Leserbrief

Edwin Kreitz: Seltsames System (2. Teil)

Ein Mensch entscheidet sich dazu, ein Haus zu bauen. Dazu leiht er sich Geld bei der Bank. Bei einer Investition von bspw. 200.000 Euro macht das inkl. Zinsen ca. 300.000 Euro, die er in den nächsten 25 Jahren zurückzahlen muss. Mit seiner Investition schafft er Arbeit für Baustoffhändler und Handwerker. Doch knapp ein Drittel seiner Zahlungen gehen, in diesem seltsamen System, an die Bank, die für eine Beratung und Unterzeichnung eines Kreditvertrages also 100.000 Euro verdient.

Für die Tatsache, Geld geliehen zu haben, welches es gar nicht gibt bzw. welches der Bank selbst gar nicht gehört. Die restlichen 200.000 Euro bekommen der Baustoffhändler und die Handwerker, die mehrere Wochen oder Monate an diesem Haus bauen, also arbeiten werden. Ist doch seltsam, oder?

Damit nicht genug. Der Mensch, der dieses Haus gebaut hat, wird jetzt Eigentümer. Und Eigentum verpflichtet. Weil die Politik seit dem Zweiten Weltkrieg, trotz ständigem Wirtschaftswachstum, immer mehr und neue Schulden angehäuft hat, benötigt der Staat immer neue Einnahmequellen.

Anstatt die Spekulation an Börsen zu besteuern, werden u.a. die Eigentümer zur Kasse gebeten. Dies mit immer neuen Steuern und Gebühren, u.a. die Grundsteuer, Kanalgebühren und natürlich die Erbschaftssteuer. Denn hat man sein Haus endlich, kurz vor dem Totenbett, abbezahlt, gehört es immer noch nicht der Familie. Nur unter der Bedingung, dass die nächste Generation Erbschaftssteuer zahlt, darf sie es behalten.

Wahnsinn! Warum wir uns das gefallen lassen? Wie der Selbstständige in meinem ersten Leserbrief, muss der Hausbesitzer jeden Tag seine Gedanken beim Rückzahlen des Kredites haben und weniger bei seiner Familie oder sich selbst.

Er muss hoffen, nicht krank zu werden oder seinen Job zu verlieren, sonst steht er schnell ohne Haus da. Denn bis zur letzten Rate gehört es der Bank, obwohl sie dafür nichts bzw. kaum etwas getan hat.

Wie gesagt: Geld kann nur mit wirklicher Arbeit verdient werden. Nur Menschen oder Maschinen arbeiten, ein Geldschein kann das nicht.

Wer Geld mit Geld verdient, tut dies immer auf dem Rücken anderer. Er lässt andere, als moderne Sklaven, für sich arbeiten.

Dies ist die Ursache für die Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft. Ausführliche Ursachenforschung in meinem Buch: “Die Zwickmühle – Warum wir drin sitzen und wie wir wieder raus kommen können”.

20.5.2014 Edwin Kreitz, Hillesheim

 

8 Antworten auf “Edwin Kreitz: Seltsames System (2. Teil)”

  1. Serge Dollendorf

    Sehr geehrter Herr Kreitz,

    Bereits ihren ersten Artikel habe ich mit großem Interesse gelesen und auch diesem zweiten Teil Ihres Artikels konnte ich Einiges abgewinnen.
    Insbesondere Ihre Aussagen zur ehrlichen Arbeit, Selbständige und deren Mitarbeiter als tragende Stütze der Gesellschaft, Initiative, Eigenverantwortung, Besitz und die schleichende Enteignung durch Besteuerung finden meine weitgehende Zustimmung . Vermisst habe ich eigentlich lediglich überzogene Bürokratie bzw. Überregulierung und den damit einhergehenden Verwaltugsaufwand der ja auch bezahlt werden will.
    Auch habe ich Ihren Artikel entnehmen können, dass nicht grundsätzlich die Funktion des Geldes angeprangert wird sondern lediglich der Zins. Diesbezüglich hätten Sie ihre Thesen ggf etwas weiter hätten erläutern sollen, da ich zwar glaube die nicht uninteressanten Thesen Silvio Gesells im Keim erkennen zu können aber da bleiben Sie leider etwas wage.
    Letztlich sollte man meines Erachtens aber nicht vergessen dass die von den Banken bereitgestellten Mittel (zu grossen Teilen) aus Spareinlagen bestehen welche Ihrerseits ja auch wieder verzinst werden wollen. Womit sich der Zinskreislauf ja, sehr vereinfacht natürlich, wieder schließt.
    Selbstverständlich muss, was die Banken angeht aber richtigerweise auch dafür Sorgen getragen werden, dass die systemischen Risiken die dem Bankgewerbe innewohnen, eingeschränkt und überwacht werden, da dieses System tatsächlich nicht ohne Risiko ist. Die europäischen Richtlinien in Sachen Eigenkapitalunterlegung und Solvabilität der Banken haben da ja auch schon einiges dazu beigetragen aber es bleibt sicherlich noch viel zu tun. Mein Mitstreiter auf der Europaliste, Axel Kittel, würde dazu sicherlich noch mehr zu sagen können.
    Auf jeden Fall hat Ihr Artikel mein Interesse geweckt und ich werde mir bei Gelegenheit Ihr Buch zu Gemüte führen.
    Serge Dollendorf
    Kandidat PFF, PDG

