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Die Krise der deutschen Nationalmannschaft dauert an: Niederlande gewinnen 3:0 – DFB-Elf im Abstiegskampf

13.10.2018, Niederlande, Amsterdam: Torwart Manuel Neuer (h, l) aus Deutschland kann den Kopfball von Virgil van Dijk aus den Niederlanden zum 1:0 nicht parieren. Foto: Ina Fassbender/dpa

Deutschland droht der Abstieg in die zweite Liga des europäischen Fußballs. Gegen Erzrivale Holland kassiert die Auswahl von Joachim Löw die erste Niederlage nach 16 Jahren. Der Neustart nach dem WM-Debakel ist missglückt. Jetzt wartet Weltmeister Frankreich.

Der Absturz der deutschen Fußball-Nationalelf geht rasant weiter. 108 Tage nach dem blamablen WM-K.o. gegen Südkorea droht Bundestrainer Joachim Löw mit dem DFB-Team nach dem 0:3 (0:1) gegen Erzrivale Niederlande in der Nations League der Abstieg in die Zweitklassigkeit.

Kapitän Virgil van Dijk (30. Minute) und der überragende Memphis Depay (86.) und Georginio Wijnaldum (90.+3) versetzten am Samstagabend in Amsterdam die rund 50.000 Oranje-Fans in der Johan-Cruyff-Arena in Jubelstimmung.

13.10.2018, Niederlande, Amsterdam: Virgil van Dijk aus den Niederlanden gestikuliert. Foto: Ina Fassbender/dpa

Die mit einer Fünf-Mann-Achse des kriselnden FC Bayern und Neuling Mark Uth angetretene DFB-Elf zeigte ähnliche Schwächen wie schon in Russland: Es fehlten Tempo, Frische, Spielwitz und Effektivität.

Nach der ersten Niederlage gegen Oranje seit 16 Jahren steht Deutschland (1 Punkt) am Dienstag gegen Weltmeister Frankreich (4 Zähler) als Tabellenletzter der Gruppe 1 hinter Holland (3) bereits mit dem Rücken zur Wand. Gelingt in Paris kein Sieg, ist zumindest die erhoffte Qualifikation für das Finalturnier des neuen Wettbewerbs definitiv schon passé.

Uth – beim FC Schalke 04 noch ohne Saisontor – durfte als 100. Löw-Neuling gleich in der Startelf ran. „Jogi will jemanden vorne haben, der zu den Abschlüssen da ist. Er ist jemand, der intelligent ist und sich gut bewegt“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff vor dem Anpfiff im ZDF. Im der Problemzone Sturmzentrum ging Uth energisch auf den Gegner und kam auch zu Abschlüssen. Ein Premierentor gelang ihm aber nicht.

Der erst nach vielen Ausfällen nachnominierte Can war die zweite Überraschung in der Startelf. Der Juve-Profi erledigte seine Aufgabe als energischer und effektiver Sonderbewacher von Hollands Jungstar Frenkie de Jong ordentlich.

Schon nach drei Minuten musste Manuel Neuer beherzt zupacken, als Memphis Depay nach einem Pass in die Schnittstelle zwischen Mats Hummels und Jérôme Boateng frei war – eine Szene mit Symbolkraft für die erste Halbzeit.

Zwar setzte die DFB-Elf gerade über die linke Seite manche Hoffnung machenden Akzente. Doch entweder war der schnelle Timo Werner (15.) im Abschluss zu überhastet oder Thomas Müller vergab gute Möglichkeiten wie nach einem Can-Pass (38.) viel zu leichtfertig. Bei der besten deutschen Chance scheiterte Müller in seinem 97. Länderspiel an Oranje-Schlussmann Jasper Cillessen (18.) – dem Bayern-Offensivmann fehlen einfach wie dem ganzen Team Zielstrebigkeit und Fortune.

Die jungen Niederländer brauchten einige Zeit, um ihren Respekt abzulegen. Offenbar fehlte noch der Glaube daran, dass diese deutsche Mannschaft mehr mit sich selbst zu tun hat, als dem Gegner das Spiel aufzwingen zu können. Zu behäbig und ausrechenbar war das Aufbauspiel von Toni Kroos und Joshua Kimmich.

