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Luther: Reformator und Politiker – War er auch Hassprediger?

Das Denkmal für den Kirchenreformator Martin Luther (1483-1546) in Eisenach (Thüringen). Foto: Michael Reichel/dpa-Zentralbild/dpa

Lange Zeit hat die evangelische Kirche versucht, Luther als reinen Theologen zu verkaufen. Heute ist klar, dass er das nicht war. Das hat Konsequenzen für das Luther-Verständnis im Reformationsjahr.

„Hier stehe ich. Ich kann nicht anderes. Gott helfe mir. Amen.“ Die Aussage wurde Dr. Martinus Luther als Gegenrede zu Kaiser und Papst auf dem Wormser Reichstag 1521 im Nachhinein in den Mund gelegt, um den Mythos Luther zu befördern.

Gerade im evangelisch dominierten Preußen des 19. Jahrhunderts suchte man Heroen der deutschen Geschichte und fand sie auch in Luther.

Eine Kerze steht neben der Bibel nach Martin Luther in einer Ausgabe der Deutschen Bibelgesellschaft in Leipzig. Foto: Peter Endig/dpa-Zentralbild/dpa

Ein Deutscher wehrt sich gegen die geldsaugende, korrupte Kurie in Rom und gegen den Habsburger Kaiser, der alles andere lieber tat, als sich um den deutschen Teil seines Weltreiches zu kümmern.

Das passte Bismarck und den Preußen so recht ins Bild. Auch wenn es nicht Luther allein war, der da gegen Kaiser und Papst opponierte: Einige deutsche Fürsten standen hinter ihm, voran der mächtige Sachse Friedrich der Weise.

Friedrich zog Luther auf der Rückreise von Worms nach Wittenberg aus dem Verkehr und versteckte ihn auf der Wartburg. Es ging um Luthers Leib und Leben. Man könnte das „aufmüpfige Mönchlein“ ja nochmals gebrauchen.

Spätestens hier zeigt sich, dass Luther einerseits politisches Werkzeug im Machtspiel der Großen war. Andererseits selbst immer stärker politisierte.

Martin Luther (aus der Werkstatt Lucas Cranachs des Älteren, 1529). Foto: Shutterstock

Vor 500 Jahren war der Katholizismus Staatsreligion und damit genau so politisch wie heute der Islam in den meisten muslimischen Ländern.

Daher steckte in den 95 Thesen Luthers gegen den Ablasshandel der katholischen Kirche zwangsläufig eine politisch Dimension. Er hat damit eben nicht nur eine religiös-theologische Erneuerung losgetreten. Er hat damit auch eine politische Situation geschaffen, die noch zu seinen Lebzeiten zu einem scharf abgrenzenden Lagerdenken führte, das weit ins 20. Jahrhundert hinein fortlebte und direkt oder indirekt Anlass für Kriege war.

Diese Seite seines Tuns hat Luther wohl erst nach Worms für sich angenommen. Als in Wittenberg Unruhen ausgebrochen waren und die Aufständischen sich auf ihn beriefen, brach Luther seinen Wartburgaufenthalt ab. Das wollte er nicht dulden. Revolution passte nicht ins Weltbild des Revoluzzers.

Wie der Katholizismus versuchten Luther und seine Nachfolger ihre Kirche als Staatskirche zu etablieren. Dies gelang im sogenannten Augsburger Religionsfrieden von 1555 mit der später aufgebrachten Rechtsformel „cuius regio, eius religio“ („Wem das Land gehört, der bestimmt die Religion“).

Damit ist auch Luthers Zickzackkurs im Bauernkrieg zu erklären. Zuerst redete er den Fürsten ins Gewissen, nicht so übel mit den Bauern umzugehen.

Das war der moralische Luther, der Theologe und Priester. Dann sah er, dass der Aufstand aus dem Ruder lief und damit die Staats- und die Kirchenordnung bedroht war, und er schlug sich auf die Seite der Obrigkeit. Das war der staatstreue Luther im damaligen Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Gegen Feinde im In- und Ausland

Je mehr er in seinen späteren Jahren sein theologisches Werk in Gefahr sah, umso heftiger polemisierte er gegen vermeintliche Feinde im In- und Ausland. Das traf zu allererst die Juden.

Als er merkte, dass er sie nicht bekehren konnte, drosch er – vor allem in seinen Predigten – noch vehementer auf sie ein, als es in seiner Zeit ohnehin schon gang und gebe war.

Magneten mit dem Porträt Martin Luthers aus einem Cranach-Gemälde im Lutherhaus in Eisenach (Thüringen). Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Nicht minder heftig ging es gegen den Papst, für den die Beschimpfungen offenbar nicht schlimm genug sein konnten. „Hurenwirt aller Hurenwirte“, „Erzkirchendieb und Kirchenräuber“ – Man sieht Luther auf der Kanzel förmlich toben. Und auch die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vor Wien stehenden muslimischen Türken traf Luthers Hass in der Predigt.

