Leserbrief

Johann Klos: Das Joch der Globalisierung

Wenn wir uns damit abfinden, dass die Dynamik der freien Märkte ein weiterhin erstrebenswertes Zukunftsmodell sein soll, werden wir das bisher Erreichte in Sachen soziale Errungenschaften auf Dauer nicht aufrechterhalten können und mehr und mehr von unserem Erreichten einbüßen, was zu einer gewaltigen Verarmung in unseren Breitengraden für viele führen wird.

Wichtig ist hier für mich, für unsere weltweite Ausrichtung, die Forderung, dass ein gemeinsamer Wirtschaftsraum die gleichen Spielregeln beachtet.

Wir können nicht dauerhaft in unserem Teil der Welt sozial gerechtere Verteilungsformen gegen die freie Konkurrenz anderer Regionen stellen. Die billigeren Warenströme aus Ländern, wo das Kapital keine Rücksicht auf Menschen als Arbeitskraft nehmen muss, bedingt durch fehlendes soziales Abgleichen, gefährdet unser soziales Erfolgsmodell. Unsere – nennen wir sie – „fair hergestellte Waren“ können nicht konkurrenzfähig im Preis dagegen bestehen. Wir werden dies auch dauerhaft nicht durch Innovation ausgleichen können. Zu schnell transferiert sich heute Knowhow. Es gilt für mich immer eindeutiger, dass es nichts Billigeres zu erwerben gibt als Fachwissen.

Eine Wirtschaftspolitik, die dies berücksichtigt, ist Neuland. Es ist ein teils Sich-Verabschieden von unserer bisherigen Definition von freier Marktwirtschaft. Hier stelle ich den Begriff „Lebensstandardausgleichsabgabe“ als eventuellen Ausgleichspuffer zur Diskussion.

Sie und ich erleben es doch praktisch täglich: Je weniger Arbeit es gibt, desto größer der Pol der Arbeitssuchenden. Diese abnehmende Nachfrage nach Arbeitskräften hat jetzt schon zu einer menschenverachtenden Ausbeute der „Arbeitnehmer“ in verschiedenen Ländern Europas geführt.

Die davon galoppierenden Kosten zur Bestreitung des Lebensunterhalts zwingt sie dazu, sich praktisch wie eine Ware behandeln zu lassen. Der so erzielte Nettolohn, der für viele schon nahe an der Armutsgrenze liegt – trotz Vollzeitjob -, ist nicht zu vereinbaren mit unserem mühsam aufgebauten Sozialstandard.

Hier gilt es Antworten zu finden. Menschenwürdige Existenzparameter waren einst die Eckpfeiler der sozialen Marktwirtschaft und müssen es auch wieder werden.

Wirtschaft und somit Wirtschaftsunternehmen hatten (und sollten haben) eine soziale gesellschaftliche Aufgabe in unseren Breitengraden. Der Trend der letzten Jahre zeigt eindeutig für viele (nicht für alle), dass soziales Engagement nicht mehr zählt, mit katastrophalen Auswirkungen für die Betroffenen.

Hier muss – bedingt durch die soziale Verantwortung – auch erlaubt sein, den Begriff Eigentum neu zu definieren, und gerade bei multinationalen, börsennotierten Unternehmen sollte der Begriff „verantwortungsbewusstes soziales Eigentum“ mit in die überstaatlichen Wirtschaftspolitik einfließen.

Da wir davon ausgehen können, das der Großteil der derzeitigen Wirtschaftsführer das Wohl der Bürger aus den Augen verloren hat, sollte der Staat sich darüber Gedanken machen, wie er die Würde der ihm anvertrauten Bürger durch ein Konstrukt von rechtlichen Rahmenbedingungen schützt – mit dem Ziel, die Mitarbeiter menschlich in die jeweiligen Arbeitsgemeinschaften zu integrieren.

Das sind Überlegungen, die im übergeordneten europäischen Maßstab angegangen werden müssen.

23.4.2014 Johann Klos, Eupen

10 Antworten auf “Johann Klos: Das Joch der Globalisierung”

  1. Réalité

    Oufti!Herr Klos,langer,langer Text!

