Fast ein Viertel der arbeitsfähigen Jugend in Europa ist heute ohne Job. Das Europaparlament hat die EU-Arbeitsminister nachdrücklich zur Einführung einer „Jugendgarantie“ aufgerufen, mit der Jugendlichen nach höchstens vier Monaten eine Beschäftigung, Lehrstelle oder Weiterbildung angeboten werden soll. Wie sieht die Lage in der DG aus? Der Rat der deutschsprachigen Jugend (RdJ) fordert Maßnahmen.
„Wenn ich groß bin, werde ich…“ – ein Satz, den die meisten Heranwachsenden früher oder später äußern. Im Oktober 2012 konnten nach Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat 23,4% der arbeitsfähigen Unter-25-Jährigen diesen Satz noch nicht komplettieren.
Mit der so genannten EU-Jugendgarantie wolle man „ein Instrument einführen, das jungen Menschen eine Chance gibt und mit dem wir verhindern können, dass eine verlorene Generation entsteht“, so die EU-Abgeordnete Pervenche Berès (S&D, Frankreich). Die Initiative wurde mit 546 Stimmen bei 96 Gegenstimmen und 28 Enthaltungen angenommen.
DG: 12,8% der 14- bis 25-Jährigen arbeitslos
Belgien liegt mit 18,8% zwar unter dem europäischen Durchschnitt, hat sich im Vergleich zum Vorjahr jedoch um 0,8% verschlechtert. In der Deutschsprachigen Gemeinschaft stehen derzeit nur Zahlen für das Jahr 2011 zur Verfügung. Vor 2 Jahren waren laut DGStat insgesamt 507 Jugendliche als vollarbeitslos gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenrate von 12,8% bei den 14- bis 25-Jährigen. Zum Vergleich lag die allgemeine Arbeitslosenrate in der DG 2011 bei 7,9%.
In früheren Projekten hat der Rat der deutschsprachigen Jugend (RdJ) bereits mehrmals die Jugendarbeitslosigkeit thematisiert. So konnte durch die Konsultation „Dein Job, deine Zukunft: Rede mit!“, die 2010 in der DG stattgefunden hat, viel Verbesserungswürdiges identifiziert werden. „Es stellt sich allerdings die Frage, wie die politischen Entscheidungsträger diese Empfehlungen aufgegriffen haben und mit welchen Maßnahmen sie die EU-Jugendgarantie in der DG umsetzen möchten“, so der RdJ in einer Pressemitteilung.
Beispielsweise sind Jugendliche den Anforderungen der Arbeitsplatzsuche nicht immer gewachsen. Ein Markt, in dem der Wettbewerbsgedanke eine zunehmend große Rolle spielt, bedarf entsprechender Vorbereitung. Mangelt es an dieser, ist es oft schwierig, im Arbeitsleben Fuß zu fassen. Hier sind Schulen und Dienstleister in der Beschäftigungsvermittlung gleichermaßen gefordert.
Ein Meer von Informationen
Wie auch in der Stellungnahme des RdJ zum Bericht des Europarates über die Jugendpolitik in Belgien (2012) festgehalten, sollten Berufsinformationen in der DG, vor allem in der Oberstufe, strukturierter und für die Jugendlichen planbar sein. Zudem sollten sie durch eine Vor- und Nachbearbeitung in der Klasse begleitet werden.
„Die Jugendlichen der DG finden sich oft einem Meer von Informationen gegenüber und wissen nicht, was sie mit diesen anfangen sollen. Sie sehen sprichwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr“, kritisiert der RdJ. Um die Beschäftigungsfähigkeit der Jugendlichen zu erhöhen, sollten die Angebote des Arbeitsamtes verstärkt individuell angeboten werden und gezielt auf den Bildungshintergrund, das Alter und die Bedürfnisse des Jugendlichen abgestimmt sein.
„Junge Menschen bergen das größte Zukunftspotenzial innerhalb einer Gesellschaft“, so der RdJ: „Die EU-Jugendgarantie bietet uns die Chance, allen Jugendlichen in der DG spätestens 4 Monate nach Beendigung der Ausbildung, des Studiums oder einer Beschäftigung eine Zukunftsperspektive zu bieten. Diese Chance nicht zu nutzen, heißt, Potenzial zu vergeuden.“
Wie sieht der Vergleich Süd/ Nord der DG aus ?
