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„Elektra Trainer“: Der Traum vom sauberen Fliegen

31.08.2023, Niedersachsen, Hannover: Das E-Flugzeug "Elektra Trainer" fliegt am Flughafen Hannover eine Platzrunde. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Zum ersten Mal ist am Flughafen Hannover ein vollelektrisches Flugzeug gelandet. Und das nach einem rekordverdächtigen Flug quer durch Deutschland. Das Signal soll lauten: Die E-Mobilität ist auch im Luftverkehr auf dem Vormarsch. Doch es gibt einen Haken.

Morell Westermann hat eine Vision: Noch in diesem Jahrzehnt kann das Fliegen klimaneutral werden, sagt er – zumindest für kleinere Gruppen und auf überschaubaren Strecken. „Die E-Fliegerei ist heute da, wo wir vor zehn Jahren bei den E-Autos waren“, sagt Westermann, der selbst Pilot ist und sich Zukunftsforscher nennt.

Am Flughafen Hannover hat er als Projektleiter eines Elektroflugs gerade für eine Premiere gesorgt: Am Mittwochnachmittag landete dort, an Niedersachsens größtem Airport, als erstes E-Flugzeug überhaupt die „Elektra Trainer“.

29.08.2023, Niedersachsen, Norderney: Das vollelektrische Ultraleicht-Flugzeug „Elektra Trainer“ steht am Flugplatz der Insel Norderney. Foto: Volker Bartels/dpa

Äußerlich erinnert die gelbe Maschine, die am Donnerstag in Hannover vorgestellt wird, eher an eine größere Drohne als an einen Ferienflieger. Gerade mal zwei Menschen passen an Bord. Aber das Innenleben ist revolutionär: Insgesamt zehn Batterieblöcke ermöglichen bei einer Reisegeschwindigkeit von etwa 120 Kilometern pro Stunde eine Reichweite von etwa 250 Kilometern.

Um das zu demonstrieren, hat sich die „Elektra Trainer“ ein Rennen mit einem Elektroauto geliefert. Von Gelnhausen in Hessen aus schaffte Pilot Uwe Nortmann die rund 400 Kilometer Luftlinie bis zur Nordseeinsel Norderney innerhalb eines Tages mit nur einem Zwischenstopp in Oerlinghausen (NRW) – und brauchte kaum länger als das E-Auto.

Entwickelt hat das Flugzeug die 2013 gegründete Firma Elektra Solar aus Landsberg am Lech in Bayern. Eine Verkehrszulassung hat der E-Flieger dem Hersteller zufolge seit Anfang 2023. Mittlerweile seien drei Maschinen dieses Typs in der Produktion. Preis: 250.000 Euro.

Auf eine Signalwirkung der „Elektra“ hofft auch Flughafenchef Maik Blötz. Die bisher verheerende Klimabilanz des Luftverkehrs, Stichwort Flugscham, ist ihm bewusst. „Hinsichtlich des Images kämpfen wir manchmal“, räumt er ein. Der Wandel in der Branche habe längst begonnen.

31.08.2023, Niedersachsen, Hannover: Testpilot Uwe Nortmann zeigt einen Spannungswandler vor dem E-Flugzeug „Elektra Trainer“ am Flughafen Hannover. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Der Flughafen Hannover will deshalb in den nächsten Monaten in seinem Terminal für Privat- und Geschäftsflüge eine neue Infrastruktur für E-Flieger schaffen und diese Plätze günstiger anbieten als die für herkömmliche Flugzeuge mit Kerosin.

Ist der Elektroantrieb im Luftverkehr wirklich serientauglich? „Absolut“, sagt Stefan Eiselin, Herausgeber des Fachportals Aerotelegraph. „Aktuell sind vor allem die Batterien immer noch groß und schwer. Die Reichweiten sind noch bescheiden. Aber die Technologie macht schnell Fortschritte. Das wird kommen.“ Zunächst bei kleinen Privatflugzeugen, perspektivisch auch bei etwas größeren Maschinen – daran werde gearbeitet, sagt Eiselin. Laut Zukunftsforscher Westermann tun das sogar 600 Unternehmen weltweit.

Die schwedische Firma Heart Aerospace etwa will bis 2028 eine Maschine namens ES-30 in den Dienst stellen. Mit vier Elektromotoren soll sie es auf eine Kapazität von 30 Passagieren und eine rein elektrische Reichweite von 200 Kilometern bringen.

Etwas weniger Platz, dafür weitere Flüge plant das Start-up Vaeridion aus München: Dessen «Microliner» soll künftig neun Passagiere bis zu 500 Kilometer weit fliegen können. „Unsere Technik hat auch ihre systemischen Grenzen“, sagt Vaeridion-Mitgründer Ivor van Dartel jüngst im „Spiegel“-Podcast „Klimabericht“. „Wir werden jetzt nicht kurzfristig mit Batterien über den Atlantik fliegen, zum Beispiel. Wir sind uns ganz bewusst, dass es sich vorläufig um Kurzstreckenflüge handelt.“ Die kurzen Strecken seien sehr wohl noch in diesem Jahrzehnt elektrisch möglich.

