Politik

Sorge um Angela Merkel: Wie krank ist die Kanzlerin?

10.07.2019, Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verfolgt eine Pressekonferenz im Bundeskanzleramt nach einer Unterredung mit dem finnischen Ministerpräsidenten Rinne. Foto: Michael Kappeler/dpa

AKTUALISIERT – In der kommenden Woche, am 17. Juli, wird Angela Merkel 65. Nachdem ihre Zitteranfälle in der Öffentlichkeit sich häufen, muss sich die Kanzlerin bohrenden Fragen stellen.

Es ist schon wieder passiert – und wieder bei den Nationalhymnen. Angela Merkel atmet mehrfach tief ein, als sie am Mittwoch im Ehrenhof des Kanzleramts auf dem kleinen roten Podest neben Antti Rinne steht, dem neuen Regierungschef aus Finnland. Als ob sie merken würde, dass sich da etwas anbahnt.

Schon bei den ersten Klängen der finnischen Nationalhymne beginnen ihre Beine leicht zu zittern. Das Schlottern steigert sich, bei der folgenden deutschen Hymne bebt der ganze Körper, die Kanzlerin schwankt leicht. Erst als Merkel geschlagene drei Minuten später gemeinsam mit Rinne die Ehrenformation der Bundeswehr abschreiten kann, ist es vorbei.

10.07.2019, Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel wird vor der Ankunft von Finnlands Ministerpräsidenten Rinne im Ehrenhof des Bundeskanzleramtes von den Soldaten des Wachbataillons der Bundeswehr begrüßt. Foto: Soeren Stache/dpa

Dreimal innerhalb von gut drei Wochen hat Merkel nun in aller Öffentlichkeit eine solche Zitterattacke durchleben müssen. Vor laufenden Fernsehkameras. Es ist immer der gleiche Ablauf, und immer passiert es, wenn Merkel aus einem offiziellen Anlass regungslos stehen und warten muss.

Am Mittwoch ist zu sehen, wie die Kanzlerin die Lippen zusammenbeißt, die Hände zur Faust ballt. So, als wolle sie den Anfall eisern beherrschen. Während die deutsche Nationalhymne gespielt wird, formen die Lippen der Kanzlerin stumme Worte.

In ganz Deutschland fragen sich nun die Menschen: Wie krank ist die Kanzlerin? Merkel weiß natürlich: Auch ihre Verhandlungspartner in der EU und die mächtigen Männer dieser Welt wie US-Präsident Donald Trump oder der Russe Wladimir Putin werden die krampfartigen Vorfälle genau registriert haben. In der Öffentlichkeit Schwäche zu zeigen, kann in harten Verhandlungen auf den politischen Bühnen der Welt zur schweren Hypothek werden.

Aus diesem Grund haben einige ihrer Vorgänger über ernsthafte Krankheiten bewusst geschwiegen oder sie sogar vertuscht. Auch die Kommunikationsstrategie von Merkel und ihrem engsten Umfeld wirft Fragen auf. Beim ersten der drei jüngsten Vorfälle war Wassermangel bei großer Hitze als Ursache genannt worden, nach dem zweiten hieß es, Merkel habe den ersten Vorfall psychisch noch nicht weggesteckt und sei dabei, ihn noch zu verarbeiten.

10.07.2019, Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel presst beim Empfang von Finnlands neuem Ministerpräsidenten Antti Rinne mit militärischen Ehren vor dem Bundeskanzleramt die Hände zusammen, während ihre Beine zittern. Foto: Michael Kappeler/dpa

Auf die besorgte Frage einer finnischen Journalistin bei der üblichen Pressekonferenz nach dem Treffen mit Rinne versucht Merkel deshalb, Sorgen über ihren Gesundheitszustand beiseite zu wischen. „Mir geht es gut“, sagt die Kanzlerin. Sie erinnert an die beiden früheren Vorfälle der letzten Wochen: Sie habe ja neulich schon gesagt, sie sei in „einer Verarbeitungsphase der letzten militärischen Ehren mit dem Präsidenten Selenskyj“. Sie schiebt hinterher: „Die ist offensichtlich noch nicht ganz abgeschlossen. Aber es gibt Fortschritte. Und ich muss damit jetzt eine Weile leben.“ Einen Weile leben? Es ist, als ob Merkel fürchtet, dass es nicht der letzte Vorfall dieser Art in der Öffentlichkeit bleiben wird.

