Gesellschaft

In Belgien mehr Unfälle mit Radfahrern: Ministerin befürwortet Helmpflicht

Ein Helm kann Leben retten. Foto: Shutterstock

Bei den momentanen Straßenverhältnissen sind Radfahrer ohnehin gut beraten, auf eine Fahrradtour zu verzichten. Trotzdem ist seit einigen Tagen die Sicherheit der Radfahrer in Belgien wieder ein Thema.

Der Grund: Die für Mobilität zuständige föderale Ministerin Jacqueline Galant (MR) hat sich für eine Helmpflicht ausgesprochen. Sie beruft sich auf Statistiken, die ihrer Ansicht nach belegen, dass Radfahrer, die einen Helm tragen, weniger Risiken eingehen als diejenigen, die auf einen Helm verzichten.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres nahm in Belgien die Zahl der Unfälle mit Radfahrern nach Angaben der Zeitung Le Soir um 11,2% zu. Außerdem tragen bei Unfällen nach Angaben des Belgischen Instituts für die Sicherheit im Straßenverkehr (IBSR) rund 30% der verletzten Radfahrer eine Kopfverletzung davon.

In Australien ist Helm seit 1991 Pflicht

Die Helmpflicht für Radfahrer gibt es seit 1991 in Australien. In Kanada gibt es sie in verschiedenen Provinzen. In Spanien müssen Radfahrer seit 2005 auf den Nationalstraßen (außerhalb der Ortschaften) einen Helm tragen. Bei extremer Hitze wird eine Ausnahme gewährt.

Radfahrer leben gefährlich (hier auf der Vennstraße von Eupen nach Baraque Michel). Foto: OD

Radfahrer leben gefährlich (hier auf der Vennstraße von Eupen nach Baraque Michel). Foto: OD

In einigen Ländern unterliegen nur Kinder der Helmpflicht, so zum Beispiel in Slowenien, Finnland und Schweden.

Im Radsport hat es lange gedauert, ehe die Helmpflicht eingeführt wurde. Anfangs war eine Mehrheit der Radprofis strikte dagegen, was 1991 sogar zu einem Fahrerstreik führte. U.a. der Tod eines Radprofis beim Rennen Paris-Nizza im Jahre 2003 führte allmählich zu einem Umdenken. Vom Internationalen Radsportverband wurde das Tragen eines Helms zunächst nur empfohlen, später dann aber Pflicht.

Kritiker: Es fehlt an sicheren Radwegen

Die Fahrradhersteller und -verkäufer zeigen wenig Interesse an einer Helmpflicht, und dies aus einem nachvollziehbaren Grund: In Australien ist die Zahl der Radfahrer nach der Einführung der Helmpflicht stark zurückgegangen, insbesondere bei jüngeren Menschen, obwohl das Fahrrad in einer modernen und umweltfreundlichen Gesellschaft eher gefördert werden soll.

Kritiker der Helmpflicht argumentieren, dass das eigentliche Problem für Radfahrer ein ganz anderes ist, nämlich das Fehlen von sicheren Radwegen. Und dort, wo es diese nicht gebe, seien Radfahrer oft Opfer von Autofahrern, deren rücksichtsloses Verhalten sie immer wieder in Gefahr bringe. (cre)

38 Antworten auf “In Belgien mehr Unfälle mit Radfahrern: Ministerin befürwortet Helmpflicht”

  1. Ich wundere mich, dass es in Belgien die Helmpflicht für Radfahrer noch nicht gibt. Hier wird doch sonst auch vieles verboten. Man denke nur ans Rauchverbot. Die Helmpflicht macht auf jeden Fall Sinn. Dass es sie in Belgien noch nicht gibt, kann man nur damit erklären, dass die Radfahrer in der Politik ebenfalls einige Lobbyisten haben.

    • R.A. Punzel

      @Tour: Sooo einfach ist die Helmpflicht gesetzlich nicht zu verankern. Die Helmpflicht für Mofafahrer in den 1960er-Jahren (die Älteren Alten erinnern sich noch…) war einfach: Ein Minister, ein Unternehmen, fertig. (Hony soi, qui mal y pense).

      Heute, 2014(5): Viele Korrupte, viele Unternehmer, viele Lobbyisten…

      Hony soi, qui mal y pense.

      Häppchen New Year.