Wer hat die genauen Zahlen ?
Für die Altersgruppe der 14 bis 25jährigen hat man die Zahlen in den DG-Stat-Publikationen leider nicht nach Nord/Süd aufgeschlüsselt. Dies ist nur für die allgemeinen Arbeitslosenzahlen geschehen.
Die Angaben von DG Stat für 2011 findest du hier: http://www.dgstat.be/PortalData/22/Resources/downloads/statistikendatenbank/2_3_arbeitsmarkt/Arbeitslose_2011.pdf
Schwachsinn sowas kann man nicht garantieren!!!
Dank an den RDJ Rat für die Info
Wäre trotzdem mal gut zu wissen wie sich das Süd/Nordgefälle darstellt
Vielleicht hilft dieser Link weiter: http://www.dgstat.databank.nl/
In der linken Leiste kann man die gesuchten Daten finden. Hier der Pfad: Arbeitsmarkt > Arbeitslose > Arbeitslose gesamt > Alter <25 Jahre
In der Statistik werden die 9 DG-Gemeinden, aber auch Malmedy und Weismes angeführt.
Kann man „unter 18“ eigentlich arbeitslos sein? Gilt man da nicht als schulpflichtig?
@ Vereidiger….
Genau das habe ich auch gedacht als ich diesen Artikel lies. Nach dem Motto: Eine Statistik jedenfalls ist nur so gut wie derjenige, der sie interpretiert.
in der Statistik nennt man die Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 65 „Menschen im arbeitsfähigen Alter“. Daher beziehen sich die Statistiken auch auf diesen Altersrahmen. Inwiefern man dann im juristischen Sinn unter 18 „Arbeitslos“ sein kann ist dann tatsächlich fraglich. Sollten sich die 507 Personen aber nur auf die 18-25 jährigen beziehen, dann ist die Situation doch nur noch viel schlimmer als oben beschrieben…
Vielleicht sind Schulabgänger, die eine Lehre angefangen und geschmissen haben, damit gemeint.
Hier nur einige Ergänzungen:
– Im Norden der DG waren 2012 im Durchschnitt 356 Jugendliche arbeitslos, im Süden 151. Das ergibt eine Jugendarbeitslosenquote von 18,0% für den Norden und von 8,0% für den Süden (macht zusammen für die DG im Schnitt 528 Jugendliche und 13,3%). Die meisten Jugendlichen bleiben allerdings nicht lange arbeitslos: zwei Drittel dieser Jugendlichen war nicht länger als 6 Monate arbeitslos.
– Man betrachtet die Gruppe der 15-24jährigen, denn nicht überall in Europa gibt es Schulpflicht bis 18. Tatsächlich sind in unseren Zahlen (in Belgien und der DG) fast keine Jugendlichen unter 18 in dieser Gruppe drin. Ausnahmsweise tauchen Jugendliche unter 18 auf, wenn sie im Teilzeitunterricht sind und (vorübergehend) keine Arbeit oder Praktikum für den verbleibenden Teilzeitanteil haben.
– Die jeweils aktuellen Monatszahlen zur Arbeitslosigkeit sind unter http://www.adg.be und auf http://www.dgstat.be zu finden.
Das ist mal ein gutes Beispiel : da reagiert ein (a)politischer Behördenmensch prompt und unaufgefordert auf Fragen, die sich einfache Bürger in einem Forum stellen! Bravo! Ach wäre es doch öfter so …
Zufällig wird heute im GE auch der MP Lambertz zur s.g. e-governance befragt (aus Anlass der „elektronischen Unterzeichnung“ eines entsprechenden Kooperationsvertrags zwischen den Gemeinschaften) und man hat den Eindruck, da wird „groß geredet um in Wirklichkeit kaum etwas Konkretes zu sagen“. Ich glaube ohnehin nicht, dass das in unserem Belgien wirklich mal groß klappen wird, alleine schon wegen der 3 Sprachen. Schau’n mer mal…
Wie sieht denn der Schulabschluß bei den Jugendlichen aus? Z.B. war/ist im allgemeinen Lernmotivation zu verzeichnen?
Danke Robert
Jung, dynamisch und erfolglos galt vor 25 Jahren auch schon.
Ist bei den Jugendlichen im allgemeinen eine Motivation z.B. inerhalb der Ausbildung zu verzeichnen? Das sagt schon einiges aus