Als ein Journalist nachhakt, ob die Öffentlichkeit angesichts der Häufung dieser Zitter-Vorfälle nicht den Anspruch habe, zu erfahren, wie es ihr gehe, antwortet Merkel mit einem ihrer etwas geschraubt wirkenden Sätze: „Ich glaube, dass meine Äußerungen dazu getan wurden heute. Und ich denke, dass meine Aussage, dass es mir gut geht, Akzeptanz finden kann.“ Sie glaube, „dass es so, wie es gekommen ist, eines Tages auch vergehen wird. Aber es ist noch nicht so weit.“ Und als wollte Merkel jeden Zweifel an ihrer Fähigkeit ausschließen, ihr Amt verlässlich auszuüben, setzt sie hinterher: „Ansonsten bin ich ganz fest davon überzeugt, dass ich gut leistungsfähig bin.“

18.06.2019, Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammen mit Wolodymyr Selensky, Präsident der Ukraine. Merkel zitterte in diesem Moment. Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Doch die Fragen werden bleiben, da wird sich auch Merkel keine Illusionen machen. 18 Jahre lang, bis vergangenen Dezember, war sie CDU-Vorsitzende, seit bald 14 Jahren ist sie Kanzlerin. Nur selten musste Merkel in dieser Zeit wegen Krankheit kurz pausieren. Bei ihren Verhandlungspartnern ist ihre Robustheit in durchverhandelten Nächten legendär und gefürchtet. Und nun diese Zitterattacken.

Genau genommen ist es sogar schon das vierte Mal, dass Merkel mit einem solchen Schüttelanfall zu kämpfen hat. Bereits bei einem Besuch in Mexiko-Stadt im Juni 2017 zittern ihr beim Empfang durch den damaligen Präsidenten Enrique Peña Nieto die Beine – genau wie jetzt beim Abspielen der Nationalhymnen. Bis sie zum Abschreiten der Ehrenformation losgehen kann.

Am 18. Juni wird ein solcher Zitterkrampf Merkels beim Empfang des neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj dann erstmals öffentlich in Deutschland wahrgenommen. Es ist brütend heiß, als Ursache nennt Merkel später Wassermangel.

Nur neun Tage später erleidet Merkel dann erneut einen Zitteranfall. Bei der Ernennung von Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue ist es diesmal nicht besonders warm. In Regierungskreisen wird schon damals die Erklärung nachgeschoben, es hänge mit der psychologischen Verarbeitung des Vorfalls an der Seite von Selenskyj zusammen.

27.06.2019, Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, l) nimmt an der Überreichung der Ernennungs- und Entlassungsurkunde als Bundesjustizministerin an Katarina Barley (SPD, ) und die neue Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue teil. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Noch an diesem Dienstagnachmittag schien die Kanzlerin alles im Griff zu haben. Beim Jahresempfang des Diplomatischen Corps auf Schloss Meseberg, dem Gästehaus der Bundesregierung nördlich von Berlin, muss sie eine geschlagene halbe Stunde lang mehr als 100 in Berlin akkreditierte Botschafter begrüßen. Sie steht dort wie festgeschraubt auf einem markierten Platz – aber nichts passiert.

Doch nun, genau eine Woche vor ihrem 65. Geburtstag, ist die Gesundheitsfrage wieder ganz oben in den Schlagzeilen. Im Raum steht die Frage, ob Merkel wirklich so selbstbestimmt den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg aus der Politik finden kann, wie sie es sich immer vorgenommen hat.

Vor mehr als 20 Jahren schon hatte Merkel der Fotografin Herlinde Koelbl gesagt, sie wünsche sich, nicht als „halbtotes Wrack“ aus der Politik auszusteigen. Nach den Zitter-Szenen der vergangenen Wochen kann sich auch die Kanzlerin eigentlich kaum wundern, wenn sich nun viele Menschen fragen: Hat sie sich im Dauer-Krisenmodus der vergangenen Jahre zu viel zugemutet? (dpa)

30 Antworten auf “Sorge um Angela Merkel: Wie krank ist die Kanzlerin?”

  1. Piersoul Rudi

    Ich glaube sagen zu dürfen das wir, hier, wirklich andere Sorgen haben als Merkels „Zitterei“.
    Vielleicht ist dass, das Karma für alle „tolle Entscheidungen“ die wir diese Person zu verdanken haben…Migration…Tolle EU und seine Institutionen…usw…

    • Rudis Sorgen !

      Wir haben alle unsere Sorgen, aber den Kommentar hätten Sie Sich sparen können.
      Frau Merkel, ob man mir ihr einverstanden ist oder nicht, ist und bleibt eine der, wenn nicht die am meisten engagierte(n) und „saubere(n)“ Politiker(in) unserer Zeit. Alles fliegt ihr links und (vor allem) rechts um die Ohren.
      Sie klebt nicht an Ihrem Stuhl, sie steht, wenn auch zitternd, zu ihren Entscheidungen. Jeder andere hätte sich in dieser Situation nach Europa abgesetzt !