    Dies ist die heutige moderne Sprache der Politiker!
    Alles könnte viel einfacher sein,wenn’s denn eben „viel schlanker“ wäre!
    Ganz sicher die Materie:POLITIK!

    -Muss es denn immer in langen Texten,vielen Paragraphen und Gesetzen sein!??

    -Ja,aber sicher!Denn ein jeder hat doch seine,viel besseren Ideen…wie die der Konkurenz…!Die konnten es nie….die können es nie…die werdens niemals lernen…!

    -Obschon schon Steuern zu Hauf,kommen Sie jetzt mit Ihrer „Lebensstandardausgleichzulage“ als „Steuerpuffer“ ansTageslicht.

    -Haben der“ Dinger „schon mehr wie genug am Halse bzw.Geldbeutel!Da kann der Name noch so schön human klingen wie er auch will….es geht mal wieder an „des Bürgers Beutel“!Wie schön klang doch damals auch der Name „MEHRWERTSTEUER“…..was hat er/die gebracht…..!??

    -Das Staatssäckel ist immer noch, und trotzdem noch nicht voll genug!??

    -Gebe Ihnen nochmals den Tipp:Fangen Sie mal an in den oberen Staatsetagen zu säubern und zu durchleuchten!
    Erst nach gründlichem Hausputz vieler,sehr vieler unnötiger Gesetze,Verordnungen,Posten,Instanzen…usw…..werden wir wieder der „REALITÄT“ ins Auge sehen können!

  2. senfgeber

    Wuuuuuups, da schlägt mein Bullshit-Detektor aber wieder mal wie verrückt aus.

    Der Vollständigkeit halber hier nur noch mal so zur Erinnerung, dass Johnny aus dem Nichts mit „Leserbriefen“ aufgetaucht ist, von dem die Leute denken, der ist wie du und ich, der ist mir mit seinem “ich-machs-allen-recht-und-bin-zu-allen-lieb” sympathisch, dem kann ich meine Stimme geben, und sich dann kurz vor den Wahlen als SP-Mann outet.

    Das plumpe Ziel der „Leserbriefe“ von Klos (wir wissen noch nicht mal, ob Johnny das auch selbst schreibt oder für uns nur mit seinem Namen firmiert) ist, wenige Wochen vor den Wahlen auf Gutmensch der SP/PS zu machen und sich so bei den Wählern einzuschleimen.

    Diese “Leserbriefe” sind eine plumpe Anbiederung.

    Dabei ist gerade dieses Thema von einem PS-Mann Realsatire.

    Es sind die politisch Verantwortlichen der PS, die Wallonien zu einem der wirtschaftlichen Schlusslichter in Westeuropa heruntergewirtschaftet haben, das wie ein Junkie am Tropf von Flandern hängt.

    Noch weitere Fragen zum wirtschaftlichen Sachverstand von PS-Leuten?

    Johnny, ich glaube, dass wir nach dem 25. Mai nichts mehr von Ihnen lesen oder hören werden.

  3. Blah, blah, blah, blah….. Wen wollen Sie mit Ihren Allgemeinplätzen beeindrucken? Seit Beginn der „Schuldenkrise“ wird über die „Geburtsfehler“ des €uro (z.B. fehlende Angleichung der Wirtschafts und Finanzpolitik, unterschiedliche Unternehmensbesteuerung e.t.c) diskutiert. Verändert wurde nichts. Wie auch? Die Stimme des Niedrigsteuerlandes Irland hat genausoviel Gewicht wie die der Hochsteuerländer Frankreich und Deutschland. d.H. es können keine Beschlüsse gefasst werden wenn die Iren es nicht wollen. Aber trösten Sie sich, bei der anhaltenden Jugendarbeitslosigkeit und der immer düsterer werdenden Zukunft können wir das Europa von heute bald im wahrsten Sinne des Wortes „in die Tonne kloppen“ Die Frage die sich mir stellt ist:“Was werden wir „Alten“ tun wenn die Jugend Ihr Recht auf Zukunft einfordert?“

  4. “Lebensstandardausgleichsabgabe” als eventuellen Ausgleichspuffer zur Diskussion.