29.08.2023, Niedersachsen, Norderney: Das vollelektrische Ultraleicht-Flugzeug „Elektra Trainer“ landet auf dem Flugplatz der Insel Norderney. Foto: Volker Bartels/dpa

Ähnlich schätzt es Björn Nagel vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein. Der Fachmann lobt die Arbeit des Elektra-Teams und folgert: „Viele der typischen Strecken von solchen Sportflugzeugen lassen sich klimaneutral fliegen, wenn die Akkus mit regenerativ erzeugtem Strom geladen werden.“ Flugzeuge mit E- oder Hybrid-Antrieb könnten auch besonders leise sein. In der Tat ist es kaum zu hören, als die „Elektra Trainer“ in Hannover abhebt. Als Zubringer oder Regionalflugzeuge haben Elektroflieger daher gar das Potenzial für ganz neue Mobilitätskonzepte, sagt Nagel.

Doch es gibt einen Haken: Auf große Flugzeuge für weite Strecken und hohe Geschwindigkeiten lasse sich dieses Antriebssystem nicht übertragen, sagt der DLR-Fachmann. Dafür seien die benötigten Batterien einfach zu schwer. „Hier sind aus grünem Strom hergestelltes synthetisches Kerosin oder Wasserstoff gute Lösungen, um klimaneutral zu fliegen.“

Der Verband der Fluggesellschaften (Iata) hat es als Ziel ausgegeben, bis 2050 vollständig klimaneutral zu fliegen. Das Streben nach dem E-Flieger ist dabei nur ein Teil der Bemühungen, sauberer zu werden, sagt auch Eiselin vom Aerotelegraph. Für Kurz- und Mittelstrecken komme auch ein Wasserstoffantrieb in Frage, wenn auch wohl erst ab 2035. Für die Langstrecken indes seien nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) auf absehbare Zeit die einzige Alternative. Gewonnen werden die etwa aus altem Speiseöl oder Schlachtabfällen. (dpa)

24 Antworten auf “„Elektra Trainer“: Der Traum vom sauberen Fliegen”

  1. 9102Anoroc

    250000 €,?
    Ein Schnäppchen , wenn man bedenkt, dass die Preise für einen der kleinsten Privatjets , bei 2,9 Millionen Dollar beginnen.
    Ist natürlich auch etwas anders.
    Die Reichweite und Geschwindigkeit nicht vergleichbar.
    Aber immerhin, das e-Flugzeug steckt noch in den Kinderschuhen und wird bestimmt noch größer.-)

  2. Zahlen zählen Fakten

    Lol Rennen.
    Ok, dann macht das mal so: Ich seid beide im selben Haus in Sankt Vith. Und bei Start gehts los. Der eine steigt in seinem Verbrenner ein, und der andere…..tja. Der nimmt erstmal den Bus zum Flugplatz, oder?

    • Segelflugrekorde: Flugdauer 56h, Flughöhe 23000m, Strecke über 3000km. Also das was unter idealen Bedingungen machbar ist.
      Aber das war hier nicht das Thema. Ich finde schon, daß es eine technische Leistung ist manntragende Fluggeräte mit Elektroantrieb zu bauen.

      • Gastleser

        Als anspruchsvolle Bastelei finde ich das auch interessant.
        In der Praxis?
        Mal sehen…
        Der ganze Hype wird wohl da landen wo Akkuschrauber und E-Bikes heute stehen, ob das gut und nachhaltig ist muss jeder selbst wissen.
        Manchmal ist’s praktisch aber nichts davon wird aber das Alter von meinem 200D oder dem Metabo Werkzeug erreichen.

        So am Rande zum ganzen Hype um alles mit Batterie:
        Renault hatte das vor Jahrzehnten schon großflächig aufgebaut – und verworfen.
        Eine Herkules E1 ist auch ein ziemlich nettes Moped – kam nur nie weit.

  3. Manchmal kommt mir dieses Forum als ein Hort der Rückwärtsgewandten und Zukunftsskeptiker vor; wenn es um Elektromobilität geht, kommt vielfach noch eine Prise Hass dazu.
    Man vergegenwärtige sich die Ablehnung und das (in heutigem Sprachgebrauch) Mobbing, das dereinst dem Luftfahrtpionier Otto Lilienthal angesichts seiner ersten Flugversuche entgegengeschlagen ist. Man konnte sich nicht vorstellen, dass aktuelles Wissen Jahre später deutlich überholt sein würde. Heute fliegen verhältnismäßig riesige Düsenflugzeuge durch die Luft.
    Hätte sich die Menschheit von dieser Feindschaft gegen Wissenschaft und Fortschritt bremsen lassen, säßen wir heute noch in Höhlen.

    • Gastleser

      Früher wurde aber keiner gedrängt mit halbfertigen Sachen zu fahren oder zu heizen.
      Einige der ersten Autos waren auch schon elektrisch und schnell – hat sich trotzdem nicht durchgesetzt.
      Da ist ein kleiner Unterschied ob man damit experimentieren will oder muss.

