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Kelmis 2017 wie Eupen 1965: Die Tour de France nur kurz, aber intensiv

Die Lütticher Straße in Kelmis. Foto: OD

Am Sonntag können die Radsportfans aus der Region die Tour de France aus nächster Nähe sehen. Das härteste Rennen der Welt rauscht im Nachmittag über die Lütticher Straße (N3) durch Kelmis.

Es ist nur ein ganz kurzer Moment, aber ein erhabener, denn so oft bekommt man die Radprofis nicht zu sehen.

An der Lütticher Straße in Kelmis liefen am Samstag die letzten Vorbereitungen auf das große Spektakel am Sonntag. Foto: OD

Die Frankreich-Rundfahrt ist zwar schon einige Male im Ostteil Belgiens gewesen, allein Lüttich war schon zwei Mal Schauplatz des „Grand Départ“, aber nur ganz selten war das härteste Radrennen der Welt im Gebiet deutscher Sprache zu Gast.

Die Passage der Tour durch Kelmis an diesem 2. Juli 2017 dürfte ähnlich verlaufen wie die vom 22. Juni 1965 in Eupen. Was heute Philippe Gilbert und Greg Van Avermaet sind, war damals Rik Van Looy, der „Kaiser von Herentals“, wie man den zweimaligen Radweltmeister nannte.

Ein Ausschnitt aus dem Grenz-Echo vom 23. Juni 1965 über die Passage der Tour de France in Eupen am Vortag. Auf dem Foto erhält Rik Van Looy in der Unterstadt seinen Beutel mit Verpflegung. (Zum Vergrößern Bild anklicken).

Auch 1965 führte eine Etappe der Tour nach Lüttich. Gestartet war das Fahrerfeld in Köln (diesmal in Düsseldorf). Über Monschau und Mützenich erreichten die Tourfahrer Eupen, wo sich an diesem Kirmesdienstag eine imposante Menge von Schaulustigen eingefunden hatte.

Kurz vor der Weserbrücke im Schilsweg nahm ausgerechnet Belgiens damaliges Radsportidol Rik Van Looy Reißaus, aber auch nur, um möglichst ungehindert an der Verpflegungsstelle in der Unterstadt seinen Verpflegungsbeutel annehmen zu können.

Van Looy gewann auch die Etappe in Lüttich im Sprint und durfte dort das Gelbe Trikot überstreifen.

Auch an diesem Sonntag wird man die Radprofis der Tour nur wenige intensive Augenblicke sehen können. Indes kommen die Menschen nicht nur deswegen. Die Tour de France ist überall, wo sie stattfindet, ein großes Volksfest. Allein schon die Werbekarawane, die etwa zwei Stunden vor dem ersten Fahrer vorbeizieht, ist die Anfahrt wert. Ein rollender Karnevalszug, wenn man so will.

Fahrräder als Straßendekoration: Kelmis heißt die Tour de France willkommen. Foto: OD

Am besten postiert man sich in Kelmis dort, wo man ein relativ großes Teilstück von der Lütticher Straße überblicken kann. Das Fahrerfeld kommt aus Richtung Aachen. Über die N3 geht es weiter nach Montzen und Henri-Chapelle.

Achtung, Autofahrer! Am Sonntag wird in der Zeit von 12 Uhr bis 18 Uhr die Lütticher Straße (N3) zwischen Kauberg und dem „Weißen Haus“ gesperrt sein. Es handelt sich um eine Vollsperrung.

Die Werbekarawane wird in Kelmis gegen 14.15 Uhr erwartet, während die Fahrer bei einer Geschwindigkeit von 45 km/h kurz vor 16 Uhr in der Göhlstadt eintreffen dürften.