    Als Ausgleich im Puff?
    Nun, Scherz beiseite. Diesen umstrittenen „Ausgleich “ bezahlt der deutsche Staat bereits den Arbeitnehmern im Niedriglohnsektor über Hartz IV, damit diese Menschen über ein Mindesteinkommen verfügen.Es ist aber nicht Sache eines Staates, aus Steuermitteln unzureichende Lohnzuwendungen seitens gewisser Arbeitgeber aufzustocken. Daher sind verpflichtende Mindestlöhne genau richtig in den Bereichen, wo es keine verbindlichen Tarifabschlüsse gibt. Wobei m.E.nach der anvisierte Stundenlohn von 8,50 Euro auch nicht mehr ausreichend ist.

  5. Joseph Meyer

    Herr Klos,
    jetzt fangen auch Sie noch an, wie vor Ihnen schon die PFF-VertreterInnen, Mathieu Grosch + Pascal Arimont für die CSP, sowie nicht zu vergessen Lydia Klinkenberg für ProDG, “Süßholz zu raspeln“!
    Haben Sie Sich mal gefragt, was sich denn Ihre Partei-Genossen und Genossinnen dabei gedacht haben, diese ganzen “EU-Mistverträge“, man kann sie leider nicht anders bezeichnen – Lissabon, ESM, Fiskalpakt, Cotonou, und die vielen Kooperationsverträge – im PDG allesamt kritiklos durchzunicken?!
    Wenn Sie, Herr Klos, denn so solidarisch und so wirtschaftlich-vernünftig denken, was tun Sie dann bei der SP?!
    Ihre Vertuschungsmanöver können das “Selbstbediener-Wesen“ Ihrer KollegInnen auf der Wahlliste nicht verändern! Sie können zwar mit weißer Kreide die Stimmen weich machen, und dqnn schöne Worte reden lassen, die Krallen und die langen Zähne wollen aber damit partout nicht verschwinden…

    • Johann Klos

      Ach Herr Meyer suchen sie mal in den Analen des G-E und Sie werden einen Leserbrief von mir finden in welchem ich mich damals energisch gegen den Fiskalpakt geäußert habe.

      Ich war wohl nicht der einzige und damals noch nicht für die hiesige PS aktiv. Es wird wohl eine Menge an Politiker gegeben haben die da so ihre Bauchschmerzen hatten. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte Frau Jadin ja richtige Krämpfe und auch ihr habe ich ein Magenmittel zukommen lassen.

      Eine so große Partei wie die PS hat auch Platz für einen Sozialdemokraten der manches linker sieht als sie selbst und in anderen Fragen eher eine soziale liberale Einstellung an den tag legt.

      Sie sollten aufhören in alten Klischees zu denken. Eine Partei wie die PS in Ostbelgien lebt mit kontinuierlichen Strömungsanpassungen für das Heute und für das Morgen immer das Wohl der Bürger im Auge behaltend.

  6. Zappel Bosch

    Theoretisch wieder mal sehr schöööön (wie schon des öfteren zum selben Thema), Herr Klos, aber wie würden Sie es anpacken? Das ist nicht nur organisatorisch unmöglich, es ist auch ökonomischer Unsinn…
    1. Wenn Sie Waren teurer machen, sinkt die Nachfrage.
    2. Arme Länder (vorteilhafte Kostenstruktur) blieben arm (heimische Preise würden „hochgepuffert“) und reiche Länder würden ärmer (geringerer Exportüberschuss, da weniger Nachfrage)
    3. Konkurrenz belebt das Geschäft und die Wirtschaftlichkeitsbemühungen.
    4. Das System wäre reiner Protektionismus für Hochpreis-Länder.

  7. Johann Klos

    Die Lebensstandardausgleichsvariablen.

    „ Wir benötigen ein Wirtschaften innerhalb der einzelnen Mitgliedstaaten der EU mit fairen, partnerschaftlichen, Bedingungen. Eine weisungsungebundene Wettbewerbsbehörde mit Regulierungsbefugnissen muss her, um die unterschiedlichen Kostenfaktoren der einzelnen Volkswirtschaften „auszupuffern“ und somit die Ausgangsbedingungen zum Anstoß der Produktivität zu regulieren.“