      • de Fränz

        Ich glaube es nicht , was bitte hat Frau Merkel denn für die deutsche Bevölkerung getan seit 2005 ist sie Bundeskanzlerin und bis 2015 hat sie alles mögliche getan um in Deutschland den Mindestlohn zu verhindern sie ist doch alleine Schuld das heute viele Leute von ihrer Rente nicht leben können Ich persönlich wünsche ihr noch viele Jahre und das sie das bekommt was Sie verdient hat

        • Walter Keutgen

          de Fränz, die Rentenreform ist Ende der neunziger Jahre von der CDU/CSU und der SPD ausgehandelt worden. Das hat einige Zeit gedauert. Umgesetzt worden ist sie von der zweiten grünroten Schröder-Koalition. Niemand hat sehen wollen, wo das hinführt und die gesamte Presse öffentlichen Rechts meinte eher, sie ginge nicht weit genug und es bleibe eine unerträgliche Last auf den Schultern der jungen Generation. Diese Koalition hat auch die übrige Sozialreform ausgedacht und durchgesetzt, als Hartz-IV bekannt. Von da an haben die Löhne stagniert. Die Kirsche auf den Kuchen hat die erste Große Koalition mit der Verschiebung des gesetzlichen Rentenalters auf 67 Jahre gesetzt. Bundesozialminister war Olaf Scholz von der SPD. Ja, Merkel hat den Mindestlohn verhindert, hat Schröder ihn eingeführt? In Wirklichkeit war die Volkspartei CDU/CSU als Vertreterin der Unternehmer, von ganz klein bis ganz groß, gegen den Mindestlohn und gründete das auf der Grundgesetzbestimmung „die Tarifhoheit liegt bei den Tarifpartnern“. Nun kann man aber einer Parteichefin nicht vorhalten, sie halte sich an der Linie der Partei. Das ist doch die Bedingung, dass die Politik für Nurwähler durchschaubar bleibt. Außerdem hat sie nicht alles Mögliche getan, um den Mindestlohn zu verhindern, es genügte, nichts zu tun. Das Spitzenkandidatensystem, das nur eine Tradition ist, führt zu einem Führerglauben. Und das will man uns in der EU aufzwingen.

      • Polarlicht

        Jaaa , und wahrscheinlich ist sie auch daran Schuld, dass die Dinosaurier ausgestorben sind…nichts desto trotz ist diese Frau zu allererst krank, und das sollte man respektieren, und nicht noch dumme Sprüche rein hauen. Jeder Otto Normalbürger hätte schon längst einen Krankenschein. Ich bin sicher kein Fan von Frau Merkels Politik, aber sich noch lustig über einen Menschen machen, wenn er augenscheinlich krank ist, finde ich Geschmack und charakterlos

  2. Werner Radermacher

    Ich verstehe diese Machtmenschen nicht, kleben an ihren Stühlen und halten sich für unersetzlich. Das ist nicht nur bei der Bundeskanzlerin so. Es ist wohl besser für Frau Merkel und Deutschland, endlich in den Ruhestand zu gehen. Denn sie schafft es nicht mal mehr, bei der Nationalhymne zu stehen

    • Polarlicht

      @ Nationalhymne
      Alte Menschen, die kaum noch gehen können, oder so sehr zittern, dass sie kaum den Schlüssel ins Zündschloss stecken können, setzen sich trotzdem noch ins Auto und fahren.
      Sagen Sie denen doch mal, sie sollten ihren Führerschein abgeben. Da bekommen Sie aber mächtig was zu hören

      • Werner Radermacher

        @neidisch. Warum sollte ich neidisch sein? Mir als CDU Wähler geht es sehr gut, auch Dank der Politik der Bundeskanzlerin! Nur halte ich es nicht für sinnvoll, wenn eine kranke Frau ein Land regiert. Und sie scheint krank zu sein, wenn sie nicht mal mehr bei der Nationalhymne oder sonstigen Veranstaltunge stehen kann und zittert.

    • Ekel Alfred

      @ Sehr, nach eigenen Aussagen der Merkel geht es ihr sehr gut….das Zittern und sich auch noch HINSETZEN zu müssen basiert wohl eher auf die bange Vermutung…. das die von ihr gerne gesehene „von der Leyen“ als Kommissionspräsidentin der EU auf Widerstand stösst….

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