufhängen und es – wie immer – nicht lassen können, ob der Verwendung jener Begriffe böse Absicht zu unterstellen (Die reale Welt außerhalb des BS-Lehrerzimmers ist schon immer gemein und feindselig gewesen, ich weiß. Taschentuch?).
      Sie dürfen mich jetzt Ihren üblichen Gepflogenheiten entsprechend und Ihrer grandiosen und wohl nicht ganz gewaltfreien Erziehung folgend gerne wieder als dämlich oder irgendwie Nazi beschimpfen. Die Niedrigkeiten des (menschlichen) Lebens treffen halt irgendwann jeden, sogar die zeitlebens gãnzlich unproduktiven und staatlich freigestellten und alimentierten PDBisten im Schoße des belgischen Vaterlandes.

  7. Biedermann und die Brandstifter

    Erst Feuer legen, dann als guter Feuerwehrmann löschen gehen und auch noch Lob erwarten. Das kann man auch als „gut durchdacht“ bezeichnen, allerdings bleibt ein Geschmäckle, dass mir übel wird.

  8. Fotoalbum

    Ich freue mich ob der regen Tätigkeiten unseres Herrn Paasch! Ich habe schon einige Alben voll, von Bildern von ihm. Toll das er fast jeden Tag abgelichtet wird. Somit haben meine Alben auch später noch viel wert;

  9. besserwisser

    toll, der Paasch ist Aussenminister geworden, auch im Karneval liebt er sich in Randgemeinden der Dg rum zu amüsieren,vielleicht dehnt sich die DG etwas in der Fläche aus, warum nicht, denn die Menschen dort sind meistens auch zweisprachig und haben mehr Beziehungen in allen Belangen zu den Ostkantonen als zu Verviers und Wallonien. Paasch hat das verstanden .

  10. Nachgefragt

    „meistens auch zweisprachig“ Echt wahr?
    „mehr Beziehungen in allen Belangen zu den Ostkantonen“ Hä? Ich wüsste gerne, welche das sein sollen. Aber Beziehungen zu den „Ostkantonen“ haben Weismes und Malmedy schon, sind sie doch schließlich seit 1920 ein Teil davon, sogar von „Eupen-Malmedy“, von St. Vith sprach damals keiner. Kelmis gehörte zum Kanton Aubel.
    Seltsam allerdings, dass Paasch und Co. auf einmal merken, dass sie Nachbarn haben, die sogar ihre DG in zwei Stücke schneiden. Vorher fuhr man lieber in die große weite Welt nach MVP oder Südtirol. Auch seine Durchlaucht in Liechtenstein hat man schon mal beehrt. Aber warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nahe, oder nicht?

  11. Franz-Josef Collienne

    Die Gemeinden der DG sollen mit ihren zum Teil wallonischen Gemeinden zusammenarbeiten aber bitte auf Augenhoehe. Der Buergermeister von Malmedy Johann Paulus Bastin soll nicht gleich heulen wenn seine Gemeinde bei einer Feier der DG-Gemeinden im Senat in Bruessel nicht gleich hervorgehoben wird.
    Herr Bastin soll sich mal die Geschichte Ostbelgiens nach 1920 zu Gemuete fuehren und im Einzelnen die der Jahre nach dem Krieg 1940-45 ( nicht unbedingt eine belgische Version),dann wird ihm wohl einiges verstaendlicher werden. Zusammenarbeit- Ja, aber wie gesagt, auf Augenhoehe und nicht um jeden Preis.

  12. Randgemeinden

    Randgemeinden? Kaum ist man wer, oder glaubt es zu sein, wird man schon überheblich.
    Rand definiert sich immer von einem Zentrum aus.
    „Zonenrandgebiete“ gab es früher in der BRD, die wurden mit Subsidien gefördert. Sie lagen aber in West-, nicht in Ostdeutschland.
    Wird die DG nun ihre wallonischen „Ranggemeinden“ mit solchen Subsidien unterstützen, etwa damit dort die Zweisprachigkeit gefördert wird? Oh je!
    Wird es bald einen „Ausschuss der ostbelgischen Gemeinden“ (DG + (M + W) + x (Grenze nach Westen offen)) geben? Mit KHL als Präsidenten?

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