  2. 4701Kettenis

    Ja vor allem wenn man dann den Jahres rückblick unseres Königs schaut….
    Fahrradtour-die Kinder alle nen Helm auf,Vater +Mutter nicht…tolles Vorbild!!!
    Mein Sohn meinte nur…DIE SIND ABER DUMM PAPA…und der ist 4 und weiss es schon…

  3. Also, um durch Eupen zu gehen bzw.zu spazieren siehe ich auch immer ein Helm an, besonders in der Begegnungszone. Sicher ist sicher.
    Aber die meisten Menschen sterben ja bekanntlich im Bett, darum plädiere ich dazu, die Betten abzuschaffen oder noch besser zu versteuern.

    • Altweltenaffe

      „Betten abschaffen“: Das war doch mal ein guter Vorschlag, André! Sie haben verstanden wie ein Politiker die Statistiken ließt!
      11,2 % mehr Unfälle, sehr besorgniserregend! Hat man denn auch erfasst wie viel Fahrrad gefahren wird? Vielleicht lässt sich die Steigerung ja auch dadurch erklären, dass einfach mehr Leute aufs Fahrrad umsteigen?
      Zum Vergleich: Ich wage die Prognose, dass diesen Winter auch mehr Leute im Winter auf glatten Strassen verunglücken wie letztes Jahr. Hat jemand dafür ne Erklärung? Manchmal genügt es den Verstand einzuschalten. Aber es ist anscheinend leichter immer neue Gesetze zu erlassen.

  4. Baudimont

    „Mein Körper gehört mir und niemandem sonst.“

    Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Niemand müsse einen Sicherheit Hut tragen, wenn er ihn nicht wolle und sicherlich sollte er dafür kein Strafe zahlen müssen,

  5. 4701Kettenis

    Und Radfahren ist ja auch sooo Umweltfreundlich…schonmal ein Radrennen geschaut?

    Der Leader wird von 1 Hubschrauber,2 Motorrädern und einem Dutzend Autos begleitet….ohne den Rest…schon hier werden falsche Zeichen gesetzt!

  6. Liberale Politik?

    Bedeutung von „liberal“ laut Duden: „dem Einzelnen wenige Einschränkungen auferlegend, die Selbstverantwortung des Individuums unterstützend; freiheitlich “

    Aha! Sehr liberal die Frau Ministerin von der MR ;)

  7. Bitte um ein bisschen Einsicht!
    Es geht doch auch hier ausschliesslich um unsere Sicherheit.

    Dazu ein kleines Beispiel.

    Wir fuhren als Samstag des dritten Advents über Kelmis nach Aachen.
    Gleich auf deutscher Seite wurden wir und alle die zum Weihnachtsmarkt oder für den Weihnachtseinkauf nach Aachen wollten, zu unserer Sicherheit, von einer mobilen Radarfalle freundlich in Deutschland willkommen geheissen. Es gab schicke Erinnerungsfotos, für kleines Geld, in beide Richtungen. Ein ideales Geschenk. Passt in letzter Minute noch unter jedem Weihnachtsbaum.
    Danke für so viel Fürsorge.

    Eine Woche später. Sonntag letzer Advent.
    Auf nach Monschau zum Weihnachtsmarkt.
    Über Raeren nach Roetgen.
    Dort auf die Bundesstrasse 258, zwischen hunderte andere Autos in Richtung Monschau eingereiht.
    Himmelsleiter, oben „Fringshaus“ ohne nennenswerte Zwischenfälle erreicht.
    Willkommen auf belgischem Gebiet!
    Die Strasse zwischen Fringshaus und Konzen,belgisch,Tempo 90 erlaubt.
    Wer steht da, zu unserer Sicherheit, freundlich zwischen 25 Tannen versteckt.
    Die mobile belgische Blitze im bekannten Toyota und machte schöne Selfies in beide Richtungen.
    Wir fühlten uns gleich viel sicherer und den Weihnachtsgruß gibt’s für die zahlreichen Touristen dann freihaus.

    Also bitte, bitte!
    Auch beim Thema Fahrradhelm,es geht ausschliesslich um unsere Sicherheit.
    Zufälle gibt’s nicht !

  8. R.A. Punzel

    @Neuling: Wer Tempo 90 auf „unseren“ belgischen Straßen fährt, muss Buße zahlen.