    • Joseph Meyer

      @Serge Dollendorf
      Sehr geehrter Herr Dollendorf,
      es ist natürlich gut, das Sie Sich offensichtlich für die Geldsystem-Frage interessieren, zumal Sie die Erkenntnisse von Silvio Gesell über das Kreditgeldwesen ansprechen.
      Ich möchte Ihnen allerdings vorschlagen, nochmals nach zu forschen, wo denn die Geschäftsbanken heute das viele Geld hernehmen, um die vielen Kredite zu vergeben. Leider nicht als „Vollgeld“ von Sparguthaben aus den Banktresoren, wie Sie schreiben, sondern tatsächlich zum allergrößten Teil als „Buchgeld“ am Computer, gemäß dem „fractional reserve system“ (google: „Fraktionales Reserve System“), d.h. zum größten Teil „aus dem Nichts“ oder „ex nihilo“ .
      Vielleicht denken Sie jetzt: „Das stimmt nicht, das kann nicht sein, sonst wüssten wir das!“
      Dazu eine Frage zum leichteren Verständnis. Wo denken Sie, nimmt denn die EZB bzw. Mario Draghi, die Billionen Euro (!) her, welche die EZB den Geschäftsbanken zu 0,25% Zinsen überlässt, damit diese Banken es den Staaten und den Unternehmen zu 3-7% Zinsen weiter verleihen können? Auch nicht aus einem riesigen Tresor der mit Spargeldern vollbepackt wäre, sondern wiederum „aus dem Nichts“ am Computer.

      Und ein Letztes: Es sind nicht nur die Zinsen bzw. die Zinseszinsen das Problem, sondern auch die Tatsache, dass die Geschäftsbanken in diesem System das Sagen über das Geld und also auch über die Staaten haben, die sie damit erpressen können: Wer nicht brav die Spekulationsverluste mit Steuergeldern ersetzt, und wer nicht brav seine Staatsreichtümer privatisiert, der bekommt ganz einfach keine Kredite mehr…

      Niemand sollte das Geld an sich verteufeln! Geld ist eine der nützlichsten Erfindungen des Menschen, aber es sollte bitte sehr nur als Tauschmittel, oder auch noch als Wertabschätz- und Wertaufbewahrungsmittel genutzt werden – aber bitte nicht als Spekulationsmittel und auch nicht als „Ware“ für reine Finanzgeschäfte, um mit Geld noch mehr Geld zu „erarbeiten“, Herr Kreitz schrieb das schon. Wie heißt es doch so schön in den Werbungen: „Lassen Sie Ihr Geld wachsen“, oder „Lassen Sie Ihr Geld für Sich arbeiten“…
      Bei Lust und Laune, mehr Infos dazu unter:
      http://www.j-meyer.be/geldpolitik.html

      • Serge Dollendorf

        Sehr geehrter Herr Dr. Meyer,

        Mir sind die von Ihnen angesprochenen Ms (M1/M2/Mn) der gängigen Geldmengendefinitionen wohlbekannt, sowie auch die von mir bereits schon angesprochenen systemischen Risiken die mit diesem Hebel und den Akteuren die damit umzugehen haben einhergehen. Es scheint mir daher ausser Frage zu stehen, dass diese Risiken gebührend eingegrenzt und überwacht werden müssen (Siehe Direktiven zu Solvabilität und Eigenkapitalunterlegung).
        Auch gilt es zu unterscheiden zwischen dem klassichen Bankwesen und dem Investmentbanking über dessen Nutzen sich natürlich trefflich streiten lässt.
        Es scheint mir jedoch nach wie vor, dass wie auch schon unten geschrieben, dass Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden soll und dass über eine verantwortungsvolle Steuerung der Geldmenge durchaus auch zum Wohle Aller die Wirtschaft positiv beinflusst werden kann.

        Die von Ihnen angesprochenen Theorien des Silvio Gesell schienen in der Tat vielversprechend und konnten ja in praxisnahen aber isolierten Feldversuchen belegen, dass Sie grundsätzlich funktionieren könnten, jedoch scheint eine flächendeckende Umsetzung utopisch.

        Recht gebe ich Ihnen allerdings in Bezug auf die Einflusssnahme der Banken auf Staaten welche verhindert werden muss. Aber auch hier gibt es rechtsstaatliche Mechanismen die, wenn sie denn funktionieren, eben jene Einflussnahmen verhindern oder Einschränken soll. Ich denke da bspw auch an unsere gewählten Vertreter die nach dem 25. Mai PEP werden oder bleiben. Also sogenannte Political Exposed Persons deren Handeln von den Compliance Officern, welche übrigens NICHT dem Bankvorstand, sondern der Bankenaufsicht reporten, überwacht wird.

