Gesellschaft

Rückschlag für Reformer in der Kirche: Papst Franziskus gegen Lockerung des Zölibats und Weiheämter für Frauen

22.09.2019, Nordrhein-Westfalen, Köln: Demonstrantinnen der Bewegung „Maria 2.0“ stehen mit einem Transparent mit der Aufschrift „Kirchenamt in Frauenhand - Maria 2.0“ vor dem Kölner Dom. Foto: Roberto Pfeil/dpa

AKTUALISIERT – Für den konservativen Flügel ist es ein Punktsieg, für Reformer ein Rückschlag. Der Papst rüttelt weder am Zölibat, noch ebnet er Frauen einen Weg zu Weiheämtern.

Papst Franziskus hat Hoffnungen auf eine Öffnung der katholischen Kirche für verheiratete Priester und für Frauen in Weiheämtern zerschlagen. In einem seit Monaten erwarteten Lehrschreiben vermeidet der Pontifex eine Aussage über die Zulassung von verheirateten Männern zur Weihe in der Amazonas-Region.

Ausnahmen vom Zölibat hatten Teilnehmer einer Bischofssynode gefordert. Franziskus kommt auch dem Ruf nach einem Diakonat für Frauen nicht nach.

12.02.2020, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus spricht bei seiner wöchentlichen Generalaudienz im Vatikan. Foto: Gregorio Borgia/AP/dpa

„Leider findet er nicht den Mut dazu, in den seit 50 Jahren diskutierten Fragen der Weihe verheirateter Männer und der liturgischen Kompetenzen von Frauen echte Reformen umzusetzen“, erklärte der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck bedauerte das Festhalten an der Ehelosigkeit von Priestern. „Das ist vielleicht Ausdruck der Zögerlichkeit einer 2000 Jahre alten Kirche.“

In dem Dokument „Querida Amazonia“ (Geliebtes Amazonien) spricht der Papst vor allem über die Zerstörung des Regenwaldes und seiner Völker. Es folgt auf das Bischofstreffen im Oktober im Vatikan. Damals hatte sich die Mehrheit der mehr als 180 Teilnehmer für die Weihe von verheirateten Männern in Ausnahmefällen in der Regenwaldregion ausgesprochen, um dort den akuten Priestermangel zu bekämpfen. Darüber war ein Streit zwischen Konservativen und Modernisierern entbrannt, der das Thema Ökologie verdrängte.

Laien mehr einbinden, aber keine Eucharistie und keine Beichte

Statt nun das Wort Zölibat zu verwenden oder auf die Problematik konkret einzugehen, betont Franziskus nur, dass ein Weg gefunden werden muss, „um diesen priesterlichen Dienst zu gewährleisten“. Er plädiert dafür, Laien mehr einzubinden. Laien könnten „das Wort verkünden, unterrichten, ihre Gemeinschaften organisieren, einige Sakramente feiern“ – aber sie können nicht die Eucharistie feiern und die Beichte abnehmen. Das sei nur dem Priester vorbehalten. Lateinamerikanische Bischöfe sollten mehr Menschen ermutigen, Priester zu werden, und sie dazu bewegen, ins Amazonasgebiet zu gehen – statt in Länder wie die USA abzuwandern.

Der Vatikan bemühte sich, das Dokument vor Journalisten zu erklären, das vieles in der Schwebe lässt. „Es sind noch weite Wege zu gehen, und wir haben schon eine Reise hinter uns“, sagte Kardinal Michael Czerny bei der Vorstellung im Vatikan auf die Frage, ob die Zölibatsfrage nun vom Tisch sei.

11.03.2019, Niedersachsen, Lingen: Frauen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) demonstrieren während der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Foto: Friso Gentsch/dpa

Bei der Frauenfrage blieb Franziskus hinter den Erwartungen zurück. Er ruft zwar zu mehr Frauen in Führungspositionen auf – eine Weihe für geistliche Ämter kommt für ihn aber nicht infrage. Der Blick „auf funktionale Strukturen“ wäre ein „Reduktionismus“ und „würde uns zu der Annahme veranlassen, dass den Frauen nur dann ein Status in der Kirche und eine größere Beteiligung eingeräumt würden, wenn sie zu den heiligen Weihen zugelassen würden“.

Dies würde zu einer „Klerikalisierung der Frauen“ führen. „Die Frauen leisten ihren Beitrag zur Kirche auf ihre eigene Weise und indem sie die Kraft und Zärtlichkeit der Mutter Maria weitergeben.“ Frauen sollten „eine zentrale Rolle in den Amazonasgemeinden spielen, Zugang zu Aufgaben und auch kirchlichen Diensten haben, die nicht die heiligen Weihen erfordern, und es ihnen ermöglichen, ihren eigenen Platz besser zum Ausdruck zu bringen“. Ein Bischof müsse sie zu solch einem Dienst beauftragen. „Das bedeutet auch, dass Frauen einen echten und effektiven Einfluss in der Organisation, bei den wichtigsten Entscheidungen und bei der Leitung von Gemeinschaften haben, ohne dabei jedoch ihren eigenen weiblichen Stil aufzugeben.“ (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

20 Antworten auf “Rückschlag für Reformer in der Kirche: Papst Franziskus gegen Lockerung des Zölibats und Weiheämter für Frauen”

  1. Marcel scholzen eimerscheid

    Das war doch nicht anders zu erwarten. Die katholische Kirche kann man nur mit Druck von außen reformieren. Sowie Kaiser Konstantin oder Napoleon es gemacht haben. Von allein passiert da nichts. Die gehen eher mit Mann und Maus unter als sich zu reformieren oder einen Fehler zuzugeben.