Am Samstag war die Lütticher Straße in Kelmis bereits mit Fahrrädern dekoriert. In einem Festzelt wurden letzte Vorbereitungen getroffen. Ansonsten erinnerte nicht allzuviel daran, dass hier am Sonntag das drittgrößte Sportevent der Welt nach den Olympischen Spielen und der Fußball-WM stattfindet – wenn auch nur ein kurzer Moment davon. (cre)

Zum Thema siehe auch folgende Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:

13 Antworten auf “Kelmis 2017 wie Eupen 1965: Die Tour de France nur kurz, aber intensiv”

  1. Der Einarmige Bandit aus dem Ourtal

    Ja das bleiben unvergessene Zeiten , die noch vor Ära Eddy Merckx Zeit . Damals 1965 gewann Italiens aufgehender Stern Felice Gimondi , ein wirklich sympathischer Rennfahrer , gemeinsam mit Gianni Motta beherrschten diese beiden damals die Radsportszene . Auch unser Land hatte damals hervorragende Rennfahrer in ihren Reihen wie Rik Van Looy , Gilbert Desmedt , Edouard Sels , Guido Reybrouck , Willy Bocklandt , Franz Brands , Herman Van Springel , Joseph Huysmanns , oder die Gebrüder Planckaert und Pauwels . Zu dieser Zeit freute man sich riesig das Radiogerät einzuschalten , um den Reporter Luc Varenne mit seinen emotionsbeladene Berichten zu hören .

    • Mischutka

      @ Der Einarmige Bandit aus dem Ourtal,
      Hallo „Bandit“ (☺) : Ja der gute Luc Varenne. Für mich der beste Radioreporter aller Zeiten. Besonders wenn der mal richtig aufdrehte….. Ich habe mir so manche Übertragung alleine wegen diesem Luc angehört, auch wenn das Geschehen nur Nebensache war. Man dachte immer, man sei dabei. Besonders bei Fußballspielen. Da flippte der öfters total aus. Eine sehr schöne Erinnerung.
      MfG.

  2. Pensionierter Bauer

    Naja, kurz ist das Event nicht gerade. Das Ganze dauert schon über zwei Stunden. Die Werbekarawane ist schon so etwas wie ein lockerer Karnevalszug. Auch glaube ich, dass die Menschen an der Wegestrecke heute viel mehr daraus machen als 1965.

  3. Eine gute Initiative des Velo Club Kelmis ,jeder ist herzlichst eingeladen . Bei Herrn Lecerf am Weißen Haus muss man sich anmelden wegen Terrorgrfahr Stufe 3 oder vielleicht weil man Gelder bei Publifin erhalten hat ??!!

  4. Wir haben echt 2 schöne Stunden erlebt auf Höhe des Grill im Touring auf der Lütticherstrasse in Kelmis. Nur sehr bedauernswert dass die ARD genau auf Höhe des Wasserwerks – also gut 50 Meter vor der Grenze – den grandiosen Einfall hatte weg zu schalten ins Studio der Tagesthemen… Um erst wieder LIVE rein zu schalten auf Höhe von Henri-Chapelle. Daher waren umso erleichterter es uns vor Ort in Kelmis angesehen zu haben ;-)

      • Georg Kremer

        Ist wahrscheinlich purer Zufall, aber zum gleichen Zeitpunkt als die ARD sich zeitweilig verabschiedete – just als das Peloton in Kelmis eintraf – blendete die RTBF ihrerseits Werbung ein. Habe dann weiter geschaut auf EEN (VRT). Originalzitat des Sportjournalisten: „Weeten jullie da er in dit hoekje van België duits gesproken word? Ze zijn maar een par duizend maar ze kijken wel ook het Vlaamse televisie.“ Puuh, da bleibt aber noch viel zu tun in Sachen Ostbelgien-Marketing… Glücklicherweise hïng davon nicht der Erfolg der Veranstalter des Rahmenprogramms in Kelmis und Lontzen ab. Chapeau, was man dort auf die Beine gestellt hat. Eine tolle TV-Werbung hingegen war der anschließende Beitrag der RTBF über den „Beau Vélo de RAVeL“ in Raeren am Samstag.

        • Wir haben von RTBF auf France 2 umgeschaltet. Bei der Durchfahrt von Kelmis hat der Sprecher eine tolle historische Reportage über Kelmis gehalten. Er sprach u.a. von den Zinkminen. Chapeau, les français !

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