Politik

Herr Balter, sind Sie ein Populist?

Der Fraktionsvorsitzende von Vivant, Michael Balter, bei seiner Eidesleistung im PDG. Foto: DG-Parlament

Vivant-Fraktionssprecher Michael Balter ist als Populist verschrien, erst recht seit seinem jüngsten Vorschlag, das DG-Parlament brauche eigentlich keinen Präsidenten. „Ostbelgien Direkt“ hat Balter die Frage gestellt, ob er dazu stehe, ein Populist zu sein.

Wörtlich hatte er gesagt: „Der Generalsekretär, der ohnehin bei allen Präsidiumssitzungen und Plenarsitzungen anwesend ist, diese mit vorbereitet und den Präsidenten juristisch berät, könnte genauso gut die Sitzungen führen. Warum also ein Präsident? Dies hat mit dem falschen politischen System zu tun, in dem es gut bezahlter Posten bedarf und in dem dann auch noch einige Bürger aufschauen, weil da irgendeiner auf dem Treppchen sitzt.“

Begriff „Populist“ wird von Vertretern der konventionellen Politik missbraucht

Auf unsere Frage „Herr Balter, sind Sie ein Populist?“ gab der Vorsitzende der Vivant-Fraktion im PDG folgende Erklärung ab:

Ich versuche durch klare Worte, die Menschen zum Nachdenken zu bringen. Dass dies dazu führt, dass einige versuchen, mich zu diskreditieren, ist schade, wird jedoch nichts an unseren klaren Aussagen ändern. Wir sprechen halt Themen an, die andere verschweigen – und dies polarisiert.

Michael Balter (links) im PDG mit seinem Kollegen Alain Mertes. Foto: DG-Parlament

Michael Balter (links) im PDG mit seinem Kollegen Alain Mertes. Foto: DG-Parlament

Schon einige Male bin ich auf den Begriff Populist und dessen ursächliche Bedeutung eingegangen. Ich rate jedem Leser an: Recherchieren Sie mal, welche Entstehung und welche Entwicklung Begriffe wie Volkstribun, Populist oder Demagoge hinter sich haben. Und wann sie wie, und vor allem von wem, benutzt wurden.

In der DG werden Kritiker von der Regierung als Populisten teilweise sogar als Demagogen beschimpft. Und obwohl sie nur nach Aufklärung fragen, wirft man ihnen vor, sie würden der Gemeinschaft schaden. Dabei erkennt der aufmerksame Zuhörer schnell, wer der eigentliche Populist, im negativen Sinne des Wortes, ist.

Heutzutage wird dieser Begriff fast inflationär von Vertretern der konventionellen Politik gebraucht oder missbraucht, um neue politische Strömungen zu denunzieren.

Wenn man bedenkt, wo uns die konventionelle Politik in ganz Europa hingeführt hat, versteht man nicht so recht, warum Menschen, welche nach mehr Demokratie rufen oder sich für ein anderes Geldsystem einsetzen oder einfach nur Bescheidenheit fordern, denunziert werden. Warum? Weil die Regierenden Angst haben vor mehr Demokratie, Angst vor Volksentscheide, oder einfach nur Angst, Macht abzugeben?

Michael Balter (stehend) beim Neujahrsempfang von Vivant-Ostbelgien auf dem Hof Chavet in Schoppen.

Michael Balter (stehend) beim Neujahrsempfang von Vivant-Ostbelgien auf dem Hof Chavet in Schoppen.

Wenn man sachlich dieser Sache nachgeht, erkennt man schnell, wer hier „verführen“ möchte und wer versucht aufzuklären.

Versuche, jemanden ins schlechte Bild zu rücken, ohne sich sachlich mit der eigentlichen Thematik auseinanderzusetzen, sind auch typisch für die DG Regierung. Als Beispiel: Wenn man sich unsere Reden im PDG genau anhört, unsere Ideen und Vorschläge, dann ist dieses Verhalten einiger Kollegen in der DG leicht zu entlarven.

Nehmen wir das Beispiel Komplementärwährungen. Was wurde mein Kollegen Joseph Meyer im PDG vor einigen Jahren beschimpft und ausgelacht! Und heute spricht sogar der zuständige Finanzminister (Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz, Anm.d.Red.) wohlwollend über alternative Finanzkonzepte. Und niemand lacht uns mehr aus.

Ähnliches erleben wir in verschiedenen anderen Bereichen auch. Wenn also Vertreter der Regierung oder der Mehrheit versuchen, mich bezüglich meiner Aussagen zu diskreditieren, dann bedeutet dies für mich, dass ich auf dem richtigen Weg bin – und so weitermachen soll.