Schonungslos wurden die Defensivmängel beim Gegentor offengelegt. Neuer segelte an der Ecke vorbei. Hummels und Jonas Hector behinderten sich beim Kopfball von Ryan Babel gegenseitig und van Dijk konnte den Lattenabraller unbedrängt einköpfen. Wenig später hatten sich die nun mutigeren Gastgeber die Führung auch redlich verdient. Babel (34.) wurde von Matthias Ginter in höchster Not vom zweiten Tor gehindert. Wijnaldum (37.) zog knapp vorbei.

13.10.2018, Niederlande, Amsterdam: Leroy Sané (l) aus Deutschland reagiert nach einer vergebenen Chance. Matthijs de Ligt aus den Niederlanden schaut dem Ball hinterher. Foto: Ina Fassbender/dpa

Die zweite Halbzeit begann wenig verheißungsvoll. Kapitän Neuer strahlte weiter keine Sicherheit aus. Einen Schuss von Dumfries (49.) konnte der Bayern-Torwart nicht festhalten.

Löw wollte in seinem 168. Länderspiel als DFB-Chefcoach, mit dem er Sepp Herberger überholte, einen neuen Impuls setzen und brachte Julian Draxler und Leroy Sané für Müller und Can. Beide sorgten für Belebung, aber nicht für Effektivität. Die Riesenchance zum Ausgleich nach einem schönen Zuspiel von Kimmich vergab Sané (65.). Draxler versuchte sich mit einer Direktabnahme (69.) – auch ohne Erfolg.

Löw wollte noch mehr schnelle Spieler und wechselte auch Julian Brandt für Uth ein. Kontern konnte aber nun Holland – gerade weil Boateng sichtlich angeschlagen war und Löw nicht mehr wechseln konnte. Neuer parierte noch einen Abschluss von Depay (76.). Pech hatte die DFB-Elf, dass nach einem Foul von Dumfries an Matthias Ginter der Elfmeterpfiff ausblieb. Dann schlug Depay aber doch noch eiskalt zu und traf in der Nachspielzeit sogar noch die Latte. Wijnaldum sorgte für den demütigenden Schlusspunkt.

Die Niederlande sind am kommenden Dienstag um 20.45 Uhr in Brüssel in einem Länderspiel Gegner der belgischen Nationalelf. (dpa)

13 Antworten auf “Die Krise der deutschen Nationalmannschaft dauert an: Niederlande gewinnen 3:0 – DFB-Elf im Abstiegskampf”

    • also für mein teil bricht keineswegs ein nationaler notstand aus und die niederländer sind auch keinesfalls ein erzfeind von mir.
      Deutschland hat eben im moment keine spitzenspieler und die mal spitze waren, sind über ihren zenit hinaus.
      Zudem ist der jogi vielleicht auch etwas „zu akademisch“ in seinen ansprüchen. Vielleicht „kehrt ein neuer besen“ besser?
      Also…entspannen und abwarten. Auch deutschland kommt wieder mit gutem fußball…….

    • Wir sollten uns angesichts der aktuellen Ereignisse im heimischen Fußball tunlichst hämischer Kommentare enthalten.

      Das Ekel ist natürlich ausgenommen. Der Oberknotterer kann nicht anders.

  1. Ist nicht verwunderlich. Die WM war für die Deutschen ne pleite, man nimmt dieselben und macht weiter. Ausserdem mit der Verteidigung von Bayern die eh in der kriese stecken. War eigentlich schon sehr lange überfällig dass die Mannschaft krieseln würde. Die meisten haben immer zu viel Respekt vor den Deutschen gehabt. Verteidigen haben die nie richtig gekonnt.
    Na ja, nicht unser Problem

  2. Kleineres Übel

    Dass es mit dem deutschen National-Fussball abwärts geht, ist ein Symptom (und Vorzeichen) dafür, dass es bald auch mit der deutschen Wirtschaft abwärts geht. Merkel und ihre Regierung bedienen nur noch die Konzerne und merken nicht, dass Indien, China & Co. längst dabei sind, sie zu überholen. Dabei vergessen sie das Volk. Und sollte die AfD weiter stärker werden (was zu vermuten ist), werden die Reisewarnungen für ausländische Touristen, Deutschland zu besuchen, auf die Gefährlichkeit eines Deutschlandtripps hinweisen. Dass der deutsche Fussball nicht mehr immer gewinnt, sollte wohl das kleinere Übel sein.

  3. Walter Keutgen

    Ich verstehe nicht viel von Fußball. Wenn ich aber mich daran erinnere, wie schnell der belgische Fußballbund den Trainer Wilmots trotz eigentlich guter Resultate beim Euro ausgewechselt hat, kann ich nur staunen, dass Löw den Posten behält.

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