      • 9102Anoroc

        Experimente werden gemacht um ein Ziel zu erreichen.
        Dabei darf man natürlich nicht , die Sicherheit aus den Augen verlieren, nur um dieses Ziel zu erreichen.
        Bei E-Fahrzeugen , kann man die Sache schon skeptisch betrachten , ob es dann bei Flugzeugen automatisch , auch so in Zukunft sein wird , möchte ich aber nicht behaupten.
        Tausende Liter Kerosin im normalen Flieger ,
        sind schließlich auch mit einer großen Gefahr verbunden.

        • Joseph Meyer

          @Anoroc
          Bei den ersten E-Autos in den USA in den 90er Jahren ging es nicht um Sicherheitsbedenken, diese E-Autos waren sehr beliebt und sehr
          erfolgreich – zu erfolgreich für die Öl-Lobby, die ihr bestes Pferd im Stall, den Verbrennungsmotor, zu recht, in Gefahr sah!
          Genauso haben ja auch bei den C-Spritzen Sicherheitsbedenken keine Rolle gespielt, da wäre es aber dringend notwendig gewesen, siehe diesen Dokumentarfilm:

          • 9102Anoroc

            @ – Joseph Meyer 18:46

            Ich kann mir schon gut vorstellen , dass die Öl-Lobby damals wie heute , nicht gut auf Elektrofahrzeuge zu sprechen gewesen sind:-)

            Für uns bedeutet es ja auch mehr Unabhängigkeit.
            Nur muss erstens , diese Unabhängigkeit bezahlbar sein.
            Und zweitens , sicherheitstechnisch nicht schlechter sein , als Fahrzeuge mit einem Verbrenner.

            Und in punkto Sicherheit habe ich eben beim E-Fahrzeug bis jetzt noch meine Zweifel.
            Aber so gesehen steckt die Entwicklung , im Vergleich zum Verbrenner , noch in den Kinderschuhen und kann eigentlich nur besser werden.

            Mit den C Spritzen meinen Sie sicher die Einspritzanlage beim C-Klasse Mercedes:-)
            Da kann ich Sie beruhigen , ich hatte in der Vergangenheit mehrfach ein solches Fahrzeug gefahren, alles in Ordnung , keine Sicherheitsbedenken😊

            Um ausnahmsweise noch mal auf das Thema Corona zurückzukommen ;
            Empfehle ich Ihnen die Studie zu lesen , die praktisch beweist, dass Long Covid an den Genen liegt.
            Ist jedenfalls für mich persönlich eine sehr plausible Erklärung.

    • Ach Hugo, ein MINT-Versager wie Sie kann doch zwischen technischem Atavismus und technischem Irrsinn gar nicht unterscheiden. „Elektrisches Fliegen“ ist ein hervorragendes Geschäftsmodell für Leute die bei der grünen Sekte abkassieren. Dafür gibt es „Forschungsgelder“, das Land NRW machte vor einiger Zeit 4 Mio € locker für solche „Projekte“ der RWTH in Merzbrück…. Wo Oberleitungen für LKW staatlich gefördert werden ist der Verstand schon lange ausgewandert, und da wird auch „elektrisch geflogen“. Aber erst nach der Auferstehung Christi….

    • Guido Scholzen

      @Hugo
      „Nur die Lüge braucht die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von allein aufrecht.“
      — Thomas Jefferson

      Warum wohl will die Staatsgewalt uns wohl zur Elektro-Mobilität drängen, obwohl die Herren und Herrinnen da oben immer noch Vollgas mit Verbrennern durch die Gegend düsen???
      Verbrenner sind was nützliches und E-Auto sind unnütz. Und deshalb haben E-Autos in einer freien sozialen Marktwirtschaft wenig Chancen.

  4. Frau Klinkenberg verteilt ja fleissig Lapptop an den Schulen, vielleicht kann ja mal einer der so gebildeten auf seinem Laptop ausrechnen wie viel Nutzlast ein Flugzeug noch transportieren kann wenn es mit einem Energieträger mit einer Energiedichte von rund 1 kWh/kg angetrieben wird. Hugo kann sicher helfen beim Rechnen wenn die neue KI-Intelligenz der letzten Generation trotz DG-Laptop dazu nicht aureicht….

    • 9102Anoroc

      Ihr könnt es drehen wie ihr wollt und von mir aus, könnte man das Projekt E-Auto auch begraben.
      Nur ist es dafür jetzt zu spät !
      Die Planungen stehen fest und die Marken der Autoindustrie , die noch nicht ihre Produktionslinien für Milliarden umgerüstet haben, werden dies noch machen.
      Wenn wir dann soweit sind und in ferner Zukunft die Fahrzeuge alle autonom fahren , dann rein zufällig das ganze Netz zusammenbricht ;
      kenne ich jemand der Schmunzeln wird und uns Benzin-betriebene Ladas zu überhöhten Preisen anbieten wird.-)

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