        Allerdings kann jedes System nur so gut sein wie auch die Akteure die in Ihm agieren, sodass wohl davon auszugehen ist, dass sowohl in Ihrer „Perfect World“ wie auch in der die wir jetzt vorfinden immer ein gewisser Misbrauch vorzufinden sein wird. Ob dies aber dem System geschuldet ist oder den Menschen die darin agieren sei dahingestellt. Ich für meinen Teil beasichtige in einer integeren Art und Weise in dem derzeitigen und meines Erachtens gar nicht mal so schlecht funktionierenden System mitzuwirken und es, ggfs soweit es mir vergönnt ist, weiter zu verbessern.

        Mfg

        Serge Dollendorf
        Kandidat PFF / PDG

  2. Habe es gestern Abend vernommen und das wird Dr Joseph Meyer bestimmt aufhorchen lassen : Es gibt tatsächlich eine neue Währung! Die heißt: der „Ulli“. Und zwar ist ein Ulli gleich 28,5 Millionen €. Wie die Unterteilung des Ullis jetzt lautet, entzieht sich meiner Kenntnis. Glaube nicht, dass es für den Ulli einen einzigen Geldschein in Höhe von 28,5 Millionen € geben kann.Das wäre nicht praktizierbar. Wie gesagt, die Unterteilungen des Ullis kenne ich nicht; vielleicht werden die auch erst später publik gemacht. Unterteilungen wie Rummeniges, usw. sinddurchaus denkbar.
    Übrigens, die Scheine werden in Starnberg (München) gedruckt

  3. @Patriot, da haben Sie etwas missverstanden. Uli ist keine neue Währung sondern das Ergebnis eines sensationellen Transfers. Uli Hoeneß wechselt nächste Woche für 28,5 Millionen €uronen vom FC Bayern München zum Lokalrivalen JVA Landsberg und Rummenigges nennt man in münchener Zollkreisen Menschen die versuchen mit Luxusuhren den Zoll zu umgehen.

    Geehrter Herr Kreitz,
    nicht der Zins ist verwerflich sondern die Zockerei. Seit Jahrhunderten werden Geldbeträge gegen Zinsen verliehen. Ein funktionierendes Kreditwesen ist Grundlage für eine funktionierende Wirtschaft. Das Problem bei der „Bankenkrise“ war das immer windigere Finanzprodukte erdacht wurden um Anlegern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Daneben hat es die Bankenlobby fertiggebracht die Politik so zu beeinflussen das diese die Regeln und Vorschriften immer mehr lockerte. Am Ende steht der Zauberlehrling-Effekt:“Die Geister die ich rief, werd‘ ich nun nicht mehr los.“
    Es wird Aufgabe der Politik für die nächsten Jahre sein hier wieder Ordnung hineinzubringen.

  4. Edwin Kreitz

    Herr Dollendorf, erstmal vielen Dank für ihren sachlichen Kommentar, der im Forum eher selten ist.
    Der Kreis schließt sich leider nicht wie Sie schreiben. Banken können 100x mehr Geld verleihen als sie selbst als Eigenkapital bzw. Einlage von Sparern besitzen. Und darauf können Sie Zinsen einnehmen. Eine Politik, die diesem riskanten Spiel kein Ende setzt ist völlig überflüssig und das auf allen Ebenen. Weil dieses Finanzsystem alle anderen gesellschaftlichen Probleme auslöst. Geld zu verleihen was es gar nicht gibt und dann dieses Geld mit Zinsen von ehrlich arbeitenden Menschen einzukassieren. Unvorstellbar aber wahr!
    Es gibt nur zwei Arten von Politiker. Die einen, die dieses Szenario kennen
    und es bewusst decken bzw. Teil davon geworden sind und die anderen
    die es nicht kennen. Beide sind fehl am Platz. Denn beide können nicht
    die Ursache unserer Probleme lösen nur einige Stellschrauben verstellen.

    • Serge Dollendorf

      Hallo Herr Kreitz,

      Aufgrund europäischer Solvabilitätsvorschriften und Anforderung an die Eigenmittelausstattung von Banken sollte Faktor 100 zumindest in Europa schon seit längerem nicht mehr möglich sein.

      Und die Kontrollen werden weiter verschärft was auch gut so ist, aber ich will wegen der Risiken nicht gleich das Kind mit dem Bade auschütten.

      Mfg

      Serge Dollendorf

  5. Edwin Kreitz

    Wenn liberale, sozialdemokratische und konservative politische Kräfte in Europa wollen können Sie die Banken sofort an die Kette legen. Die Kontrollen müssen nicht verschärft werden, wenn die gesetzlichen Rahmen schon gegen jeden logischen Menschenverstand sind. Was wollen Sie kontrollieren, wenn es legal ist mehr Geld zu verleihen als man eigentlich hat. Das muss man nicht kontrollieren sondern abschaffen. Wenn man dieses System nicht abschafft sollten G8, G20 Gipfel usw. abgeschafft werden, weil sie überflüssig sind.

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