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts feierte Deutschland Bismarck und Luther als zwei „deutsche Eichen“ – auch wenn der 100. Geburtstag des eisernen Kanzlers 1915 und vor allem das 400. Reformationsjubiläum 1917 vom Ersten Weltkrieg überschattet waren.

Luther ist zweifellos eine herausragende Gestalt der deutschen Geschichte. Aber als deutschen Heroen kann und konnte ihn die evangelische Kirche 2017 nicht mehr feiern – angesichts von drei Millionen türkischstämmigen Mitbürgern und gut 70 Jahre nach dem Holocaust. Heute versucht auch die Kirche, Luther als Mensch seiner Zeit zu verstehen – und zu akzeptieren. (dpa)

25 Antworten auf “Luther: Reformator und Politiker – War er auch Hassprediger?”

  1. Also liebes OB Direkt, da hier ja schon mit den Staatsanwälten gedroht wird ist ja eine Sache, aber wieso kommt nicht mal hier ein einziger Bericht über die Killerbande von Brabant ? Das hören wir jetzt schon eine ganze Woche bei BRF und co, aber hier keine Silbe? Wie kann das sein ?

    • Ostbelgien Direkt

      @EifelEr: Was die Killerbande von Brabant betrifft, do warten wir erst einmal ab, wie sich die Faktenlage entwickelt. Bisher gibt es nur Mutmaßungen und Spekulationen. Da werden Waffen und Munition in einem Kanal gefunden, doch in den Zeitungen heißt es: „Es steht zur Zeit noch nicht fest, ob die Waffen in Verbindung zur Killerbande gebracht werden können.“ Dann lieber abwarten, bis dass irgendetwas feststeht. Gruß

  2. Alfons Van Compernolle

    Ostbelgien Direkt: ganz so ist das nun auch nicht. Feststeht,dass ein zwischenzeitlich leider verstorbener ehemaliger „Rijkswachter“ eingestanden hat, Mitglied dieser Bande gewesen zu sein und die eine oder andere Straftat auf sein Gewissen hat. Feststeht, dass in den Ermittlungsakten beinahe von Beginn an sehr erhebliche Anhaltspunkte, ja selbst eine Phantomzeichnung eines der Taeter vorhanden war und immer noch ist, die , auch durch Zeugen, eben diesen ehemaligen und heute verstorbenen Rijkswachter zumindest als Mittaeter identifiziert haben. Aus Deutschland ist mir bekannt, dass sowohl die Polizei als auch die Bundeswehr besonders gekenntzeichnete Munition und Waffen verwenden. Ich denke mal, dass es in Belgien etc. nicht anders gehandhabt wird als in Deutschland. Und die Frage ist wie kommen Waffen und viele tausend Schuss Munition der ehemaligen Rijkswacht in ihrer Orginalverpackung in einem Kanal zu recht ??? Das alles rechtfertigt fuer Ostbelgien Direkt immer noch keine Berichterstattung ???????? Oder ist Euch, diese Angelegenheit zu heiss , habt ihr Angst, oder was ist der reale Grund zur Vermeidung einer Berichterstattung???????

      • Alfons Van Compernolle

        Ja ueber 30 Jahre zurueck und den vielen Opfern ist immer noch keine wie auch immer gelagerte Gerechtigkeit / Aufklaerung wiederfahren UND Ostbelgien Direkt, ist es keine Zeile wert!!
        Ja, ueber 30 Jahre zurueck, eben genau deshalb und es sollte auch gefragt werden , warum die Taeter, die offensichtlich mehrheitlich aus den Reihen der Rijkswacht kammen, nie ermittelt wurden obwohl die Namen bekannt waren !! Zu „Kalt “ dieses Thema, dass einzige was hier zu kalt ist, ist das Mitgefuehl
        gegenueber den erschossenen Opfern!

  3. Alfons Van Compernolle

    Jede, ausnahmslos jede Religion , war damals wie heute nicht friedfertig, haben jede Menge Menschenleben auf ihrem Gewissen. Nicht alleine der Islam, auch die Kathol.Kirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche, das Judentum und und und !! Jeder Glaube wurde mit Mord & Totschlag zur Staatsreligion hoch gemordet. Ich halte es mit K.Marx „“ Religion ist Opium fuer das Volk um es besser
    beherschen zu koennen!“ !!

    • Abendland

      1. feststellung: religion ist opium fürs volk. richtig.
      2. feststellung: sozialismus ist opium füs proletariat. basta.
      3. feststellung: irgend einen klabautermann muss man ja haben. es macht das regieren einfacher.

      schlussfolgerung: heute würde dr. luther gegen die öko-religion predigen, gegen deren ablässe in form von grünen zertifikaten, gegen das pharisäertum der öko-theologen und deren politschen unterstützer,… sein leib und leben wäre innerhalb der EU in gefahr. er würde asyl bekommen in ungarn bei viktor orban, denn diesen kerl kann man ja noch gebrauchen. europa könnte einen solchen luther gut gebrauchen.