    Aber das ist nicht weiter schlimm. Den Herrgott anbeten geht auch ohne diese seltsame Junggesellen, die nicht mehr in unsere Zeit und Gesellschaft passen. Die Gläubigen machen eben ihr eigenes Ding. Leben den Glauben ohne Priester. Und je weniger es gibt, umso weniger Probleme machen die.

    Das Zwangszölibat ist eine schreckliche Sache, weil Heiraten ein Menschenrecht ist. Und Frauen die gleichen Rechte verweigern ist nicht akzeptabel.

    • Nachgafragt

      Zwangszölibat? Wieso? Wer wird denn da gezwungen, solo zu bleiben? Wer das nicht will, ergreift eben einen anderen Beruf oder er wechselt ihn, wie so viele Priester auch in Ostbelgien schon getan haben.
      Die Kirche durch Leute wie früher Konstantin oder Napoleon reformiere? Geht’s noch? Wen schlagen Sie denn vor?

      • Marcel scholzen eimerscheid

        Schauen Sie doch mal bitte in die Kirchengeschichte. Die ist voll von Eingriffen der weltlichen Macht. Und warum nicht heute sowas machen ?

        Und wenn die Kirche sich nicht der Zeit anpassen will, so soll man den Geldhahn zudrehen.

  2. Bodenpersonal

    Meine Prägung ist christlich, aber an das Bodenpersonal bei der katholischen Kirche glaube ich schon lange nicht mehr. Was die Kleriker verzapfen geht auf keine Kuhhaut. Die ganzen Kirchenskandale mit Priestern wurden doch überhaupt nicht aufgearbeitet. Auch der jetzige Papst ist leider ein alter Mann, der selbst an seinem letzten Bischofssitz in Südamerika Priester geschützt hat, die sich an Kindern vergriffen haben. Franziskus hat sich am Anfang als bescheidener Reformer gegeben. Veränderungen wird es mit dem Papst nicht mehr geben.

  3. Möhendonnerstag

    Wozu Frauen fähig sind ist am Möhnendonnerstag zu sehen. Ein Gemeindearbeiter der die Toilletten am Tag drauf sauber machenmusste sagte mir die sind schlimmer als die Männer. Von daher sind Sie ja vielleicht auch die besseren Priester?

  4. Pensionierter Bauer

    Der Verein Katholische Kirche schafft sich selbst ab und das ist schlimm für das Christentum. Es ist doch ein Unding, dass die Katholische Kirche noch immer Frauen als Menschen zweiter Klasse behandelt. Genauso so ein Schwachsinn ist es dass man den Verkündern des Wort Gottes jegliche Sexualität verbietet. Ein Priester sagte mir mal, die sexuelle Enthaltsamkeit sei ein Geschenk Gottes dass frei mache. Ich habe ihn nur angeschmunzelt.

  5. Professor

    Die römisch-katholische Kirche hat mit Jesu Gebot der Liebe überhaupt nichts zu tun. Deshalb steht diese Kirche NICHT in der Nachfolge Jesu. Diese Kirche nagelt Jesus täglich noch fester ans Kreuz.

  6. Eiflerin

    Abwarten Ihr werdet noch zur Kirche laufen und zu beten anfangen. Es ist nicht jeder als Priester berufen, aber die, die Berufung in der Einheit mit Gott eingegangen sind, sollten Zölibatär leben und werden es auch. Zu den verheiratete Priester, glaubt Ihr wirklich, dass es dann mehr Priester werden, dass Glaube ich nicht. Unser ( schon mal mein) Herr Jesus Christus hat uns die Sakramente gegeben, wenn Ihr die kennen würdet, dann wisst Ihr, dass es das Sakrament der Ehe oder das der Priesterweihe gibt, es kann nicht die beiden gespendet werden. Frauenpriestertum, waren die Apostel Frauen, NEIN. Wenn jemand jetzt glaubt oder denkt, das Maria Magdalena als Apostelin genannt wird, dann ist es weil sie die Apostelin der Apostel war, also Botschafterin zwischen Jesus und den Aposteln.
    Frauen können viele Hilfe in der Kirche machen um Gott gefällig zu werden, sie sollten aber nie vorne am Altar, Priester spielen wollen. Es ist gegen Gottes Wort. Wenn Ihr aber verheiratete Priester oder Frauen Priestertum haben wollt, dann geht zu den Protestanten, da könnt Ihr machen was Ihr wollt, Euch dann auch noch scheiden lassen.

    • “ Unser ( schon mal mein) Herr Jesus Christus hat uns die Sakramente gegeben, wenn Ihr die kennen würdet, dann wisst Ihr, dass …”
      Wissen, glauben, fabulieren?