    Begründung: Ignorieren von Schlaglöchern, vorzeitige Abnutzung des, von korrumpierenden Unternehmen, lieblos aufgetragenen Straßenbelages, Verschandelung des Ansehens des luxemburgischen Staates (gelbe L- Nummernschilder) wegen Unterschreitung der vom Hersteller (meistens Audi, BMW, Mercedes) vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit.

    • @R.A.Punzel
      Na ja, die belgische Strasse zwischen „Fringshaus“ und Konzen wurden von den Deutschen gebaut.
      Das war wohl der Handel damals.
      Ihr Deutschen könnt eine Verbindung zwischen Monschau und Roetgen durch den belgischen Wald anlegen, wenn ihr die Strasse selber baut und bezahlt.

      Also Tempo 90 mit geschlossen Augen, freihändig und “ O Belgique“ pfeiffend auf dieser belgischen Strasse locker möglich.

      • R.A. Punzel

        @Neuling: Na gut, lassen wir es mal gelten, das „O Belgique“ auf dieser Strecke. Aber sobald abgebogen wird, ist nix mehr mit „Mère chérie“. Da grüßen die, in Belgien üblichen Abtreibungsstrecken.

      • radarfalle

        Schon mal davon gehört, dass es auf diesem Teilstück öfters Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten passieren. Also werden diese Geschwindigkeitskontrollen schon einen Sinn machen. Was das jetzt mit Weihnachten zu tun hat weiss ich nicht. Meines Erachtens müssten idiotische Kommentare hier in diesem Forum ebenfalls bestraft werden, da könnte man noch ansehnliche Geldsummen eintreiben.

        • R.A. Punzel

          @radarfalle: Sie sprechen mir aus dem Herzen, die Höchststrafe bezüglich idiotischer Kommentare wird Ihnen verliehen. Sie dürfen diese auch festlegen.

          Vorschlag à la Dieter Nuhr: Einfach mal die Fresse halten.

        • @radarfalle

          Ja, Sinn machen diese Kontrollen am letzten Weihnachtsmarkttag in Monschau oder auf den Einfahrtsstrassen nach Aachen, an den letzten Weihnachtswochenenden in der Tat.

          Süsser die Staatskassen sie klingeln.

          Beide Strecken, sind nicht als besonders unfallträchtig bekannt.

          Nicht ein Unfall und nicht ein Verletzter wird dadurch vermieden werden.
          Maximal, wird bei dem extremen Verkehrsaufkommen, ein Auffahrunfall provoziert.

          • @ Neuling,

            Wenn Sie Zeit und Lust haben, fahren Sie doch einfach mal beim nächsten Besuch des WM in MON von Raeren aus übers Venn Richtung Sourbrodt und von da aus über Küchelscheid nach Kalterherberg. Ist zwar um einiges länger als Ihre „Hausstrecke, dafür aber garantiert stressfrei (kaum 50-70 Km-Begrenzungen und weder mobile und erst recht keine“ Starenkästen“ lauern da am Wegesrand. Zuvor eventuell auf Botrange noch einen Halt einlegen, in dem Museum gibt es ebenfalls einen schönen WM.
            Auf der von Ihnen beschriebenen B258 sind ja noch, wie Sie vermutlich wissen,auch etliche „Starenkästen“ vorhanden…Allzeit gute Fahrt
            Und jetzt zum Fahrradhelm. Ich fahre im Schnitt ein paar Tausend Km im Jahr mit dem“ Vélo“ Früher war ich eigentlich ein „Helmmuffel“, da ich vor allem im Sommer dachte, der wäre lästig bei warmem Wetter. Genau das Gegenteil ist der Fall, und möchte ihn niemals mehr missen.
            Ich jedenfalls fahre niemals mehr ohne, ob Pflicht oder nicht.

            • @PATRIOT

              Damit wir uns richtig verstehen.
              Ich gehörte nicht zu den Geblitzten und möchte Raserei keinesfalls befürworten oder verharmlosen!!

              Zur Helmpflicht.
              Sehen Sie, Sie ziehen den Helm freiwillig an und so sollte es auch bleiben.
              Freiwillig.

              • @ Neuling

                Sicher, ich binde mir im Auto auch freiwillig eine Kordel um den Bauch und verzichte ( selbstverständlich freiwillig ) in meiner Stammkneipe auf das Rauchen. Ich bin ja soo doof das die Regierung mich vor mir selbst schützen muß..
                Früher konnte ich mich noch selbst entscheiden woran ich kaputt gehen will.