    „ Wir können nicht dauerhaft in unserem Teil der Welt sozial gerechtere Verteilungsformen gegen die freie Konkurrenz anderer Regionen stellen. Die billigeren Warenströme, aus Ländern wo das Kapital keine Rücksicht auf Menschen als Arbeitskraft nehmen muss, bedingt durch fehlendes soziales Abgleichen, gefährdet unser soziales Erfolgsmodell, unsere nennen wir sie „fair hergestellte Waren“ können nicht konkurrenzfähig im Preis dagegen bestehen. Wir werden dies auch dauerhaft nicht durch Innovation ausgleichen können. „

    Wir werden es nicht ausgleichen können, weil es einfach falsch ist zu glauben dass ausgerechnet wir in Mitteleuropa den derzeitigen technologischen Vorsprung halten können. China, Indien usw. holen kräftig auf. Ein rein mathematisches Modell sagt uns, das diese Länder die in den kommenden Jahren x-mal mehr Hochschulabsolventen auf den Arbeitsmarkt bringen werden und als Match-winner im Bereich Maschinenbau usw. aufsteigen. Wir werden den technologischen Vorsprung nicht halten können und somit Exporte verlieren. Bereiche in denen wir weiter führend bleiben werden durch Firmenzukäufe mittels asiatischem, und anderem Kapital globalisiert und dann?

    Dann … verlagert das Kapital die Arbeitsplätze immer weiter in Regionen wo die Lohnstück und Nebenkosten am niedrigsten sind und hinterlässt einen sozialen Kahlschlag.

    Was ist zu tun um in Zukunft jedem Land seine eigene Wertschöpfungskette zu garantieren.

    Eine weisungsungebundene Wettbewerbsbehörde erstellt eine Datenbank in welcher die Herstellkosten einzelner Produktgruppen erfasst werden und als variable die Lohn und Lohnnebenkosten verschiedener Ländergruppen ausgewiesen werden.
    Ein importiertes Produkt wird gemäß seiner Herkunft bereits im Ursprungsland nach einem variablen Schlüssel mit einem Mehrwert belegt, welcher einen Ausgleich bilden soll zu den vergleichbaren Mehrkosten des Produktes, wenn dieses im vorgesehenen Importland produziert worden wären. Somit beschränkt sich zum ersten die Produktion überwiegend
    auf den heimischen Markt und nur Produkte mit wertschöpfender Innovation werden in den Importländern auch bei höheren Kosten einen Absatzmarkt finden. Die Innovation als Motor der Wirtschaft wird also nicht ausgebremst. Man kann dieses System insofern ausbauen, indem man gewissen Ländern eine ausgehandelte Erststückzahl zu Sonderbedingungen für den Export zugesteht.
    Der Unterschied zum derzeitigen praktizierten protektionistischem System besteht darin, dass es keine Importzölle geben soll, sondern der erzielte Mehrwert dieser jeweiligen Exporte verbleibt bei der Ausfuhr direkt im Herstellland und verhilft diesen Staaten den wirtschaftlichen und sozialen Anschluss schneller zu gestallten.

    Die Industrie wird sich darauf einstellen und der nationale Markt wird als Absatzmarkt an Wert gewinnen wodurch Kreislaufwirtschaft endlich den Stellenwert eingeräumt bekommt den er aus einem rein umwelttechnischen Aspekt verdient.

    Die notwendigen Variablen werden ständig überprüft und angepasst bis das der Weltwirtschaft ein einheitliches Lohn und Lohnnebenkostensystem zugrunde liegt.

    Das solch ein Modell auch mit Einschränkungen verbunden ist sollte jedem einleuchten. Es verteilt den Reichtum gleichmäßiger und wird durch ein preislich angehobeneres Produkt resourcenschonender.

    Eine Anregung ohne Anspruch auf Umsetzbarkeit. Sie soll aber mit dazu beitragen Diskussionen über das wie und wohin anzustoßen.

  8. Zappel Bosch

    Danke für Ihre Bemühungen, Herr Klos. Ich bleibe dabei : Dinge wie z.B. (Zitat) „Die notwendigen Variablen werden ständig überprüft und angepasst bis der Weltwirtschaft ein einheitliches Lohn- und Lohnnebenkostensystem zugrunde liegt“ sind organisatorisch und politisch nicht durchsetzbar und „ökonomisches Hara-Kiri“ (s.a. Punkte 1-4 im letzten Posting).

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