      Die Lektüre der Bibel gibt leider keinen Aufschluss über die Sakramente noch sieht Sie das Wort vor. Übersetzungsfehler? Mängel der Bibelautoren das Tatsächliche in Worte zu fassen?

      Die Taufe erfolgte durch Johannes, der jedoch nicht als Christ sondern als jüdischer Sektierer bekannt wurde; Jesus taufte nicht und hat auch niemandem gesagt, dies zu tun. Für die Wandlung erwähnt das eine oder andere Evangelium den Gedächtnischarakter; erst der Korintherbrief lässt eventuell auf eine Sakramentalien Handlung schliessen.

      Dann musste man sich 200 Jahre gedulden bevor der Begriff Sakrament überhaupt auftauchte und weitere 200 bevor Augustinus dazu referierte: Sakramente im heutigen katholischen Verständnis wurden aber nicht definiert.
      Es brauchte dann bis ins 12. Jahrhundert bis man zu einer Definition und der Zahl 7 der Sakramente kam. Noch beim Konzil von Trient (Mitte 16. Jhdt.) wurde über die Anzahl der Sakramente diskutiert. 500 Jahre nach dem Schisma mit der orthodoxen Kirche, Luther wurde eingangs des Konzils begraben.

      Die orthodoxe Kirche betracht die Sakramente eher als Mysterien (wie schon im 2. Jhdt.), die Zahl 7 ist nicht so bindend.
      Die lutheranischen Kirchen (von Ihnen geschmäht) begnügen sich mit 3.
      Die anglikanische Kirche hebt 2 hervor; der Rest Sakramentalien.
      Die reformierten Kirchen betrachten 2 aber eher im Sinne von Symbolen.

      Zweifel an der Rolle der Maria Magdalena bestehen schon lange. Das bewusste Entfernen von Quellen aus dem Kanon kann mittlerweile nicht mehr von der Hand gewiesen werden. Informationen sind jedoch bruchstückhaft und interpretationsbedürftig und -lastig.
      Ihre These der Apostelin als Vermittlerin zwischen Aposteln und Jesus ist jedoch recht „steil“; möchten Sie mit diesem Vorpreschen ihrer möglichen Rolle als Ehefrau oder Geliebte Jesu aus dem Weg gehen?

  7. Marcel scholzen eimerscheid

    Werte Frau Eifelerin. Wie Sie bestimmt wissen, gibt es Ostkirchen, die den Papst als Oberhaupt anerkennen. Und dort sind verheiratete Priester eine Normalität. So auch bei den Protestanten und Anglikanern. Das hat denen nicht geschadet in den letzten 500 Jahren. Ein verheirateter Priester ist glaubwürdiger. Darum geht es. Und was spricht gegen Frauen am Alter? Nichts. Das mit irgendwelchen Bibelstellen ablehnen, ist lächerlich. Ein Zeichen fehlender Argumente. Gut möglich, dass die Leute in schlechten Zeiten das Beten noch mal lernen. Aber dann sind es nicht mehr katholische Geistliche, die es tun, sondern andere. Ganz einfach, weil es keine mehr gibt. Der Egoismus der Kirchenoberen ist himmelschreiend. Prinzipienreiter ersten Grades, denen alles egal ist.

    • Eiflerin

      Herr Scholzen, es geben noch Priester, auch deutschsprachige, aber unsere Bischöfe, genau wie die deutschen Bischöfe, wollen diese nicht, denn sie sind ihnen zu katholisch ( Petrusbruderschaft oder Piusbrüder). Diese Priester haben keine Pfarrern und auch in anderen Ländern geben es viele Seminaristen, die unser Kardinal nicht hier haben wollen, sonst können sie nicht mehr machen, was sie wollen. Aber vor allem ist es Papst Franziskus, der mehr den wahren Glauben lehren sollte und somit diesen Priester eine Platz hier in Belgien oder auch in anderen Europäischen Ländern.

  8. Guido Scholzen

    Warum macht die katholische Kirche es nicht wie bei den Orthodoxen: Priester dürfen heiraten (einmal) oder auch (nicht in allen Kirchen) verheiratete Männer dürfen Priester/Diakon werden.
    Man unterscheidet zwischen dem „weißen Klerus“ (verheiratete Priester und Diakone, weltliche Priesterschaft) und dem „schwarzen Klerus“ (Mönche und Nonnen, zölibatäre Klosterschaft). Nun ist es aber traditionnell so geregelt, dass ab dem Bischof nur unverheiratete Männer erlaubt sind.
    Mit diesem System wäre dieses von Rom selbstgeschaffene Zölibatsproblem an der Basis gelöst, und es gäbe auch für höhere Ämter einige Zölibatäre.
    Übrigens: im Osten gibt es auch unierte Kirchen mit Rom. Dort sind auch verheiratete Priester am Werk, eben nach Tradition von Ostkirchen, z.B. die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine. Da ist es normal, dass verheiratete Priester einen zölibatären Papst in Rom als Oberhaupt haben.
    So what???

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