      Dr. Martin Luther würde man heute als einen POPULISTEN bezeichnen, und ihn in die national-rechte ecke stellen in der öffentlichen diskussion, um ihn zu brandmarken. anstatt sich mit den sinn und inhalt seiner vorgehens zu beschäftigen.
      Geschichte wiederholt sich bekanntlich…

    • Merowinger

      Der Weg von Marx bis zur Diktatur des Proletariats ist mit millionenfachem Tod und unsäglichem Leid gepflastert. Was daran besser sein soll wie eine Religion entzieht sich meiner Vorstellung.

      • Alfons Van Compernolle

        Ich kenne keinen sogenannten „frueheren“ oder noch heute bestehenden sozialistischen Staat, der tatsaechlich einen reale „sozialistische Gesellschaftsstruktur“ jemals aufgebaut hat. Richtig alles was sich jemals „sozialistisch“ nannte, waren gewalttaetige Diktaturen, die mehr oder weniger auch Massenmorde / Voelkermorde und was weiss der Teufel noch alles veruebt haben!
        Das bedeutet aber nicht, das wir das Volk / der Waehler(innen) keine reale sozialistische Gesellschaft
        aufbauen koennen / sollten !! Was aber bedeuten wuerde, dass wir die heutigen sogenannten sozialistischen (Ego)Profitgeier in die ewige Verdammnis schicken!
        Luther waere auch heute kein Katholik, ob er Evengelisch waere, wage ich zu bezweifeln.

    • Zaungast

      Ja, man kann die Ereignisse früherer Zeiten nicht unbedingt über unseren „modernen“ Kamm scheren.

      Dennoch heißt das nicht, alles zu entschuldigen und zu relativieren. Sonst verfiele man in die Denkweise eines Hans Filbinger, einst drakonischer Marinerichter und später Ministerpräsident: „Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein.“

      Zu allen Zeiten gab es Menschen, die zwischen gut und böse unterscheiden konnten. Dem Geiferer und Hassprediger (Bauern und Juden) Luther steht ein Erasmus von Rotterdam gegenüber.

      Wir sollten uns auch nicht zu sehr über die damalige Zeit erheben. Unsere sogenannten „christlich-abendländischen Werte“ (Definition?) sind auch nur ein dünner Lack, der bei der ersten Belastungsprobe Risse bekommt.

  4. https://www.luther2017.de/wiki/hexen/
    „Ich will der erste sein, der Feuer an sie legt“, sagte Martin Luther zum aufkommenden Hexenwahn im 16. Jahrhundert.
    https://www.luther2017.de/de/wiki/martin-luther-und-die-juden/
    Vor genau 500 Jahren, am 5. August 1514, äußerte sich Martin Luther erstmals brieflich über die Juden. Der belegte Judenhass des Reformators belastet die evangelische Kirche bis heute.
    ….
    Reformationstag = Feiertag für einen Frauenmörder und Judenhasser! Die Katholischen waren auch nicht besser. Wir sollten unsere Vergangenheit akzeptieren, feiern (und verteidigen!) sollten wir nur die Aufklärung! JEDE Religion ist Knechtschaft, das gilt auch für die Klimakirche die heute das Erbe von Luther und Co angetreten hat.

    • Abendland

      tja, leider wird es eine menschheit ohne mord und todschlag nie geben. rebellen wie luther wirds immer geben, und das ist gut so. hätte der gläubige europäer bis in alle ewigkeit ablass bezahlen sollen? diejenigen, die es vor 500 jahren übertrieben, waren die damaligen herrschenden, nicht luther.
      aber einen fehler macht man bei der betrachtungsweise luthers: luther war ein mensch des mittelalters, nicht der moderne.
      luther nahm die bibel wortwoertlich, glaubte ans geozentrische weltbild („josua hielt die sonne an, nicht den lauf der erde“), glaubte an den nahenden weltuntergang („nur 6000 jahr dauert diese schöpfung“), er predigte gegen juden und hexen wie ein kreuzzug gegen ungläubige (muslime als ungläubige waren im 15jh. schon out), er beteuerte die gottgewollte ordnung im staat („der christenmensch ist des staates untertan“)
      er war ein mensch seiner zeit, er war seiner zeit NICHT voraus.

  5. Bin doch nicht blöd

    Luther der Aufklärer und Warner.
    Luther hatte damals zurecht vor dem Khazar Judentum und dem Islam gewarnt.
    Luther war anfangs pro jüdisch eingestellt bis er Hebräisch gelernt und den Talmud in die Finger bekommen hatte. Daraufhin drehte sich Luther um 180 Grad.
    Tipp : Googled mal die Talmud Zitate, da werdet ihr Augen machen.

    Selbst die Bibel warnt uns vor der Synagoge des Teufels.
    Offenbarung 2.9, Offenbarung 3.9, Johannes Evangelium Kapitel 8 Vers 44.
    Wer waren wohl die bolschewistischen Kommunisten in der deren kreierten Sowjet-Union??

    Und auch beim Islam hatte Luther zu 100% Recht, wie wir heute sehen können.

    Martin Luther war einer der klügsten und gebildetsten Köpfe, die Europa je gesehen hat.

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