              • @ Neuling:

                „……und möchte Raserei keinesfalls befürworten oder verharmlosen!!“

                Ich auch nicht, um richtig verstanden zu werden. Aber als langjähriger Autofahrer mit inzwischen über 1,8 Millionen Km „auf dem Buckel“, und dazu noch unfallfrei nebenbei bemerkt, ist es doch angenehm(er) auf Straßen zu fahren,
                bei denen in der Mehrzahl die Begrenzung der Geschwindigkeit nicht auf 50/70 Km vorgegeben ist. Deswegen auch der etwas süffisant an Sie gerichtete „Vorschlag“ von mir, übers Venn nach Monschau zu fahren

    • @R.A.Punzel

      Das es auf belgischen Strassen Schlaglöcher gäbe ist ein unverschämtes Gerücht. Belgiens Strassen sind die besten der Welt, es sind sogar Vertiefungen zum Aufstellen der Blumentöpfe an den diversen ( sprachlich bedingten) Nationalfeiertagen vorgesehen. Diese Weitsicht hatte nur das Regime in der DDR. Bei BMW und Mercedes gibt es keine vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit. Es gibt eine eingebaute Vorfahrt und eine einzuhaltende Mindestgeschwindigkeit. (Als Mercedesfahrer sollte ich das schliesslich wissen. :-)

  9. die wahrheit

    Es wäre auch nicht schlecht, wenn die Radfahrer gut sichtbare Kleidung per Gesetz auferlegt bekämen. Ich fahre selbst viel Rad und auch Auto. Ich selbst habe fast einen Radfahrer angefahren, weil ich ihn zu spät gesehen habe. Schwarze Kleidung muss verboten werden. Nur auffällige Kleidung darf erlaubt sein.

  10. Zaungast

    Und an die Fußgänger denkt die Ministerin nicht!

    Dabei sind die viel zahlreicher als die Radfahrer und auch extrem gefährdet. Eine Helmpflicht würde sicher dazu beitragen, Kopfverletzungen bei einem Zusammenstoß mit anderen Verkehrsteilnehmern, ob motorisiert oder nicht, zu vermeiden oder wenigstens zu vermindern.

    Auch sollten Fußgänger auf Straßen, die keinen Bürgersteig haben, im Dunkeln reflektierende Schutzkleidung tragen müssen. Eventuell auch ein orangefarbenes Warnlicht auf dem Helm, so wie die landwirtschaftlichen Traktoren.

    Einen guten Rutsch ins Neue Jahr wünscht euch allen euer Zaungast.

  11. @Zaungast
    „Auch sollten Fußgänger auf Straßen, die keinen Bürgersteig haben, im Dunkeln reflektierende Schutzkleidung tragen müssen. Eventuell auch ein orangefarbenes Warnlicht auf dem Helm, so wie die landwirtschaftlichen Traktoren.“

    Auf den Anblick freue ich mich jetzt schon!
    Denken Sie mal an die armen Autofahrer welche dann vor lauter Lachen gegen Lichtmasten oder dergleichen fahren! ;-)

  12. Gemein(d)e

    Ich dachte der Fahrradhelm sei längst Pflicht.
    Soll sich doch jeder ohne Helm gleich den Schädel einfahren , ist mir doch egal,denn ich spüre da gerade keinen Schmerz.
    Das ist für mich ,als wenn sich jemand mit dem Hammer aufs Knie haut.
    Es ist ja nicht mein Leben welches erlischt, wenn der Autofahrer oder auch Fußgänger, dem Radfahrer die Vorfahrt nimmt.Nützt ja dann nichts wenn auf dem Grabstein des Radfahrers steht ,. „Ich hatte Vorfahrt!“
    Wenn ich mich recht erinnere ,bekommt der Unfallgegner in diesem Fall nur eine Strafe für das nicht beachten der Vorfahrt;wenn der Unfall mit Helm „harmloser “ ausgegangen wäre.
    Was mir bei diesem Thema gerade einfällt , lauft und fahrt nicht so viel bei rot über die Straße!
    Ich glaube letzteres ist ein Grund, für viel mehr Unfälle.
    Ich bin klar für eine Helm-pflicht , allein um den Kindern ein gutes Vorbild zu sein .Der Helm gehört seit Jahren zu jeder Fahrradausrüstung dazu.

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