Michael Balter, Fraktionssprecher von Vivant

17 Antworten auf “Herr Balter, sind Sie ein Populist?”

  1. Ostbelgien Direkt

    Hier als Zusatz die Erklärung von Wikipedia:
    Populismus (lat.: populus, „Volk“) bezeichnet eine um „Nähe zum Volk“ bemühte Politik, die Unzufriedenheit, Ressentiments, Ängste und aktuelle Konflikte ausdrückt oder instrumentalisiert, indem sie Gefühle anspricht und einfache Lösungen vorstellt.
    Populistische Bewegungen entstehen oft in Phasen raschen gesellschaftlichen Wandels und sind an eine charismatische Persönlichkeit gebunden. Als Populismus werden auch bestimmte Mobilisierungs- und Konsenssicherungsstrategien politischer Eliten sowie einzelner Führungspersonen bezeichnet. Zentraler Bestandteil solcher Strategien ist die Proklamation politisch relevanter Gewissheiten, existentieller Befindlichkeiten und Selbstverständlichkeiten oder „Wahrheiten“ nationaler, moralischer oder ökonomischer Art, wobei unterstellt oder zumindest behauptet wird, dass sie im Alltagsbewusstsein der Bevölkerungsmehrheit vorliegen und daher einer rationalen Erörterung und Begründung nicht bedürfen.
    Daneben definieren einige Politikwissenschaftler Populismus nicht als eine Form der Politik, die mit unrealistischen, aber populären Versprechen versucht, kurzfristig möglichst viele Wählerstimmen zu mobilisieren, da dies eher Opportunismus sei. Ebenso wenig habe Populismus mit dem Wunsch nach kurzfristiger Popularität zu tun, vielmehr gehe es darum, eine dauerhafte Konfliktlinie im politischen Feld einzurichten.[1] Zielgruppen des Populismus sind in der Regel soziale Schichten und gesellschaftliche Gruppen, die sich durch die bestehende gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Ordnung oder ihre Entwicklung benachteiligt sehen.

  2. Nix Eliane

    Populist, Journalist, Kapitalist, usw… Was wichtig ist, ist dass Bewegung kommt und dass die aktuelle politische Welt einfach mehr Bewusstsein bekommen. Michael Balter ist ein sehr mutiger Mann und das ist man einfach nicht gewohnt !

  3. Der Begriff „Populist“ ist de facto nichts Negatives. In der Politik wird dieser Begriff jedoch häufig verwendet, um eben etwas Nachteiliges über einen politischen Gegner auszudrücken, dessen Meinung einem nicht „in den Kram“ passt und ihn gleich in die „rechte Ecke“ zu drücken Der niederländische Politiker Geert Wilders ist hierfür ein beredtes Beispiel.Viele Zeitgenossen, die das Wort „Populist“ in den Mund nehmen, haben auch kein Problem damit, Andersdenkende gleich in die nächste „Stufe“ zu heben, mit Begriffen wie, Nationalist und als“ Krönung“ noch Rechtsradikaler.
    Selbst die Bezeichnung“ Patriot“ ist oftmals mit einem „negativem Touch“
    verbunden, was mich aber nicht stört, da ich als bekennender Eifeler,bewusst diesen Begriff als“ nickname“ verwende und nicht etwa wegen irgendeiner politischen Einstellung….

  4. Edwin Kreitz

    Die Frage ist doch eher: Sprechen die Abgeordneten der PDG-Mehrheit und die Minister noch die Sprache des Volkes?

    Die Resultate einer Umfrage bei den Bürgern in der DG zu diesem Thema würde mich interessieren. Wäre das nix für Sie Herr Cremer?

  5. Zappel Bosch

    Weit davon entfernt, alle Thesen von Vivant bzw. von Herrn Balter zu teilen (letzterer ist meist weniger „katholisch“ in bezug auf das Geldsystem als Herr Dr. Meyer), wird es wohl niemand verwundern, dass er trotzdem meine volle Sympatie hat … ;)
    Gegenüber den „Duckmäusern“ in den Mehrheitsparteien und den gemäßigterten klassischen Oppositionsparteien (die hoffen ja immer auch irgendwann mal in eine Mehrheit zu kommen, mehr als Vivant jedenfalls, die laut Dr. Meyer eigentlich garnicht dorthin wollen), nimmt er kein Blatt vor den Mund und redet Tacheles. Die Plenarsitzungen sind im Allgemeinen ja ziemlich langweilig und zu lang, u.a. weil die Minister (bzw. einer davon) sich meist langatmig äußern, aber es fehlt was, wenn nicht auch das „Redetalent Balter“ pointiert auftritt, sehr zum Ärger des „Langatmigen“…
    Dass unangenehme Kritik mit Populismus „abgefertigt“ wird, sollte ihn nicht aufhalten. Ich wünsche ihm jedenfalls bei den nächsten Wahlen viel Erfolg!

    • Treescher

      Klar, dass er nicht in die Mehrheit will. Da müsste er sich ja um das kümmern, was zu den Zuständigkeiten der DG gehört. Dazu hat er – wie man immer wieder sehen kann – keine Lust. Auch hätte er dann keine Zeit mehr, sich selbst zu vermarkten. Denn bisher hat er neben einigen fragwürdigen und nicht lebensnotwendigen Produkten nur sich selbst vermarktet, und das als knallharter Kapitalist, ganz Sohn, und mit knallharten Euros. Fragt mal uns „Treeschen“, was wir von ihm halten, wir kennen ihn nämlich.

  6. Diesem Zitat: Wenn also Vertreter der Regierung oder der Mehrheit versuchen, mich bezüglich meiner Aussagen zu diskreditieren, dann bedeutet dies für mich, dass ich auf dem richtigen Weg bin – und so weitermachen soll.
    Ist NICHTS hinzuzufügen.100% Richtig!
    Mein Respekt,Herr Balter.Wenn es nur mehr, von solchen Menschen wie
    Sie gäbe,die Politik machen,ohne dumme „SMS“und teuere Frühlings-Bzw.Karnevalsfeste zu feiern.Oder gar, ihre Reisekosten,erst zwei Jahre
    später(manipuliert?) darlegen.
    Danke,Herr Balter.

  7. Ganz ehrlich… So Typen wie der haben doch nichts in der Politik zu suchen. Ahnung von nichts. Die Aussage von dem Deppen „Ich versuche mit klaren Aussagen,…“ Wann hat der denn jemals öffentlich klare Worte benutzt?

    Weg mit dem. Vielleicht wird Vivant dann eine Alternative für mich…

    • @ Ach so: Das mit dem „Ahnung von nichts“ müssten Sie mir mal genauer erklären. Eins steht fest, wenn überall auf der Welt die Systeme gegen die Wand laufen, dann sollte man sich zumindest Fragen stellen, weshalb das so ist. Balter tut das. Daher respektiere ich ihn auch. Es ist einfach zu sagen, seine Themen würde nicht in die Zuständigkeit der DG gehören. Doch immer wenn die DG bei wirklich wichtigen Themen (Lissaboner Verträge) etwas hätte bewirken können, hat man im Interesse der nationalen Sponsoren gehandelt. Man will sich ja nicht seine Pension nicht versauen. Was Momentan in Eupen über die Bühne geht, hätte man sich sparen können. Ausser Spesen nix gewesen!

  8. In vielen Punkten teile ich die Meinung von Herrn Balter.

    So wie jetzt kann es doch nicht weitergehen. Und das gilt nicht nur für Ostbelgien. Schaue ich mir die wirtschaftliche u politische Situation in ganz Europa an, wird mir Angst und Bange.
    Uns geht es noch verhältnismäßig gut, könnte sich aber schnell ändern.

    Immer mehr (sinnlose) Schulden machen führt irgendwann in die Zahlungsunfähigkeit.

    Aber Kalle Lambertz & Co berechnen ihren Haushalt ja noch immer mit steigenden Einnahmen. Na wenn da nicht mal wieder die schlechte Wirtschaftlage dazwischen kommt.

  9. Es reicht!

    Dass Herr BALTER Einsatz zeigt ist offensichtlich. Allein die Anfahrt vom Ende der Welt über unsere tollen Rüttelpisten ist bemerkenswert (Vorteil auf Grund der Strassen wird er auch unmöglich am Steuer auf der Rückfahrt einschlafen).
    Auch sein selbstbewußtes Auftreten ist lobenswert (wer legt sich schon so hartnäckig mit unserm König der DG an).

  10. Réalité

    Es reicht @- Finde auch,der Herr Balter macht seine Arbeit gar nicht so schlecht!Kann,und hat Talent zum reden,gute Argumente,schaut der Regierung auf die Finger u.s.w…!Das diese das nicht so gerne hört noch sieht,insbesondere unser Herr MP,kann man verstehen…..das ist nun mal „das Los der Politik“!Und ein bischen „ausgeruht ist er auch noch“,indem das er die meisten KM wohl auf besseren Strassen fährt,in Deutschland nämlich…..!Er ist „in der ganzen Schar“ im D.G.einer der „besseren“,ganz und gar „Neutral gesehen“!

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